almis personal blog

Verheiratete Frauen

Jetzt zu meinen Lektüreerfahrungen, das Buch Verheiratete Frauen von Cristina Campos betreffend.

Es geht, wen überrascht es, um drei verheiratete Frauen in den 40-igern, mit ihren Beziehungsproblemen und Affären und den Affären ihrer Partner, etcetera. Das Cover ist irrsinnig schön und beweist: ist das Cover gut und hat ein Buch einen interessanten Titel, dann falle ich selbstverständlich drauf rein, harhar. Ich habe schon auch ein paar Passagen gelesen, die ich gelungen fand, aber das waren halt auch nur Momentaufnahmen.

Leider hält der Roman nämlich inhaltlich nicht das, was er verspricht oder was ich mir erwartet habe. Ich nenne es Behauptungsprosa. Das bedeutet, es werden nicht Charaktere und Ereignisse beschrieben und der Leser oder die Leserin kann dann daraus seine oder ihre Schlüsse ziehen, sondern es werden Dinge behauptet, und ich kann es dann glauben oder nicht. Ich persönlich mag das nicht so gern, weil es irgendwie auch wenig Spielraum für Interpretationen lässt. Außerdem wimmelt es in dem Roman von schon zu oft gelesenen Metaphern und Vergleichen, vor allem bei den Softporn-Stellen *hust* Den Kitsch habe ich eh schon erwähnt. Hui, heute bin ich fies. Auf der Pro-Seite: Es ist immerhin so spannend, dass man wissen will, wie es weitergeht, so a la Reich und Schön.

Einen großen Fehler habe ich in dem Roman auch entdeckt. Nämlich am Anfang hat die Hauptfigur Gabi ein zweijähriges Kind und ihre Freundin Silvia hat ein Baby. Und viele, viele Seiten und viele Zeitensprünge und Perspektivenwechsel später, wird die Zeit erzählt, als Gabis Kind ein Baby war und das Kind von Silvia war da plötzlich schon im Kindergarten (??!) Nicht, dass es wirklich etwas mit der Handlung zu tun hätte, aber solche Dinge ärgern mich. Vor allem, weil ich – im Gegensatz zum Lektorat – nicht mit einer Timeline da sitze und das Buch akribisch auf solche Details hin durchforste und es mir trotzdem auffällt. Es gibt auch zwei, dreimal Sätze, wo die Namen der Freundinnen offensichtlich vertauscht wurden. Und hier und da ein paar Dinge, die ich zumindest wenig plausibel finde.

Aber es ist auch irgendwie egal, die Leute lieben das Buch offenbar und preisen es auf Amazon und anscheinend wollen viele (Frauen) genau so etwas lesen. Ich selbst schreibe halt überhaupt nicht so, oje, ich schreibe quasi am Markt vorbei, aber ich komm gut damit klar, harhar.

Stimmungsbild, zwei

Samstag, 7.30 Uhr in Atzgersdorf:

Suchbild mit gespiegelten Ohren

Leider etwas schief und nicht so scharf wie ich wollte, aber die tierischen Protagonisten sind leider nicht so kooperativ wie man es gerne hätte. Oder auch: ich war zu langsam, harhar.

Stimmungsbild

Nach der ganzen Literatur etwas zünftigeres. Gestern habe ich nämlich ein leichtes Sommermittagessen genossen

Bin normalerweise kein großer Schweinsbratenfan, aber der ist wunderbar im “Genusstreff” (unbezahlte Werbung)

Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, ich hatte eine Jeansjacke an, es war nicht wirklich extrem warm. Danach gab es Topfencreme mit Früchten, das war der Jahreszeit trotzdem angemessener und es war so gut, dass ich es nicht gegen ein Mousse au Chocolat getauscht hätte und ich würde fast alles gegen Mousse au Chocolat tauschen.

