almis personal blog

Black Bag

Vorige Woche habe ich mir den neuen Film von Steven Soderbergh im de France angesehen. Er heißt Black Bag und der deutsche Titel ist Gott sei Dank nicht “Schwarze Tasche”, sondern Doppeltes Spiel.

In diesem Film geht es um das Agentenpaar George (Michael Fassbender) und Kathryn (Cate Blanchett), die für die gleiche Organisation, aber in unterschiedlichen Einheiten arbeiten, grundsätzlich geht es aber um Cyberkriminalität. Eines Tages wird Kathryn verdächtigt, eine Verräterin zu sein und George auf sie angesetzt. Wird er seine Ehe oder die Interessen seines Landes priorisieren…?

Kleine Spoiler möglich

Jetzt werden sich natürlich viele fragen: Ein Agentenfilm, wirklich? Ich würde sagen, das ist ein Genre, das ich schon ganz gerne mag, obwohl ich der Handlung oft nicht komplett folgen kann. Oder sagen wir so: Wäre ich eine Agentin, ich glaube, ich würde bei dem Versuch zu überlegen, was ich jetzt machen oder sagen muss, dreimal erschossen werden. Harhar.

Hier haben mich tatsächlich zwei Dinge gereizt: 1) Die sehr stimmungsvollen Bilder und 2) Der Regisseur. Soderbergh ist ja jemand, den man nicht so leicht (zusammen)fassen kann, wenn man sein umfangreiches Euvre beschreiben will. Ich habe gestern den neuen Wes Anderson Film in der Pressevorführung gesehen und da schreit wirklich jede einzelne Szene von Anfang bis zum Ende Anderson. Das ist bei Soderbergh überhaupt nicht der Fall. Er hat mit dem low key Indie Film Sex, Lügen und Video die goldene Palme gewonnen (das ist auch mein Lieblingsfilm von ihm), er hat die slicke Oceans Reihe gedreht, den formal experimentellen Drogenthriller Traffic, die Actionkomödie Out of Sight etcetera. Und diese Filme haben irgendwie recht wenig miteinander gemeinsam, weder thematisch, noch vom Look – obwohl Soderbergh seine Filme oft selbst filmt und schneidet.

Was Black Bag betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Der Titel ist interessant. Wenn George oder Kathryn beispielsweise zu irgendeinem Einsatz verreisen müssen und der jeweils andere fragt näher nach, sagt die betroffene Person: “Black Bag” und das Thema ist vom Tisch. Ziemlich praktisch, harhar. Das hat mir gut gefallen, wie auch andere Aspekte. Beispielsweise gibt es eine Szene bei einem gemeinsamen Abendessen, wo George versucht, ein paar befreundete Agenten sowie die Unternehmenspsychologin mithilfe eines Wahrheitsserums zu befragen, mit dem Ziel, seine eigene Frau zu entlasten. Und diese Szene eskaliert sehr schön, weil die Gäste plötzlich sehr private Dinge von sich verraten (quasi Sex, Lügen ohne Video harhar) und auch die Konventionen beiseite lassen. Das ist ein hübsches Kammerspiel innerhalb des Filmes, da hätte ich gerne länger zugesehen. Die Schauspieler sind alle gut besetzt, auch Pierce Brosnan als skrupelloser, spleeniger Oberboss, obwohl Pia Reiser im fm4 Filmpodcast meinte, sie fände, er wäre in der Spar Gourmet Werbung besser aufgehoben, harhar böse.

Was in diesem Film für mich nicht so optimal funktioniert hat, ist tatsächlich der Agentenplot an sich, also auch abgesehen davon, dass ich mich wieder nicht ganz ausgekannt habe. Ich habe mal ein Video gesehen, da baut jemand ein tolles Feuerwerk auf, zündet es voller Aufregung, und dann erscheint aber nur ein kurzes kleines Licht und ein “pffft” und das war das Feuerwerk. So ähnlich habe ich Black Bag auch empfunden. Es wird eine ausgeklügelte, detailreiche, auch unterhaltsame Vorgeschichte erzählt, aber die Lösung ist dann irgendwie unspannend und enttäuschend, ein richtiger Antiklimax. Es mag sein, dass Soderbergh die Agentengeschichte hier tatsächlich weniger interessiert hat als die zwischenmenschliche Komponente, aber dann hätte er den Fokus, m.E. gleich ganz verschieben müssen. So ist es insgesamt eine etwas halbgare Angelegenheit.