almis personal blog

High Fidelity

Letztens habe ich auch High Fidelity von Regisseur Stephen Frears wiedergesehen, das war für mich ein persönlicher Kultfilm im Jahr 2000.

Ich habe damals das Buch von Nick Hornby gelesen und das ist eine der Verfilmungen, die der Romanvorlage tatsächlich gerecht werden, obwohl mindestens zwei Dinge dagegen sprechen. Zum einen wurde die Handlung von London nach Chicago (!) verlegt (und das obwohl der Regisseur selbst aus Großbritannien stammt) und obwohl Cusack permanent die vierte Wand bricht und das Publikum direkt anspricht, was auch sehr leicht schiefgehen kann, denn normalerweise sagt man bei Filmen: Nicht erklären, zeigen. Aber High Fidelity ist eben ein Roman der quasi ein langer innerer Monolog ist und das setzt der Film erstaunlich gut um.

John Cusack spielt Rob Gordon, einen Mann Anfang 30, der ein Plattengeschäft besitzt und Musik über alles liebt. Aktuell hört er aber wieder einmal traurige Songs, weil er – auch wieder einmal – verlassen wurde. Er fragt dabei: “What came first, the music or the misery? Did I listen to pop music because I was miserable or was I miserable because I listened to pop music?” Diesmal hat sich Laura (Iben Hjlje) von ihm getrennt und weil ihn das mehr schmerzt als er zugeben will, denkt er über seine “Top 5-Trennungen” nach – so wie er sonst über seine “Top 5 Songs für einen Montagmorgen” nachdenkt, und versucht herauszufinden, wieso ihm keine langfristige Beziehung gelingen will….

Obwohl das eher deprimierend klingt, ist High Fidelity eine Komödie und zwar eine ziemlich lustige. Rob hat nämlich zwei Angestellte, den introvertrierten Dick (Todd Louiso) und Jack Black – als Barry – also das komplette Gegenteil. Die Streitgespräche im Laden sind super, so gut, dass ich eine Redewendung sogar in meinem allgemeinen Sprachgebrauch übernommen habe. Sie sprechen da über einen Song, den zwei Bands gecovert haben, Dick präferiert ein anderes Cover als Barry, Barry goutiert das überhaupt nicht und als Rob vermittelnd eingreift, sagt Barry den Satz: “Since when did this shop became a fascist regime?” – In der Synchro: “Seit wann ist hier der Faschismus ausgebrochen”. Der Satz ist wirklich vielseitig einsetzbar, ich verwende ihn regelmäßig, harhar

Sehr witzig ist auch, als Rob seine Ex-Freundin Charlie (Catherine Zeta-Jones) besucht, die für ihn immer eine Liga über ihm selbst gestanden hat. Zeta-Jones ist da absolut brilliant gecastet, weil sie so eine Aura hat, die genau das vermittelt. Bob hat sie für ihre Klugheit, ihren Witz, ihre Souverenität immer bewundert. Als er sie dann gut zehn Jahre später wiedersieht merkt er, dass sie eigentlich nur oberflächlich und egozentrisch ist. Und so lernt Rob durch sehr viel Selbstreflexion, was eine Beziehung tatsächlich ausmacht und was nicht.

Am Ende des Filmes performt Barry zur Überraschung von Rob, der in ihm nie einen erfolgreichen Musiker gesehen hat (während wir im Jahr 2024 natürlich alle wissen, dass Black super singt) Let’s get it on von Marvin Gaye. Genau an solchen leichtfüßigen, aber doch intelligenten Komödien, die in den 90er und 2000er Jahren noch fast am Fließband produziert wurden, mangelt es dem Kino in der Gegenwart sehr.

All clear

Gestern wurde bekanntgegeben, dass die Ermittlungen gegen Joost Klein, der mit Europapa beim ESC für die Niederlande angetreten wäre, eingestellt worden sind.

