almis personal blog

EPU Business

Umbarmherzig hat wieder mal das Gesetz der EPUs zugeschlagen. Es gibt manchmal Flauten aber wenn es dann wieder losgeht mit Aufträgen, dann kommen sie immer im Bündel.

So darf ich derzeit wieder mal für meine Ex-Firma arbeiten, das “wichtigste Markt- und Meinugsforschungsinstitut Österreichs” laut eigener Aussage, aber das sagen wahrscheinlich alle harhar und das löst fast nostalgische Gefühle bei mir aus. Und ich finde es auch schön, dass ich immer noch “gebucht” werde.

Ganz entgegen des Gesetzes der EPUs habe ich von einem anderen Auftraggeber, für den ich auch schon seit 20 Jahren immer wieder arbeite, jetzt ein Projekt bekommen, das bis Juli laufen wird. Solche Langzeitaufträge, wo man weiß, wie viel man zu tun haben wird und quasi ein gewissermaßen fixes Gehalt in Aussicht hat, gibt es für mich selten. Und das ist schon auch einmal sehr angenehm.

Dann ist mir eingefallen, dass ich mich ja woanders auch beworben habe, da folgt noch das Gespräch kommende Woche und ich habe den Eindruck, ich werde in den kommenden Monaten gut zu tun haben.

Seinfeld, fuenf

Sehr oft gibt es bei Seinfeld Referenzen auf Europa – auf die Psychoanalyse (ok, da geht es immer um Wien) die Kultur, die Kulinarik.

Jerry und Elaine besuchen George einmal im Krankenhaus, wo ihm die Mandeln entfernt werden sollen. Sie sprechen mit einem dortigen Arzt über die Sinnhaftigkeit des Eingriffs und Elaine flirtet mit dem Arzt und erzählt, bei ihnen in der Familie hat sich nie jemand die Mandeln operieren lassen und sie durften auch niemand treffen, der operiert war. Daraufhin kontert der Arzt, in seiner Familie hätte niemand seine Mandeln und sie wiederum durften sich mit niemand anfreunden, der noch Mandeln hatte. Jerry daraufhin sarkastisch: “Well, it’s like the Capulets and the Montagues.” Das fand ich so lustig, dass ich laut gelacht habe, am Sofa.

Ein anderes mal bestellt George Pesto im Lokal und merkt aber an, dass es ihm gar nicht schmeckt. Er hat aber das Gefühl, dass es ihm schmecken sollte, weil gefühlt jeder jetzt Pesto mag, weil es gerade angesagt ist. George fragt sich: “Where was Pesto 10 years ago?” Etwas später sprechen sie dann darüber, dass derzeit alle nach Seattle ziehen und dauernd davon die Rede wäre. George: “It’s the Pesto of cities.” Und das stimmt irgendwie, zu der Zeit erschien auch Sleepless in Seattle und später war der Schauplatz von Grey’s Anatomy auch Seattle.

lrgendwann sind alle zu einer Wohnungseinweihungsparty eingeladen. Elaine möchte noch Wein als Mitbringsel dafür kaufen und der immer um sein Geld besorgte George hält eine flammende Rede dafür, warum das überhaupt nicht notwendig ist. Bzw. könnte man ja einfach Pepsi und Kekse mitbringen, das würde alle wesentlich mehr freuen. Sein Fazit: “What are we? Europeans with the Beaujolais and Chardonnay?” Das hat mich daran erinnert, dass ich in Las Vegas in unserem Hotel im Lift ein Schild gelesen habe, auf dem stand, dass im Stock so und so “European Sunbathing” angeboten wird und ich habe mich als Europäerin gefragt, was das sein soll. Habe dann erfahren, dass es eine Umschreibung für topless ist, harhar.

Die Globes

Obwohl gestern ja sogar ein Feiertag war und es sich somit angeboten hätte, habe ich die Golden Globes nicht geschaut. Ich habe seit ein paar Tagen eine Fitnessuhr zum Testen und da wurde mir angezeigt, dass meine Schlafqualität schlecht und mein Stresslevel unglaublich hoch ist (sogar beim Schlafen) harhar, also habe ich beschlossen, nicht auch noch mitten in der Nacht aufzustehen.

