Heute hab ich auf dem Instagram Profil einer Influencerin ihr Unbegangen mit der “Pille” gelesen. Sie schreibt, dass sie die Pille abgesetzt hat, weil mit ihre Libido irgendwann nicht mehr existent war. Im nächsten Satz schreibt sie, das wäre natürlich irgendwie schon ein Luxusproblem.
Dem möchte ich doch klar widersprechen! Es ist absolut kein Luxusproblem, wenn wir Frauen denken, Sicherheit zu wählen und dafür als trade off quasi sexuelle Lustlosigkeit in Kauf nehmen (zu müssen). Damit führt sich ja nicht nur die ganze Verhütung ad absurdum (wo kein Sex, da keine Verhütung notwendig), sondern wir verzichten damit auch auf einen wichtigen Teil unseres Lebens und ich würde mal sagen, dass Sex schon ein ziemlich wichtiger Teil des Lebens der meisten Frauen ist.
Ich habe für mich diese Pillen-Sache im Alter von 20 Jahren beendet. Ich wurde dabei von meinem Freund bestärkt bzw dazu ermutigt, und kann sagen, ich war damals eine krasse Außenseiterin und eine einsame Ruferin in der Wüste. Ich habe zwar mit einigen Freundinnen gesprochen, die diese sexuelle Lustlosigkeit (neben anderen Pillen Nebenwirkungen) auch erlebt haben, aber natürlich wäre, so sagten sie, kein anderes Verhütungsmittel so sicher und praktisch wie die Pille. Außerdem stößt man auch bei GynäkologInnen meistens nicht auf große Begeistertung, wenn man sich nach Alternativen erkundigt. Denn die Alternativen, gerade wenn sie hormonfrei sind , sind oft weniger lukrativ für die ÄrztInnen, dafür mühsamer in der “Anpassung”. Wenn man sich beispielsweise für ein Diaphragma entscheidet – mittlerweile gibt es kaum noch klassische, sondern das Caya – dann muss man als Benutzerin die Verwendung desselben erst lernen. Frau muss sich mehr mit ihrem Körper beschäftigen, auch mit ihrem Zyklus, aber das finde ich per se ja keinen Nachteil (im Gegenteil).
Die Influencerin schreibt weiter, sie möchte kein “Pillen-Shaming” betreiben. Das möchte ich auch nicht. Jede, die gut mit der Pille zurecht kommt und damit glücklich ist, fein, da gibts ja keinen Handlungsbedarf. Alle anderen allerdings, die etwas anderes möchten, für die wünsche ich mir mehr Vielfalt abseits des Mainstreams, mehr Informationen durch ÄrztInnen, aber auch mehr Mut, einen vielleicht etwas (zunächst mal) unbequemeren Weg zu gehen. Und ich möchte vor allen Dingen nicht lesen, dass sexuelle Lustlosigkeit ein Luxusproblem für Frauen ist – genauso wenig wie für Männer.