almis personal blog

ESC – Best of the Rest 22

Was ist sonst noch zu sagen, quasi im Rundum-Blick?

Zypern hat sich heuer mit Ela für den Zärtliche Cousinen-Look entschieden. Ich hätte da immer Angst, dass mir der Busen aus dem Kleid fällt aber ok. Außerdem muss ich immer dran denken, wie Grissemann vor Jahren über den Film gesagt hat: Die tragen schon beim Anziehen nasse Sachen.

Eine Band Intelligent Music Project zu nennen, wie das Bulgarien gemacht hat, find ich schon ziemlich mutig oder sagen wir so: Da muss die Musik dann schon wirklich sehr intelligent sein. Ob das bei der bulgarischen Kombo zutrifft, das überlasse ich jedem selbst. Mir gibt Intentions jedenfalls gar nichts.

Die Dame aus Nord Mazedonien muss aufpassen, dass sie keine Probleme wegen “kultureller Aneignung” bekommt, weil ich glaube, das hat was Dreadlock-artiges, was sie da trägt, im Video zu Circles. Sidestep: ich dachte ja, dass Dreadlocks zu unserer Zeit v.a. deshalb entstehen, weil man zu faul ist, seine Haare regelmäßig zu waschen und bürsten.

Über Georgien hat Alkis schon voriges Jahr im Podcast gesagt, es wäre das “Portugal des Ostens”, weil sie immer Beiträge bringen, wo man sich denkt: “What?” Das gilt auch für Circus Mircus und Lock me in (eine Handlunganweisung?). Das ist ordentlich drüber und als solches durchaus bewunderswert, aber musikalisch jetzt nicht gerade die Offenbarung. Aber total witzig: Die Band besteht aus Zirkusabbrechern, quasi als Äquivalent zu Studienabbrechern. Das ist zumindest gut erfunden. Den zweite artsy Beitrag des diesjährigen ESC steuert Serbien bei mit In Corpore Sano bei. Am Anfang steht dabei die Frage, wieso Meghan Markle so schöne Haare hat, das hat wohl alles mit einem gesunden Körper zu tun und deshalb wäscht sich die Sängerin während des Auftritts unaufhörlich die Hände und erzählt, dass sie nicht krank werden darf, weil sie keine Versicherung hat. Okaaay.

Yet another Empowerment Song kommt heuer von Australien, Malta und Israel. Mir gefällt das nicht besonders. Über Israel sagt Maco Schreuder: Das ist sogar mir zu schwul. Harhar. Wobei die schon sehr gut tanzen.

Saturday Night

Am Samstag wars wieder (oder fast erstmals heuer) Winter in Wien. Nachdem ich letzte Woche am Balkon lektorieren konnte und dabei geschwitzt habe, wars plötzlich wieder kalt und grauslich.

Trotzdem wars ein guter Tag, denn ich war in einem Loft/Penthouse im 9. eingeladen. Ich war schon ewig nirgends mehr indoor eingeladen, mindestens seit März 2020 und die Menschen, die eingeladen haben, kannte ich bis zu dem Zeitpunkt nicht, also alles sehr spannend. Da spürt man sich dann selber wieder in seiner ganzen Nervosität, out of the comfortzone.

Jedenfalls kamen wir dann hin und es war gleich sehr nett. Wenn man jemanden kennenlernt, merkt man ja oft sehr schnell ob die Wellenlänge passt oder das Atmosphärische oder wie immer man das nennen will und es war so. Dann haben wir Essen geholt aus der alten Ambulanz im AKH und dabei hat es auch geschneit, aber da wars dann romantisch. Zum Essen gabs Schinkenfleckerl (für mich) und Aperol und Prosecco und dann Schnaps. Gottseidank waren die Schinkenfleckerl sehr fett und mit Käse überbacken, so dass ich erstaunlich wenig vom Alkohol gespürt hab. Die Kinder haben herumgetobt und als sie dann eingebrochen (und schlafengegangen) sind, haben wir geredet, lange geredet, über Beziehungen vor allem und vermutlich noch über andere Sachen, jedenfalls wars irgendwann 1.30 Uhr. Mit einer Zusicherung, sich bald wieder zu sehen – im Sommer, vielleicht gar in einem anderen Bundesland – ging man auseinander.