Es gab ja Vorwürfe, er hätte beim ESC eine “angsteinflößende Bewegung” gegenüber einer Kamerafrau gemacht und die Polizei wurde eingeschaltet. In Malmö hat das ein absolutes Chaos im eh schon mehr als chaotischen diesjährigen Songcontest ausgelöst. Die EBU hat ewig lange überlegt was sie machen soll, der ganze Zeitplan wurde über den Haufen geworfen, mit einem Wort: alles war Orsch und letztendlich wurde Klein, obwohl auf Platz 2 in seinem Semifinale gelandet, disqualifiziert.

Klein gehörte zu den Favoriten auf zumindest eine Top 5 Platzierung – ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er statt dem Franzosen Vierter geworden wäre (harhar, sorry). Bei den 16-jährigen war Klein jedenfalls irrsinnig beliebt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und so löste die Disqualifikation natürlich großen Frust aus. Ich fands irgendwie auch tragisch, wegen der ganzen Backstory von Klein – sein früh verstorbener Vater war ESC-Fan, Klein wollte deshalb immer schon die Niederlande vertreten etcetera. Europapa als Song selbst war reizvoll widersprüchlich: Sehr eingängiger Technopop mit erschütterndem Text.

Vor ein paar Tagen haben das Kind und sein schon seit-der-Volksschule-Freund im Garten laut Europapa gehört als sie in den Pool gesprungen sind. Und dann nochmal beim Pizza essen. Vielleicht tritt Klein ja bald nochmal an. Die Jugend hat er sicher auf seiner Seite.

Eras

Eigentlich wollte ich anlässlich der Taylor Swift Konzerte in Wien über meine persönliche Vergangenheit mit Swift schreiben.

Da wäre es darum gegangen, dass ich 2016/17 einen Modern (Dance) Kurs mit L. gemacht habe, wo der Altersdurchschnitt – wegen uns – bei circa 23 Jahren gelegen ist, harhar. Jedenfalls spielte unser Trainer Flo, ein lustiger Franzose, der mit uns Englisch sprach, immer recht nette Songs, die ich aber überhaupt nicht kannte. Ich hab mir dann ein paar Texte gemerkt und sagte nach der Stunde zu L. das eine sei Style von Taylor Swift, da meinte eine Kursteilnehmerin zu mir quasi, die Songs wären alle von Swift. Habe mich damals sehr ahnungslos gefühlt. Harhar. Für mich sind die Songs bis heute immer mit irgendwelchen Kommandos wie “and left and right and again” versehen.

Jetzt gab es ja am Samstag das Konzert von Swift zu sehen und nachdem mich im Garten die Gelsen überfallen haben, hab ich mich in mein Wohnzimmer gesetzt und hab mir gedacht, ich schau nebenbei das Konzert, bis ich irgendeinen Song wiedererkenne. Der Konzertfilm begann um 21.45 und um 23.10 kannte ich immer noch nichts.

Dann habe ich mir die Setlist angeschaut und festgestellt, dass der erste mir bekannte Song vom Album 1989 wäre und wohl erst nach Mitternacht am Programm stehen würde. Immerhin wusste ich dann warum die Tour Eras heißt, ich mein, wie viele Lieder hat diese Frau geschrieben bitte?

Jedenfalls das ist das, was ich zu Taylor Swift beizutragen habe. Ah ja und The Tortured Poets Department finde ich einen sehr guten Albumtitel.

Perseiden

Früher wusste mein Papa immer, wann die Perseiden zu sehen sind und wollte nach ihnen schauen, obwohl er sich sicher nichts gewünscht hat, zu viel Hokuspokus. Ich konnte damals keine Perseiden erkennen.

Später stand ich auf einem Feld in Kärnten und sah jede Menge Perseiden, hatte aber keine Wünsche.

Jahre danach sah ich wieder Perseiden und hab mir was gewünscht. Der Wunsch erfüllte sich nicht. Daraufhin schrieb ich: Ach Scheiß doch auf die Perseiden. Harhar.