Wenn man am Tag nach der Verleihung nach Videos sucht, findet man irrsinnig viel vom Red Carpet – could not care less, wobei die Kleider heuer erstaunlich hübsch waren – und eher wenig vom Event selbst. Bzw. hat der offizielle GG Account schon Videos gepostet, aber so, dass man den Moment der Namensnennung nicht sieht und das ist doch das wichtigste bitte. Naja.

Was kann man also nach der Verleihung sagen, jetzt hinsichtlich der Oscars? Eher wenig, würde ich meinen, denn die Globes haben sich erst kürzlich neu erfunden, mit einem größeren und anderen Voting Body und so ist die Berufung auf die Verleihhistorie mit Vorsicht zu genießen. Dennoch sehe ich das Momentum von Anora, das ich persönlich eh nie verstanden habe, schwinden. Aber ich bin jetzt auch nicht der Nabel der Welt mit meinen Befindlichkeiten harhar.

Gestern, und das war die wirkliche Sensation, hat Demi Moore auch die hoch favorisierte Hauptdarstellerin von Anora Mikey Madison geschlagen, was zu folgendem Tweet geführt hat:

Darauf würde ich noch nicht wetten, aber generell hat Demi Moore schon die schöne Erzählung, dass sie jetzt mit 62 Jahren ihren ersten großen Award gewonnen hat und das macht ja Hoffnung für alle, die noch auf einen Durchbruch warten und vielleicht nicht mehr ganz jung sind. Und sie wirkt halt auch recht down to earth – es gibt ein süßes Video, wo ihre Töchter dabei gefilmt werden, wie sie auf ihren Sieg reagieren – und dann gibt es ja noch die tragische Bruce Willis Backstory. Vor allem aber ist Moore in The Substance wirklich gut. Und ich würde den Film auch nicht unbedingt als Horror bezeichnen. Wären die letzten 20 Minuten nicht, könnte das als komplett artsy durchgehen.

Sollte sie wirklich gewinnen, dann weiß ich und ich glaube alle, die den Film schon gesehen haben, welche Szene dafür wohl maßgeblich war. Es ist eine Szene nämlich, die mit Horrorelementen gar nichts zu tun hat, sondern die tiefe Verzweiflung und Unsicherheit einer Frau zeigt, die sich selbst vor dem Spiegel hinterfragt. Wir Frauen waren vielleicht alle schon in dieser Situation, vielleicht ist das noch nicht einmal geschlechtsspezifisch.

Anyway: Emilia Perez hat auch einiges gewonnen und ich liebe, wie die Medien versuchen, eine Genrebezeichnung für diesen Film zu finden, wie Drogenthriller (ganz falsch) Musicalthriller (mäh) Transmusical (naja).

Queer

Gerade ist der neue Film, Queer, von Luca Guadagnino bei uns in den Kinos angelaufen. Ich mag Guadagninos Arbeiten sehr. Call me by your Name zählt ohnehin zu meinen Lieblingsfilmen, aber auch Challengers, der 2024 lief, fand ich super, er war Platz 2 in meinen letztjährigen Top 10 – sooo unterhaltsam und temporeich. Und I am Love (schon etwas älter) hat mich auch beeindruckt. Das interessante bei Guadagnino ist, dass jeder Film von ihm tonal komplett anders (gut) ist.

Nun also Queer mit Daniel Craig in einer Rolle, die ungefähr das Gegenteil von James Bond ist. Craig ist William Lee, ein eher fraglier US-Amerikaner, der in den 1950er Jahren nach einer Drogenrazzia in New Orleans nach Mexico City geflüchtet ist, wo er – dank des Reichtums seiner Familie – ein sorgen- und arbeitsfreies, aber dafür drogenreiches Leben führt. Er erkundet die queere Szene der Stadt, hat eine Menge unbedeutender Abenteuer, verliebt sich aber schließlich in den ehemaligen Soldaten Gene (Drew Starkey). Die beiden begeben sich schließlich auf einen Drogentrip in den Dschungel Südamerikas…

ACHTUNG MÖGLICHE SPOILER!!

Wenn man sich jetzt denkt: Boah, das klingt nach wenig Plot, dann kann ich nur bestätigen: Ja richtig erkannt. Der Film hat tatsächlich sehr wenig Plot. Und obwohl ich die Buchvorlage von William S. Burroughs noch nicht kenne (habe mir das Buch gerade bestellt) – dessen Alter Ego Craig hier augenscheinlich verkörpert – denke ich mir, das ist wieder ein Roman, der eigentlich unverfilmbar ist, weil es in erster Linie wohl um das Innenleben des Protagonisten geht und es immer schwierig ist, das filmisch umzusetzen. Insofern Respekt an Guadagnino, dass er sich da drüber getraut hat.