Dann sind wir durch den Votivpark heimgegangen, Hand in Hand, zur Nachtstraßenbahn (oder Ersatz-Ubahn oder whatever) und dann zur Nacht-Ubahn und die Welt war sehr in Ordnung.

Merci Jury

Der Merci Cherie Podcast freut sich wieder auf persönliche ESC-Wertungen, siehe Schnelldurchlauf

Meine heurigen Top 10:

12 Punkte – Italien – Mahmood & Blanco – Brividi

10 Punkte: Kroatien – Mia Dimšić – Gulity Pleasure

8 Punkte: Norwegen – Subwoolfer – Give That Wolf a Banana

7 Punkte: UK – Sam Ryder – Space Man

6 Punkte: Griechenland – Amanda Tenfjord – Die Together

5 Punkte: Niederlande – S10 – De Diepte

4 Punkte: Moldawien – Zdob și Zdub/ Fratii Advahov – Trenulețul

3 Punkte: Estland – Stefan – Hope

2 Punkte: Tschechische Republik – We are Domi – Lights Off

1 Punkt: Polen – Ochman – River

Oscars so shocking 2

Nach dem Oscar Eklat rund um Will Smith und Chris Rock haben viele Menschen an Ricky Gervais gedacht. Gervais hat die Golden Globes mehrfach gehostet (und wahrscheinlich ganz bewusst die Oscars noch nie) und er war teilweise soo arg. Irgendjemand hat dann geschrieben: Wenn der Witz von Chris Rock eine Ohrfeige wert war, müsste man Gervais schon lange erschossen haben. Harhar.

Viele fragen sich: Was hätte Gervais in der Situation getan? Was wäre bei ihm passiert? Gervais hat das dieser Tage bei einem seiner Auftritte selbst beantwortet. Was bei ihm passiert wäre, sinngemäß: nichts. Denn er hätte keinen Witz über die Haare von Jada Pinkett Smith gemacht. Er hätte einen Witz über ihren Freund gemacht. Das hätte ich allerdings auch gerne gesehen!

P.S. Die Ehefrau von Will Smith hatte eine Affäre mit einem Freund ihres Sohnes. Smith und sie labeln seitdem ihre Ehe als “offen”.

ESC UK 22

Die Musiknation hat beim ESC in den letzten – na ja, sagen wir 20 Jahre – nicht wirklich gut abgeschnitten. Ein fünfter Platz, ansonsten keine einzige (!) Top 10 Platzierung. Egal ob unbekannte Interpreten ausgesucht wurden oder auch Menschen wie Engelbert oder Bonnie Tyler. Kann mich noch an 2010 erinnern, wo ein gewisser Josh Dubovie That’s sounds good to me gesungen hat und damit Letzter wurde, was zum Kommentar führte: Europa war anderer Meinung. Harhar.

Wie auch immer, heuer tritt Sam Ryder mit Space Man an und im ersten Moment dachte ich an David Bowie. Und im zweiten Moment: Oje, das sind große Fußstapfen. Und dann hörte ich den Song und dachte mir: Hm das ist gar nicht so schlecht. Und dann hörte ich den Song noch zehnmal und mittlerweile finde ich ihn richtig gut!

Seine lange Haare triggern mich ein bisschen (wie es der Teenie ausdrücken würde) – aber ansonsten ist das endlich wieder mal ein schöner, konkurrenzfähiger Song aus dem vereinigten Königreich.

Neuer Level

Den nächsten Pandemie-Level freigeschalten: für jemand kochen und einkaufen und alles vorbeibringen, weil Quarantäne.

