almis personal blog

Kinderserien

ORF.on hat über traurige Kinderserien geschrieben. Und eine wissenschaftliche (naja…) Expertise dazu abgegeben, wie sehr uns Kinder der 80ziger Jahre diese Produktionen traumatisiert haben. Fazit: Eh nicht so seihr.

So wurde ich jedenfalls an meine damalige Lieblingsserie Perrine erinnert. Ein Miseryporn für die junge Zielgruppe. Wirklich, dagegen war Heidi – die Serie, die natürlich auch in der ORF Kolumne vorkommt – zum Wohlfühlen. Schon im Titelsong heißt es: “(…) dann wein nicht mehr Perriiiine”.

Perrine verliert nämlich nacheinander beide Elternteile und setzt, begleitet von Esel und Hund, die Reise von Bosnien zu ihrem blinden Großvater nach Frankreich fort, der aber von ihr nichts wissen will. Irgendwann muss sie sogar den Esel verkaufen. Dysfunktionale Familienstruktur meets Klassismus/Rassismus (die Mutter war Halbinderin) meets Kinderarbeit. Perrine nimmt dann nämlich noch einen Job in der Firma ihres sehr reichen Großvaters an. Es war also alles in allem ziemlich schrecklich. Aber ich hab das ur gerne gesehen, gemeinsam mit meinem eigenen Opa und einer Tasse Tee plus Kuchen.

Obwohl das gemütlich war, war es ist aber auch wirklich so, dass die Serien in den 80-er schon sehr grausam sein konnten, wie gesagt es gab ja dann auch noch Heidi und Pinocchio und Marko -alles (halb) Waisen mit schwierigen Lebensgeschichten. Solche Tristesse und Problematik habe ich bei den Serien, die das Kind später sah, nicht erlebt.

Ich mein, was gab es da: Thomas die Lokomotive, die Angst vor einer schwierigen Kurve hatte. Ok, es war ein bisschen peinlich für Thomas, als er dann dort tatsächlich einmal entgleiste, er bekam rote Backen vor Scham, aber sonst ist eh nichts passiert. Es wurde nicht einmal “Menschen” verletzt. Am liebsten hatte ich die Serie Ben und Hollys kleines Königreich, die einen echt guten Humor hatte. Das schlimmste, was in dieser Serie passierte war, dass das Kindermädchen Nanny Plum manchmal Zauberunfälle hatte, in denen das kleine Königreich mit Gelee geflutet wurde (“Achtung, eine Geleefluuuut!”) Aber dann haben sie eben das Gelee aufgegessen. Problem gelöst, harhar.

Ikono

In allen Ferien gibt es einen Oma-Kind-Mum Ausflug. Freunde haben kürzlich etwas zur Ikono Ausstellung gepostet, worauf ich aufmerksam geworden bin und deshalb habe ich das als Semesterferien-Ausflug angeregt, was von allen Beteiligten einstimmig angenommen wurde. Unbezahlte Werbung.

Nachdem das Ikono Areal auf der Mariahilferstraße ist, bot es sich an, davor in die Pizzeria in der Barnabitenstraße zu gehen. In dieser Pizzeria war ich als junge Erwachsene häufig, jetzt aber schon circa 20 Jahre nicht mehr. Glücklicherweise hat sich nichts geändert. Es gibt immer noch sehr gute Lasagne und dünne, große Pizza. Alle waren zufrieden. Im Sommer wollen wir wieder hingehen, um den Gastgarten zu genießen.

Um 14 Uhr war der Ikono Termin gebucht. Das sollte man schon vorher online machen, denn es werden Timeslots vergeben und oft ist dann auch schon etwas ausgebucht. Die Tickets sind nicht gerade günstig, aber wenn man eine Stadt Wien Vorteilskarte hat (oder sie dafür bestellt), bekommt man minus 20 Prozent, was sich hier sehr auszahlt. Beim Empfang kann man seine Jacken abgeben. Die ganze Ausstellung dauert ungefähr eine Stunde.

