almis personal blog

To whom it may concern

Ein ganzes Jahr pauschal als gut oder schlecht zu klassifizieren, das ist mir immer schon schwer gefallen, weil es das Leben in seinen vielfältigen Facetten einfach nicht abbildet. Schwierige Jahre “auf dem Papier” sind für einen persönlich nicht immer (nur) solche.

Ich habe hier am Blog versucht, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen als den offensichtlichen, denn ich bin der Meinung, dass die fortwährende Konzentration auf Bedrohungsszenarien die vielleicht, eventuell – man weiß es nicht so genau – eintreffen werden, einen langfristig krank oder zumindest unglücklich macht. Und die Zeit, in der man sich sorgt, die gibt einem niemand wieder. Ich kann das auch deshalb so sagen, weil ich vor vielen Jahren tatsächlich eine Therapie wegen Angstzuständen gemacht habe. Übersteigerte Angst – das sage ich ganz bewusst als jemand, der ganz und gar nicht frei davon war und manchmal auch noch ist – ist niemals ein guter Begleiter oder Ratgeber und sollte auch nicht zum bestimmenden Faktor im eigenen Leben werden.

Desweiteren halte ich es auch und gerade jetzt für wichtig, zu sich und seinen eigenen Werten und Überzeugungen zu stehen, zu seiner persönlichen Freiheit im Denken und im Handeln. Das gilt für jede Meinung, es steht mir nicht zu andere Ansichten zu be- oder gar abzuwerten. Ich habe meinen Medienkonsum stark eingeschränkt, auch den Konsum der sozialen Medien, weil ich das Gefühl hatte, dass wir auf eine gesellschaftliche Entwicklung zusteuern, in der andere uns sagen, was wir zu denken, zu fühlen, wie wir zu handeln haben.Das lässt sich nicht mit meiner Auffassung von Demokratie im großen und Selbstbestimmung im kleineren Sinn vereinbaren. Ich möchte jedem Menschen unvoreingenommen begegnen und Dinge, die mich nichts angehen auch als solche behandeln: als Dinge, die mich nichts angehen. Ich würde mir das auch mir gegenüber erwarten. Niemand sollte in einen Zustand gelangen, in dem er sich permanent rechtfertigen muss, in keine Richtung.

Das gesagt habend, hoffe ich, dass wir 2022 die Monothematik unserer Zeit hinter uns lassen können, und uns auch mal wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Das Jahr hat mich persönlich viel gelehrt, was ich alles nicht brauche. Und was mir fehlen würde, wäre es nicht mehr da. Vor allem, dass (für mich) nichts tröstlicher ist, als eine innige Umarmung und dass mich nichts mehr heilt, als die Nähe eines Menschen, dem ich alles sagen kann und der mich so nimmt wie ich bin. Ich wünsche jedem, dass er so einen Menschen hat. Für 2022 und immer.

Bahnhof zwischen den Tagen

Schön ist es, Menschen von Bahnhöfen abzuholen, vor allem, wenn man diesen Menschen vermisst hat, weil er Weihnachten anderswo war.

Und dann regnet es auch noch und es ist so ein richtiges Schmuddelwetter, wo man sich noch mehr freut, den anderen zu umarmen und festzuhalten.

Und wenn der Zug dann verspätet ist, ist selbst das romantisch.

Don’t look up

Gestern hab ich begonnen, mir auf Netflix die halbgare Satire Don’t look up von Adam McKay (bekannt für u.a. The Big Short) anzusehen. Zwei kurze Beobachtungen dazu.

Es spielen u.a. Leonardo di Caprio und Jonah Hill – was mich an Scorseses The Wolf of Wall Street erinnert (den ich nicht mag). Und in dem die beiden vornehmlich mit Koksen, Saufen und Vögeln beschäftigt waren (sehr redundant insgesamt, man könnte locker um eine Stunde kürzen), was mich wiederum an das Golden Globe Intro mit Tina Fey und Amy Poehler erinnert, wo Amy Poehler sagte: “If I wanted to see Jonah Hill masturbate at a pool party, I’d go to one of Jonah Hill’s pool parties.”

Meryl Streep spielt in Don’t look up die Präsidentin der Vereinigten Staaten und di Caprio eröffnet ihr, dass ein Astroid im Begriff ist, die Erde zu zerstören. Da musste ich wiederum an das Opening der Oscars 2008 denken, in dem Jon Stewart sagte: “Hillary Clinton vs. Barack Obama. Normally, when you see a black man or a woman president, an asteroid is about to hit the Statue of Liberty.”

