almis personal blog

Knausgård

Ich werde sicher noch einiges über One Battle After Another schreiben, wenn ich mich durch die “Sekundärliteratur” gearbeitet habe. Derweil war ich aber auch auf der Suche nach einem neuen Roman den ich lesen kann.

Eigentlich hab ich das Buch Lieben von Emilia Roig gesucht, aber dann hat mir die Büchereienwebseite zuerst ein anderes Werk gleichen Titels angezeigt, nämlich von Karl Ove Knausgård, einem der wichtigsten norwegischen Autoren der Gegenwart, wie ich jetzt weiß. Und nachdem ich weiter recherchiert habe, habe ich zusätzlich noch erfahren, dass Knausgårds Roman ein Teil seines autobiographischen Projekts ist. In Lieben geht es um die Zeit in seiner Ehe, als die Kinder klein waren, was immer eine ziemliche Herausforderung für Paarbeziehungen ist, so auch für seine. Solche Themen interessieren mich ungemein. Ich habe die ersten Seiten probegelesen und dann beschlossen, ich fahre in die Bücherei Billrothstraße, weil dort ist es vorrätig.

Nachdem ich aber schon wieder so schlecht schlafe und wirklich manchmal ein bisschen neben mir stehe, gehe ich also in die Bücherei und denke mir, hm, das schaut aus, als gäbe es da nur Kinderbücher. Und nachdem ich minutenlang alles absuche, muss ich feststellen: Ja, hier gibt es tatsächlich nur Kinderbücher, harhar. Ich kann mir doch nicht eingebildet haben, dass diese Buch in der Billrothstraße zu finden ist. Ich google die Büchereien-Webseite um nochmal nachzusehen, bzw ich versuche es, die Seite ist aber gerade down. Hmpf. Fragen will ich auch nicht. Na gut, denke ich, kann man nichts machen. Ich verlasse, die Bücherei, gehe ein paar Schritte weiter und siehe da, im Nebenhaus ist noch eine Bücherei. Harhar. Und zwar eine mit Erwachsenenliteratur und noch dazu sehr gut kuratiert, generell sehr viel Biografisches: Kafka und Karl Kraus und Astrid Lindgren, ich hätte am liebsten alles mitgenommen.

Tatsächlich aber dann die nächste Überraschung: Das Buch von Knausgårds ist so dermaßen dick und fett, dass ich nur dieses mitnehme und noch eines aus der biografischen Reihe, das Träumen heißt. Es gibt dann noch Kämpfen, Sterben, Leben und Spielen. Ich werde vielleicht alle sechs Bücher lesen, kommt drauf an, wie mir diese beiden gefallen, aber nicht chronologisch. Die Buchreihe heißt übrigens auf Norwegisch Min kamp (Mein Kampf), aber dieser Name eignet sich für den deutschen Buchmarkt nicht so wahnsinnig gut, harhar.

Jetzt tauche ich also ein, in die Welt von Knausgård der übrigens sagte: “Im Leben ist es sehr, sehr schlecht, sensibel zu sein, aber für einen Schriftsteller ist es sehr gut.”

One Battle After Another

Am Wochenende habe ich den enorm gehypten neuen Film von Paul Thomas Anderson im Votivkino gesehen. Er ist lose an den Roman Vineland von Thomas Pynchon angeleht. Anderson hat schon davor mit Inherent Vice einen Pynchon Roman (sehr gut, wenn auch viel sperriger) adaptiert.

In One Battle After Another geht es um den alleinerziehenden Vater Bob Ferguson (Leonardo di Caprio), der mit seiner 16 jährigen Tochter Willa (Chase Infiniti) in einer Wüstenstadt lebt. Als (wie er) früheres Mitglied einer linksextremen Bewegung, ist seine Frau Perfidia (Teyana Taylor) nach einer Staftat der Verfolgung unter Colonel Lockjaw (Sean Penn) entkommen. Bob lebt mit seiner Tochter ein verstecktes, unauffälliges Leben, da er immer noch die Rache von Lockjaw fürchtet….

ACHTUNG WIE IMMER SPOILER

Die Prämisse hat mich ein bisschen an den Film Hanna erinnert, wo ebenfalls ein Vater mit seiner Tochter vor Verfolgung fliehen musste. Allerdings geht dieser Vater dort den Weg, dass er seine Tochter zu einer Kampfmaschine erzieht, damit sie sich verteidigen und so überleben kann. Bob hat eine andere Entscheidung getroffen. Er kümmert sich liebevoll um seine Tochter, sitzt aber sonst die meiste Zeit am Sofa, kifft, trinkt sein Bier und hofft, allem durch diese komplette Unauffälligkeit zu entgehen und für lange Zeit funktioniert das auch ganz gut.