Am Abend schickte mir das Kind, wie immer, lauter Formel 1 und Autoreels und ich kommentierte alles, während meine Mama einen Stock darunter mit ihm eine richtige Unterhaltung führte. Sie dann zu mir: Er freut sich schon sehr auf daheim. Ich so: Hast du ihm das in den Mund gelegt? Und sie: Ich hab geschrieben, daheim ist es doch am schönsten und er hat “Ja” geschrieben. Ich so: Also hatte ich recht, harhar.

Mein friedlicher Morgenblick

Heute war dann der erste wirklich warme Morgen seit ja fast Wochen und so ein schönes Licht, es ist dieses schon-August Licht. Das Wasser im Pool ist interessanterweise auch nach dem vielen Regen und kühlen Nächten ziemlich angenehm. Meine Arbeitsdeadline ist geschafft, die neuen Nachbarn grillen und machen fröhliche Geräusche. Bald ist das Kind wieder da. Und da sind, wie immer, diese Gedanken an jemand.

Ich fühle mich gerade ganz zufrieden.

P.S. Das Literaturmuseum

Nachdem ich darauf angesprochen wurde, noch ein bisschen Hintergrundinfo zum Literaturmuseum, weil es wirklich toll ist. Im dritten Stock ist immer die jeweils aktuelle Ausstellung zu sehen – schon dafür alleine kann man Stunden verwenden. Im ersten und zweiten Stock die Dauerausstellung zur österreichischen Literaturgeschichte. Im zweiten Stock von der Aufklärung bis 1918, im ersten Stock ab dann bis zur Gegenwart.

Wunderbare Orte in Wien, fast direkt nebeneinander, das Metro Kino und das Literaturmuseum

Sehr witzig ist, dass die Ausstellung gleich mit der Aussage von Friedrich Nicolai beginnt, einem Hauptvertreter der Aufklärung, dass die österreichische Literatur quasi nichts tauge. Gut, das war 1761. Dann gibt es eine ziemliche große Sektion über Franz Grillparzer (u.a. sein Arbeitszimmer). Hier habe ich mir angehört, was Konstanze Fliedl, bei der ich meine Diplomarbeit geschrieben habe, über Weh dem, der lügt zu erzählen hat – im ganzen Museum gibt es viele kleine Hörelemente. Weh dem, der lügt ist, wie man heute sagen würde, extrem gefloppt und Grillparzer hat danach keine Stücke mehr aufführen lassen. Das Scheitern wohnt den Schriftstellern auf die eine oder andere Weise ohnehin immer inne – auch Ferdinand Raimund, dem es ähnlich ging und der schließlich Suizid beging. Nestroy war eventuell etwas robuster.

Die Ausstellung ist in viele “Elemente” gegliedert, die sich teilweise natürlich auch überschneiden, so etwas wie “Die Ringstraße”, “Der Salon” – wo man auch dem Wiener Kreis wieder begegnen kann – “Der Börsencrash”, “Arbeiterbewegung” usw. Es gibt auch die Sektion “Ein Brief” und wenn man als Germanistin etwas von einem Brief liest, dann kann man nur an den einen denken, über den man wochenlang in irgendwelchen Seminaren gesprochen hat harhar, nämlich dem Chandos Brief von Hugo von Hoffmansthal. So lang ist dieser zwar nicht, beschäftigt sich aber mit Poetik und (der Grenze) von Sprache und kann deshalb nach Herzenslust analysiert und zerklaubt werden. Natürlich findet sich auch der Jedermann im Museum.

Der Fin de Siecle – meine Lieblingszeit in der Literatur – wird ausführlich behandelt, wobei ich mir mehr Schnitzler erwartet hätte. Immerhin gibt es eine schöne Wien-Karte, wo aufgezeichnet ist, in welchen Gegenden Leutnant Gustl herumgeirrt ist, vor seinem Duell mit dem Bäcker. Es gibt sehr viel Kafka und ich muss sagen, die Serie von David Schalko hat da echt sehr gut informiert. Ausgestellt ist der Brief an Max Brod, in dem Kafka ihn, Brod bittet, sein ganzes Werk zu vernichten. Wir wissen, wie das ausgegangen ist. Sidestep: Ich war ja immer dafür, dass Schalko jetzt eine Schnitzler Serie macht und nicht Braunschlag 2, aber mich fragt ja keiner.

