almis personal blog

Frohes Fest, zwei

Die homegrown Bio-Weihnachtsfichte

Gestern am Abend, als wir Weihnachtsmusik hörten, sagte ich zum Kind, dass es wohl keinen Pop Xmas-Song gibt, den nicht irgendwer hasst. Bei uns haben gestern alle Last Christmas gehasst, den ich wirklich sehr gerne hab. Ich werde nicht müde zu erklären, dass Last Christmas ein sehr komplexer Song ist, wo es zwar leicht ist, den Refrain zu singen, nicht aber die Strophen, probiert es mal aus. Harhar. Ich habe dazu mal einen Artikel gelesen, der mich sehr beeindruckt hat. George Michael hat den Song ziemlich schnell geschrieben, während Andrew Ridgeley mit Michals Eltern geplauert hat, was ja auch anstrengend sein kann.

Bei Mariah Careys Song All I want for Christmas is you, muss ich immer grinsen, weil der Song mit den Zeilen beginnt: “I don’t want a lot for chrismas…” nur “dich” quasi, na sehr schmeichelhaft. Nicht so gerne höre ich Wonderful Dream von Melanie Thronton, weil ich da immer daran denken muss, dass sie kurz bevor der Song offiziell rausgekommen ist, mit dem Flugzeug in der Schweiz abstürzte.

Ein Song, der eigentlich nicht geht, wegen seine paternalistischen White Saviour-Attitüde und auch wegen Bono, einer Musikerpersönlichkeit, die ich gar nicht aushalte, ist Do they know it’s christmas. Aber ich mag ihn selbst trotzdem sehr.

All We Imagine as Light

Am Samstag habe ich mir All We Imagine as Light angesehen, den indischen Film von Regisseurin Paypal Kapadia, der diesen Jahr den Großen Preis der Jury beim Filmfestival in Cannes gewonnen hat.

Es geht in diesem Film um drei Frauen in Mumbai, eine etwas jüngere, eine “mittelalterliche” und eine etwas ältere, die befreundet sind und im einem Krankenhaus arbeiten. Die Jüngste, Anu, soll von ihren Eltern verheiratet werden, liebt aber einen Muslim, was ihre Eltern nie tolerieren würden. Prabhas Ehemann ist nach Deutschland gegangen und meldet sich nicht mehr bei ihr. Parvaty ist verwitwet und im Begriff delongiert zu werden. Es geht in All We Imagine as Light um das Alltagsleben als alleinstehenden Frau in einer überbevölkerten, anoymen Stadt, um die Wünsche und Hoffnungen von Frauen, deren Wünsche und Hoffnungen der Gesellschaft weitgehend egal sind.

All We Imagine as Light ist als Film irgendwie außerhalb meiner Komfortzone. Die indische Kultur ist mir ziemlich fremd und – auch wenn das natürlich böse, sehr böse ist – ich schaue mir am liebsten Filme an, mit denen ich irgendwie direkte Bezüge zu mir selbst herstellen kann. Eine Frau im Sari finde ich interessant, ich denke mir aber automatisch auch: wie viel oder eher wenig hat sie mit mir gemeinsam? Komischerweise ist das, was in den ersten Szenen in dieser überfüllten, etwas heruntergekommen Stadt ins Auge fällt als das, was einem “materiell” am vertrauesten ist, das Smartphone. Menschen in Mumbai haben sehr moderne Smartphones und tippen darauf herum, wie wir auch.

Aber die Themen, die Frauen in ihrem Leben haben, sind natürlich völlig andere. Es gibt einen anderen moralischen Kodex als in Europa, alleine das Motiv der arrangierten Ehe ist uns ja hierzulande im Jahr 2024 völlig fremd. Frauen sollen, obwohl sie alle im Berufsleben stehen, sich also versorgen können, noch immer vor allem gut verheiratet werden. Was Frauen selbst für ihr Leben wollen, das spielt hier offensichtlich sehr wenig Rolle. Eine gewisse Schwermut liegt über dem Leben von Anu, Prabha und Parvaty, eine Schwermut, in denen es trotzdem einzelne Momente der Freude, der Zuversicht und der Leichtigkeit gibt. Das ist auch genau das, worauf der Filmtitel anspielt. Manchmal stellen wir uns das Licht vor (oder die Leichtigkeit?), müssen es uns vorstellen, weil gerade alles finster ist, und machmal, wenn auch selten, erleben wir bzw. diese drei Frauen das auch, dieses Licht, diese Leichtigkeit.

