So gleich noch ein Film, der von Schmerz erzählt, wenn auch ganz anders. Ich hab es jetzt doch gewagt und den Film Zwischen uns das Leben (im Original: Nachsaison) angeschaut. Ich will nicht sagen, dass es ein Fehler war, er hat schon seine Momente und die Schauspieler sind super, aber er hat mich irgendwie unzufrieden zurückgelassen und zwar genau auf die Art und Weise, wie ich es eh erwartet hatte.
Es geht in diesem Film um ein Zusammentreffen des ehemaligen Liebespaares Mathieu (Guillaume Canet) und Alice (Alba Rohrwacher) – er Franzose, sie Italienerin, sie sprechen französisch miteinander – 15 Jahre nachdem er sich von ihr getrennt hat. Beide haben mittlerweile Familien und neue Partner. Und wie das so ist, wenn vier Menschen in eine Liebesgeschichte involviert sind, wird man daraus kein happy end machen können, das ist jetzt kein Spoiler, denn irgendjemand (oder auch mehrere) bleiben am Ende zwangsläufig über…
Kleinere Spoiler möglich
Der Film beginnt vielversprechend. Mathieu, der mittlerweile ein sehr berühmter Schauspieler ist, checkt in einem Spa ein. Er befindet sich gerade in einer Krise – er hatte vor, ein Risiko einzugehen und erstmals Theater zu spielen; dann verlässt ihn der Mut und er kündigt der Produktion kurz vor der Premiere, was ihn viel Geld und eine Menge Sympathien kostet. Im Spa ist er dennoch der unschwärmte Star, der dauernd Selfies mit Fans machen muss, obwohl er sich gerade furchtbar fühlt. Das ganze Setting erinnert an Lost in Translation und Bill Murray. Während Murray in Tokio mit einem Ergometer kämpft, ist es hier die Kaffeemaschine, die sich nicht abschalten lässt.
Dann wird Mathieu von Alice kontaktiert und sie treffen sich in einem Cafe, für mich die beste Szene des Films. Mathieu erzählt launig, es habe für ihn nur zwei Möglichkeiten gegeben, an diesem Punkt in seinem Leben assistierter Suizid in der Schweiz oder Thalasso-Therapie in Westfrankreich, da habe er sich eben für Thalasso entschieden. Anschließend bittet er den Kellner, den Jazz im Hintergrund abzustellen und stattdessen irgendwas anderes zu spielen, wurscht was. Das fand ich toll, weil ich Jazz auch überhaupt nicht mag – gleichzeitig hat er damit natürlich diese Richard Gere in Pretty Woman-Attitüde, der immer irgendwas von seiner Umgebung verlangt und auch alles bekommt. Alice fragt ihn, ob es ihm gut gehe, es liefe ja doch alles perfekt für ihn, er sagt sowas wie: Im Großen und Ganzen schon. Alice selbst geht es auch gut, sie ist gerade in ein neues Haus gezogen, ist stolz auf ihre Tochter, aber wie sie später zugibt, es ist das beste Leben, das sie nach der Trennung haben konnte. Aber es ist nicht das beste Leben überhaupt.
Danach gibt es zwar weitere gute Drehbuchideen, eine sehr liebenswerte Hochzeitsfeier von zwei älteren Damen etwa, aber das Problem ist, dass die Autoren nicht so recht wissen, was sie mit ihren Protagonisten machen sollen. Was auch verständlich ist. Beide hadern mit ihrer Gegenwart, wollen diese aber nicht aufgeben, es steht zu viel auf dem Spiel. So bleibt der Rest des Filmes ziemlich ratlos. Alice ist passiv-aggressiv gegenüber sich selbst, macht sich auf merkwürdige Art sehr klein, Mathieu ist irgendwie im Autopilot und reflektiert sich so gut wie gar nicht. Alles bleibt gewissermaßen in der Schwebe und vielleicht muss es das in der Konstellation, aber als Zuschauer hat man das Gefühl, man hat zuviel gegessen und danach Sodbrennen. Und wer hat schon gerne Sodbrennen.
Noch anzumerken ist, dass Canet hier 1. Mc Dreamy aus Grey’s Anatomy extrem ähnlich sieht. 2. sich in einer ähnlichen Konstellation wiederfindet wie im Film Last Night (aus 2010) und 3. wirklich extrem gealtert ist seit diesem Film, wo er ja noch wie ein Student gewirkt hat. Vielleicht liegt es aber auch nur an seiner Rolle.
4. im de France Kino ist die Klimaanlage viel zu kalt eingestellt! Harhar.