Als Lockjar ihm allerdings auf die Schliche kommt – ich mein, das ist klar, sonst gäbe es keinen Film harhar – entwickelt sich der anfangs todernste Film zu einer ja, stellenweise erstaunlich witzigen Katz- und Maus Verfolgungsjagd. Die Schwere der Situation liegt ganz auf Willa, während Bob hier extrem gut einen warmherzigen, aber auch ziemlich patscherten Protagonisten, gekleidet im kariertem Morgenmantel, abgibt, was diCaprio eindrucksvoll macht. Ein Highlight ist die Szene, als er am Telefon einen geheimen Treffpunkt mit seinen früheren Verbündeten ausmachen soll, aber diverse Codewörter vergessen hat, es ist herrlich komisch. Ich stelle jetzt die Behauptung auf, dass diCaprio tatsächlich am besten ist, wenn er keinen strahlenden Helden spielt, sondern jemand in einem humorvollen Kontext. Sean Penn dagegen, der in den Reviews gelobt wird, hat die Aufgabe einen “White Supremacist” zu spielen, was er als extreme Karikatur anlegt. Auch die andere Seite des politischen Spektrums, die von Bobs Frau verkörpert wird, ist karikaturesk gezeichnet.

Deswegen ist der Film für mich auch nicht wirklich politisch im Sinne von, dass Anderson sich klar auf eine extreme Seite stellt (Gott sei Dank!), sondern er zeigt vielmehr, dass beide politischen und vor allem ideolgischen Ränder mit den gleichen Mitteln (Hass und Gewalt) operieren und, dass das nie zum Ziel führen kann, so zumindest meine Interpretation. Ich weiß nicht, ob ich Penn wirklich gut finde, weil ich ihn mittlerweile aufgrund seines Auftretens außerhalb eines Filmes so ärgerlich finde, dass es schwer ist, diese Gefühle von meiner objektiven Einschätzung zu trennen, harhar ich geb es zu. Das ist im übrigen genau das Problem, dass ich derzeit mit vielen Schauspielern, u.a. auch Mark Ruffalo habe. Mir fehlt in der Darstellung ein bisschen die Transzendenz über das übliche Programm, das da immer heißt “Wir sind die besseren Menschen, wir hassen Trump.”

Wie auch immer, One Battle After Another ist ein wirklich guter Film, mit einem wirklichen guten Hauptdarsteller, ich glaub, mir hat diCaprio noch nie besser gefallen, untermalt von einem ewigen Song/Geräuschebett, wie wir es von Anderson eh kennen, hier oftmals atonales Klaviergeklimper. Dieser Film hat auch eine ganz außergewöhnliche Auto-Verfolgungsjagd in der Wüste, das sage ich als jemand, der wirklich nicht für Auto-Verfolgungsjagden ins Kino geht. Aber diese ist intelligent, spannend UND hoch ästhetisch und macht einmal etwas ganz anderes, was man so noch nie gesehen hat. Auch einige der Sprüche könnten sich zu Running Gags entwickeln. Als Bob einmal aus einem fahrenden Auto springen muss und sich nicht traut, ruft ihm der Sensei (immer super: Benecio de Toro) zu, na kommt, Tom Cruise macht sowas andauernd, harhar.

Also zusammengefasst: Der Hype ist gerechtfertigt, Paul Thomas Anderson, dessen Euvre insgesamt so divers (in Genre, Thematik, Tonalität) wie sehenswert ist, wird nach seinen bisherigen 11 Oscarnominierungen hier defintiv mit einer oder eher mehreren Auszeichnungen nach Hause gehen, das prophezeihe ich jetzt einmal. Jemand hat geschrieben, das wäre “the movie-est movie I’ve seen in ages” und das ist so wahr. So sehr ich kleine Produktionen schätze, es ist auch einmal schön, wenn jemand alle Register zieht, die beim Film möglich sind – und dabei trotzdem noch so etwas wie “Arthouse” macht.

Fran & die Ubahn

Letztens war in der U6 ein sehr unangenehmer Geruch.