Das ist das, was dieser Film sehr gut kann, kleine poetische Bilder und Stimmungen einfangen, lyrische Sätze einstreuen, Charakter detailliert zeichnen. Dennoch ist der Film für mich auch, und das sage ich wirklich selten, zu langsam erzählt. Er verliert sich in unfokussiertem Geplänkel, und schwächt seinen Narrativ dabei selbst. Wäre alles etwas kompakter, würden manche Erzähstränge näher beleuchtet werden, hätte All We Imagine as Light einen noch eindrücklicheren Eindruck bei mir hinterlassen.

Bye Stammlokal

Am Freitag haben L. und ich uns vom Hidden Kitchen Park verabschiedet. Das ist bereits unser zweite Stammlokal, das schließt.

Während der Kindergartenzeit unserer Kinder waren wir öfters im T-Centro. Dort gab es ein günstiges und supergutes Pasta-Mittagsmenü und der Kellner hat uns dann manchmal noch auf einen Cappuccino eingeladen. Das war so ein Zeitpunkt zum Durchatmen und ruhig da sitzen, zwischen Arbeit und Kinder abholen, Kraft sammeln. Vor dem Weg durch das T-Center Areal, wo uns vier Kinder im Klein(st)kindalter davonliefen oder später mit den Rollern davondüsten, zwischen diesen riesigen Betonsäulen, wo auch Autos kreuz und quer fuhren, neben dem lauten Rennweg. Manchmal lachten die Kinder und manchmal weinten sie, sie trotzten und stritten sich, es war heiß, es war eiskalt, es gab Schnee, Starkregen. Vor dem Autohaus gegenüber wurde mit Kieselsteinen geschmissen, bis das Autohaus dezent die Kieselsteine entfernte. harhar. Bis zur Schnelllbahn brauchen wir schon auch mal 45 Minuten.

Nachdem das erstaunlicherweise alle überlebt hatten, verließen L. und ich das T-Centro mit dem Schulbeginn der Ältesten und wechselten vom Mittagessen zum Frühstücken ins Hidden City Park, gleich bei Wien Mitte.

Der vorletzte Tag des Hidden Kitchen Park

Manchmal saßen andere Frauen bei uns, mit ihren Themen, die manchmal andere waren als unsere. Auch hier gab es Cappuccino und für mich jedes Mal “Pink Egg Florentine”, das ist getoastetes Schwarzbrot mit rote Rüben Sauce, Ei und Lachs. L. aß gerne das Priscilla Porrige mit weichem Ei und manchmal tranken wir noch einen frischgepressten Orangensaft und wenn wir ganz arg waren, dann gab es ein “böses” Croissant mit circa tausend Kalorien. Nach dem Frühstück bummelten wir noch ein bisschen durch die Mall, sahen uns die Bücher bei Thalia an oder gingen im Frühling im Stadtpark spazieren. Das Hidden Kitchen war ein Fixpunkt, ein Anker, wenn das Leben schön war, und auch, wenn einmal nicht so schön war.

Nun ist das in dieser Form vorbei, weil sich das Leben immer wieder ändert, ob man will oder nicht. Die Kinder sind fast erwachsen. Irgendwann verschwinden Lokale eben, so wie die Matchboxautos aus den Handtaschen verschwinden und der Sand von den Förmchen für die Sandkiste, wie Zusammenhänge und Vorstellungen verschwinden, genau wie die schönsten Samstagabende, die bis zum Sonntagabend dauern. Manches bemerkt man kaum, wenn es geht, über anderes kommt man schwer hinweg.

Nach dem Frühstück haben wir zufällig M. getroffen, die mit ihrer Klasse im Village Kino war, und das war schön, weil wir ein Lokal verabschiedet haben, aber sich zwei meiner Freundinnen kennengelernt haben. Ab März gibt es im Hidden Kitchen im ersten Bezirk auch Frühstück, das werden wir uns auf alle Fälle ansehen. Aber treffen werden wir uns ohnehin weiterhin und reden. Über die neuesten Themen. Über das Leben und uns.

Das Beste aus der Schweiz

Der Merci Cherie Podcast führte wieder eines seiner allseits beliebten Rankings durch. Wie jedes Jahr um diese Zeit sollen wir Hörer unsere Top 10 des diesjährig siegreichen Landes abgeben, was 2024 ja bekanntlich die Schweiz war. Marco Schreuder hat mich persönlich angeschrieben, ob ich nicht wieder mitmachen will. Also habe ich mich durch alle Schweizer Songs seit 1956 gehört, im Schnelldurchlauf.