Der erste Raum verkörpert den Stress und die Hektik des Lebens (und auch den Mief offensichtlich) Man muss sich durch gelbe, merkwürdig riechende Schläuche kämpfen.

Der Kampf mit dem Alltag

Danach per Rolltreppe direkt in die 80ziger:

Im ersten Stock sind viele verschiedene Räume, die visuell spannend und anregend gestaltet sind. Alte Medien wie Tamagochis oder Plattenspieler – ich zum Kind: “Kennst du eigentlich noch Kassetten?” Harhar. Und es gibt alte Spielkonsolen.

Das Schöne im Leben

Es gibt Räume mit hübschen Lampen, in denen man sich an das Schöne in seinem Leben erinnern soll. Räume, an denen man über seine Ziele reflektiert. Und Räume, in denen man mit silbernen Plastikdingern Ball spielen kann: ein Highlight für Oma und Kind! Ein Zimmer, in dem man einen Umhang anlegt und dann optisch mit der Tapete verschmilzt. Ein Zimmer mit Labyrinth – das hätte irgendwie noch klaustrophobischer sein können, finde ich, das hat mir zu wenig Angst gemacht. Harhar.

Und vielleicht das Hightlight: Ein Bällebad. Ich war zum ersten Mal in einem solchen und verstehe jetzt, wieso mein damals Kleinkind es gehasst hat. Wenn man drinnen liegt, ist es zwar entspannend, aber man kommt kaum wieder raus, es ist bisschen wie Treibsand. Aber schon auch irgendwie cool.

Das Bällebad

Jedenfalls wars ur lustig für alle Beteiligten. Und das beste: Man kann seine “Struggles” wirklich mal für eine Stunde vor der Türe lassen.

Babygirl

Vorige Woche habe ich zwei Filme gesehen. Einen – frei nach dem Protagonisten von Perks of a Wallflower “so good I felt different when it was over” – und einen anderen. Der andere war Babygirl von der niederländischen Regisseurin Halina Reijn. Eigentlich war ich sehr gespannt auf diesen Film und habe ihn gleich in der ersten Vorstellung am Donnerstag besucht, aber am Ende habe ich mich drüber nur gewundert bis geärgert.

Es geht um Romy (Nicole Kidman) Gründerin und CEO eines großen Unternehmens. Sie ist mit dem Theaterregisseur Jacob (Antonio Banderas) verheiratet, die beiden haben zwei Teenagertöchter, große Häuser, Geld wie Heu, soweit also das “Vorzeigeleben”. Eines Tages lernt Romy den sehr viel jüngeren Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) kennen, der durchschaut, dass sie in Wahrheit dominiert werden will. Sie lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein, obwohl sie weiß, dass das ihr ganzes berufliches und privates Leben in Gefahr bringen kann…

MILDE SPOILER MÖGLICH!!

Ich glaube, wir haben in den 1980ern, als es noch vergleichsweise viele Erotikthiller gab unterschätzt, wie schwierig es ist, einen solchen zu drehen, der sowohl unpeinlich, als auch in sich schlüssig ist. Babygirl ist leider beides nicht. Und er ist auch nicht erotisch, sondern eher antiseptisch.

Zuerst habe ich mir gedacht puh, Antonio Banderas, schon wieder so ein Mann, wo man sich als Zuseherin denkt: Was ist eigentlich falsch an ihm? Aber dann habe ich gesehen, was für einen nervigen Menschen er hier spielen muss. Harhar. Nur: Harris Dickinson als Samuel ist halt emotional kalt. Kidman als Romy ist ebenfalls kalt und sie sieht auch so aus – nachdem sie bei der Botoxbehandlung war, sagt ihre Tochter: “You look weird, like a dead fish”. Hier gibt es zumindest Pluspunkte für die Selbstironie, aber natürlich muss Kidman auch noch in der Robotikbranche arbeiten, um ihre Distanz zu jeglicher Gefühlsregung klar zu machen und Jacob muss zufällig gerade am Theater Hedda Gabler inszenieren. Also subtil ist da jetzt wirklich gar nichts.

