almis personal blog

Vom Schreiben

Von meiner Freundin L. habe ich einen Jahresvorrat an wunderschönen Notizbüchern (in einer tollen Schachtel) bekommen.

Nachdem das Kind morgen auf Urlaub fährt, werde ich wohl gleich mit dem ersten beginnen.

Hemingway hat mal gesagt, Schreiben sei einfach: “All you do is sit down at a typewriter and bleed.”

Vor dem Typewriter kommt das Notizbuch. Ich könnte keine Poetikvorlesung halten, ich kann nur sagen, dass die Suche nach dem richtigen Wort oder Satz ein Erlebnis ist, das mich fasziniert, manchmal auch ein Abenteuer, oft eine Herausforderung. Ich möchte Eindrücke festhalten, Momente und auch Menschen. Solange ich schreiben kann, sind diese Menschen bei mir und das ist so ein warmes und beruhigendes Gefühl. Daran denke ich diese Woche oft.

Little Women

Am Mittwoch habe ich dann noch zum Abschluss Little Women gesehen, den zweiten Film, bei dem Gerwig Regie geführt hat. Little Women ist ein amerikanischer Klassiker, eine Coming of Age Geschichte, vielleicht so bekannt wie Heidi im deutschsprachigen Raum.

Bei Friends motiviert Rachel einmal Joey, der normalerweise Bücher meidet, Little Women zu lesen und er will mehr darüber wissen und fragt sie: “These little women, how little are they? I mean, are they like scary little?” Nun, es handelt sich dabei um vier Schwestern, die von ihrem Vater so genannt werden, obwohl sie mittlerweile schon praktisch alle die Pubertät hinter sich haben.

Die Geschichte wird von Jo March, einer der Schwestern erzählt, die Schriftstellerin werden will und ihre Texte an Zeitungen und Verlage verkauft, sie arbeitet eben an ihrem ersten Roman, über sich und ihre drei Schwestern. Alle vier sind sehr künstlerisch begabt, eine schauspielert, eine malt, eine spielt Klavier und Jo eben schreibt. Aber zu dieser Zeit, wir befinden uns im 19. Jahrhundert, geht es im Prinzip nur darum gut zu heiraten, um versorgt zu sein, weil ja Frauen kaum arbeiten durften, und wenn dann sicher nichts brotloses.

Jo (Saorise Ronan) hasst das und sie rebelliert dagegen. Sie lehnt den Heiratsantrag von Laurie (Timothee Chalamet) ab, und klagt ihrer Mutter ihr Leid und liefert damit, wie ich finde, ein wesentlich eindringlicheres femistisisches Statement als das in Barbie der Fall ist, aber vielleicht bin ich persönlich auch mehr der 19.Jahrhundert-Feminismus Typ, sie sagt:

Women, they have minds and they have souls, as well as just hearts. And they have got ambition and they have got talent, as well as just beauty. I am so sick of people saying that love is just all a woman is fit for. I`m so sick of it!

Jo March in Little Women

Der FIlm ist generell so jung und frisch, obwohl er eben in der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Aber Greta Gerwig gelingt das Kunststück, den Film total heutig erscheinen zu lassen, ohne ihn seiner Zeit zu entreißen und mit Gewalt modernisieren, einfach um der Modernisierungs-Willen. Und die SchauspielerInnen sind großartig vor allem Ronan und Florence Pugh spielen so gut.

Hier noch der Trailer:

Die Stelle bei der ich diesmal am meisten gelacht habe (und erstaunlich wenige andere im Publikum) als Amy zu Laurie sagt: “Well, I believe we have some power over who we love, it isn’t something that just happens to a person.” Und Laurie daraufhin: “I think the poets might disagree.”

Btw. der große Saal im Votiv war bis auf den letzten Platz besetzt.

Noch was zu Anderson

Es ist sehr interessant, wenn man selbst eine Kritik schreibt (über Asteroid City, siehe letzter Blogeintrag), die kurz vor dem offiziellen Kinostart erscheint und dann nach und nach lauter andere Reviews lesen darf (von Menschen, die mutmaßlich eh auch in der gleichen Vorstellung waren).

