sich in wien über schnee zu freuen ist zweifellos eine höchst irrationale angelegenheit. das ist wie sich auf ein date mit einem berüchtigten womanizer einzulassen oder zwei stuck schokoladenkuchen um mitternacht zu verspeisen. im ersten moment verspricht es zwar lustgewinn, aber man bereut es wenig später auf jeden fall.
schnee in wien bedeutet tage- bis wochenlang tropfende hausdächer, auch wenn es nur zehn minuten geschneit hat. schneematsch überall und an jeder ecke ein rinnsal von grauer, trüber brühe. die öffentlichen verkehrmittel können durch ein paar schneeflocken ihre fahrpläne nicht mehr einhalten und viele autofahrer sind nicht ganz herr ihres fahrzeugs. dazu kommen nasse und schmutzige winterschuhe des sohnes, die beim tragen vom kindergarten zur straßenbahnhaltestelle ("nein bitte geh selber", "hinauf — mamaaaa, hinauf") unschöne flecken auf mamas jacke und jeans machen.
aber der allerallererste impuls bei schnee ist trotzdem ein zufriedenes seufzen. und das erste winterwochenende war auch toll. freitag "bring your family"-day in seiner firma – wo wir durch den kindergarten täglich vorbeigehen, aber eben alles nur von außen bestaunen können. so gab es mal die möglichkeit, das büro zu sehen und den ausblick zu genießen. außerdem war da noch ein programm mit einem zauberer, der adrians aufmerksamkeit nicht ganz erregen konnte, es aber immerhin schaffte, ihn eine halbe stunde zum still sitzen zu bewegen.
am samstag dann spazierengehen in schönbrunn bzw. in jeden schneehaufen springen und darin versinken ("mama, kommst du auch?" "nein", "doooch!" – man sieht, ich strahle eine natürliche autorität aus, ich bin wirklich zum fürchten) und dann zum aufwärmen eine spritztour durch die stadt machen und in der dämmerung lichter anschauen. am sonntag stundenlanges adventsonntag-schlemmen und plaudern bei freunden, während die insgesamt drei kinder die wohnung ins chaos stürzen. das ist ein trade-off: ruhe für die eltern wird praktisch immer durch anarchie der kinder erkauft. aber schön wars. und nachher dichtes schneetreiben auf der tangente. und obwohl ich es eigentlich hassen sollte, habe ich es in diesem moment geliebt.