almis personal blog

the drugs do not work – epilog

zur zeit in wien gibts wenig zu sagen. in den nächsten sieben oder acht wochen waren wir in zwei verschiedenen krankenhäusern, zuerst auf einer intensivstation, dann in einem kinderspital.


zurück nach wien, brennerautobahn, dezember 2007

ich hatte einen harmlosen postpartalen eingriff unter vollnarkose, er hatte influenza mit über 40 fieber. wir sassen in einer halbausräumten wohnung, hatten noch keine babysachen und irgendwie ging das alles langsam an die substanz. die weihnachtszeit war nicht schön und schon gar nicht neujahr. ich fühlte mich psychisch manchmal richtig schlecht, obwohl adrian keine nennenswerten probleme mehr hatte. ich fühlte mich fremd.

auch nach adrians entlassung ende jänner hatte ich sehr oft angst, alpträume, beklemmungen. ich habe quasi blut geschwitzt, als ich das erste mal mit ihm alleine war, er beim schlafen angeschlossen an den überwachungsmonitor, daneben der notfallsauerstoff. wir haben ihn nie gebraucht. nach und nach wurde diese zustände seltener. manchmal kann ich mir wieder fotos von mir mit dickem bauch anschauen, ohne gleich einen mittleren panikanfall zu bekommen. oder im kalender von damals lesen. mittlerweile habe ich (so denke ich) die geschehnisse akzeptiert, viel davon in epischer breite niedergeschrieben. auch wenn man sich sicher nicht an alles erinnert. aber während dieser zeit war ich unfähig, irgendwas zu papier zu bringen. 

ich bin dankbar für die vielen lieben menschen, die wir im zuge dieser frühgeburt kennengelernt haben und die "guardian angels" für uns waren. an der spitze natürlich das team in bozen, das ohne übertreibung mit ihrem wissen und ihrer erfahrung unserem sohn das leben gerettet haben. die jedes frühchen individuell und nicht nach schema xy behandeln. was auch in wien anerkannt wurde. die täglich mit uns gesprochen, sich immer zeit genommen haben. die uns eltern ein bisschen zu experten auf dem gebiet gemacht haben, auch um eine gewisse sicherheit zu vermitteln.

ich bin auch dankbar dafür, was ich aus der situation mitnehmen konnte. wie ich mich weiterentwickelt habe. mittlerweile sehne ich mich nicht mehr nach den fehlenden 14 wochen meiner schwangerschaft, nach dem "das baby auf den bauch gelegt bekommen" und nach dem besucherandrang im krankenhaus, um das baby zu begrüßen. das war eben nicht unsere geschichte. die frage nach der schuld ist ebenfalls unbedeutender geworden, zumal nie ein wirklicher grund für die frühgeburt gefunden werden konnte.

dankbar bin ich auch für alle menschen, die für uns da waren und sind, die an uns gedacht und anteil genommen haben. die uns zugehört haben. mit denen man sich austauschen konnte. auch über die grenze österreichs hinaus, jemanden zu haben, mit dem ich alles be-chatten kann, immer. das mit diesem alten platten spruch, der besagt, dass man in schlechten zeiten erfährt wer seine wirklichen freunde sind…tja, dieser spruch ist korrekt. 

danke für das interesse vieler meiner leser an unserer geschichte und die ermutigung, darüber mehr zu erzählen. das hat mir sehr gut getan und ich denke, ich werde das thema auch in zukunft immer wieder mal aufgreifen und von den fortschritten erzählen.