almis personal blog

Schicksal

Jetzt ist mir der Content ausgegangen.

Nein, ich hab sehr viel Arbeit (als Selbstständige kann man schwer sagen, sorry, ich bin schon gut ausgelastet, wenn ein “Stammkunde” schreibt) und heute kam dieses Buch per Paketpost. Dafür lass ich mich gern um 8.15 am Samstag in der Früh rausklingeln:

Ganz neu, diese Woche erschienen. Jetzt muss ich nur Zeit finden, es auch zu lesen. Ich habe ja sämtliche Bücher von Zeruya Shalev gelesen und sie sind alle wunderbar geschrieben, voller Beziehungschaos, Schicksalsschlägen und Sex, also so wie ich das mag. Harhar.

ESC: the end

Alle können aufatmen, der ESC ist gelaufen und somit werd ich hier jetzt auch wieder über andere Dinge schreiben. Aber ein paar Anmerkungen zum Finalabend hab ich schon noch.

Erstens Mal: Dieser halbwegs neue Wahlmodus ist echt der Wahnsinn, wenn es um Nervenkitzel geht. Man weiß wirklich erst beim allerletzten Voting, wer gewonnen hat. Das heißt im aktuellen Fall: Italien war nach dem Juryvoting “nur” Fünfter, aber das sagt nicht wirklich soviel aus, denn der Zuseher weiß nicht, wieviel Publikumspunkte im Endeffekt gebraucht werden, um zu gewinnen. Man kann gut von der Jury bewertet – dann relativ abstürzen beim Publikum. Gestern beispielsweise Malta, Dritter nach dem Juryvoting und dann überraschenderweise nur 47 Punkte vom Publikum. Und schon bist du nur noch 7. in der Gesamtwertung. Ähnlich ging es ja Schweden 2019.

Auch sehr arg ist, wenn jemand von Publikum gar keine Punkte bekommt. Denn es wird ja jedes Land extra erwähnt. Der arme James Newman aus Großbritannien hat von der Jury null Punkte bekommen und erfährt dann von der Jury die Publikumswertung: zero points. Das ist schon ziemlich hart. Wobei man sagen muss: Song und Performance waren leider auch eine ziemliche Katastrophe. Dieses Jahr haben überhaupt gleich vier Länder null Punkte vom Publikum bekommen. Das ist schon heftig und war den Moderatoren auch sichtlich peinlich. Extrem überrascht war ich auch vom Publikumsvoting für San Marino. Nur 13 Punkte (zum Vergleich die Höchstpunktezahl waren 318). Ich hab die wirklich unter den Top 10 gesehen und jetzt nur Platz 22.

Schön versöhnlich, dass Island es letztendlich auf den vierten Platz geschafft hat. Dady hat eine enorm große Fanbase. Und der weiße Gesang der Ukraine, für mich anfangs ein absolutes Minderheitenprogramm wurde Fünfter. Der Interval Act, die Rooftop Konzerte, waren sehr nett! “Alte” Songcontest Gewinner performen auf den Dächern von Rotterdam. Von Sandra Kim über Teach In bis hin zu Lordi und dem (unvermeidlichen) Mans Zelmerlöw. Nein, er ist eh cool, aber hat seit seinem Sieg 2015 noch keinen Song Contest ausgelassen und war in verschiedenen Rollen beteiligt oder wie jemand auf Facbook schrieb: “Werden wir noch jemals einen Song Contest ohne Mans Zelmerlöw erleben?” Harhar.

Die Top 10, im Schnelldurchlauf:

Zitti e buoni

Italien hat es also tatsächlich geschafft, den ESC zu gewinnen. Das Voting war so spannend, ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen.

Ich freue mich sehr, nicht zuletzt deshalb, weil das 2022 vielleicht wieder einen chaotisch-liebenswerten Bewerb in Rom gibt, wie damals 1991. Aber Spaß beseite: Dass ein Song, der derart wild, unangepasst und ja, auch strange ist gewinnen kann, hätte ich mir nicht vorstellen können. Zumal in einem Genre, das nicht gerade zu den beliebtesten in der Songcontest Geschichte zählt. Aber so richtig an Genregrenzen hält sich Zitti e buoni ja jetzt auch nicht unbedingt.