Da musste ich an Pretent It’s a City denken und habe mir zuhause gleich eine Folge angesehen. Erstmals hab ich die Serie vor drei Jahren gesehen. Ich empfehle ungern Dinge, weil ich mir immer denke, nur weil mir etwas gefällt, heißt das ja noch nicht, dass es universell so empfunden wird. Aber tatsächlich ist die Doku-Serie von Martin Scorsese über Fran Lebowitz etwas, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemand nicht witzig oder zumindest interessant oder irgendwie bereichernd findet.

Ich bin (Sakrileg) kein großer Scorsese Fan, also was ihn als Regisseur betrifft. Ich kippe immer total schnell aus seinen Filmen raus, ich weiß auch nicht warum. Ich kann wirklich sehr wenig mit der Art, wie er erzählt, anfangen. Aber so als Mensch – soweit man das halt über Medien sagen kann – finde ich ihn sympathisch. Und die Doku, seine Gespräche mit Lebowitz sind super. Fran Lebowitz kannte ich davor gar nicht und auch jetzt kann ich schwer sagen, was sie eigentlich so ist. Sie hat zwei Bücher geschrieben, aber das war in den 1970/80er Jahren. Sie schreibt, glaub ich, nicht so wahnsinnig gern und nachdem ich beide Bücher gelesen habe muss ich sagen, sie spricht auch viel besser, nein, sie spricht sogar unheimlich gut. Also ist ihr Beruf wahrscheinlich das, Speaker. Sie sagt selbst über sich, sie wäre “filled with opinions”, das wäre aber harmlos, weil sie überhaupt nichts an irgendelchen Zuständen ändern kann. “I have no power” harhar.

Ich mag sehr an ihr, dass sie zwar starke Meinungen hat, aber überhaupt nicht dogmatisch ist. Dass sie es sehr gut aushält, dass andere Menschen andere Ansichten haben. Dass sie zwar selbst zum Beispiel mit dem Internet nichts anfangen kann, aber total versteht, dass es anderen damit ganz anders geht und das überhaupt nicht bewertet. Je älter ich werde, umso angenehmer finde ich, wenn Leute mir nicht sagen, was ich tun oder denken oder wie ich leben soll. Und bei Lebowitz hat man diesen Eindruck, gerade weil sie es sich auch nie sagen lassen würde. Außerdem stimme ich ihr in vielen Dingen total zu, etwa wenn sie meint: “I don’t need extra challenges. I find normal life challenging enough”, harhar.

Die Serie ist in sieben Kapital aufgeteilt. Natürlich geht es um New York, aber auch um Kultur, Musik, Leben, Sport, Literatur. Sie sagt, New York wäre nicht unbedingt eine schöne Stadt, aber es wäre nie langweilig. Es wäre auch nichts “permanent”, alles würde sich alles dauernd verändern. Es werden auch laufend Gebäude abgerissen, die man liebt. Sie erzählt, als sie einmal mit einem älteren Freund in einem Lokal gesessen wäre, hätte jemand um eine Unterschrift gebeten, das Lever House nicht abzureißen. Beide hätten unterschrieben und dann hätte der Freund zu ihr gesagt, er ist sich ziemlich sicher, dass er vor Jahren unterschrieben hätte, dass das Lever House nicht gebaut werden sollte. Das wäre New York, meint Lebowitz.

Und wie kam ich also von schlechtem Geruch auf die Serie? Lebowitz erzählt, dass die Ubahn Linie L in New York einmal geschlossen war, wegen üblen Geruchs. Und sie so, wie kann das überhaupt sein, weil es ohnehin immer ur stinkt. “Did someone say the train smells even worse than usual?” Jedenfalls wurde die Linie für fünf Stunden gesperrt und danach hieß es, es stinke nicht mehr so schlimm. Lebowitz daraufhin. “Of course not. It’s been empty for five hours. Let me tell you what smells horrible on the train, it’s the passengers!” harhar.

Wenn man mal traurig ist, schaut euch das an, es heitert einen so sehr auf.

All is well

Heute hat das Kind Geburtstag und jetzt ist er einfach so erwachsen. Krass!

In der Früh habe ich schon ein Video von der malerischen kroatischen Küste bekommen, wo seine Klasse auf hübschen Felsen sitzt und ihm ein Ständchen singt. Moi, da kommen mir ja gleich die Tränen. Diese Woche ist emotional schon echt herausfordernd.