Mittlerweile hab ich mich mit den Perseiden wieder versöhnt. Ich werde einfach in den Himmel schauen und an jemand besonderen denken und das ist vielleicht der tatsächliche Sinn. Zumindest fühlt es sich richtig an.

Das war Olympia

Ach ich werde Olympia schon ein bisschen vermissen. Ich habe zwar keine Bewerbe gesehen, aber es war 24/7 ein ergiebiges Thema auf X.

Zuerst die Eröffnung mit dem Zitat des letzten Abendmahles, das den ersten großen Wirbel verursacht hat. Nach diversen kulturphilosophischen Rechtfertigungsversuchen kam quasi gleichzeitig die Entschuldigung der Organisatoren und von anderer Seite der Hinweis, es wäre ohnedies eine Dionysos-Inszenierung gewesen, die leider nur niemand verstanden hätte. Stimmt, hab ich nicht verstanden.

Danach: kotzende Athleten, die aus der dreckigen Seine steigen. Teilnehmer, die mit Covid Infekt diverse Medaillen erringen. Eine australische Breakdancerin, die sofort memefiziert wurde, weil sie die einen an das Fatboy Slim Video zu Praise you erinnerte (ja, das mit den äh sehr amateurhaften Tänzern), andere meinten, das käme heraus, wenn man in seinem Lebenslauf lügen würde, und wieder jemand schrieb, sie wäre der Grund, weshalb Breakdance als olympische Disziplin sofort wieder gestrichen werden würde.

Na ja und natürlich das Thema Nummer 1, die “männliche” Boxerin, wie die Bild Zeitung titelte. Die Diskussion, was Mann und Frau eigentlich definiert und die Aussage des IOC Präsidenten, es gäbe leider kein solides System, um diese beiden Geschlechter eindeutig zu identifzieren. Wäre ich bei der Pressekonferenz gewesen, hätte ich ihn ja gefragt, wieso es dann bei Olympia überhaupt eine Unterscheidung in Männer bzw. Frauenbewerbe gibt. So viel auch zum Thema: es ist eh wurscht, wie sich jemand identifiziert, das nimmt ja niemand anderem etwas weg.

Außerdem wurde der Hashtag #xx geboren, der für #savewomensports steht, und die kanadischen Staffelläufer gaben ihre Meinung dazu ab:

Was Trudeau wohl dazu sagt? Danach gewannen sie übrigens Gold.

Ja und dann gab es noch ihn, den Comic Relief, den türkischen Sportschützen, der einfach so, ohne besonders Ausrüstung oder fancy Gehörschutz, zu Olympia kam. In der einen Hand die Pistole (oder wie das bei diesem Bewerb heißt), die andere Hand in der Hosentasche, und wie nebenbei die Silbermedaille gewann. Das war wohl einer der wenigen Momente bei Olympia, der nicht von einer Kontroverse begleitet wurde.

Angeblich soll beim morgigen Finale Tom Cruise auftreten und wenn er es nicht schafft, die Menschen doch noch zu einen, dann weiß ich auch nicht.

Schienenersatzverkehr

Mein schönstes Ferienerlebnis oder so harhar.

Diese Woche wollte das Kind bei der Fahrt in den Garten den Schienenersatzverkehr testen. Es gibt nämlich jetzt einen Bus, der zwischen Floridsdorf und Praterstern hin und her fährt.

Als wir am Vormittag einstiegen, war nicht viel los und der Bus fuhr mehr als zügig über die Donauuferautobahn, er schnitt dabei ohne Rücksicht auf Verluste über drei Spuren und schoß beinahe ein unschuldig vor sich hinfahrendes Auto ab. Der Autofahrer überholte etwas später den Bus mit lautem Hupen und sicher auch ein paar dementsprecheneden Gesten. Die Fahrt war dadurch aber kurzweilig und dauerte auch nur nur knapp zehn Minuten harhar. Dann ist man am Praterstern, nur ist dort leider tote Hose. Die S-Bahn fährt zwar Richtung Süden, nur mit viel weniger Zügen als normalerweise. Auf den nächsten Zug nach Hetzendorf mussten wir also 14 Minuten warten.

