almis personal blog

Literaturnobelpreis

Heute wird wieder mal der Literaturnobelpreis verliehen. Favoriten gibt es auch wieder mal einige, es ist aber nicht auszuschließen, dass jemand gewinnt, dessen Namen man erst googlen muss, weil man noch nie zuvor von ihm gehört hat. Und das sage ich als Literaturwissenschafterin.

Na ja, 2004 musste man das nicht tun. Das erste was ich damals tat war, einen nahen Verwandten anzurufen, der zwar sehr literaturaffin war und ist, Lieblingsbücher: “Die letzten Tage der Menschheit” und “Der Mann ohne Eigenschaften” aber der österreichischen Gegenwartsliteratur eher skeptisch gegenübersteht.

Der Dialog ging ungefähr so

Ich: “Rate mal wer den Literaturnobelpreis gewonnen hat?!!”

Er: “Bitte sag nicht der Handke.”

Ich: “Nein, der nicht.”

Er:”Aber jemand aus Österreich?”

Ich: “Ja.”

Er:”(Pause) Um Gottes Willen….!!!!”

Es war sehr lustig.

Etwas später an dem Tag bin ich noch aus Germanistikinstitut gefahren. Ich schrieb damals an meiner Dissertation bzw. versuchte es. Und überall hingen handgeschriebene Zettel – es war vor dem Web 2.0 – die die frohe Botschaft verkündeten, dass Elfriede Jelinek die neue Literaturnobelpreisträgerin ist.

Klebstoff

Das Jahr 2016 besteht gefühlt für mich aus vielen Todesfällen bekannter Künstler, was traurig ist, einigen befreundeten Paaren, die sich trauen und den dementsprechenden Feierlichkeiten, was schön ist, und dazwischen Wahlen, Stichwahlen, Wahlwiederholungen und Wahlverschiebungen. Was ärgerlich ist.

Das fand ich heute im Postkasten:

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Und das konnte man in der Bezirkszeitung lesen:

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Man darf zum Beispiel das Kuvert nicht mehr selbst in die Urne werfen, man darf sich dabei auch nicht filmen lassen (das betrifft jetzt eher Politiker), vor allem aber darf man am 2. Oktober nun gar nicht wählen. Ähem. Neuer Wahltermin (ohne Gewähr) ist am 4. Dezember.

Die Pressekonferenz betreffend die Wahlverschiebung ging auch locker als Posse ohne Musik durch. Selten hat man soviel über die Öffnung von Kuverts und die Beschaffenheit von Klebstoff erfahren. Obwohl man darüber eigentlich nie etwas wissen wollte. Oder wie van der Bellen in seiner Pressekonferenz sagte: Dieses Land hat ein Problem. Klebstoff.

EM live, drei

Noch kurz etwas zu Bob Geldof: wer den Song I don’t like mondays mag und ich ihn in der Erinnerung behalten will, die er immer von ihm hatte, liest bitte nicht den Wikipedia Eintrag dazu, wovon der Song inspiriert wurde. In eurem eigenen Interesse. Danke.

Hey, nicht lesen hab ich gesagt. Na gut, selbst schuld.

So, gestern wieder ein spannendes EM-Match, nämlich Italien gegen Spanien. Da fragt man sich schon, ob das eine Achtelfinalbegegnung sein muss, ich hatte schon Bedenken, dass ITA verfrüht rausfliegen könnte, gegen Spanien hatten sie in den letzten Jahren wenig Glück. Aber die Sorge war unbegründet, Italien spielte stark und ließ die Spanier über weite Strecken gar nicht ins Spiel kommen. Vor der Pause fiel das erste Tor, am Ende der zweiten Halbzeit, als Spanien noch auf den Ausgleich drängte, dann das 2:0

DSC_1120Erstaunlich: der Mann war noch im Büro und ich war nach Aufspringen, Jubeln, mit Kids nochmal jubeln und dann eine whats app an ihn schicken, mit der Meldung 2:0 immer noch schneller als der ORF Livestream. Tjo.

Bob Geldof spotting

Am Freitag haben wir den Geburtstags eines Freundes im Le Loft/Sofitel gefeiert.

Das war einerseits toll, weil natürlich Feier, andererseits weil es am bisher heißesten Tag des Jahres dort oben schön (ge)kühl(t) war, und auch noch, weil Sir Bob Geldof zwei Tische weiter gesessen ist. Zuerst waren wir uns nicht ganz sicher, aber nach einmal kurzen googlen stellten wir fest, dass er am Samstag fürs Donauinselfest gebucht war, also definitiv kein Doppelgänger. Wir haben uns kurz überlegt, uns an diesem heißen Juniabend beim DJ Do they know it’s christmas zu wünschen, aber das hätte die anderen Besucher dann doch zu sehr verstört.