Ich bin sehr froh, dass es es ihm so gut geht und er das Leben leicht nimmt. Es ist auch so einfach für mich als Mama, das muss ich wirklich sagen. Ich kann tatsächlich gar nichts zu Gesprächen über Pubertätsprobleme und Konflikte beitragen, es ist total unkompliziert mit ihm. Unsere Streitereien drehen sich zu 98 Prozent darum, dass er bitte eine wärmere Jacke anziehen soll oder überhaupt eine Jacke. Das mag daran liegen, dass wir alles andere schon miteinander ausgefochten, als er so zwischen drei und fünf Jahre alt war. Da flog auch mal die Ketchupflasche durch die Küche. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich hab sie geworfen, aus Wut harhar. Natürlich nicht auf ihn, sondern auf die Einrichtung, die ich dann selber wieder putzen musste.

Wir haben es immer lustig, ich mag sein differenziertes Denken, die Gespräche die wir führen. Alles ist gut. Und das werde ich nie als Selbstverständlichkeit empfinden. Nicht zuletzt deswegen, weil heute vor 18 Jahren niemandem zum Feiern zumuten war.

Caché

Schon wieder habe ich einen Film von Michael Haneke gesehen. Mein zweiter heuer und auch insgesamt, harhar. Langsam komme ich aber auf den Geschmack. Nachdem die Theaterversion von Caché derzeit am Volkstheater aufgeführt wird, läuft der Film gerade für eine Woche auch im Votivkino, in französischer Originalsprache mit englischen Untertiteln (warum auch immer).

In Caché, was so etwas wie “verborgen” heißt, für alle, die wie ich kein französisch sprechen, geht es um den erfolgreichen TV-Moderator Georges Laurent (Daniel Auteuil), der mit seiner Frau Anne (Juliette Binoche), einer Verlegerin, und dem 12 jährigen Sohn Pierrot ein nach außen hin angepasstes und gutbürgerliches Leben führt. Bis eines Tages eine Videokassette auf der Türschwelle liegt. Auf dem zwei Stunden Video sieht man ausschließlich die Außensicht auf das Haus der Familie. Zuerst denkt das Paar an einen irren Fan oder Stalker, doch dann kommen weitere Videos an, die den Anschein erwecken, dass etwas mehr hinter der Sache steckt…

ACHTUNG ORDENTLICHE SPOILER !!

Was ich bei diesem Film von Anfang sehr interessant fand, an mir zu beobachten: Ich hatte irgendwie kaum Empathie für Georges und seine Familie. Normalerweise würde man ja annehmen, dass man als Zuseherin irgendwie sofort auf der Seite der Protagonisten ist. Es ist ja ein unheimliches Szenario, jemand, der das eigene Haus beobachtet, der das eigene Leben ausspioniert, man kann es nachempfinden. Aber dieses Gefühl wurde bei mir sofort (Dank Hanekes Erzählweise? Dank der Darsteller?) von einem anderen überlagert, nämlich dem, dass ich die Familie wirklich sehr unangenehm fand. Das Ehepaar geht bestensfalls kühl miteinander um, auch zum Sohn herrscht kaum eine emotionale Bindung, alles ist total, ja kalt, in diesem Haus. Deshalb fällt es irgendwie auch schwer, etwas für die beiden zu empfinden.

Mit Fortschreiten der Handlung kommt man dahinter, dass der Sender der Videos möglicherweise ein Bekannter von Georges ist. Georges wuchs in einer wohlhabenden Gutbesitzer-Familie auf, die Angestellte mit einem kleinen Sohn, Majid, in Georges’ Alter hatten. Nachdem Majids Eltern tragisch ums Leben gekommen waren, haben Georges Eltern mit dem Gedanken gespielt, Majid zu adoptieren. Georges wollte das nicht und dachte sich etwas wirklich furchtbares aus, um die Eltern (mit Erfolg) davon abzubringen. Majid kam in ein Waisenhaus und wir erfahren, dass er in der Gegenwart des Filmes ein Mann (sehr beeindruckend dargestellt von Maurice Bénichou) geworden ist, der in ärmlichen Verhältnissen lebt, gebrochen durch seine Erfahrungen in der Kindheit, nachdem er den Gutshof verlassen musste. Er hat sozusagen ein Motiv.