Bei der Rückfahrt – wieder lange auf die S-Bahn gewartet – stiegen wir gegen 20.20 in einen komplett überfüllten Bus Richtung Floridsdorf. Super, dachten wir, da schaffen wir noch die Anschlussverbindung. Tja, hätten wir, wenn es ein Direktbus gewesen wäre. Das ist aber nur jeder zweite. Dieser Bus hielt bei der Jägerstraße und am Handelskai und brauchte so fast 20 Minuten. Anschlussverbindung natürlich weg. Ingesamt Fahrzeit vom Garten fast zwei (!) Stunden.

Während der ganzen Fahrt informiert die ÖBB über diverse alternative Routen, es gibt aber auch eine kleine, vorwitzige Durchsage, die ein bisschen als Hinweis interpretiert werden kann, auf den eigenen PKW zurückzugreifen. Ich hab ja mit dem Autofahren abgeschlossen, aber ich glaube, für manche ist das derzeit durchaus reizvoll.

Amarcord, zwei

Wie schon erwähnt, ist Amarcord eine fiktionalisierte Version von Federico Fellins Kindheitserinnerungen in Rimini.

Ich dachte ja zuerst, der Titel hat was mit “amare” (lieben) zu tun, allerdings belehrt mich das Internet darüber, dass es von “ricordare” (erinnern) kommt. Im Dialekt heißt „a m’arcord” nämlich “ich erinnere mich” – im “herkömmlichen” Italienisch würde es “mi ricordo” heißen. Ich frag mich ja, wieso ich Italienisch gelernt habe, wenn überall dauernd irgendwelche unverständlichen Dialekte gesprochen werden harhar. Das gilt auch für den Film selbst, die Untertitel werden dringend gebraucht, wenn man nur leidlich Italienisch kann.

Amarcord beginnt am 19. März, sehr sympathisch, nämlich dem Festtag von San Giuseppe, dem heiligen Josef, an diesem Tag verabschiedet man im Ort den Winter. Und dieser Auftakt vermittelt auch die generelle Erzählperspektive, denn Amarcord beleuchtet nur recht lose das Leben einer Familie im Rimini der 1930er Jahre. Vielmehr ist es Stimmungsbild der ganzen Stadt und seiner Bewohner im Wechsel der Jahreszeiten, eine Beobachtung des Lebens an sich. Es passiert was halt so geschieht in einem Jahr, es gibt Hochzeiten und Begräbnisse, man besucht als Zuseher die örtliche Schule und den Frisiersalon ebenso wie eine bizarre Parade zu Ehren Mussolinis, sieht die Autos während Mile Miglia durch die Stadt rasen, ein Kreuzfahrschiff die Küste passieren und ist dabei, wenn der erste (seltene) Schnee fällt. Alles betrachtet durch den verträumt-surrealen Blick des Regisseurs.

Im Fellini Bullshit Bingo (aka die Markenzeichen des Regisseurs), kann man einiges ankreuzen. Es gibt die Dorfprostituierte am Strand, den blinden Musiker, den zahnlosen Aufschneider, die dralle Schönheit, das sagenumwobene Grand Hotel und diverse Zirkusversatzstücke (angemalte Gesichter, jemand jongliert). Die Musik kommt wie gewohnt von Nino Rota (der auch Der Pate vertont hat). Der Nebel, der an einem Herbsttag herrscht, wo man nicht einmal die Hand vor den Augen sieht, wirkt einerseits wunderbar mystisch und rätselhaft, andererseits kann es auch als Metapher gesehen werden, dass im Dorf manchmal niemand so ganz genau hinsehen will was eigentlich rundherum passiert. Die Welt spielt sich eigentlich nur an diesem einen Ort ab.