Am nächsten Tag war Geldorf dann auch in der Zeitung (na ja, im Österreich):

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EM live, zwei

Na gut, das wars also wieder mit unserer EM-Teilnahme. Aus in der Vorrunde.

Der gestrige Tag ist schon holprig gestartet. Das Kind hat Ganztagsausflug, am Vortrag waren wir allerdings mit einem Freund im Donaupark, wo die Kids mit Vorliebe durch die verbliebenen Regenpfützen gerollert sind. Am Ende waren die Sneakers so nass, dass ich mir vorgenommen habe, sie zuhause gleich mit Zeitungspapier auszustopfen. Das Schuljahr ist aber schon lang und wir haben alle ziemliche Ermüdungserscheinungen und nachdem ich den Rucksack für den Ausflug gepackt habe, habe ich auf die Schuhe vergessen. Mit dem Erfolg, dass mir zwei Minuten vorm Aufbruch aufgefallen ist, dass die Sneakers – in Ermangelung von Zeitungspaper – immer noch klitschnass sind. Gottseidank haben wir noch ein zweites Paar elegantere Schuhe (für die Festivitäten), die dann auf den Ausflug angezogen wurden.

Am Nachmittag dann hab ich eine Nachbarin mit ihren zwei Jungs getroffen, mit Österreich T-Shirts. Als ich das kommentiert habe, meinte die Nachbarin: “Na ja, ein letztes Mal halt”. Wir haben gelacht und ich hab mir gedacht, ist das jetzt pessimistisch oder realistisch gedacht? Der weitere Verlauf des Abends würde das zeigen.

Wir waren bei Freunden zum Public Viewing eingeladen, allerdings musste das Kind noch vom Ausflug zurückkommen. Das hätte es um 17.30 tun sollen, allerdings bog der (erste) Bus erst gegen 17.50 in die Straße zur Schule. Und richtig, im ersten Bus war das Kind nicht. Auch nicht im zweiten. Sondern, klar, im dritten und letzten. Dafür durften die anwesenden Eltern die Wende-Manöver der jeweiligen Busfahrer in der engen Gasse bestaunen.

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Es wurde niemand verletzt!

Als wir dann um 18.15 endlich bei unseren Freunden waren, hatten wir das erste Tor schon verpasst. Leider nicht das erste Tor für Österreich. Ähem. Die Stimmung war etwas gedrückt. Aber gottseidank gab es bald darauf einen Elfmeter für unser Team. Nun muss man Elfmeter aber natürlich auch verwandeln… das könnte zum Problem werden. Und das wurde es auch.

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Stand zur Pause: 1:0 für Island. Nach der Pause wachte unsere Mannschaft dann allerdings auf und erzielte bald das 1:1. In der zweiten Hälfte spielten sie wirklich nicht schlecht, dennoch wollte einfach kein zweites Tor gelingen. Bzw. am Ende, als alles riskiert werden musste, gelang Island sogar noch das 2:1. Im ORF wurden anschließend Fans aus Österreich, die live im Frankreich vor Ort waren, zur Leitungs des Teams befragt, und eine Stimme des Volkes meinte: “Die zweite Hoibzeit woar gut, sunst woar olles gschiss’n” Tja, was will man noch groß analysieren, damit ist wohl alles gesagt. Harhar.

EM live

Gestern der erste Italien-Einsatz bei dieser EM, das mussten wir uns natürlich ansehen. Auch das Kind, ein großer Buffon-Fan, durfte die erste Halbzeit sehen. Leider nicht mehr, da ja heute wieder Schule ist.

Zuerst eine Stunde Vorberichterstattung, in der die beiden Manschaften Italien und Belgien ausführlich vorgestellt wurden. Ich weiß jetzt alles über das belgische Team, obwohl ich nie etwas über sie wissen wollte, harhar. Aber Belgien ist derzeit auf Platz 2 der Fußball-Weltrangliste und ging als solcher auch als klarer Favorit in das gestrige Match oder wie ORF-Moderator Stöhr es ausdrückte: “Superstar Buffon und zehn mittelmäßige Italiener”. Damit sollte er nicht unbedingt recht behalten.

Ex-Tormann Helge Payer schwärmte von seinem Idol Buffon, der so sympathsich und am Boden geblieben sei, bei einem Spiel gegen ihn habe er ihn sogar freundlich mit Namen begrüßt und sich bei ihm bedankt. Worauf der andere ORF-Experte (und Ex-Fußballer) Roman Mählich trocken kommentierte: “No ihr hobts domois a vier zu nui valurn, klor bedonkt er si” (=ihr habt vier zu null verloren, ist ja klar, dass er sich bedankt). Wie dann eine Freundin von mir auf Facebook schrieb: “Der Wein dürfte Mählich ausgezeichnet munden”.