Ob ich noch mehr und tatsächlich etwas über Don’t look up schreiben werde, weiß ich nicht. Er war bisher doch ziemlich anstrengend, aber nicht in einem guten SInn.

P.S. Aber interessant war die Szene, in der ein Veteran in einem Tarnanzug bei der Pressekonferenz der Präsidentin erscheinen soll, um zu zeigen, dass sich das Volk quasi im Krieg (gegen den Asteroiden) befindet. Diese Politik der Gefühle erinnert mich auch an etwas.

Weihnachtsreflexionen

Im Zuge der Feiertage und der Unterhaltungen mit anderen bin ich draufgekommen, dass Weihnachten wirklich sehr individuell gefeiert wird.

Manchen ist es wichtig, dass die Kinder den Weihnachtsbaum vorher nicht sehen, andere lassen ihre Kinder den Baum aussuchen und/ oder mitschmücken. Bei manchen wird gesungen, bei anderen nicht. Manche essen vor der Bescherung, andere danach und was gegessen wird, ist auch so eine Sache Fisch oder Würstel, Schinkenrollen oder Gans. Manche Speisen gehen für manche Menschen zu Weihnachten offenbar überhaupt nicht. Tatsächlich gibt es auch Menschen, die explizit keine Geschenke haben möchten und verletzt sind, dass der (Nicht-) Wunsch nicht respektiert wird. Anderen sind wiederum große Geschenke ziemlich wichtig. Manche (oder gar alle?) sind froh, wenn Weihnachten dann auch wieder vorbei ist. Obwohl sie es schon mögen.

Ich selbst hab schon alles gehabt: tradtionelle Weihnachten mit Gesang und Kirche. Versteckte Bäume, gar keine Bäume und solche, die ich aus dem Baumarkt rausgeschleppt habe bzw. Bäume von denen wir uns bewusst verabschiedet haben – “Bis nächstes Jahr” *wink* *wink* ja, das Kind war damals vier. Viele Geschenke und auch gar keine Geschenke, Gans, Fisch, Steak, Braten. Zweimal Weihnachten im Krankenhaus im Jahr 2000 bei meiner Oma (die am 2. 1. 2001 gestorben ist), und 2007 im SMZ Ost auf der Intensivstation beim Kind. Mir ist alles recht, nur im Spital muss ich Weihnachten eher nicht mehr haben, wenn ich es mir aussuchen kann.

Verstörende Videos, fünf

Wenn man Nikita von Elton John hört, fühlt man sich direkt wieder in die 80ziger Jahre zurückversetzt. Was für ein Kultsong! Wenn man sich im Jahr 2021 das Video von 1985 ansieht, traut man allerdings seinen Augen kaum.

Elton John als der Protagonist fährt zur Berliner Mauer und bittet um Einlass. An der Grenze quasi laufend im Einsatz: eine russische Soldatin namens Nikita. Schon alleine in der Anfangsequenz kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Russische SoldatInnen laufen mit dicken Mänteln und Pelzmütze herum (und ich gehe mal davon aus, dass die Kälte gewöhnt sind), während Herr Elton John bestenfalls für einen milden Oktobertag entsprechend gekleidet ist. Dazu trägt er Strohhut. Ach ja und er sitzt in einem Cabrio, während es schneit. Ja, ja, das ist alles eine Metapher, das ist mir schon klar, aber trotzdem.

Dazu macht er unentwegt Fotos von besagter Soldatin Nikita. Einerseits heikel, weil ich denke nicht, dass man an einem Grenzposten einfach so Fotos machen darf, anderseits: Übelstes Stalking inklusive Verletzung des Rechts am eigenen Bild Das ging also auch schon im prä-Smartphone Zeitalter und zwar mit einer Nikon Kamera (Product Placement!) Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass Elton John ein Foto in seinem Pass hat, dass nicht einmal 1985 als regelkonform durchgegangen wäre.

Auf der Metaebene ist zu sagen: Nikita ist eigentlich ein russischer Männername. Und nachdem wir alle um die sexuelle Orientierung von Elton John wissen, ist das jetzt auch nicht so überraschend. Der Regisseur des Videos wusste das nicht – oder es war ihm zu heikel – weswegen er aus Nikita eine Frau machte. Tatsächlich besingt Elton John in diesem Lied einen DDR-Grenzsoldaten, in den er verliebt gewesen sein soll. Und das ist dann schon wieder cool, das alles so zu verklausulieren.