Auch das Klimt-Fakultätsbild Die Medizin findet man hier, ich muss schon wieder an jemand denken.

Und sehr viel zur Kaffeehausszene und der sogenannten Kaffeehausliteratur:

Peter Altenbergs Allheilmittel für alles

Wir erfahren vom Brecht-Boykott, der unter anderem von Friedrich Torberg orchestriert wurde, ich muss mich da noch mehr in die Materie einlesen. Ein großer Teil ist dann noch Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann gewidmet. Auch der experimentellen Literatur wird Platz gegeben, aber mit der kann ich persönlich jetzt nicht so besonders viel anfangen. Das Ende bildet ein Überblick über die “Schreibprozess” von Schriftstellern, sammeln, notieren, anordnen, skizzieren, das fand ich sehr spannend.

Und auch wenn ich jetzt so viel geschrieben habe, so habe ich auch sehr viel vergessen. Es erfasst das Museum nur unzureichend. Wie gesagt, es ist wirklich einen Besuch wert (unbezahlte Werbung)

Ein Tag im Museum

…und zwar im Literaturmuseum. Das gemütliche Wohnzimmer, zum Chillen zwischendurch…

Stefan Zweig hat einen Punkt:

Johann Strauß auch:

Ich wusste nicht, dass Strauß damit den Börsencrash im Mai 1873 meinte, bei dem die Väter von Schnitzler, Freud und Hoffmansthall einen beträchlichten Teil ihres Vermögens verloren haben – ob ihnen diese Zeile aus der Fledermaus ein Trost war?

Auch prominent vertreten, Thomas Bernhard:

Bei den Todesarten ist natürlich auch Ingeborg Bachmann nicht weit – und der berühmte Abschlussatz von Malina: Es war Mord.

Ingeborg Bachmann im Gespräch mit Paul Celan

Und dann war da noch, zum Nachdenken:

Und:

Kafka ging sehr gerne ins Kino, das war mir auch nicht so bewusst.

Und zum Abschluss:

Reger Andrang im Museum harhar, na es waren schon noch ein paar Leute außer mir dort. Aber man steigt sich nicht auf die Füße

Superschön wars, über drei Stunden war ich dort, ohne die aktuelle Ausstellung (die kenne ich schon). Es hätte aber noch viel länger sein können. Btw habe ich heute erfahren, man kann mit dem Ticket das Museum auch verlassen und wieder kommen. Na wenn ich das gewusst hätte, hätte ich wohl in der Früh angefangen.

Große Empfehlung!

Brooklyn

Apropos Kitsch. Kürzlich habe ich Brooklyn gestreamt, einen Film unter der Regie von John Crowley, von dem ich dieses Jahr We Live in Time gesehen habe, der mir sehr gut gefallen hat.

In Brooklyn geht es um die junge Frau Eilis (Saoirse Ronan), die im Jahr 1951 aus ihrem irischen Kaff und der Perspektivlosigkeit nach New York geht. Ihre Schwester Rose, die die Intelligenz und Weltoffenheit von Eillis erkennt und merkt, dass sie in dem kleinen Dorf nicht glücklich werden wird, hat ihr einen Job in einem Kaufhaus verschafft, es ist auch geplant, dass sie dort eine Ausbildung macht. Voller Heimweh kommt Eilis in New York an und tut sich schwer, nicht überall Irland zu sehen und zu vermissen, obgleich ihr schon bewusst ist, dass das Leben hier mehr für sie zu bieten hat. Da trifft sie eines Tages den italienischstämmigen Tony (Emory Cohen)…

SPOILER, ALLERDINGS VERRATE ICH DAS ENDE NICHT

Bei diesem Plot könnte man sich denken (und das habe ich auch getan harhar), was geht mich das eigentlich an, warum eine Frau in den 1950er Jahren nach Amerika geht, es riecht außerdem nach richtig kitschiger Liebesgeschichte. Da kann ich entwarnen. Nichts an diesem FIlm ist kitschig und meiner Meinung nach ist es nicht einmal eine Liebesgeschichte, zumindest nicht eine zwischen Frau und Mann. Vielleicht eher zwischen Frau und einer Stadt oder noch besser: Einer Frau und dem Leben und seinen Möglichkeiten.