Das wäre ja nicht so sehr das Problem, nur den anderen – der gleichzeitig eh fast der einzige Mensch ist, den man umarmt – nicht umarmen dürfen und gerade mal ein paar Worte wechseln auf Distanz: Autsch! (auch wenn man eh weiß, dass das früher oder später passieren wird)

Aber auch die längsten 16 (insgesamt, weil die Quarantäne begann, als man sich eh schon fünf Tage nicht gesehen hat) Tage sich nicht nähern, vergehen irgendwann. Und dann sieht man sich wieder und trinkt ein Glas Sekt, auf den Geburtstag (aka Tag 1 der Quarantäne). Und alles ist wieder gut.

Oscars so shocking

Eigentlich sollte man aus Protest nichts über die Will Smith Aktion letzte Nacht schreiben, weil die natürlich alles andere überstrahlt oder verdunkelt, je nachdem. Weil alle nur noch darüber schreiben und nicht zb über den doch etwas überraschenden (ok, ich hab drauf getippt, aber trotzdem) bester Film Gewinner CODA oder über die beste Haupdarstellerin Jessica Chastain oder, oder, oder.

Aber natürlich schafft man das dann quasi nicht. Deshalb ein kurzes Brainstorming meinerseits. Nachdem ich mir das Video vom Vorfall angesehen habe, bin ich mir nicht sicher, ob es echt oder fake ist. Für fake spräche, dass die Oscarverleihung, die in den letzten Jahren immer mehr ZuseherInnen einbüßte, wieder (deutlich) mehr Publicity bekäme. Für echt spräche, dass Will Smith rein gar nichts davon hätte, so etwas zu faken. Ich mein, er hat den Oscar gewonnen und sich selbst mit diesem Ausraster die Show gestohlen.

Zu Chris Rock ist zu sagen: Der Witz war nicht besonders gut, Rock war auch noch nie dafür bekannt, besonders subtile oder angebrachte Witze zu machen – er hatte ja bereits 2005 einen Wickel mit Sean Penn bezüglich einer Aussage über Jude Law. Penn hat ihn halt nicht geschlagen, was auch sehr blöd rübergekommen wäre, auf ziemlich vielen Ebenen. Andererseits ist der Grat, wo ein Witz noch gut ist und wo geschmacklos auch oft sehr schmal. Und jemand tätlich anzugreifen, kann man mit nichts rechtfertigen.

Fazit: Das ist alles ziemlich unglücklich. Da war ja die La La Land bester Filmoscar Verwechslung vor fünf Jahren noch Gold dagegen.

To be continued…

ESC Griechenland 22

Griechenland schickt heuer Amanda Georgiadi Tenfjord ins Rennen, die mit Die Together eine ordentlich creepy Message an das ESC Publikum sendet. Das letzte Jahr ihrer Beziehung sei furchtbar gewesen, so zieht sie Resümee, aber anstatt daraus Schlüsse zu ziehen, wie sich zum Beispiel von seinem Partner zu trennen, hat Frau Tenfjord die Idee, man könne doch genausogut gemeinsam sterben.

Zitat:

Cause if we die together now

We will always have eachother

I won*t lose your for another

Ok na ja, so kann man es natürlich auch sehen, aber liebe Frau Tenfjord, Sie sind vermutlich noch keine 30 Jahre alt und sein Leben für die erste große Liebe wegzuwerfen, das will wohlüberlegt sein. Da kommt noch was anderes nach, ehrlich, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Aber die Protagonistin in dem Song hat überhaupt ein paar sehr na ja, psychotische Züge, wenn sie dem Freund zuerst eine Liebeserklärung abringen will, um ihn dann zu bitten im buchstäblich das Herz rauszureißen und zwar nicht im metaphorischen Sinn.

Lana del Rey wäre stolz! Und das ist in seiner Ästhetik des Grauens schon auch irgendwie faszinierend, aber halt eben auch ordentlich düster.