Das eigentliche große Thema das Romans ist nicht Drogenabhängigkeit per se, sondern unerwiderte Liebe. Denn William, der zuerst eher als “Lebemann” dargestellt wird, beginnt irgendwann, Gene wirklich zu lieben, ihm buchstäblich zu verfallen. Und es macht ihn – ganz wortwörtlich – wahnsinnig, dass Gene seine Gefühle nicht in der Form zu erwidern scheint, wie er sich das wünscht. Oder sagen wir so: Das Ganze ist ziemlich ambivalent, von Genes Seite aus. Es ist nicht einmal klar, ob er tatsächlich “queer” ist oder nicht und was er sich von William “erwartet”. Die Suche Williams nach der Droge “Yage”, später auch bekannt als Ayahuasca, geschieht deshalb, weil sie anders funktioniert als herkömmliche Drogen. William erhofft sich davon telepathische Erlebnisse, das Kommunzieren ohne Worte oder viel mehr, den anderen zu verstehen. Als er sein Anliegen einem Biologen vorbringt, warnt ihn dieser vor der Unberechenbarkeit der Droge und liefert den (für mich) Schlüsselsatz im Film: “Who is it that you’re trying so desparetly to communicate with?”

Sinead O Connors Version von All Apologies setzt den Ton von Queer, sich zu entschuldigen, für all das was man ist und der eigenen Meinung nach nicht sein sollte. Zu viel zu lieben, wo keine Gegenliebe zu erwarten ist, zu viel zu verlangen, einfach insgesamt zu viel zu sein, nirgends (hinein) zu passen. Der Film ist seltsam, sperrig, surreal, nicht komplett stimmig würde ich sagen, aber er wirkt nach, er schafft eine Menge Identifikationspotential und Daniel Craig ist hier brilliant, in einer, zumindest für mich, neuen Facette.

Starkey fand ich weniger überzeugend; aber andererseits vielleicht vermittelt er damit genau diese Distanz, die er wohl auch vermitteln soll. Extrem genial: Jason Schwartzman als charmant-verrückter Hippie; Indiewire schreibt er sei “at-first unrecognizable”, also ich habe ihn nicht erkannt, bis ich genau dieses Review gelesen habe. Harhar.

Queer ist jedenfalls verstörend-sehenswert und die Sexszenen mögen zwar explizit sein, ich finde sie aber weder schockierend, noch sind sie das, worum es in diesem Film wirklich geht.

Subtext im Industrieschnee

Am letzten Tag des letzten Jahres war ich noch einmal Frühstücken. Das ist eine gute Idee, weil dann das Mittagessen ausfällt und man am langen Abend tendenziell eh zu viel isst.

Ein neues Wort zum Jahresende gelernt: “Industrieschnee”, der angeblich gefallen ist

Ich habe ein Gespräch geführt, von dem ich mir im nachhinein gedacht habe, dass es vielleicht ernster war, als von mir angenommen. Dass ich es nur unter einem gewissen jovialen Gesichtspunkt interpretiert und dementsprechend reagiert habe, weil mein Gegenüber Sachverhalte sehr pointiert und witzig geschildert hat.

Dass das Gespräch tatsächlich aber auch eine ganz andere Abzweigung hätte nehmen können, wenn ich anders reagiert bzw. konkret danach gefragt hätte. Vielleicht wäre das notwendig gewesen. Vielleicht war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt.

Naschmarkt, 31.Dezember 2024

Ich halte mich ja an sich schon für eine gute Zuhörerin, sollte aber vielleicht daran denken, dass Menschen, die in anderen Lebenszusammenhängen als ich leben, nach außen hin also ganz “normal” und in scheinbar viel “geordneteren” Verhältnissen und nicht so “zersprengelt” wie ich (mich fühle), dennoch genauso viele Baustellen haben können und am Leben (ver)zweifeln können wie ich selbst.

Johann Strauss Ausstellung

Kurz vor Silvester haben wir wieder einen Ferienausflug mit Oma gemacht.

