Wenn man die Autorin Ottessa Moshfegh kennt, vielleicht das Buch Eileen gelesen oder den gleichnamigen Film gesehen hat, dann ahnt man natürlich, wenn “Ruhe und Entspannung” draufsteht, dann geht es wahrscheinlich um das genaue Gegenteil. Die Ausgangslage ist zwar diese, dass die Protagonistin für ein Jahr (2000-2001) in einen Dauerschlafzustand begeben will, um sich zu regenerieren und quasi “neu geboren” zu werden. Aber nachdem wir keine Bären, Murmeltiere oder Igel sind, schaffen wir das nicht auf eine physiologisch gesunde Art und Weise. Und wer, wie gesagt, Moshfegh kennt, ahnt, was kommt.
Die Protagonistin von Mein Jahr der Ruhe und Entspannung schießt sich – nachdem sie eine “Therapeutin” gefunden hat, die sich ausschließlich der Medikamentenmedizin verschrieben hat – regelmäßig mit verschreibungspflichtigen Psychopharmaka, die teilweise auch noch kontraindiziert sind, ab. Natürlich nicht “einfach so”, es liegt eine schwere Depression dahinter; sie hatte eine lieblose Kindheit, dann sind die Eltern gestorben, der Lover war er Arsch, die Nebenjobs zum Studium bedeutungslos und der Sinn des eigenen Lebens will sich nicht einstellen.
Nun ist ja die Prämisse jemand will ein Jahr schlafen – fast das Gegenteil von Schlafes Bruder übrigens – vielleicht theoretisch interessant als Idee, aber funktioniert das als Roman, der ja eigentlich davon lebt, dass irgendwie doch auch erzählenswerte Dinge passieren? Meine Antwort: Nicht wirklich. Es sei denn, man hat einen Medikamentenfetisch, dann werden einen die seitenlangen Schilderungen der Wirkweise von Schmerzmittel und Barbituraten bezaubern. Sehr oft liest man auch detailiert, wie weggetreten und psychotisch die Protagonistin wird und ich fand das einerseits höchst unangenehm, weil ich selber Kontrollverlust durch Substanzen recht fürchte; andererseits aber auch ziemlich redundant und, ja, langweilig, obwohl Moshfegh gut schreibt.
Ein bisschen Abwechslung entsteht dadurch, dass es Rückblenden gibt, die Schilderungen der vereinzelten Besuche von der besten Freundin der Protagonistin und einmal verlässt sie das Haus länger, um ein Begräbnis zu besuchen. Die meiste Zeit aber versumpert sie in ihrer Wohnung, wird immer dünner und ungepflegter (bisschen Charlotte Roche Vibes hier) und man fragt sich, wie hält der menschliche Körper das aus? Gleichzeitig vermisst man aber jegliche Form von Tiefe oder “Analyse”. Ja, vermutlich ist das Absicht, weil die Protagonistin sich ja eben nicht mit ihren Problemen beschäftigen will, sondern diese ganz bewusst “wegschläft”. Konsequent, aber man bleibt als Leserin dann eben irgendwie ebenso leer zurück wie die Protagonistin.