Besonders fasziniert hat mich die Episode, in der die zentrale Familie den behinderten Onkel, der in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht ist, zu einem Ausflug “aufs Land” abholt. Ich habe mir gedacht, hm, so eine Klinik in den 1930er Jahren, aufkeimende faschistische Tendenzen, das kann übel sein, voller Unverständnis und möglicherweise Gewalt; tatsächlich wirkt der Onkel allerdings ganz zufrieden und guter Dinge. Die Familie picknickt und will dann einen Spaziergang machen; der Großvater wird damit beauftragt, auf den Onkel aufzupassen, trinkt aber mit einem Einheimischen das eine oder andere Gläschen und übersieht so, dass der Onkel auf einen hohen Baum klettert und sich weigert, wieder herunterzukommen. Alle Rettungsversuche werden mit dem Schleudern von Steinen beantwortet. Als schließlich ein paar Verantwortliche aus der Psychiatrie kommen, um den Onkel erfolgreich “einzufangen”, zieht der Arzt das Fazit: “Manchmal ist er normal, manchmal nicht – wie wir alle, nicht wahr?”

Genau diese zutiefst menschliche, humanistische Note bestimmt den ganzen Film. Es ist zwar oft laut, es wird geschimpft und geschrien, jedes Familienessen ist im Grunde eine sich aufschaukelnde Eskalation, aber gleichzeitig darf jeder so sein wie er will und wenn es darauf ankommt, dann hält man zusammen, dann hat man Verständnis. Das Ende ist melancholisch, der Jahreskreis beginnt von neuem, auch wenn sich einiges geändert hat, in diesem Jahr; das Leben in Rimini geht weiter, auch die Hoffnung auf alles, was die Menschen sich wünschen, darf weiterbestehen.

Amarcord, eins

Gestern habe ich im vollbesetzten Metro Kino im Rahmen von Kino wie noch nie Amarcord von Federico Fellini gesehen. Es wäre dann Zeit für eine Fellini-Retrospektive in Wien würde ich sagen, das Interesse ist definitiv da, Altersgruppe sehr divers! Jedenfalls fand ich den Film so rührend und genial, dass ich gleich darüber schreiben muss.

Ich bin mit Amarcord erstmals durch eine Kritik von Roger Ebert in Berührung gekommen, in der er eigentlich über 8 1/2 (wahrscheinlich mein liebster Lieblingsfilm überhaupt) geschrieben hat. Jedenfalls schildert Ebert da, dass viele Kritiker Fellini für seine früheren naturalistischen/neorealistischen Werke schätzen, die späteren Filme aber eher kritisch sehen. Ebert schreibt, super formuliert wie immer:

The precise observation in “La Strada” (1954) was the high point of his career, according to this view, and then he abandoned his neorealist roots. “La Dolce Vita” was bad enough, “8 1/2” (1963) was worse, and by the time he made “Juliet of the Spirits” (1965), he was completely off the rails. Then all is downhill, in a career that lasted until 1987, except for “Amarcord” (1974), with its memories of Fellini’s childhood; that one is so charming that you have to cave in and enjoy it, regardless of theory.

Robert Ebert in seiner Kritik zu 8 1/2

Ebert meint, genau das, was wir für Fellini-esk halten wird ja gerade durch die Filme ab La Strada wirklich etabliert und er hat natürlich recht. Das traumhaft-Surreale, das Skurille bis Groteske, ist ja das, was Fellini so unverwechselbar macht und seinen Stil geprägt hat. Ich finde Fellinis frühere Filme ehrlich gesagt eher deprimierend, oft sehr hart und bitter, das vermittelt (mir zumindest) sein späteres Werk nicht, das hat oft eine gewisse Leichtigkeit und Lebensfreude, wenn die Themen auch dort manchmal groß und nicht unproblematisch sind.

Jedenfalls bin ich in dieser Rezension erstmals auf Amarcord gestoßen, der letzte große Film, für den Fellini seinen vierten “Auslandsoscar” erhalten hat, so viele wie kein anderer nicht-englischsprachiger Regisseur.