Zuerst waren wir Mittagessen im Vapiano Herrengasse. Ich habe zu Weihnachten Gutscheine bekommen yeah. Das Vapiano war allerdings ganz und gar nicht ganz auf den Massenansturm an Touristen vorbereitet und es war alles sehr chaotisch. Aber es war schon wieder so chaotisch, das es insgesamt lustig war. Und das Essen war sehr gut.

Risotto al Funghi

Danach machten wir uns auf den Weg zum Theatermuseum am Lobkowitzplatz, wo ich noch nie war. Dabei kamen wir an der Stallburg vorbei und das erste Mal in meinem Leben sah ich dort tatsächlich auch Pferde.

Pferd und Weihnachtsbaum

Während sich unvorstellbare Massen an Menschen durch die Innenstadt schoben war im Theatermuseum absolut nichts los. Das war zwar angenehm, aber ich muss sagen, es war nicht gerechtfertigt.

2025 ist ja das Johann Strauss Jahr und die derzeit laufende Ausstellung ist sehr interessant gemacht – und barrierefrei zugänglich. Der Besucher/die Besucherin erfährt sehr viel aus dem Leben von Johann und den anderen Sträussen, es gibt einen Raum, aufbereitet mit der gesamten Strauss-Biografie, es gibt diverse Exponate wie Kleidung der Zeit oder Programmhefte und man hört die ganze Zeit Strauss-Musik. Außerdem sind diverse interaktive Elemente vorhanden- beispielsweise kann man sich ein und dasselbe Lied mit verschienden Besetzungen anhören; kammermusikalisch, mit voll besetztem Orchester etcetera, siehe:

Ich lausche

Ich weiß, Johann Strauss hat eine Menge unvergesslicher Musik komponiert – wobei der Radetzkymarsch btw. von seinem Vater ist – aber selbst wenn er nur die Fledermaus geschrieben hätte, wäre ich komplett zufrieden gewesen. Früher war es für meinen musikbegeisterten Papa ein Pflichtprogramm, diese Operette zu Silvester anzusehen und ich kann bis heute alle Texte und ich liebe die Musik. Ich würde gerne sagen, dass das Motto der Fledermaus “Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist” auch meines wäre. Aber leider bin ich viel zu sehr overthinker.

Wenn man sich nicht die ganze Fledermaus anschauen will, kann man sich aber auch “nur” die Ouvertüre anhören, da kommen auch alle Motive vor, so eine Art Hitpanorama. Basiswissen: Prinz Orlovsky wird meist von einer Frau gespielt und die Figur des Frosch kommt nur um dritten Akt vor und ist niemals ein Sänger, sondern eine komödiantische Sprechrolle mit oftmals aktuellen Anspielungen zum Beispiel an die Politik.

Am Ende waren wir noch im Souveniershop und Oma hatte die Spendierhosen an. So bekam das Kind eine kleine Fledermaus und ich das Begleitbuch zur Ausstellung, was mich sehr gefreut hat. (unbezahlte Werbung wie immer).

So sehr ich mich auf das Strauss-Jahr freue, so sehr befürchte ich auch, dass wir in einem Jahr absolut nichts mehr von Strauss hören und sehen können. Deshalb lieber bald die Ausstattung anschauen.

Filme des Jahres

Die Uncut Redaktion hat wieder ihre Filme des Jahres gewählt, hier zu finden. Die Wertung ist bei weitem nicht so einheitlich wie letztes Jahr ausgefallen, das klar von Oppenheimer dominiert wurde.

Auch ich war so frei und habe meine Wertung abgegeben:

Diese Wertung bezieht sich auf Filme, die 2024 in den österreichischen Kinos offiziell zu sehen waren. Daher ist hier beispielsweise The Brutalist und Volvereis (noch) nicht dabei.

Hätte auch nie gedacht, dass ein Film namens Sterben bei mir einmal in so einem Ranking auftauchen wird. But it did happen.

Und damit einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Heretic

Manchmal gelingt es mir, das Kind für einen Film zu begeistern, den ich sehen möchte. Leider sind die nonstop Kinos keine “fancy” Kinos wie es das Kind empfindet, aber gestern im de France war es dann doch anders. Weil das Kino gleich neben dem Ring liegt, und wir so vor dem Filmbeginn noch Autos beobachten konnten. Wir sahen Porsches und Lamborghinis und einen Ferrari. Ich zum Kind: “Das haben wir schon gemacht, als du vier warst, aber da gings mehr um die Autofarben.” harhar. Wie auch immer, er fand es dann im de France erstaunlich gemütlich und es gibt dort zwar keine Nachos, aber Popocorn.