Im Grunde wird Eilis – den Namen spricht man, wie die meisten irischen Namen anders aus, als man ihn schreibt, eher so “Elisch” – laufend unter Druck gesetzt. Einerseits von Tony, der sie zwar wirklich liebt, der aber gleichzeitig nicht derjenige ist, für dessen höhere Ausbildung seine Familie Opfer bringt. Das ist sein kleiner Bruder. Tony ist Klemptner. Insofern passen Eilis und er intellektuell nicht wirklich zusammen. Außerdem ist Tony auch ziemlich unsicher und dementsprechend besitzergreifend. Und dann gibt es noch Eilis Mutter und ich denke mir da immer, nie will ich so werden als Mutter! Die Mutter will nämlich, nachdem Eilis Schwester überraschend verstirbt, dass Eilis um jeden Preis zurück nach Irland kommt und bleibt, nämlich darum, um sich um sie, die Mutter zu kümmern. Natürlich kann man verstehen, dass sie Eilis lieber in der Nähe hätte. Aber ich kann deshalb das eigene Kind nicht daran hindern, sein Leben zu leben und ihm ein schlechtes Gewissen machen, wenn es andere Pläne hat. Das ist nicht fair.

Eilis schwankt bei einem Besuch in Irland. Plötzlich wird ihr hier ein guter Job angeboten. Plötzlich gibt es einen jungen Mann, Jim (Domhnall Gleeson) der sich für sie interessiert, mit dem sie anregende Gespräche führen kann und der noch dazu ausnehmend begütert ist. Plötzlich wirkt Irland gar nicht mehr so trost- und hoffnungslos. Aber ist das nur die Wiedersehensfreude, die Verklärung, weil man längst woanders lebt? Oder ist eine Zukunft für Eilis in Irland möglich, was aber auch den Abschied von Tony bedeuten würde?

Saoirse Ronan, die ich immer sehr gerne sehe, liefert hier eine so komplett ruhige und kleine Performance ab, die gerade deswegen so eindringlich ist und den Film trägt. Denn auch wenn das ganze Ensemble gut ist und wenn der Film sehr viele interessante Szenen hat, so ist sie es, die uns die Ambivalenz von Eilis vermitteln muss, die sehr viel alleine mit Blicken, mit Mimik, transportieren muss, was in ihr vorgeht, was sie sich denkt, wünscht und erhofft. Sie erzählt uns von einer Frau, die selbstbestimmt sein möchte und einem Beruf nachgehen, in einer Zeit, in der das für Frauen nicht besonders einfach war. Ronan macht das so gut, dass sie für diese Leistung auch für den Oscar nominiert worden ist.

Jedenfalls ein Film, bei dem meine Vorurteile definitiv nicht angebracht waren und der so viel mehr bietet, als ich mir von ihm erwartet habe. Ich denke immer noch über ihn nach.

August

In meinem “Poetik-Feed” auf Social Media habe ich zum Anfang des Monats gelesen: “I expect too much of August and August expects too much of me.” Finde ich irrsinnig schön formuliert, geht mir aber gar nicht so, ich erwarte mir gerade gar nichts, na ja, einen Schatten unterm Baum und vielleicht doch noch ein paar Mal ins Wasser gehen, lesen und schreiben und ein paar lustige Tage mit dem Kind verbringen, wenn er wieder da ist. Was der August von mir will, ist mir ziemlich egal, harhar.

