Nachdem ich weniger Zeit auf sozialen Netzwerken verbringen möchte, hab ich wieder mit dem Lesen angefangen.
Als Kind und Jugendliche habe ich Bücher geliebt. Ich habe viele Wochenend-Nachmittage im Bett verbracht und habe stundenlang gelesen und war in einer ganz andere Welt. Das hatte diverse Gründe. Dann habe ich Literatur studiert. Aber das Lesen ist mir mit den Jahren mehr und mehr abhanden gekommen. Oder es hat sich transformiert, ich habe andere Dinge gelesen. Teilweise, weil mir die Ruhe für Romane gefehlt hat, teilweise, weil ich eine sehr anspruchsvolle Leserin bin. Wenn ich nicht in die Sprache und Gedankenwelt des Autors kippe, lege ich das Buch ganz schnell wieder weg. Ich bin nicht der Typ der, weil er ein Buch angefangen hat, es um jeden Preis fertig liest, nein denn: wozu? Wem will ich damit etwas beweisen? Das ist ja kein Wettbewerb in Durchhaltefähigkeit.
Gerade würde ich also gerne wieder lesen und ich habe Glück. Wie schon geschrieben, habe ich mir Normale Menschen von Sally Rooney bestellt. Ich war anfangs skeptisch, was ich mit einer Coming of Age Liebesgeschichte anfangen soll. Nur um Missverständnisse auszuschließen: ich lese am liebsten Beziehungsgeschichten. Aber ich bin fast 45 Jahre alt. Ich interessiere mich eher für Beziehungsgeschichten von Leuten in meinem Alter. Oder zumindest ab 30. Denn ich hatte die Vorstellung, dass junge Menschen, die erst an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen, noch wenig (Beziehungs)Erfahrungen haben, sie haben auch keine Narben, sie haben einfach sehr viele Dinge noch nicht erleben können, die Menschen später im Leben schon geprägt haben. Und die mich interessieren.
Und ja, Marianne und Conell, die Protagonisten in Normale Menschen sind jung und in gewissen Dingen unerfahren; dennoch ist ihre Geschichte von der ersten Seite an packend und tiefergehend. Und die Beobachtungsgabe von Rooney, ihre Fähigkeit, Stimmungen zu beschreiben ist faszinierend. Und für mich, die ich auch schreibe, auch sehr inspirierend.