ESC: How to write a comedy song

Angelehnt an den 2018-er Alexander Rybak Song That’s how to write an song, stelle ich heute in den Raum: That’s how to write a comedy song. Ich habe dafür ein anschauliches Beispiel und ein Beispiel dafür, wie man es nicht macht.

Kommen wir zuerst zum Positivbeispiel. Die Band Zdob si Zdub für Moldawien. Bereits zweimal haben sie am ESC teilgenommen, 2005 wurden sie Sechster, 2011 erreichten sie Rang 12. Ihr heuriger Song heißt Trenulețul und ist ein m.E. witziger und origineller Song, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt, dabei aber nie ein gewisses Niveau unterschreitet. Das Video ist sogar großartig. Die Musiker fahren mit dem Zug von Chișinău, der Hauptstadt von Moldawien, nach Bucharest, der Hauptstadt von Rumänien und singen über das, was die zwei Länder verbindet. Laut der Band: so einiges, Zitat: sind sie eins oder zwei? Wenn man ausssteigt, denkt man, man sei immer noch im selben Land usw. Das Video hat massive Grand Budapest Hotel Vibes und Optik.

Dem gegenüber: Die Band Citi Zeni für Lettland.

Mit dem Song Eat your salad verbinden sie in einer wahrscheinlich noch nie dagewesenen Symbiose den grünen Umweltgedanken mit extrem sexistischem Wording. Ja, ja, natürlich sind die Fridays for Future Anklänge an sich schon ironisch und im Merci Jury Podcast heißt es, dass lesbischen Frauen diesen Song auf TikTok feiern, aber die Lyrics: “Instead of meat, I eat veggies and pu***” muss man mögen. Ich mag es nicht und find es blöd und tief. “My sausage is bigger” ist auch nicht gerade der Gipfel an subtilem Witz, das ist eher Bierzelt-Schmäh. Und die Musik gefällt mir auch nicht, war noch nie ein Funk-Fan. Von mir aus muss das nicht ins Finale kommen.

P.S. Natürlich dürfen sie beim ESC nicht pu*** singen, sie singen stattdessen dann nichts. Na ja…

ESC Sweden 22

Schweden gehört zu den erfolgreichsten Nationen des ESC. Nicht nur, dass sie in den letzten zehn Jahren zweimal gewonnen haben, der Sieg von Loreen markierte quasi die Wiedergeburt des ESC oder das Ankommen in der Neuzeit, nachdem der Bewerb schon kurz davor war, sich selbst abzuschaffen. Im Merci Cherie ESC Podcast werden die Gäste immer nach ihren absoluten Lieblingsliedern des Bewerbs gefragt und wenn ich sagen würde, dass Euphoria jedes zweite Mal genannt wird, ist das eine glatte Untertreibung.

Anyway: Schwedische Songs sind sehr oft ziemlich massentauglich. Das ist aber auch gleichzeitig ihr Manko. Sie sind oft zu gut produziert, zu perfekt durchkomponiert, zu aalglatt. Oder wie Peter Schreiber in einer Merci Jury Folge 2021 gesagt hat: “Vielen ist Schweden ja zu polished und zu Baukasten. Die Schweden wissen How it’s done.” Ja, das wissen sie definitiv, das ist auch anzuerkennen, aber mögen muss man das dann nicht unbedingt (immer).

Mir geht es heuer ein bisschen so mit Cornelia Jakobs, die eine tolle Stimme hat. Der Song Hold me closer ist aber irgendwie das zu musik-gewordende Billy Regal. Nix gegen Billy-Regale, ich hab selber welche. Hübsch, solide, gute Qualität und man weiß, was man kriegt. Aber originell oder überraschend ist da jetzt halt auch nichts.

Die Buchmacher haben das derzeit auf Platz 3 (hinter Ukraine und Italien) und das wird ziemlich sicher auch in die Top 5 kommen.