Meine Telefoniererei hat übrigens ein höchst erfolgreiches Ende genommen, nachdem ich mit Menschen von Wien, Innsbruck bis nach Bozen (extreme Flashbacks an meine Zeit dort!) gesprochen habe. Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich, dass es mir gelungen ist, Menschen zu helfen. Anscheinend liegt mir das Telefonieren doch nicht so schlecht, ich bin vor Freude ein bisschen durchs Haus getanzt. Ich habe aber trotzdem keinen, ich wiederhole keinen Wiederholungsbedarf, harhar.

Hietzing am Platz und Sonne!

Zur Feier dessen bin ich nach Hietzing gefahren, bin spazieren gegangen und habe fast eine Stunde in der Buchhandlung Kral (unbezahlte Werbung) verbracht und ganz viele Bücher angelesen. Letztendlich habe ich mich, naja, nicht für das falsche, aber doch wieder für einen Roman entschieden, nämlich Verheiratete Frauen, der mich bisher nur so halb überzeugt. Die Themen – Frauen um die 40 Jahre und ihre Beziehung(skrisen), auch Affinität zum Medium Film – interessieren mich zwar total, aber ich halte so eine verkitschte Sprache gar nicht aus, wie sie leider auch die Autorin Cristina Campos verwendet. Ich bin da eher bei Ernest Hemingway, der forderte: “Write hard and clear about what hurts”. Das kann und soll poetisch sein, aber eben kein Kitsch.

Ach ja, bei meinem Text geht es gut voran, ich weiß jetzt auch endlich wie er enden wird und das erfüllt mich auch mit einer gewissen Zufriedenheit, harhar.

Ansonsten schaue ich mir die Urlaubsfotos von anderen an und freue mich mit. Ich vermisse da nichts. Das, was ich vermisse, ist eine Melodie in meinem Alltag (siehe gestriger Eintrag) – das finde ich ein so schönes Bild und tut mir gerade gut.

The Life of Chuck

Diese Woche hab The Life of Chuck im bis auf den letzten Platz besetzten Studio-Saal im Votiv gesehen und rückblickend bin ich echt froh, dass ich mich nicht für die Pressevorstellung für Uncut gemeldet habe, weil über den Film zu schreiben ist wirklich schwer. Während ich das schreibe, weiß ich selber noch nicht, wie ich das machen werde, also seid gespannt. Harhar.

Regie führte Mike Flanagan, vom dem ich nichts kenne und der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Stephen King, es ist aber kein Horror. Worum gehts? Irgendwie um das Leben von “Chuck”, Charles Krantz (Tom Hiddelston), das in drei Akten und rückwärts erzählt wird. Am Beginn steht Chuck vor seinem Ende und auch die Welt tut das – Naturkatastrophen scheinen der Menschheit den Garaus zu machen. Dennoch bedanken sich alle bei Chuck für 39 fabelhafte Jahre. Aber warum tun sie das und was hat Chuck mit dem drohenden Weltuntergang zu tun?

SPOILER!!!! ES GEHT NICHT ANDERS!

Ich bin ja bekannt dafür, dass ich Tanz in Filmen liebe. In meinem Haus hängt ein La La Land Poster am Stiegenaufgang. In The LIfe of Chuck tanzt Tom Hiddleston (übigens hervorragend) fast den ganzen zweiten Akt über, auch mit der mir bisher unbekannten Annalise Basso. Sonst hat Hiddleston im Film übrigens fast nichts zu tun, auch wenn er die titelgebende Figur ist, aber teilweise wird ja von Chuck als Kind und Jugendlicher erzählt, also insgesamt spielen drei oder vier andere Kinder bzw. Jugendliche ihn ebenfalls.

Ich liebe es auch, wenn in Filmen Gedichte zitiert werden und das kommt bei The Life of Chuck im ersten und im dritten Akt vor. Beide Male ist es etwas aus Walt Whitmans Gedicht Song to Myself: “Do I contradict myself? / Very well then I contradict myself, / I am large, I contain multitudes.” Ich enthalte Vielheiten. Während wir alle vielleicht ein bisschen Angst haben, vor den Widersprüchen in uns selbst, umarmt Walt Whitman sie, weil wir sind eben groß, wir verkörpern unterschiedliches. Wir dürfen auch widersprüchlich sein.