Um es uns allen aber beim nächsten Wes Anderson Werk schwerer zu machen, würde ich vorschlagen, folgende Begriffe dabei dann nicht verwenden zu dürfen:

  • Meta
  • Nerd
  • Symmetrie
  • Hipster
  • Subtext
  • Schrullig

Ich mein, ich hab da selber dann eh auch ein Problem. Harhar.

Interessant fand ich aber, dass nur Michael Omasta vom Falter es – so wie ich -geschafft hat The Royal Tenenbaums in seiner Kritik zu erwähnen und zwar wirklich ziemlich ähnlich wie ich (und wir haben nicht gegenseitig abgeschrieben), nämlich folgendermaßen:

Fans von Andersons überragendem Frühwerk “The Royal Tenenbaums” (2001) werden sich dieses Motivs [des Witwers, Anm.] erinnern. Auch dort gab es schon so einen sad dad, nur dass Ben Stillers Figur – und seine zwei Söhne – durch den Verlust sichtlich traumatisiert waren. Im aktuellen Film reicht es fast nur noch für den Gag vom traurigen Loser und dem dominanten Schwiegervater.

Falter Nr. 24/23 – Michael Omasta “Ein Herz für Nerds”, Seite 31

Wahrscheinlich liebt er den Film auch so wie ich und kann daher nicht über Anderson schreiben, ohne dieses Werk zu erwähnen.

Notebook-Liebe

Aus der Rubrik Dialoge mit dem Kind

Ich: Schau, du kannst dir aus meiner geheimen Schachtel voller Notizblöcke einen aussuchen.

Kind: Sehr geheim, die Schachtel steht mitten am Tisch. Aber ich brauch das nicht.

Ich: Dann werde ich das später deinen Kindern anbieten, wenn sie mich besuchen kommen.

Kind: Ich wette, wenn du stirbst, hast du immer noch mindestens zehn leere Notizblöcke

Harhar. Touché!

Neues Leben, 22

In den Medien war zu lesen, dass es heuer nicht so ideal sei, die Perseiden zu beobachten, die ja jedes Jahr so Mitte August zu sehen sind, wegen Bewölkung und so. Und ich dachte an letztes Jahr und was ich mir da gewünscht hatte und es ist nicht nur nicht eingetreten, was ich mir gewünscht hatte, es ist gleich alles komplett den Bach runtergegangen und deshalb denke ich mir dazu einfach nur: Ach Scheiß auf die Perseiden, ehrlich. Harhar.

Meine Schreibwoche ist bald zuende und heute war ich ganz zufrieden mit mir und musste das auch, zwecks weiterer Eigenmotivation, gleich mit der Instagram Welt teilen (danke für die lieben Kommentare!):

Und weil ich gerade eine Woche in Atzgersdorf verbracht habe, hat mir dieser Tweet auch sehr gut gefallen:

Neues Leben, 21

Der August ist da oder wie mein Kind sagt: “Wahhh die Ferien sind so gut wie vorbei.”

Gilt man eigentlich als C erkrankt, wenn man seinen Test nicht auf diversen Social Media Kanälen postet? Anyway: mein Juli bestand auch darin, dass ich nun auch endlich C erwischt habe, es fiel bei mir auf einen Montag. Also am Montag war ich tatsächlich krank und lag im Bett. Am Dienstag hab ich schon wieder gearbeitet, einerseits, weil man als Selbstständige mit Deadlines gewissen Verpflichtungen unterworfen ist, andererseits weil es mir tatsächlich bereits wieder recht gut ging. Trotzdem hab ich mir gedacht, wenn ich schon in Quarantäne bin (damals als es noch die Quarntäne gab harhar), dann ruh ich mich auch aus und tu, was man so als “Kranke” macht. Also hab ich Seinfeld gebingt und bin jetzt tatsächlich fertig mit der Serie. Ich werde noch extra dazu bloggen.

Nach fünf Tagen hab ich mich freigetestet (bereits wieder komplett negativ), und hab dann erstmal einen langen Spaziergang gemacht, auf den ich mich eigentlich gefreut hatte. Leider war es auch einer dieser Tage, an denen ich viel weinen musste. Sie kommen so überfallsartig, ohne Vorwarnung und sie sind Scheiße. Also hab ich auf dem langen Spaziergang eigentlich pausenlos geheult, aber na gut, irgendwann beruhigt man sich dann auch wieder.

