Über The Hateful Eight, dem achten Film von Quentin Tarantino, habe ich seit seinem Erscheinen recht viel gelesen und nicht alles war positiv, was doch erstaunlich ist, garantiert der erfolgsverwöhnte Regisseur sonst doch euphorische Rezensionen. Auch der große Oscar-Nominierungsregen blieb etwas aus, lediglich drei Noms kann der Film verzeichnen (beste Nebendarstellerin, Kamera und Musik). Dennoch – oder auch deshalb – war ich auf den Film gespannt. Und kann, denke ich, doch etwas Entwarnung geben.
Aber vielleicht Entwarnung zum Preis eines Sakrileges. Ich meine nicht, wie einige Kritiker, der Film sei zu lang oder das Drehbuch sei nicht gut genug, nein, ich denke diesmal hat Tarantino bei der Besetzung seines Filmes ein bisschen daneben gegriffen. Nicht, dass es keine guten Schauspieler wären, die er engagiert hat. Aber sie passen nicht in diese Art von Film. Ich finde den Plot, trotz seines Kammerspiel-artigen Settings, eigentlich spannender als das Vorgängerwerk Django Unchained, doch die Darsteller in Django waren grandios. Waltz, Jamie Foxx, di Caprio in einer seiner besten (und untypischsten) Rollen.
Im neuen Film ist Samuel L. Jackson wunderbar; leider sticht er damit aber deutlich aus der restlichen Besetzung hinaus. Kurt Russell in der zweiten größeren Rolle bleibt zu blaß, die anderen Nebendarsteller können überhaupt keine Akzente setzen. Tim Roth hat die Waltz-Rolle inne und kopiert diesen – bewusst oder unbewusst – auch sehr, allerdings ohne an dessen Qualitäten heranzureichen. Immer, wenn er auf der Leinwand auftritt, denkt man an Waltz. Das war wohl nicht Sinn der Übung.
Abgesehen davon langweilt man sich meiner Meinung nach nicht, obwohl der Film hauptsächlich in einem Raum spielt und – wie der Mann meinte – Thomas Bernhard’sche Züge trägt (Wiederholungen, bestimmte Satzstellungen). Er ist lustig und spannend und sehr dialoglastig. Das Blut-Dings bräuchte ich nicht, gehört bei Tarantino aber dazu, ist allerdings viel weniger bedrohlich oder schwierig anzusehen wie entsprechende Szenen in The Revenant.
Erschütternd hab ich ein Kapitel empfunden, das mit “ein paar Stunden früher” betitelt wird. Harhar. Wo hätte es so eine “Gebrauchsanweisung” bei Tarantino früher gegeben? Man denke nur mal kurz an Pulp Fiction, wie würde das aussehen, wenn da am Beginn jeder neuen Szene solche Zeitangaben stehen würden.
Zusammengefasst: The Hateful Eight reicht nicht an meine Lieblings-Tarantinos Pulp Fiction und Inglorious Bastards heran, ist aber auch nicht am ganz anderen Ende meiner persönlichen Beliebtheits-Skala. Und das andere Ende ist bei Tarantino ja auch immer noch ziemlich gut.