Sorry an die Menschen, die hier gerne mehr Buchbesprechungen sehen würden, in letzter Zeit bin ich kaum zum Lesen gekommen, das wird sich wieder ändern. Vor einigen Tagen ist mir jedenfalls, beim Kramen in Erinnerungen (!), der Roman Nacht des Orakels von Paul Auster in die Hände gefallen und nachdem ich überhaupt nicht mehr wusste worum es darin geht, konnte ich nicht widerstehen. Paul Auster hab ich vor 25 Jahren an diversen Stränden gerne gelesen, als mein Leben noch Strandurlaube beinhaltet hat. Es kommt mir fast vor, als würde Sand herausrieseln und das Buch schaut auch irgendwie so aus, harhar.
Nacht des Orakels ist, wenn man so will, ein ziemlich typischer Auster Roman, mit Motiven wie Selbstreferenz, Zufall, Identität, Schreiben und Räume. Ich finde, dieser Roman hat auch etwas Lynch-eskes. Meine mangelnde Erinnerung an die Inhalte mag darin liegen, dass hier so viel passiert. Der eigentliche Protagonist des Romans heißt Sidney Orr, ein Schriftsteller, der mithilfe eines neu gekauften Notizbuches Krankheit und Schreibblockade hinter sich lässt und eine Erzählung verfasst, in der er selbst verschwindet – seine Frau blickt in sein Schreibzimmer und sieht ihn nicht – und in der es wiederum auch um einen Roman geht.
Das heißt, wir sehen Auster zu, wie er seiner Hauptfigur zusieht, die wiederum ihrem Protagonisten über die Schulter blickt. Und weil das anscheinend nicht komplex genug ist, hat Auster noch jede Menge Fußnoten eingebaut, die wieder auf andere Werke referenzieren und diverse Assoziationen auslösen. Ach ja und der wichtigste Nebencharakter im Buch heißt John Trause (A-u-s-t-e-r, Anagramm Alarm!) und ist, wie Auster zum Zeitpunkt des Schreibens, 56 Jahre alt. Trotzdem, und das finde ich spannend, sind Austers Werke nie anstrengende intellektuelle Kopfgeburten, sondern recht leicht lesbar und teilweise richtig gemütlich, wenn wir mit der Hauptfigur in dem Cafe um die Ecke ein Käsesandwich essen oder in einem Schreibwarengeschäft namens Paper Palace (was für ein toller Name!) stöbern.
Der Geschäftsbesitzer sagt: “Alle machen Wörter. Alle schreiben Dinge auf. Kinder in der Schule benutzen meine Bücher. Lehrer schreiben Noten hinein, Liebesbriefe werden in Umschlägen von mir verschickt. (…) Notizbücher für Einkaufslisten, Terminkalender für den Wochenplan” (S. 13) Orr schreibt, wie gesagt, eine Erzählung in sein neues Notizbuch, sein Protagonist lässt versehentlich eine Tür zufallen. Die Tür zu einem unterirdischen Bunker, die nur von außen geöffnet werden kann. Dort sitzt seine Romanfigur dann fest und wartet darauf, dass der einzige Mensch, der diese Tür öffnen kann, wieder zurückkommt ohne zu wissen, dass dieser gerade überirdisch verstorben ist. Wie Auster das beschreibt, gibt einem einen Eindruck davon, selbst irgendwo eingeschlossen zu sein und keine Luft zu bekommen, zumindest habe ich mich kurz so gefühlt.
Und wie löst Orr diese missliche Lage auf? Nun, Spoiler, gar nicht. Er gibt zu, dass er sich als Autor in eine Sackgasse geschrieben hat, die er nur auf banale oder komplett uninteressante Weise wieder entwirren könnte. Also zerreißt er sein Notizbuch, und macht die Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes ungeschehen. Oder geht das etwa nicht? Hängt er selbst schon zu tief mit drinnen? Am besten selbst nachlesen, harhar.









