Facebook Beziehungsinformationen – oder ein modernes Märchen.
Ich bin auf Facebook mit einer Frau vernetzt, die ich noch aus Kindertagen, vom Urlaub am Bauernhof, kenne. Richtig befreundet sind wir nicht, das wäre zuviel gesagt, aber als wir beide dann kleine Kinder hatten, haben wir uns ein paarmal getroffen. Es war immer angenehm, sie hatte sowas offenes an sich, und ich habe sie dafür bewundert, wie sie mit den Widrigkeiten, die das Leben ihr auferlegt hat, zurechtgekommen ist, ja wie sie sich dagegen gestemmt hat, ein “Schicksal” zu werden.
Danach haben sich einige Dinge in meinem eigenen Leben geändert und ich habe sie nun schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Vor einem guten Jahr hab ich dann auf Facebook mitbekommen, dass sie sich getrennt hat und quasi unmittelbar bei ihrem neuen Freund eingezogen ist. Die nun schon jugendlichen Kinder sind beim Exmann geblieben, sie sind nun Besucher in ihrem neuen Leben. Sie hat sich ein neues Haustier zugelegt und hat eine Art Mutterrolle für die Kinder des neuen Mannes angekommen. Was ich damals beim Lesen spürte, kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Einerseits war ich beeindruckt von ihrer Klarheit, wie sicher alles scheint, wie unkompliziert, ein neues Leben, von einem Tag auf den anderen. Der nächste Gedanke galt ihrem Ex, ein ausgesprochen warmherziger Mensch, ich kann es nicht anders beschreiben, der offenbar “zurückbleibt” – über die tatsächlichen Hintergründe wusste ich ja nichts – und jetzt ebenso alles auf Facebook mitlesen konnte, wohl oder übel.
Damit könnte die Geschichte enden, aber das Leben geht ja weiter. Der Ex hat dann irgendwann, noch nicht so lange her, auch wieder eine Beziehung und ich spüre, dass mich das sehr freut, als ich das lese. Irgendwie atme ich auf, alles hat sich weiterentwickelt und das ist gut so. Und dann, wieder ein paar Wochen später, lese ich bei ihr “Suche kleine Wohnung in xy” und stutze. Ich checke ihren Bezieungsstatus, der ist noch unverändert, aber als ich am nächsten Tag nochmal nachsehe, da sind plötzlich “keine Beziehungsinformationen vorhanden”. Damit dürfte wohl klar sein, was passiert ist. Und obwohl etwas in mir sagt: Ich wusste, dass war alles zu schnell und zu perfekt, mit zuwenig Zeit zwischendurch, um sich selbst neu kennenzulernen, um sich zu sortieren, sagt auch etwas in mir: Schade. Schade, dass es nicht geklappt hat, schade, dass es jetzt wohl diesen unendlichen Schmerz gibt, bei möglicherweise vielen Beteiligten. Schade, dass die Liebe nicht mal ein Jahr gehalten hat. Schade.
Ich möchte das nicht als Gossip Beitrag missverstanden wissen, wo ohnehin niemand weiß, von wem die Rede ist. Es ist mehr ein Staunen über menschliche Beziehungen und wie sie verlaufen und meine zunehmende Ratlosigkeit darüber.