Mehr dazu bald.

Oscar Host gesucht

Die Academy ist auf der Suche nach einem Oscar Host für März.

Anscheinend gibt es keine große Drängerei um den Job, was auch verständlich ist. Die Oscars sind eine relativ förmliche Angelenheit, wo die nominierten Filmschaffenden mitunter recht nervös sind; die Stimmung ist oft etwas angespannt, im Gegensatz zu beispielsweise den Globes. Moderator Ricky Gervais hat das einmal so beschrieben: “The Golden Globes are to the Oscars what Kim Kardashian is to Kate Middelton basically. Bit louder, bit trashier, bit drunker, and more easily bought.”

Aber heutzutage geht das Problem tiefer, weil öffentlich Witze zu machen ohnehin fast unmöglich geworden ist, weil einfach alles potentiell irgendjemand “offended”. Da ist der nächste Shitstorm nicht weit. In Zeiten, in denen Komödien von früher mit einer Triggerwarnung ausgestattet werden oder von Künstlern verlangt wird, sich von ihren eigenen Arbeiten zu distanzieren bzw. diese sogar zu zensieren – manche wie Monty Python oder Seinfeld weigerrn sich Gott sei Dank- kann man feststellen: Comedian sein im Jahr 2024 ist fast schon ein prekärer Job.

Da hilft eigentlich nur eine paradoxe Intervention und man wählt jemand als Moderator wie eben Ricky Gervais, der es den Leuten so richtig reinsagt. Ich erinnere mich gerne daran, als er bei den Globes 2020 über seine eigene Serie Afterlife sprach, in der er einen Mann spielt, der nach dem Tod seiner Frau Suizid begehen will: “Spoiler alert – season two is on the way, so in the end he obviously did not kill himself. Just like Jeffrey Epstein.” (Böses Geraune im Publikum) “Ja, I know he is your friend, but I don’t care.”

Wenn schon Shitstorm, dann gleich richtig.

Braff Reminiszenz

So, noch kurz was zu Garden State. Zehn Jahre danach durfte ich Zach Braff dann für Uncut interviewen.

Also nicht nur ich, wir waren vielleicht 12, 13 Menschen, die an einem Roundtable in einem Innenstadt Hotel teilnahmen, anlässlich seines damals zweiten Filmes Wish I was here. Diesen Film hat Braff mittels Crowdfunding finanziert, da ihm niemand Geld für ein Skript geben wollte, in dem auf der ersten Seite eine “Jeschiwa” vorkommt und auf der zweiten Seite schon wieder.

Insgesamt war er damals aber ziemlich frustiert vom Crowdfunding Prozess an sich und leider hat er bis heute, wieder zehn Jahre später, keinen weiteren Film nach einem eigenen Drehbruch gemacht, was ich sehr schade finde. Ich würde so gerne die Geschichte eines ratlosen 50-jährigen sehen, der Braff bald sein wird; er ist so ein Mensch, der der Welt immer etwas ratlos gegenüberstehen wird und das finde ich ja sehr sympathisch und nachvollziehbar.

Braff war total nett bei dem Interview und ich habe jetzt meine Fragensammlung wieder gefunden, die gar nicht so schlecht war. Leider bin ich zu folgender, ur tollen Frage nicht mehr gekommen, die lautete: “In the film, you tell your brother, who wears an astronaut suit, it’s hard to hide in a fish bowl, because everybody can see you. Is that some kind of reference to the Pink Floyd Song „Wish you were here“, which sounds similar to the movie title?” Im Song heißt es ja bekanntlich: “We are two lost souls, swimming in a fish bowl.” Super, nicht? Harhar.

Am Ende durften wir dann noch alle Fotos mit ihm machen und er meinte: “The women smell better!” Thanks, Zach.

Interview mit Zack Braff im September 2014 (c) Uncut