Im Vorfeld haben viele Menschen gesagt: Ja, der Song ist schon gut, auch Qualitätsmusik, aber gewinnen wird das nicht. Das polarisiert zu sehr. Andererseits sagt Marco Schreuder immer wieder gerne, dass polarisierende Songs oft gute Chancen haben, weil man nur FÜR einen Song anrufen kann und nicht dagegen. Und wenn man alleine an jüngere Siegerlieder wie 1944 oder Amor pelos dois denkt (wo ich im Vorfeld gefühlt die Einzige war, die das gut fand), dann hat er vermutlich recht. Im Standard hat Schreuder einige ESC Aficionado befragt, was das Erfolgsrezept für einen Gewinn ist und da wurden schon kluge Dinge gesagt, wie, dass es um das gewisse Etwas geht, dass es nicht mal besonders perfekt vorgetragen sein muss. Ich denke persönlich, man muss auch den Zeitgeist treffen. Und der lautet wohl 2021: “Sono fuori di testa – ma diverso da loro” Was ungefähr bedeutet: “Ich bin verrückt, aber anders als die anderen.”

In diesem Sinne: See you in Rome! (or Milano)

Gedanken vorm Finale

Also dafür, dass ich ursprünglich recht skeptisch dem italienischen Beitrag gegenüberstand, bin ich jetzt fast schon ein glühender Fan. Weil das ist schon sehr großartig, was sie da auf die Bühne stellen, sowohl musikalisch als auch vom Glam-Faktor her.

Ich glaube tatsächlich, dass es da am Samstag um den Sieg geht. Gefährlichste Konkurrentin sicher Barbara Pravi aus Frankreich, stark ist aber natürlich auch Malta und die Schweiz. Wobei die beiden letztgenannten m.E. etwas zu nah den den Gewinnern jeweils von 2018 und 2019 dran sind. Das Dark Horse ist mittlerweile sicherlich die Ukraine, die zwar den wohl verstörendsten, aber auch einen der interessantesten Auftritte hinlegt.

Weniger Chancen sehe ich nach den Live-Performances mittlerweile für Litauen und Island, wobei zumindest die Isländer auch in den Top 10 landen werden. Top 10 vorstellbar ist für mich defintiv auch San Marino, die schon eine sehr unterhaltsame Performance mit Flo Rida hinlegen, der offensichtlich ziemlich viel Spaß hat (oder es zumindest sehr gut vortäuscht). Meiner Meinung nach könnte nach dem Semifinale jetzt auch Portugal überraschend in den Top 10 auftauchen, was ich mir noch vor drei Tagen niemals hätte vorstellen können. Vermutlich schafft das auch Finnland, aber mit denen kann ich einfach leider trotzdem gar nichts anfangen.

Achja und weil heute ja auch in den Radiostationen all over Europe der besten Songcontest Song aller Zeiten gewählt wird. Ich tippe auf Gewinnerin Loreen mit Euphoria. Nur fürs Protokoll.

Review 2. Semi

Tja, das war es dann wohl. Österreich hat es leider nicht geschafft, ins Finale am Samstag einzuziehen, obwohl Vincent Bueno m.E. einen wirklich guten und emotionalen Auftritt hingelegt hat, der mit einer tollen Lichtshow in Szene gesetzt wurde. Dass das mit dem Finale nichts wird, war mir beim Voting ziemlich schnell klar, nachdem gleich zu Beginn zwei Länder, die ich nicht weiter gesehen hätte, ihr Tickelt gelöst haben (Moldawien und Serbien).

Der Rest war eh erwartbar. Wobei mich speziell Portugal sehr positiv überrascht hat. The Black Mamba mit Love is on my side – lange Zeit ziiiemlich weit hinten bei den Buchmachern – haben ein sehr stimmige Performance geliefert. Victorias Song Growing up is getting old kommt, wie schon mal erwähnt, 20 Jahre zu früh für sie, hat aber irgendwie das gewisse Etwas, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn alles denkbar unspektakulär ist und Victoria eine der wenigen KünstlerInnen des diesjährigen ESC ist, über die man kaum etwas hört. Wenig Interviews, wenig “Buzz” rundheurm. Trotzdem seit Anbeginn bei den Buchmachern rund um Platz 5 gereiht.

Am frappierendsten fand ich gestern Tornike Kippianis Auftritt mit You. Wie schon Marco Schreuder in seinem Standard-Blog treffend beschrieben hat, weiß man nicht so richtig, wieso Herr Kippiani eigentlich beim ESC antritt, er scheint emotional nicht sehr beteiligt. Und der Song ist dermaßen langsam und ereignislos, dass man staunt oder wie Schreuder schreibt: “Und wenn man dann hofft, der Song möge sich steigern, setzt er sich erst mal hin.” Immerhin wurde der Song aber strategisch günstig hinter Loco Loco von den Serbinnen platziert, weil danach brauchte man definitiv Erholung.

Was ich mich noch frage: Gjon’s Tears aus der Schweiz mochte ich von Anfang an, auch seine Live Performance ist gut, aber dieses Outfit! Warum?