Und hier wirft Haneke eine enorm interessante Frage auf, so finde ich, nämlich: Inwieweit kann ein sechsjähriges Kind “böse” sein? Dass es nicht schuldfähig in einem rechtlichen Sinn ist, ist klar, aber kann es “Schuld” auf sich laden? Kann es für das Schicksal eines anderen Menschen verantwortlich gemacht werden? Gebrochen sind letztendlich beide Männer, meiner Meinung nach. Georges wirkt trotz seines Erfolgs nicht glücklich, nicht einmal zufrieden. Einmal besucht er seine Mutter und es klingt an, dass die beiden eine sehr distanzierte Beziehung zueinander haben. Was irgendwie extrem ernüchternd ist, wenn man bedenkt, dass er seine Eltern “für sich haben wollte” und später das Interesse an ihnen verloren hat, polemisch formuliert. Es gibt dann noch weitere Plottwists und ein weitgehend offenes Ende, das viel Raum zu Spekulation bietet. Aber im Prinzip will Haneke uns weniger davon erzählen, als wieder mal von der Schlechtigkeit des Menschens an sich, harhar.

Caché erinnert mich ein bisschen an Lost Highway von David Lynch, wenngleich Caché wesentlich konventioneller erzählt ist ist, was im Vergleich zu einem Lynch Film auf der Hand liegt, harhar. Es ist für mich insgesamt ein sehr gut gemachter, auch sehr aufwühlender Film, über den ich noch länger nachdenken muss.

Letzter Sommertag

Gestern um sechs aufgestanden, das Kind verabschiedet – diesmal hielt sich das Mama Gluckenverhalten Gott sei Dank (!) in Grenzen – dann gearbeitet und anschließend recht spät Mittag essen gewesen, und zwar in dem bekannten schwedischen Möbelhaus, das bekannt schwedische Essen, plus Mandeltorte. Unbezahlte Werbung.

Sehr gute Köttbullar mit Püree, Erbsen und Preiselbeeren, Daim Torte

Übrigens sehr lustig, wenn man ein “Schwedenkracherl” dazu nimmt, was free refill von diversen Säften bedeutet, dann ist es ganz egal ob man Holundersaft, Zitrone, Apfel oder whatever nimmt, es ist jedesmal Mineralwasser, harhar. Ok, ich glaube nicht, dass das so gewollt ist, aber gestern wars halt so.

Danach bin ich auf die Dachterasse gefahren. Da diese Woche auch wieder Lektorat meines eigenen Textes angesagt ist, habe ich mir 40 Seiten mitgenommen und oben zwei Stunden daran gearbeitet.

Letztes Mal Rock ohne Strüpfe vermutlich

Wolkenloser Blick, außer ein paar Chemtrails (harhar), in Richtung Mariahilferstraße:

Dann bin ich zwei U6 Stationen zu Fuß gegangen, das hat gut getan. Am Abend habe ich praktisch stundenlang Wer wird Millionär geschaut und dann, gestern natürlich besonders, an jemand gedacht.

Das Kind hat geschrieben, er ist gut angekommen und hat Fotos von Cevapcici geschickt. Man kann vermuten, wo er ist, harhar.

Mein Sonntag

Patrick Modiano schrieb: “Es war ein Nachsommer, bei dem man sich sagt, er würde noch lange dauern. Für immer vielleicht.” Unser Nachsommer dauert nur noch bis Dienstag.

Ich war noch einmal im Pool. Das Hineingehen ist jetzt schon eine Überwindung und danach tun mir stundenlang die Knochen weh. Ich glaube, sowas wie dieses trendige Eisbaden im Winter ist nichts für mich, da erwärme ich mich ja niemals wieder, harhar.

Magisches Septemberlicht im Garten

Außerdem habe ich einige Fotos vom Fisolenfest in meinem Lieblingsdorf bekommen. Ich wundere mich jedes Jahr aufs neue darüber, dass dieses Fest so heißt, weil in den vielen, vielen Jahren, die ich meine Sommer dort verbracht habe, hat nie jemand dieses Gemüse wirklich “Fisolen” genannt, sondern immer “Strankalan”. Aber gut, vielleicht ist das für die Touristen. Bei der Tomobola kann man übrigens als Hauptpreis einen Stier gewinnen. Damit werden Touristen aber weniger Freude haben.

Am Nachmittag haben wir draußen am Laptop Formel 1 laufen gehabt, damit ich mich auch auskenne, wenn das Kind mich danach was dazu fragt. Gefragt hat mich aber meine Mutter etwas, nämlich wo eigentlich Aiserbaidschan genau sei. Ich so: Ja auch irgendwo da unten. Harhar. Aber falsch ist es nicht bitte. Dann haben wir uns länger über die hübsche Architektur der Altstadt von Baku unterhalten, weil sich beim Rennen nicht so viel getan hat.