Leider fehlte Italien-Fan Herbert Prohaska gestern, aber immerhin berichteten Mählich und Payer, dass er jeden Tag die “Gazetta” lese und festgestellt habe, dass Italien heuer wenig Druck aus dem eigenen Land bekommt, da niemand damit rechnet, dass diese Mannschaft tatsächlich Chancen auf den Titel hat. Was Italien zugute kommen könnte. Zumindest was den Auftakt betraf, kann man Prohaska recht geben.

Habemus Bundespräsident

Nach dem spannenden Wahlsonntag, wurde es ein fast ebenso aufreibender Wahlmontagnachmittag. Nachdem sie gegen 15 Uhr auf twitter die Gerüchte verdichteten, dass Van der Bellen das Rennen machen könnte, wurde eine Sonder-Zib in Kürze angekündigt.

Normalerweise schalten wir den Fernseher zu der Zeit nicht ein, daher weiß ich auch nicht, ob es da regelmäßig Weißblaue Geschichten spielt, oder ob das nur gestern der Fall war, jedenfalls war das insofern sehr lustig, als wohl hunderttausende Österreicher gestern irgendwelche Uralt-Folgen der beschaulichen bayrischen Serie gesehen haben. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass hierzu zahllose Witzchen gemacht wurden, manche interpretierten übermotiviert in die antiken Folgen auch einen aktuellen politischen Bezug. Der beste Tweet hierzu kam vielleicht von Journalist Guido Tartarotti:

 

Was hätte man da alles senden können, im Bewusstsein, soviele Seher aufmerksam vor den Schirmen zu haben, aber ok. War es eben das. Die Firmen, die Werbung zu diesem Zeitpunkt gebucht haben, konnten sich jedenfalls freuen.

Nachdem man erfahren hat, dass Floridsdorf mehrheitlich doch noch auf Van der Bellen umgeschwenkt hat (das war btw. bei der letzten Nationalratswahl auch so, dass die Briefwähler die politische Färbung noch verändert haben) und Simmering damit als einziger Wiener Bezirk (knapp) Hofer vorne hatte, wurde – NACH etlichem Herumreden und Vorlesen des Facbook Postings von Norbert Hofer, in dem er seine Niederlage schon eingestand – auch endlich vom BMI der neue Bundespräsident Alexander van der Bellen bekanntgegeben. Leichte Geburt wars keine, aber sauspannend (oder auch “arschknapp” mit 49,7 zu 50,3 Prozent) allemal.

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Nachtrag Muse

Als ich am Montag am Konzert war, passierte ja auch sonst einiges in Österreich. Bundeskanzler Faymann trat – so halb überraschend – zurück. Und ÖBB-Chef Christian Kern wurde schnell als einer der möglichen Nachfolger gehandelt.

Als ich am Montag dann in der Stadthalle war, sah ich einen Mann, der mich sehr an Kern erinnerte. Da dachte ich mir, wie komisch das ist, kaum ist jemand medial so präsent, bildet man sich gleich ein, ihn zufällig irgendwo zu sehen.

Tja, was soll ich sagen, am nächsten Tag wurde ich auf das Kern-Selfie am Muse Konzert aufmerksam gemacht, siehe Artikel. Was man jedenfalls sagen kann: sollte Kern unser nächster Bundeskanzler werden, sein Musikgeschmack ist schon mal nicht schlecht.

Der Fall Unterweger

Fantastische News aus dem Filmbusiness:

Der großartige Michael Fassbender wird einen österreichischen Verbrecher spielen. Nein, diesmal geht es nicht um Josef Fritzl – der Stoff wurde ja so ähnlich bzw. vom Fall Fritzl inspiriert eben erst verfilmt (Room) – sondern um Jack Unterweger. Obwohl wikipedia Unterweger als österreichischen Mörder und Schriftsteller bezeichnet, wurde er für die Mehrzahl seiner vermeintlichen Morde nie verurteilt, da er direkt nach dem Urteil Suizid beging. Was den damaligen Jusitzsprecher Michael Graff zur relativ gewagten Äußerung “Das war sein bester Mord” inspirierte.

Davon abgesehen ist Unterwegers Geschichte schon relativ beachtenswert. Nach seiner ersten Tat (für die er rechtskräftig verurteilt wurde) entdeckte er im Gefängnis seine Affinität zum Schreiben. Er schrieb Kindergeschichten und den autobiografischen Roman Fegefeuer, in dem er erklärte, wieso also so kam wie es geschehen war. Er bereute seine kriminelle Energie und gab sich geläutert. Unterweger wurde fortan “Häfen-Poet” genannt und Teile der Wiener Intellektuellen-Szene setzen sich für eine Begnadigung ein. Das passte sehr gut zum herrschenden Zeitgeist, der von Resozialiserung und der gefängnislosen Gesellschaft träumte – ich kann mich erinnern, dass wir das genau in dieser Zeit, 1993 oder 94 im Englischunterricht sogar lebhaft darüber diskutierten.

