Gut ins neue Jahr gekommen. Heute wäre eigentlich der 12. Geburtstag des Kindes (nach den Berechnungen), tatsächlich ist er ja schon eine ganze Weile zwölf. Dafür hat Michael Stipe heute Geburtstag und wird 60 Jahre.
Auf Twitter hat jemand sich an die neunziger Jahre erinnert und, dass er in Italien dauernd REM gehört hatte, auf allen Radiosendern. Das kann ich bestätigen. Ich war 1991 auf einem Schüleraustausch in Trento und alle dort waren verrückt nach REM oder wie sie die Band nannten “Rar-Re-Rem”, damals war Losing my Religion ein riesiger Hit und wie wir alle – jetzt – wissen, geht es in dem Song nicht darum, seinen Glauben zu verlieren, sondern eher seine Fassung. Es ist einer dieser Songs, die in den Listen der besten Songs aller Zeiten sicherlich immer seinen Platz haben wird.
Ich bin nicht der größte REM Fan oder Kenner, aber ich erinnere mich noch gut an das Everybody hurts Video, das sehr stark von der Anfangsszene des Fellini Films 8 1/2 inspiriert wurde. Stipe verkörpert darin quasi Marcello Mastroianni und daran ist wirklich nichts schlechtes.
Gut gefallen hat mir auch Bad day – von der aufgereten Vortragsweise erinnert der Song mich sehr an We didn’t start the fire von Billy Joel. Sehr lebhaft für Stipe’sche Verhältnisse. Und REM sparen da nicht mit Gesellschaftskritik, politischer Kritik und Kritik an Medien, die ja wohl nicht lügen würden, da bleibt dann wohl nur die Zusammenfassung: “It’s been a bad day, please don’t take a picture.”
Aber REM kann auch ganz anders, wie die sehr poetischen Lyrics zu At my most beautiful belegen, als Stipe – adressiert an seinen Geliebten – singt, dem er etwas auf den Anrufbeantworter gesprochen hat: “I read bad poetry into your machine”, sowie: “You listen carefully to akward rhymes”, und weiter “You always say your name, like I wouldn’t know it’s you”. Als sehr schönes Liebeslied empfinde ich auch E bow the letter, ein Duett von Michael Stipe mit Patti Smith, das an Understatement kaum zu überbieten (oder eher zu unterbieten) ist. Und außerdem die sehr schöne Zeile “Will you show me something that nobody else has seen?” beinhaltet.
Michael Stipe hat sich bewusst am Höhepunkt seiner Karriere als homosexuell geoutet, er wollte nie vorgeben jemand zu sein, der er nicht ist. Vielleicht das größte Erfolgsrezept von allen.