Ich habe mir – auch aus diesen Gründen – eine Schreibwoche im Garten gewünscht, alleine, wo ich möglichst viel von meinem Langtext weiterbringen will, diese Woche hat gestern Abend begonnen, zugegebenermaßen recht relaxt, mit dem ESC Songcheck zum Schlafengehen:

Geldquelle

Aus der Rubrik – Dialoge mit meinem Kind

Sohn so: “Weißt du, ich könnte dich verklagen, weil du ein Buch über mich geschrieben hast und mich nicht um Erlaubnis gefragt hast.”

Ich so: “Ok, verklagst mich bitte auf die Hälfte meiner Einnahmen, dann kriegst du 2,50 Euro im Monat”

Lachanfall

Sohn: “Der Moment, wenn man die Einzige ist, die lacht.”

Neues Leben, siebzehn

Dank meines Kindes bin ich jetzt wieder up to date, was die Formel 1 angeht. Ich hege große Sympathien für den Kanadier Nicholas Latifi, der beim Monaco Grand Prix nach der Regenpause, quasi als manche noch nicht mal richtig mit der Aufwärmrunde gestartet sind, schon in der Mauer klebte. In der Aufwärmrunde! Das erinnert mich so an mich selbst, wie ich früher (aka als ich noch ein Auto hatte) in der Garage einfach random irgendwelche Wände touchierte. Herrlich. Na gut, ich bin keine Formel 1 Fahrerin.

Ich habe mit dem Sohn auch die Challenge angesehen, bei der die Fahrer alle F1 Weltmeister von 2021 abwärts aufzählen mussten. Alle so: “Lewis, Lewis, Lewis, pp.” Hamilton: “Me, me, me…” Oder dann in den 2000er Mick Schumacher: “My dad, my dad…” Sobald ein Fahrer nicht mehr weiterwusste oder seine Antwort falsch war, schied er aus. Als Daniel Riciardo ausschied meinte er: “I bet Vettel will get those, he is a bit of a nerd.” Im Jahr 1982 waren dann nur noch zwei “im Rennen”, nämlich Max Verstappen und eben Sebastian Vettel. Verstappen schied dann 82 auch aus und Vettel – ohne Scherz – zählte einfach alle Weltmeister in umgekehrter Richtung weiter auf, einfach so, bis 1950. Impressive! Honorable Mention geht an Kimi Raikkonnen, der sich nicht ganz sicher war, in welchem Jahr er selbst gewonnen hatte. Harhar, lieb!

A. bringt mich ein bisschen auf andere Gedanken. Viel muss man sich um einen fast 15 jährigen nicht kümmern, er ist anwesend und dann auch wieder nicht – genau wie ich. Gestern bin ich extra über einen Friedhof gegangen (Südwest, aber es eignet sich jeder Friedhof) um zu weinen, weil ich dachte, da spielt es keine Rolle, da schaut einen niemand blöd an, da gehört es fast schon zum guten Ton. Am Abend hab ich dann mit A. gelacht und ihm gedankt, dass ich auch lachen kann, an so einem Tag.

Neues Leben, dreizehn

Ich schau alte ESC Songchecks und als ich das jemandem erzählte, meinte der: “Der Songcontest ist doch vorbei”. Also das ist mir echt zu passiv-aggressiv sorry. Harhar. ESC ist das ganze Jahr! Jedenfalls bin ich wieder auf Say Na Na Na von Serhat gestossen, der ja den Menschen in seinem Song anbietet, jederzeit bei ihm anzurufen, damit er Lebensweisheiten mit ihnen teilen kann, Weisheiten wie diese:

Just be strong and look at me
Hear me when I say
Who cares that you’re out of love?
It happens every day

Und man soll einfach immer ein fröhliches “Na Na Na” auf den Lippen haben. Ja genau, da gehts mir natürlich gleich viel besser, wieso bin ich da nicht schon selbst draufgekommen? Und solche Menschen gibts tatsächlich in real life auch, die einem Tipps in der Preisklasse geben. Das ist nur eine Stufe über: Jetzt reiß dich aber mal zusammen. Na JA, sag ich da nur.

