almis personal blog

the drugs do not work, fünf

ich kann mich an den allerersten augenblick, als ich adrian sah, gar nicht mehr richtig erinnern. es war gegen 18 uhr, drei stunden nach der geburt. ich saß im rollstuhl, als ich auf die intensivstation gebracht wurde, da mein kreislauf noch nicht so recht wollte. unser neonatologe, den ich einige stunden zuvor im kreissaal kennengelernt hatte, verließ gerade die station und sagte zu uns, adrian wäre ein liebes "poppele". ich hörte diese südtiroler bezeichnung für "baby" zum ersten mal. ich kam in dieses intensivzimmer mit 4 plätzen. es war voller ungewohnter geräusche. verschiedene medizinische gerätschaften standen herum. überwachungsmonitore piepsten. 


überwachungsmonitor, bozen 2007

neben adrian lag ein kleiner italiener. keine frühgeburt, er hatte andere probleme. seine eltern waren bei ihm. der vater grüßte mich aufmerksam, aufmunternd, interessiert. die ganzen 14 tage, die sie unsere "nachbarn" blieben grüßten wir uns, wann immer wir uns begegneten. er verstand kaum deutsch und mein italienisch war auch nicht gut genug, um mich mit ihm über unsere situation intensiv zu unterhalten. aber wenn wir uns ansahen wussten wir ohnehin, wie es dem anderen ging. als der kleine entlassen wurde, begleitete sein bruder die eltern. ich denke häufig an sie.

ich sah also adrian, und es war eine irreale situation. da war er also. plötzlich auf der welt, mit einem schlauch in der nase, einer sonde und vielen kabeln rund um ihn, einer gelben wollmütze. obwohl er nicht so schwach und hilflos aussah wie ich erwartet hatte. ich nahm seine kleine hand in meine und wusste nichts anderes zu tun. das gefühl für ihn war sehr stark, von beginn an. wir kannten uns ja auch schon einige monate. und in diesem moment tat er mir nicht leid. ich war euphorisch. ansonsten war ein blutiger anfänger. nicht nur im mama-sein, auch auf der intensivstation. an seinem brutkasten hing schon sein namensschild, es war mit einem aufkleber verziert: ein kleiner drache, der feuer speiht.

in den ersten tagen mit ihm fragten wir uns: wie berührt man so einen kleinen menschen? stören wir ihn nicht, wenn wir unsere hände durch die öffnungen des brutkastens stecken? wir lernten, dass man so kleine frühchen nicht streicheln sollte, wie normale babys. die berührung selbst ist aber sehr wichtig. am besten also, seine hände ruhig auf das köpfchen und ein bein oder seinen arm legen. sehr oft klingelte der monitor, weil adrians sauerstoffsättigung schwankte (un po ballerino sagten die schwestern – ein bisschen "tänzelnd") . dann kam eine schwester oder ein pfleger uns sah nach dem rechten, manchmal wurde die beatmungsintensität erhöht. adrians herz war hingegen stark. und auch sonst gab es in den ersten paar tagen keine komplikationen. sogar der ductus verschloss sich zunächst medikamentös.