Wir sahen Heretic, einen Horrorfilm ab 16 Jahren, mit Hugh Grant. Worum es geht, kann man eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Zwei junge Mormoninnen besuchen im Zuge ihrer Missionstätigkeit einen Mann in seinem Haus, um mit ihm über Religion zu sprechen, und dann passieren “Dinge”.

ACHTUNG KLEINE SPOILER MÖGLICH!!

Ich bin kein großer Horrorfilm-Fan, aber ich bin ein großer Fan von Schauspieler gegen ihren Typ besetzen. Da kommen oft erstaunlich supere Sachen heraus, wie zum Beispiel Leonardo di Caprio als exzentrischer Bösewicht in Django Unchained, Gwyneth Paltrow als depressive Künstlerin in The Royal Tenenbaums oder Tom Cruise als Guru in Magnolia. Das ist das auch das interessante, wenn man sich den Film mit einem 17-jährigen ansieht, dem die Hugh Grant-Persona nicht geläufig ist. Als ich ihm gesagt habe, dass “wir” Grant als netten, lustigen Rom-Com Typen kennen, meinte er, dass er hier eh auch nett und lustig war. Zu Beginn.

Und genau das ist auch das Erfolgsrezept des Mr. Reed, den Grant hier spielt. Denn würden zwei junge Frauen um die 20 ein verlassenes Haus betreten, wenn der Mann, der sie empfängt nicht absolut vertrauenswürdig erscheinen würde? Sie fragen ihn, ob eine Frau anwesend ist – sie dürfen das Haus nämlich nur dann betreten, wenn das der Fall ist – und Mr. Reed antwortet, seine Frau sei gerade in der Küche und würde einen Kuchen backen. Und warum sollten sie die Worte dieses jovialen, zuvorkommenden, auch ausgesprochen höflichen Mannes anzweifeln? Abgesehen davon, ist Mr. Reed tatsächlich merklich daran interessiert, über Religion zu sprechen, ja zu philosophieren.

Und dann kommt auch schon meine Lieblingsszene im Film, in dem Reed die drei Weltreligionen mittels jeweils eines Songs von Radiohead, The Hollies und Lana del Rey erklärt. So gut! Heretic ist nämlich tatsächlich nicht nur Horror, sondern über weite Strecken auch viel Monolog, oder wie es auf Social Media heißt, Mansplaining von Hugh Grant. Aber nicht nur Grant ist gut – als er kürzlich in einem Interview darauf angesprochen wurde, dass viele meinen, das wäre seine beste schauspielerische Leistung bis dato, antwortete er: “Well, that’s music to my ears, obviously” – auch Sister Barnes (Sophie Thatcher) und Sister Paxton (Chloe East) sind wirklich alles andere als bloße Sidekicks, was besonders wichtig ist, da man so umso intensiver mit ihnen mitfühlen kann.

Jedenfalls ist Heretic ein Film, bei dem sowohl Fans von intelligenten Dialogen als auch Horror (und nicht von der gemütlichen Sorte, es war wesentlich schlimmer, als ich es erwartet habe!) auf ihre Kosten kommen. Ich habe danach mit dem Kind noch länger über Religion und Glauben an sich diskutiert. Auch das bewirkt offensichtlich dieser Film.

Sterne schauen

Gestern haben wir einen Patchworkfamilienausflug zum Großmugl gemacht. Wir sind den dortigen Sternenweg hinaufgegangen.

Nun steht auf der Infoseite, dass der Weg für Jung und Alt geeignet ist, was an sich stimmt, er ist nicht sehr steil. Allerdings ist er halt auch vollkommen unbeleuchtet und holprig und man soll selbst wenig Lichtquellen verwenden. Das heißt, man sollte halt schon relativ trittsicher sein und im Dunklen zumindest rudimentär sehen können. Von der Ortschaft geht man ungefähr 20 Minuten hinauf. Oben angekommen, steht man quasi neben dem “Mugl” – einem Massengrab aus der Hallstatt-Zeit.

Von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick in den Sternenhimmel. Es ist ruhig und weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen oder hören – zumindest im Winter um 22 Uhr, in der wärmeren Jahreszeit wird vermutlich auch dort oben mehr los sein.

Ich denke im Angesicht der überwältigenden Natur und des Himmels immer an jemanden und das fühlt sich sehr friedlich an.