almis personal blog

ESC: aktuell

Weil ich auf die derzeitige Lage des ESC angesprochen wurde – naja, sie ist ziemlich Scheiße, würde ich sagen.

Vorige Woche gab es eine Konferenz der EBU, die von vorneherein nur in einem lose/lose Szenario enden konnte. Entweder mit dem Ausschluss Israels – ich bin persönlich generell gegen Ausschlüsse – oder damit, dass Länder von der Teilnahme zurücktreten, weil Israel antreten darf. Letzteres ist nun passiert, bisher haben die Niederlande, Slowenien, Irland und auch das Big Five Land Spanien ihren Rückzug angekündigt. Belgien und Portugal haben nach einer Nachdenkphase zugesagt, Island überlegt noch, ist aber m.E. auch mehr als wackelig. Das sind ganz schwarze Tage des ESC, das kann man sich nicht schönreden.

Wie kam es dazu? Ich habe es schon 2022 prophezeit, als Russland ausgeschlossen wurde, jetzt kommen wir in eine Spirale aus politischen Diskussionen und moralischer Selbstüberhöhung. Wir leben sowieso seit Corona in einer Zeit, wo es permanent darum geht, sich zu positionieren und Gegenmeinungen nicht mehr auszuhalten und deshalb gar nicht zuzulassen. Ich will und kann aber beim ESC nicht darüber diskutieren, was Israel falsch gemacht hat. Ich kann nicht den Nahostkonflikt bei einer Musikveranstaltung lösen, genauso wenig wie ich dort den Russland-Ukraine Krieg beenden kann.

Ich selbst habe hier schon geschrieben, dass die Tage des Songcontests möglicherweise gezählt sind, zumindest so wie wir ihn kennen. Es ist bitter das zu schreiben, ich bin aber auch keine Realitätsverweigerin. Man muss sich bewusst sein, dass man jederzeit etwas verlieren kann, das man liebt.

Meiner Meinung nach kann der ESC nur gerettet werden, wenn wir uns wieder daran erinnern, warum er ursprünglich erfunden worden ist, wenn wir daran denken, was er leisten kann und was eben nicht. Zurück zur Musik, zur Diskussion über Bühnenshow und Kostüme, zurück zu den Memes, dem Humor, der Leichtigkeit, wo man alles nicht ganz so ernst nehmen muss und dem friedlichen Feiern mit anderen Menschen. Auch Menschen im Übrigen, die anderer Meinung sind. Weil es wurscht ist, weil es zumindest an diesem einen Abend nicht darum gehen sollte. Die Hoffnung, dass es wieder möglich ist, habe ich noch nicht verloren.