almis personal blog

Auf der Polizei

Vor lauter ESC habe ich noch gar nicht über ein Ereignis der letzten Woche berichtet.

Es war am Mittwoch, früher Abend, ich habe gerade Annie Ernaux’ Der junge Mann gelesen. Ein Buch, das man auch problemlos hätte auf der S-Bahn Strecke zwischen Hauptbahnhof und Floridsdorf auslesen könnte, es ist wirklich sehr schmal, da läutete es an der Tür. Ich habe mich ein bisschen gewundert, hatte ich an dem Tag doch gar keine Pakete von Nachbarn übernommen.

Jedenfalls habe ich geöffnet und vor mir stand eine Polizistin in voller Montur, drückte mir einen Zettel mit einer Handynummer in der Hand und meinte, ich solle auf der Polizeistation xy anrufen, ein Kollege würde gerne mit mir sprechen. Ich hab mich überhaupt nicht ausgekannt. Auf meine Frage, in welcher Angelegenheit meinte sie, das könne sie nicht sagen, sie sei nur die Überbringerin der Botschaft. Ich gebe zu, ich habe mich ein bisschen wie Josef K. bei Kafka gefühlt.

Fieberhaft hab ich dann einerseits überlegt, was ich verbrochen habe könnte (schon intereressant, wie man sich gleich schuldig fühlt), andererseits, ob das vielleicht ein Scam wäre (ich bin da ein bisschen geschädigt). Schließlich habe ich nicht auf der Handynummer angerufen, sondern am Festnetz der Polizeistation. Meine Stimme hat sich fast überschlagen, vor Nervosität.

Aber nach zwei Minuten war alles klar. Ich sollte zwar vernommen werden, jedoch als Zeugin. Uff. Ich mein, ich hätte es mir ja denken können. Erst im Februar wurden mir mehrere Honorarnoten aus dem Jahr 2023 ausbezahlt, nachdem ich für jemanden gearbeitet hatte, der plötzlich nicht mehr zahlen wollte/ konnte. Nachdem ich nicht die einzige Betroffene bin, ist der Fall jetzt vor Gericht, allerdings in einem anderen, nicht unmittelbar neben Wien gelegenen Bundesland und meine Vernehmung wurde deshalb bei der hiesigen Polizei durchgeführt. Nachdem ich keinen finanziellen Schaden mehr habe, muss ich nicht direkt bei Gericht aussagen.

Habe ich das also auch einmal erlebt. Hat insgesamt eine Stunde gedauert und war eh sehr angenehm. Das Kind war bisschen unzufrieden, weil er den “Polizeieinsatz” bei uns komplett verschlafen hat. Harhar.