Altersshaming vs AJLT

Ja, ich hab mich über die Alterswitze in And Just Like That geärgert – übrigens fürs Protokoll: In der ersten Folge gab es noch 15 Witze rund ums Altwerden, und der dritten nur noch fünf, ja ich habe eine Liste gemacht – aber ganz ehrlich, mir entfällt in letzter Zeit auch so einiges.

Gestern schau ich dem Teenie zu, wie er ein Formel 1 Spiel am Gilles Villeneuve Circuit fährt, und sag ich, ja dessen Sohn ist ja auch lange Formel 1 gefahren (zu “meiner” Zeit) und dann ich so, wie hieß der doch gleich, der Sohn, ich schwöre ich habe zehn Minuten gegrübelt. Jacque btw. Und heute fällt mir nicht ein wie der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper heißt, und während ich diese Zeilen schreibe, weiß ich es immer noch nicht – werde aber sofort googlen. Ach ja, A Star is born. Vielleicht hab ich AJLT doch irgendwie unrecht getan…

Jedenfalls ist die dritte And Just Like That Folge wesentlich besser gewesen als die Folgen 1 und 2. Weil man sich darauf konzentriert hat, was bei der Serie damals das Erfolgsrezept war. Einfach vier Frauen, die in einem Cafe sitzen und reden. Ok, es gibt nur noch drei Frauen, aber in Folge 3 war es einfach Stanford als Nummer 4, und es war witzig und unverkrampft und so wie früher. Einiges stimmt immer noch nicht in AJLT, vor allem, was die Themensetzung betrifft und leider auch die neu eingeführten Figuren, die (mich) noch nicht überzeugen. Aber wenn jetzt jede Folge besser wird als die vorhergehende ist, dann gibts Hoffnung.

Namenstag

Heute früh ist was eigenartiges passiert. ShopApotheke (unbezahlte Werbung!) hat mir zum Namenstag gratuliert.

Das ist deshalb komisch, weil ich eigentlich keinen Namenstag habe. Als ich am Standesamt angemeldet wurde, sagte man meinem Papa dort, Heidi sei kann Name und er müsse zum Beispiel Adelheid eintragen lassen. Daraufhin bekam mein Papa einen Wutanfall (diese Eigenschaft hab ich in meinem Blogpost letzte Woche vergessen) und hat gemeint, er lässt sich sicher nicht vorschreiben, wie er sein Kind zu nennen hat. Nachdem ich jetzt also Heidi heiße, weiß man, wer sich in dieser Kontroverse durchgesetzt hat.

Jedenfalls haben mir meine Großeltern am 16. Dezemeber immer zum Namenstag gratuliert, ich bekam auch ein kleines Geschenk und meine Eltern haben immer gesagt, das sei nicht mein Namenstag, denn ich heiße schließlich nicht Adelheid. Das ging jahrelang so als running gag. Irgendwann waren meine Großeltern nicht mehr da und mein Namenstag geriet tatsächlich in Vergessenheit – auch bei mir selbst.

Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich auch gegoogelt und festgestellt, dass das Internet tatsächlich sagt, dass ich mittlerweile einen Namenstag habe. Und der ist heute.

Das bin doch nicht ich!

Gestern bin ich zur Buchhandlung am Spitz (unbezahlte Werbung) gegangen, wo ich zwei Bücher bestellt hatte. Vor der Türe erwartete mich diese Dame:

Das läuft unter Insidergag. Als der Teenie noch kein Teenie war, sondern ein dreijähriges Kleinkind hat er immer wenn wir eine Buchhandlung oder ein Papierwarengeschäft betreten haben, auf diese Figur gezeigt und begeistert “Mama!!” gesagt. Ich gebe zu, das hat mich ziemlich irriert und ich hab immer – wie zu meiner eigenen Bestätigung – gesagt: “Das bin doch nicht ich. So schaue ich doch nicht aus.” Was vollkommen wirkungslos war. Jedes Mal wurde die Figur wieder freudig als “Mama” begrüßt. Ich finde immer noch nicht, dass ich das bin, aber richtig unsympathisch ist diese Dame/Zwergin ja gottlob auch nicht.