Auf der Heimfahrt habe ich mir den AwardsWatch Podcast angehört, über frühe Oscar Predictions und ich schwöre 80 Prozent der Zeit ging es nur um den neuen Paul Thomas Anderson Film One Battle After Another und wie gut der nicht sei. Er hat diese Woche in Österreich Premiere hat und ich habe natürlich schon eine Karte reserviert und bin ein bisschen gehypt.

Dann mit dem Kind noch Koffer fertig gepackt, was bei der meeresbiologischen Woche bedeutet: Ein halbes Dutzend Handtücher in den Trolley werfen und schauen, wie viel Platz dann noch ist. Hint: Fast keiner mehr. Harhar.

Und jetzt ein bisschen melancholisch schlafengehen. Morgen ist ein Datum, das mir sehr viel bedeutet.

How to be normal

Gestern habe ich im Burgkino den Debüt Langfilm des österreichischen Regisseurs Florian Pochlatko gesehen, Deutsch mit englischen Untertiteln, harhar.

How to be Normal and the Oddness of the other world lautet der recht sperrige Titel des Films und es geht darin um Pia (Luisa-Celina Gaffron), Mitte 20, die gerade aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen wird. Ihre Herausforderung ist es nun, Nomen est Omen, sich irgendwie in die “normale” Gesellschaft einzugliedern, in der inzwischen der Lebenspartner abhandengekommen ist und sie wieder zurück zu ihren Eltern ziehen muss…

Spoiler!!!

Das alles klingt ja als Prämisse ganz interessant und auch anspruchsvoll, denn die Geschichte aus der Sicht einer Frau mit einer psychischen Störung zu erzählen ist durchaus heikel, Stichwort Klischees. Ich fange mit dem an, was meiner Ansicht nach gut gelungen ist. Pochlatko geht sehr empathisch mit seiner Hauptfigur um, und zeichnet sie durchaus differenziert. Manche Aspekte ihres Lebens und ihres Schmerzes kann man auch nachvollziehen, wenn man selbst (mehr oder weniger) “normal” ist, wie den Eindruck, einen Menschen verloren zu haben, der das eigene Zuhause war und bei den Eltern, im früheren Kinderzimmer, eben nicht mehr zugehörig zu sein. Und: Der Instagram Influencer Grindig hat zwei Auftritte, einer davon hat die meisten Lacher des gesamten Films in meinem Kinosaal gebracht.

Alles andere hat mich aber, ich sage es wirklich ungern, kaum erreicht. Zunächst mal die allgegenwärtige Klimakrise, die man in jedem Film unterbringen muss, die mit der Handlung aber nichts zu tun hat. Dann der Aufbau eines gewissen Multiversium Narrativs (hallo Everything Everywhere all at Once) – beide Komponenten kamen übrigens auch kürzlich in Life of Chuck (besser) vor. Und dann eine ordentliche Portion Kapitalismuskritik, aber von der für mich platten Sorte. Wieder einmal muss die Figur des Jokers herhalten, um im Zuschauer ein Gefühl zu erzeugen, dass Pochlatko offenbar nicht mit eigenen Ideen vermitteln will.Typisch-geschminkte Gesichter und riesige Clownsschuhe sollen wohl das Böse suggerieren.

Eher ärgerlich wird es am Schluss, denn es gibt zwei Enden (siehe Multiversum). Und beide Enden sind Zitate von anderen Werken. Und das verstehe ich persönlich überhaupt nicht. Will ich denn als Künstler dem Zuschauer nicht etwas von meinen eigenen Vorstellungen mitgeben und den Menschen etwas erzählen, was nur ich so erzählen kann? Auch wenn es vielleicht nicht hundertprozentig aufgeht, wenn es nicht gleich verstanden wird, wenn es sogar aneckt, egal, aber es ist meines. Aber einfach das wirklich beeindruckende Ende von Fight Club zu nehmen und auf fast schmerzhafte Weise zu karikieren und dann noch ein David Lynch Zitat zu verwenden, das schon Meme-Charakter hat, das ist echt schon ein doppeltes cineastisches Sakrileg für mich.

Am Montag gibt es einen FM4 Filmpodcast mit dem Regisseur. Darauf bin ich sehr gespannt, gerade weil ich mit dem Film so wenig anfangen konnte.