Ich bin jetzt in der Phase, inspirational quotes zu lesen – der Facebook Algorithmus hat erstaunlich schnell überrissen, was mit mir los ist & liefert den passenden Content – und Ratgeberbücher (im weitesten Sinn) zu lesen. Heute bin ich zu Fuß in die Bücherei gegangen und bin dort herumgestreift – ich liebe es, in der Bücherei zu sein, mit anderen Leuten, die dort sind und alle reden leise miteinander und blättern in Büchern; in der Flodo Bücherei gibt es sogar einen angrenzenden Garten; und da habe ich mir dann gedacht, es ist doch positiv, wenn man weiß, was einem guttut. Ach ja, dieses Zitat von Mirna Funk aus einem Woman Interview hab ich in der Bücherei nochmal fotografiert (Qualität immer noch schlecht), aber es spricht mich so an.

Ich weine eigentlich wenig. Aber oft überkommt mich so eine allgemeine Erschöpfung, im Zuge derer ich mich hinlegen muss, so überwältigt und körperlich ausgelaugt bis leer fühl ich mich da, aber das ist viel besser als weinen, das einem ja nur weitere Kraft kostet, es ist irgendwie so ein ruhiges wieder zu Kräften kommen.

Neues Leben, zwölf

Wie ich in meinem letzten Blogpost erwähnt: Was fühlt sich jetzt gerade leicht an? Was brauche ich jetzt? Ich bin draufgekommen, dass ich Ruhe brauche. Und schreiben will, ja muss. Daraus wurde die Idee geboren, ungefähr einmal die Woche einen Tag für mich alleine in meinem Garten zum Schreiben haben. Gestern war der erste.

Ich bin um sieben Uhr aufgewacht – das Kind hat bei einem Freund geschlafen – und habe erstmal gemütlich allein gefrühstückt, mit Marmeladenbrot, Ei, Saft, Kaffee und Zeitungen. Das Sonntagsfrühstück muss ich auch “reframen”. Das habe ich jahrelang zu zweit verbracht und das Frühstück fand erst zu Mittag oder sogar am frühen Nachmittag statt und hat lange gedauert und war so vertraut und einfach wunderschön. Na ok, egal. Also ich habe zuhause gefrühstückt und bin dann zu Fuß zum Bahnhof Floridsdorf gegangen. Dann nach Hetzendorf und vom Bahnhof Hetzendorf zu Fuß in den Garten, obwohl es da auch einen Bus gäbe, aber mir war nach Gehen. In ungefähr fünf Jahren kommt dann eine Schnellbahnstation direkt unter der Anlage – Benyagasse sofern sie den Namen nicht wieder ändern.

Dann bin ich ein bisschen im Garten gesessen und habe einfach nur geschaut. Es gibt kaum was beruhigenderes als einfach nur ins Grün zu schauen und den Vögeln zuzuhören.

Und dann habe ich zu schreiben begonnen. Also ich schreib eh schon länger an einem Text, aber wie das halt so ist, der Alltag, die Arbeit, die Verpflichtungen usw. oft fehlt die Energie. Aber die Ereignisse der letzten Wochen haben meinen Fokus jetzt wieder verschoben, hin zum Schreiben, weil ich auch ein Ventil brauche, um damit fertig zu werden. Ich hab das dann auf Insta gepostet, dass das mein zweites Buch wird – wie auch immer dann “gepublished” – und habe erstaunlich viele positive Kommentare auf diese Ankündigung bekommen. Das hat mich sehr gefreut und auch bestärkt, das bedeutet mir wirklich sehr viel, danke!

Jedenfalls hab ich geschrieben und geschrieben, dann was gegessen und dann wieder geschrieben und am Ende waren es 3000 Wörter, was ich nicht übel finde. Danach hab ich noch eine Weile in den Garten geschaut und dann bin ich wieder zurück nach Floridsdorf gefahren, wo der Sohn fast gleichzeitig mit mir heimgekommen ist.