Poor Iceland

Island hat ESC-technisch jetzt wirklich in allen Belangen die Arschkarte gezogen, ich kanns nicht anders sagen.

Letztes Jahr quasi schon fast der sichere Sieger mit Thinking about things, sogar mit persönlicher Empfehlung von Russell Crowe, dann wird der ESC abgesagt. Heuer dann ein neues Lied, das natürlich nicht mit dem Hype des vergangenen mithalten kann. Aber nach anfänglichen Irritationen arbeitet sich Island bei den Buchmachern nach vorne und steht derzeit auf Platz 6. Am Sonntag mussten sie in Quarantäne, weil jemand aus der Delegation positiv getestet wurde, aber das war ja bei anderen auch der Fall und hat sich dann als falsch positiv herausgestellt. Nicht so bei Island, noch schlimmer: jemand von der Band wurde gestern positiv getestet. Damit ist klar: Daði Freyr und seine Band werden nicht live auftreten können, weder gestern beim Durchgang für die Jurywertung, noch heute beim zweiten Semifinale und auch nicht am Samstag beim Finale (ich gehe mal davon aus, dass sie ins Finale kommen werden).

Das ist wirklich richtig, richtig bitter. Trostpflaster zwar, dass sie trotzdem teilnehmen können, aber gerade eine Band wie Daði Freyr und Gagnamagnið leben von der Interaktion mit Fans, vom tatsächlichen live performen. Ich wünsche ihnen, dass sie einen guten Platz schaffen.

P.S Ich hab mir gestern die Juryshow “angeschaut” – also bei Wiwibloggs die kommentieren die Juryshow, und man hört nur die Musik, sieht aber nichts. Und da war die Performance von Island (Aufnahme vom 2. Rehearsal) wirklich gut.

P.P.S Ja, ich bin ein Nerd, der sich Juryshows ohne Bild anschaut.

Review 1. Semi

Gestern ging also das erste ESC Semifinale über die Bühne und es war wieder interessant zu sehen, dass die Songs auf so einer riesigen Bühne mitunter dann ganz anders wirken als wenn man die reine Studioversion hört.

Beispiel Russland: Ich fand den Auftritt von Manizha sehr beeindruckend, obwohl ich nicht der allergrößte Fan des Songs bin. Sehr sehr gut fand ich die Ukraine gestern, die ihren durchaus sperrigen Song Shum wirklich hervorragend in Szene gesetzt haben, visuell ganz stark! Langsam gewöhne ich mich auch an den Schreigesang. Und Belgien ist erfreulicherweise tatsächlich weiter, mit einer überzeugenden stimmlichen Leistung der Hooverphonic Sängerin, einem intimen Setting mit Blair Witch Projekt artigen Einspielungen im Hintergrund.

Etwas verhungert ist m.E. Litauen mit Discoteque. Ich mag den Song wirklich gern, aber er verliert sich leider etwas auf der großen Bühne. Aber Gott sei Dank trotzdem weiter.

Australien hat eindrucksvoll bewiesen, dass an der Live on Tape Performance im Nachhinein wirklich nichts mehr verändert werden darf. Das waren wirklich sehr viele schiefe Töne. Auch bei Irland und was sollte diese überladende hektische Bühnenshow? Da hat man den Pfad des Videos leider komplett verlassen. Somit auch Irland raus. Ebenso wie das angebliche Dark Horse Rumänien, wobei ich nie verstanden habe, was daran so sensationell ist, mir hat Roxens Song letztes Jahr wesentlich besser gefallen.

Fazit: Die Wertung geht für mich in Ordnung.

Stand in

Heute ist das 1. ESC Semifinale – ich freue mich schon sehr.

Auch die Ukraine wird teilnehmen und mit ihrer weißer Gesang/ Rave / Apokalypse Nummer ganz sicher weiterkommen. Letzte Woche musste die Sängerin allerdings im 2. Rehearsal wegen Unpässlichkeit pausieren und in den Niederlanden wurde eine Sängerin gesucht, die einspringen kann – sonst gibts keine Probe. Das war nicht so leicht denn es musste eine Sängerin sein die a) ukrainisch kann, b) singen kann, c) weißen Gesang beherrscht, d) Zeit hatte. Diese wurde gefunden und hat die Sache ganz großartig gemacht, meiner Meinung nach. Ihre Stimme finde ich sogar angenehmer als die der Originalinterpretin ähm.

Marco Schreuder hat auf seinem Standard Blog seine Tipps für heute Abend gegeben. Ich hoffe sehr, dass Belgien weiterkommt, das wird aber nicht einfach.