The Life of Chuck hat zwar diese durchgehende Handlung (wenn auch rückwärts erzählt) Chuck vor seinem Tod bis Chuck als Kind, aber viel mehr handelt der Film von vielen kleinen Momenten, die uns sagen, wie schön das Leben ist, wenn man auf seine Details achtet. Klingt jetzt komisch, weil ja vor allem im ersten Akt dauernd vom Weltuntergang die Rede ist, aber vielleicht auch gerade deshalb. Die Figur eines Lehres, die von Chiwitel Ejiofor dargestellt wurde, mochte ich gleich. Weil das Internet fällt aus (für immer!!!) und ein Vater kommt zu ihm, eigentlich wegen eines Elterngespräches und er sagt verzweifelt zu ihm: “Pornhub funktioniert auch nicht mehr”. Und der Lehrer könnte dann so tun als wisse er von nichts, als hätte er überhaupt noch nie von Pornhub gehört etcetera, doch er sagt so auf die Art, ja das ist mir auch schon aufgefallen, harhar. Und das fand ich irrsinnig sympathisch.

Der Film hat diese kleine Stephen King Mystik – eine Dachkammer, die man nicht besuchen soll. Das spoilere ich nicht, es ist tatsächlich ziemlich furcherregend, wenn auch nicht im Sinne von Horror. Tatsächlich aber ist meine Interpretation, dass der Film das verkörpern soll, was Chuck im Zuge seines “das Leben zieht nochmal an mir vorbei” Moments vor seinem inneren Auge sieht. Da passt nicht alles zusammen, da gibt es traumartige Sequenzen, alles ist auch ein bisschen mysteriös. Dass sich die Welt bei Chuck bedankt, interpretiere ich so, dass jeder Mensch das Zentrum seines eigenen Universums ist und, dass er sich wünscht, einen Eindruck bei anderen zu hinterlassen. Und dass die Welt untergeht? Naja, sie geht für jeden von uns in dem Moment unter, in dem wir sterben.

Soweit meine Gedanken, man kann alles aber auch anders sehen. Das ist das Schöne an diesem poetischen Film. Ach ja und am Ende hat man einen My Sharona Ohrwurm.

Frühstück Garten

Heute war M. bei mir im Garten frühstücken. Voriges Jahr hatten wir ein Frühstück am quasi kühlsten und windigsten Tag inmitten von herrlichen Sommerwochen, wir mussten im Haus sitzen. Heuer war es umgekehrt, es war endlich mal sonnig und angenehm zum draußen sitzen.

Es gab zwei Sorten Marmelade, Schinken und Käsewurst, Eier, zwei Sorten Orangensaft, Erdbeeren und Heidelbeeren, sowie diverses Gebäck und als Mitbringsel noch Linzeraugen. Es war herrlich.

Wir haben uns von 9 bis 14.30 Uhr unterhalten und am Ende wars wie immer, man könnte das gar nicht nacherzählen. M. hat es sehr poetisch formuliert, aber ich habe mir diese super Beschreibung nicht gemerkt, irgendwas mit, wir sprechen seit 30 Jahren über die gleichen Dinge, in verschiedenen Abwandlungen und mit immer wieder anderen Facetten und Perspektiven oder so. Naja, so toll krieg ich es nicht hin, aber sie hat es super gesagt!

Dann wars sie noch in meiner Bibliothek (aka Bücherregal harhar) und hat sich ein paar Sachen für den Urlaub ausgesucht unter anderem Doris Knecht. Einen Roman, den ich gestern ausgelesen habe, habe ich so kommentiert: “Mir hat es nicht besonders gefallen, aber du kannst es dir gern ausborgen.” Marketing kann ich, harhar.

Jedenfalls wars ein superfeines, langes Frühstück.