Nun ja ok, Romy ist also auf der Suche nach einer SM Beziehung oder stolpert viel mehr in eine solche. Wahrscheinlich nennt man das heute anders, ich kenne mich in diesem Bereich zugegebenerweise nicht aus, aber für mich wirkt das, was Samuel und Romy hier machen wie etwas, worüber Leute, die tatsächlich SM praktizieren, wahrscheinlich schallend lachen würden. Es erscheint so unauthentisch, wie im Übrigen fast alles in diesem Film. Man muss ja wirklich nicht immer alles auserzählen, aber hier sind die Charaktere so eindimensional, dass man als Zuseher weder mit irgendjemand connecten kann, noch versteht, wieso sie sich verhalten wie sie das tun. Irgendwie fällt einem da nur Wohlstandsverwahrlosung ein, denn der Plot entwickelt sich von einer durchaus interessanten Grundidee in eine komplett unglaubwürdige Richtung, die in einem mehr als kuriosen Ende gipfelt. Oder wie ein User auf letterboxd schrieb: “I have watched actual porn with more compelling plotlines”. Harhar.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Film vor allem woke und Meme-able sein will – beispielsweise als Nicole Kidman #ausGründen Milch trinkt. Aber bis auf die Szene, in der Harris Dickinson zu Father Figure von George Michael tanzt (ich habe eine Schwäche für George Michaels Stimme), hat das bei mir leider alles gar nicht funktioniert.

Popera und ESC

Seit dieser Woche wissen wir also, wer Österreich heuer beim ESC vertreten wird.

Es ist jemand nicht ganz Unbekannter, sogar ich habe ihn einmal bei Starmania gesehen, während der Coronazeit. Und weil mich einige gefragt haben, was ich zu ihm, nämlich JJ, meine. Ich traue mich noch nicht wirklich etwas sagen, solange der Song noch nicht bekannt ist, der immerhin von Teya mitgeschrieben wurde. Teya, die vor zwei Jahren gemeinsam mit Salena nicht nur Who the Hell is Edgar performt, sondern auch geschrieben hat. Ich war ein großer Fan dieses Songs. Mein erster Gedanke war aber, nachdem JJ ein Opernsänger ist: Wie viel Popera verträgt der ESC?

In den letzten zehn Jahren gab es ja vereinzelt immer wieder Popera-Acts. Il Volo hat 2015 mit Grande Amore – einem zwar italienischen Song, dessen ganzen Text man aber problemlos “erfühlen” kann- sogar das Publikumsvoting gewonnen, insgesamt wurden sie Dritter. 2018 trat Elina Netšajeva mit La Forza, ebenfalls auf Italienisch interpretiert, für Estland an. Ein Song, den Alina Stiegler, Moderatorin des ESC Songchecks folgendermaßen kommentierte: “Genauso stelle ich mir eine Migräne mit Aura vor.” Harhar. Für diese Aussage kam Stiegler beinahe auf die Watchlist in Estland. La Forza landete aber doch auf dem achten Platz.

Und gleich im Jahr darauf, 2019, versuchte sich auch Australien mit Kate Miller-Heidke und Zero Gravity, einem Song, in dem sie über postnatale Depressionen singt, ebenfalls an diesem Genre. Ihr Auftritt wird aber vor allem wegen dem “Baumeln an meterhohen Stecken” in Erinnerung bleiben. Ein Staging, von dem Alkis vom Merci Cherie Podcast sagte: “Das war so großartig”. Das muss man auch erst mal schaffen, so zu singen, und dabei noch durch die Luft zu fliegen; ich hatte ja dauernd Angst, dass die Akteurinnen irgendwann einmal frontal zusammenstoßen. Sie wurde jedenfalls Neunte.

Also durchaus ganz gute Platzierungen. Heuer wird aber das Problem möglicherweise sein, dass Nemo erst im vorigen Jahr mit The Code den ESC gewonnen hat und The Code war ja auch “Popera” im weitesten Sinn, zumindest gab es einige opernhafte Passagen. Ich glaube daher, dass das Publikum heuer dann lieber etwas anderes sehen möchte, dass der Zeitgeist etwas Abwechslung verlangt. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.