Ich weiß schon lange, wem ich meinen Roman widmen werde, wenn er denn einmal fertig ist.
Bisher habe ich aber nie darüber nachgedacht, ob ich noch ein Zitat an den Anfang stellen möchte, wie bei meiner Doktorarbeit. Da habe ich über kranke Frauen und ihre Männer geschrieben und folgendes Zitat von Coldplay aus dem Song Clocks der vorangestellt: “Am I a part of the cure or am I a part of the disease?” Dachte mir immer, das Zitat ersetzt mindestens 20 Seiten Analyse harhar.
Na jedenfalls hab ich kürzlich wieder die Tante Jolesch von Friedrich Torberg gelesen, es gibt auch einen zweiten Teil, der mindestens so gut ist. Und da erzählt Torberg, dass er seinen Erstlingsroman Abschied. Geschichte einer ersten Liebe dem damals gefürchteten Literaturkritiker Ernst Polak mit der Bitte um Rückmeldung geschickt hat. Torberg hatte dem Roman ein Hölderlin Zitat vorangestellt und ihn seinem Freund Max Brod gewidmet. Als er nun Polak traf, erhielt er von diesem folgendes Urteil: “Der Titel”, hob Ernst Polak an, “ist nicht schlecht.” Er blätterte weiter und deutete auf das Hölderlin-Zitat. “Das hier ist sogar hervorragend. Hier” – er war bei der Widmung an Max Brod angelangt – “wird’s schon etwas schwächer. Und der Rest taugt überhaupt nichts.”1
Das ist eine meiner Lieblingsanektoden aus der Tante Jolesch und zeigt, dass sich selbst heute arrivierte Autoren mit vernichtenden Kritiken auseinandersetzen mussten.
Gestern hab ich dann jedenfalls nach langem wieder mal den Song Leaving New York von REM gehört, den ich sehr mag von dem ich mir aber denke, dass ihn viele vermutlichecht ur fad finden, weil in diesem Song kaum etwas passiert. Jedenfalls singt Michael Stipe da “It’s easier to leave than to be left behind”. Da dachte ich mir, das wär ein super Zitat für den Anfang. Auch und gerade, weil ich mir nicht sicher bin, ob das überhaupt stimmt.
1 Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch. DTV, München 1981, S. 63.