almis personal blog

How to be normal

Gestern habe ich im Burgkino den Debüt Langfilm des österreichischen Regisseurs Florian Pochlatko gesehen, Deutsch mit englischen Untertiteln, harhar.

How to be Normal and the Oddness of the other world lautet der recht sperrige Titel des Films und es geht darin um Pia (Luisa-Celina Gaffron), Mitte 20, die gerade aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen wird. Ihre Herausforderung ist es nun, Nomen est Omen, sich irgendwie in die “normale” Gesellschaft einzugliedern, in der inzwischen der Lebenspartner abhandengekommen ist und sie wieder zurück zu ihren Eltern ziehen muss…

Spoiler!!!

Das alles klingt ja als Prämisse ganz interessant und auch anspruchsvoll, denn die Geschichte aus der Sicht einer Frau mit einer psychischen Störung zu erzählen ist durchaus heikel, Stichwort Klischees. Ich fange mit dem an, was meiner Ansicht nach gut gelungen ist. Pochlatko geht sehr empathisch mit seiner Hauptfigur um, und zeichnet sie durchaus differenziert. Manche Aspekte ihres Lebens und ihres Schmerzes kann man auch nachvollziehen, wenn man selbst (mehr oder weniger) “normal” ist, wie den Eindruck, einen Menschen verloren zu haben, der das eigene Zuhause war und bei den Eltern, im früheren Kinderzimmer, eben nicht mehr zugehörig zu sein. Und: Der Instagram Influencer Grindig hat zwei Auftritte, einer davon hat die meisten Lacher des gesamten Films in meinem Kinosaal gebracht.

Alles andere hat mich aber, ich sage es wirklich ungern, kaum erreicht. Zunächst mal die allgegenwärtige Klimakrise, die man in jedem Film unterbringen muss, die mit der Handlung aber nichts zu tun hat. Dann der Aufbau eines gewissen Multiversium Narrativs (hallo Everything Everywhere all at Once) – beide Komponenten kamen übrigens auch kürzlich in Life of Chuck (besser) vor. Und dann eine ordentliche Portion Kapitalismuskritik, aber von der für mich platten Sorte. Wieder einmal muss die Figur des Jokers herhalten, um im Zuschauer ein Gefühl zu erzeugen, dass Pochlatko offenbar nicht mit eigenen Ideen vermitteln will.Typisch-geschminkte Gesichter und riesige Clownsschuhe sollen wohl das Böse suggerieren.

Eher ärgerlich wird es am Schluss, denn es gibt zwei Enden (siehe Multiversum). Und beide Enden sind Zitate von anderen Werken. Und das verstehe ich persönlich überhaupt nicht. Will ich denn als Künstler dem Zuschauer nicht etwas von meinen eigenen Vorstellungen mitgeben und den Menschen etwas erzählen, was nur ich so erzählen kann? Auch wenn es vielleicht nicht hundertprozentig aufgeht, wenn es nicht gleich verstanden wird, wenn es sogar aneckt, egal, aber es ist meines. Aber einfach das wirklich beeindruckende Ende von Fight Club zu nehmen und auf fast schmerzhafte Weise zu karikieren und dann noch ein David Lynch Zitat zu verwenden, das schon Meme-Charakter hat, das ist echt schon ein doppeltes cineastisches Sakrileg für mich.

Am Montag gibt es einen FM4 Filmpodcast mit dem Regisseur. Darauf bin ich sehr gespannt, gerade weil ich mit dem Film so wenig anfangen konnte.