almis personal blog

Permeabel

Jetzt habe ich Der Horizont von Patrick Modiano ausgeborgt, weil er dort von Jahreszeiten in Jahreszeiten schreibt, das fasziniert mich irgendwie.

Nämlich zum Beispiel:

“In welcher Jahreszeit war er bloß? (…) Wahrscheinlich Frühling im Winter, wie er die schönen Tage im Januar und Februar gerne nannte. Oder Sommer im Frühling, wenn es im April schon sehr heiß ist. Oder einfach Nachsommer, im Herbst – all diese Jahreszeiten, die miteinander verschmelzen (…)”

Patrick Modiano, Der Horizont, S. 164

Das hat mich an den Roman Der Himmel kennt keine Günstlinge (sperriger Titel) von Erich Maria Remarque erinnert, den ich in meiner Dissertation analysiert habe. Remarque schreibt da von einer jungen Frau, die unheilbar krank ist und der folgendes durch den Kopf geht:

“Sie hat keine Zeit für Wiederholungen (….)” viel mehr will sie “jetzt eine Stunde leben, aus meinem fünfzigsten Jahr – dann eine aus meinem dreißigsten, dann eine aus meinem achzigsten – alle in einem Tag, wie ich gerade Lust habe (…)”

Erich Maria Remarque, Der Himmel kennt keine Günstlinge, S. 237

Diese Stellen passen zusammen oder empfinde das nur ich so?

Und es passt auch ein bisschen dazu, was mir selbst manchmal durch den Kopf geht, wenn ich zum Beispiel mit geschlossenen Augen auf dem Sofa liege und nur auf die Geräusche von draußen höre. Kann man, so denke ich oft, nur anhand der Geräusche feststellen, in welcher Zeit man lebt? Was gerade so passiert auf der Welt? Haben sich die Geräusche draußen seit meiner Kindheit geändert? Die Motoren der Fahrzeuge, das Geschrei am Spielplatz, das Brummen der Flugzeuge, das Türenknallen, das Vogelgezwitscher? Und wenn ja, auf welche Weise?