Before Trilogie

An diesem langen Wochenende habe ich mir die Before Trilogie wieder angesehen bzw. ich habe mir Teil 1 und 3 wieder angesehen, den 2. Teil habe ich überhaupt erstmals gesehen.

ACHTUNG SPOILER

Wir erinnern uns: Celine (Julie Delpy) und Jesse (Ethan Hawke) haben sich damals 1995 im Zug kennengelernt, sind dann gemeinsam in Wien ausgestiegen und haben den restlichen Tag und die Nacht miteinander verbracht. Sie haben sich geschworen, sich ein halbes Jahr später am Westbahnhof wiederzutreffen. In Film 2 treffen sich sich tatsächlich wieder, aber es sind neun Jahre vergangen und eigentlich passen ihre Leben nicht mehr zueinander. Und dann, in Film 3 sind sie endlich verheiratet und haben Kinder. Und nun?

Wenn man alle drei Filme so knapp hintereinander sieht, kann man die Entzauberung einer Beziehung quasi in Echtzeit miterleben. Jeder, der so um die Mitte 40 ist, wird verstehen können, was ich meine. Mit 20 wirkt alles federleicht und als Paar sieht man alles mit einer romantischen Brille, mit 30 ist man schon abgeklärter und mehr im Leben angekommen, ist aber bereit, noch an den Zauber von damals zu glauben. Na ja und dann mit 40 steht man mitten in einem mühsamen Alltag angekommen und alle Leichtigkeit ist dahin. Und bevor jetzt jemand meint, ich sehe das zu negativ: Es kann auch wieder besser werden. Auf verschiedenen Wegen.

Beim Wiedersehen fällt mir noch mehr auf, wie bitter der dritte Teil, Before Midnight, tatsächlich ist. Während Before Sunrise zuckersüß-naiv war, ist Before Midnight tatsächlich Resignation pur. Der Glaube, dass Celine und Jesse füreinander geschaffen sind, wird nur durch die Erinnerung an die Nacht in Wien gespeist und ein paar leidenschaftliche Nächte, die sie wohl nach dem zweiten Teil miteinander verbracht haben. Before Midnight handelt von Scheidungskrieg und brüllenden Kleinkindern, vom unaufhörlichen etwas-zu-erledigen haben, aber keine Zeit mehr für die Beziehung finden, von Seitensprüngen und passiver Agression, davon, dass man nur noch etwas Funktionelles ist, für die Kinder, für die betagten Eltern, für den Arbeitgeber, für die Gesellschaft, aber sich selbst plus Partner komplett verloren hat.

Celine hat die Ehe eigentlich aufgegeben. Ist das pessimistisch oder realistisch? Sie tut etwas, das ich wirklich hasse – nicht nur als mögliche Beteiligte, sondern auch als Zeugin: den Partner in geselligem Beisammensein mit anderen Paare diskredieren. Da ist soviel Häme und Verachtung – das kann nicht als harmlose Stichelei dem anderen gegenüber aufgefasst werden. Wie man die Frage nach dem Fortbestand der Ehe beantwortet, hängt wohl maßgeblich davon ab, wo man selbst im Leben steht und welche Erfahrungen man gemacht hat. Mich jedenfalls überzeugt das halbgare Ende nicht bzw. ich ziehe meine Schlüsse daraus. Ein Teil 4 wäre wohl interessant, ich wüsste wie ich ihn gestalten würde. Für mich wären Celine und Jesse wahrscheinlich aber kein Paar mehr.

ESC IZVC

Früher dachte man sich beim Songcontest um diese Zeit: Werden sich die Favoriten durchsetzen, wer hat die beste Bühnenshow, wird jemand die Nerven wegschmeißen etc.

Beim ESC in Zeiten von Corona fragt man sich: welche Delegation geht als erste in Quarantäne? Nachdem sich die ukrainische Sängerin von Go_A Ende letzter Woche nicht wohlgefühlt hat, rechnete man schon mit ihnen, aber sie wurde negativ getestet und ist schon wieder fit. Dafür hat es dann die polnische Delegation mitsamt Frontman Rafal erwischt und – wie gerade bekannt wurde, waren wohl Rumänien, Island und Malta im selben Hotel oder so, weshalb alle diese nun erstmal nicht am türkisen Teppich, der Eröffnungszeremonie am heutigen Sonntag, teilnehmen konnten.

Wie es jetzt weitergeht, wird man sehen, weil es tatsächlich noch keinen wirklich PCR Test bestätigten Fall gibt. Viel Zeit bleibt nicht mehr, Malta und Rumänien sind schon am Dienstag beim ersten Semifinale dran. Natürlich gibt es von jedem Act auch ein Backup Tape, aber…