Ich finde es ja so herrlich, dass sich erwachsene Menschen wochenlang damit beschäftigen können, wer am kommenden Sonntag die Oscars gewinnt. Da wird tagelang diskutiert Statistiken verglichen, Hypothesen angestellt, dass man manchmal verleitet ist zu sagen: “Hey, wozu das alles, wartet doch einfach auf die Verleihung, dann seht ihr schon, wer das Rennen gemacht hat.” Also normale Menschen würden das so empfinden, ich ja nicht. Ich finde es großartig. Harhar.
Die Expertin von Awards Daily, Sasha Stone, beispielsweise ist der Meinung, dass The Revenant rein statisch eigentlich nicht gewinnen kann. Das liege am Wahlsystem, denn die Jury wählt ja nicht einen besten Film, sondern macht ein Ranking von (im heurigen Fall) Platz 1 bis Platz 8. Sie ist der Ansicht, dass der Revenant sehr polarisiert, also wenige Stimmen “zwischendrin” bekommen wird, sondern eher hoch oder eher tief, während zb Spotlight vielleicht nicht soviele erste Plätze einfahren wird, dafür aber oft an 2. oder 3. Stelle gereiht sein wird, weil es ein Film ist, den wenige gar nicht mögen. Das kommt dem Film bei folgender Regelung entgegen (Quelle: Goldderby):
Should no film cross the required 50% + one ballot threshold, the film with the fewest first place votes is again eliminated, with its ballots being apportioned to the next choice still in play (i.e., if the second place choice is no longer in the running, then the ballot would be reapportioned to the third place choice and so on.)
This process of elimination and reapportion continues until one film reaches at least 50% + one ballots. That is the Best Picture. While passionate support gets a film nominated, it is the consensus choice that prevails as the winner.
Dasselbe Wahlsystem (preferential ballot) wie die Oscar haben übrigens die Produzentenpreise (PGAs), die deshalb als gute Indikatoren gelten. Und die PGAs wurden in diesem Jahr von The Big Short gewonnen – einem ambitonierten Film über die Immobilienblase und der anschließenden Finanzkrise. Die anderen beiden großen Oscar-Indikatoren Preise sind DGA (Directors Guilt Awards) und SAG (Screen Actors Guilt Awards) haben dieses Jahre jeweils unterschiedliche Sieger, nämlich The Revenant und Spotlight.
Außerdem hat es noch kein Regisseur bisher geschafft, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Film-Oscar zu bekommen, Innaritu wäre mit The Revenant der Erste. Ist das wahrscheinlich? Geklärt ist außerdem natürlich nicht, ob es einen Split bei Regie und Filmoscar gibt. Es ist dieses Jahr echt sauspannend!