Unterweger wurde tatsächlich begnadigt – ohne angeschlossene Therapie. Er wurde in der Wiener Szene herumgereicht und die Morde an Prostituierten gingen wieder los. Nachdem man Unterweger zuerst quasi als Sachverständigen einsetzte, nach einem Hinweis aber zum Hauptverdächtigten machte, setze er sich mit seiner minderjährigen Freundin in die USA ab, wo er nach einer Finte aufgegriffen werden konnte. Der folgende Prozeß ist der erste in Österreich, der mit DNA Spuren als Beweismittel arbeitet. Unterweger ist immer noch guter Dinge und hat ein paar Alibis zu bieten, die allerdings nicht immer bestätigt werden. Unterweger wird schließlich von einem Geschworenengericht erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Ob der Suizid so geplant war, oder nur ein halbherziger Versuch sein sollte, aus dem Ernst wurde (eine Theorie) mag niemand zu sagen.

Jedenfalls ein äußert ergiebiger und rätselhafter Stoff, schon mehrmals verfilmt und auch fürs Theater adaptiert. Fassbender ist eine gute Wahl, zum einen, weil er ein hervorragender Schauspieler ist, zum anderen, weil er Unterweger vom Typ her ein wenig ähnelt. Das Drehbuch soll der Autor von Birdman schreiben. Alles sehr gute Vorzeichen. Ich bin gespannt!

Wahlfahrt

In zwei Wochen wählen wir in Österreich unseren neuen Bundespräsidenten. Das heißt nein, so kann man das nicht sagen, in zwei Wochen entscheiden wir, wer in die Stichwahl Ende Mai kommt. Denn diesmal gibt es besonders viele Bewerber und es ist noch nicht mal ganz klar, wer davon es in die nächste Runde schaffen wird.

Ich liebe Diskussionen der Kandidaten und schaue das wirklich gerne im Fernsehen an, obwohl ich sonst kaum mehr fernsehe. Ich mag weniger, dass Richard Lugner (obwohl er keine Chance auf das Amt hat und man ihm gegenüber durchaus Vorbehalte haben kann), vom ORF nicht besonders fair behandelt wird. Einerseits ist er in den Zweier-Diskussionsrunden vom ORF nicht vorgesehen, andererseits hat Armin Wolf es in der ZIB2 meines Erachtens nicht geschafft, ihn objektiv und sachlich zu interviewen, was ich schade fand.

Der Wahlfahrt – ein hübsches ORF-Format, in dem die Kandidaten mit dem Journalisten Hanno Settele im Retro-Mercedes zu Wahlauftritten chauffiert werden, ein paar Aufgaben bewältigen müssen und sich unterhalten, dazu gibts gute Musik – ist es besser gelungen, Lugner objektiv zu behandeln. Und siehe da: Lugner kann ganz normal antworten, wenn er normal gefragt wird. Überhaupt war spannend, wie die Kandidaten mit diesem Format umgehen. Nachdem es sich mehr um ein Gespräch, denn eine hartes Interview handelt, befindet sich der jeweilige Kandidat in einer Art halböffentlichem Raum, in dem er manchmal schon fast vergisst, von Kameras beobachtet zu werden.

Die Kandidaten können unterschiedlich gut mit dieser Situation und Settele umgehen, diesmal von relativ schlecht, nach eigener Aussage (Irmgard Griss), bis erstaunlich souverän (Andreas Khol). Das bedeutet m.E. nicht, dass man deshalb seine Wahlentscheidung trifft oder ändert, aber es ist doch spannend, die Kandidaten von einer anderen Seite kennenzulernen. Van der Bellen erzählt einen jüdischen Witz, Lugner spricht über seinen im Krieg gefallenen Vater, Hundstorfer über seine Anzüge, Hofer kommt gleich mit dem falschen (nämlich flimmernden) Sakko. Und wer hätte gedacht, dass Khols Sohn dieselbe Vorliebe für Kuh-Augen mit langen Wimpern hat wie ich? Dass das ein bisschen strange ist, steht auf einem anderen Blatt….

Nächste Woche, am 14. April, freue ich mich auf Zwei im Gespräch mit jeweils (Nomen est Omen) zwei Kandidaten in Diskussion. Wie gesagt ohne Richard Lugner – aus organisatorischen Gründen…