Natürlich ist mir das näher, was ab den 1980er Jahren stattgefunden hat und die sehr aktuellen Songs hat man auch noch mehr im Ohr, aber irgendeinen Bias hat sowieso jeder. Außerdem neige ich nicht zu prätentiösen Listen, ich nehme einfach was mir gefällt, auch wenns uncool ist.

In diesem Sinne habe ich Celine Dion nach reiflicher Überlegung 12 Punkte gegeben für ihr Siegerlied von 1988 Ne partez pas sans moi. Sorry Marco, ich hab meine Wertung nicht eingesprochen, weil ich kann nicht französisch und es würde sicher furchtbar klingen, wenn diesen Titel ausspreche. Jedenfalls finde ich, dass dieser Song einen großen Empowermentfaktor hat und auch super gealtert ist. Trotzdem werden wir Celine Dion wohl nächstes Jahr nicht in Basel sehen, da sie mit dem ESC nicht mehr allzuviel zu tun haben will und angeblich angeblich immer erzählt, sie hätte irgendwann einmal einen “europäischen Gesangswettbewerb” gewonnen, um nicht das böse Wort “Song Contest” aussprechen zu müssen, harhar.

Knapp dahinter ist etwas recht aktuelles, nämlich Gjion’s Tears mit Tout L’Univers aus dem Jahr 2021. Ich verstehe zwar auch hier den Text nicht, aber trotzdem hat mich dieser Song von Anfang an berührt. Gjon’s Tears hat ja seinen Namen, weil sein Großvater immer geweint hat, wenn er gesungen hat, wieso also nicht auch ich. Sein Bühnenauftritt war dagegen aber richtig edgy und avangardistisch, was ein gutes Gegengewicht zum Pathos bildet. Ich habe übrigens auch den “Lost Song” von Gjon’s Tears aus 2020 in meiner Wertung, nämlich Répondez-moi, der ist ein bisschen sperriger, aber für mich auch sehr schön. Ach ja, Tout L’Univers hat damals die Jurywertung gewonnen und wurde insgesamt Dritter.

Auf Platz 3 in meinem Ranking ein wirkliches Guilty Pleasure Stück, nämlich She Got Me von Luca Hänni aus dem Jahr 2019. Das hat so irgendwie was Vorstadtcasanova-haftes, sowohl Hänni, als auch das Lied. Marco Schreuder meinte damals im Podcast, das wäre so ein richtiger Reißbrettsong, aber ein gut gemachter, und dem kann ich mich nur anschließen. Total catchy und lustig, kam auch live super an, weil das so ein richtiger Partyknaller ist. Hänni wurde Vierter.

Wenn man wissen will, wie die Podcast-Wertung insgesamt so ausgegangen ist, kann bzw sollte man sich die neue Folge von Merci Cherie anhören. Aber ich sage einmal so: ganz überraschend ist der Sieger oder vielleicht doch die Siegerin jetzt nicht. Harhar.

Seinfeld, vier

In der Folge The Pitch wird Jerry gefragt, ob er nicht eine TV-Serie mit sich selbst als Hauptperson entwickeln will (Achtung Metaebene). Jerry sagt erfreut zu, ihm fällt aber nichts ein, worum es in dieser Serie gehen soll.

Er spricht mit George darüber, der ihm vorschlägt, einfach eine Serie über seinen Freundeskreis zu machen. Mit einer Figur wie ihm selbst, Elaine und Kramer (noch mehr Metaebene). Und in der Serie soll es einfach um gar nichts gehen, wie im echten Leben. “It’s a show about nothing!”)

Als die beiden dann bei NBC sind, den Sendungsverantwortlichen diese Idee pitchen und immer wieder gefragt werden, worum es denn jetzt wirklich gehen würde, bleibt George dabei. Es geht um nichts, es passiert nichts und er wird an diesem Konzept nichts ändern, das verstoßt gegen seine künstlerische Integrität.

Jerry sieht seine Chancen schwinden und ist sauer.

Er hält einen kleinen, sehr witzigen Monolog, in dem es auch um Wien geht, Jerry sagt zu George: “You know you really need some help. A regular psychiatrist couldn’t even help you. You need to go to like Vienna or something. You know what I mean? You need to get involved at the University level. Like where Freud studied and have all those people looking at you and checking up on you. That’s the kind of help you need. Not the once a week for eighty bucks. No. You need a team.”

Im Endeffekt wird dann doch ein Pilot über die “Show über nichts” gedreht, und das Casting der Darsteller ist sehr lustig. Außerdem wird auf die (damals tatsächliche) Kritik an Seinfeld selbst Bezug genommen, dass er, Jerry, der ja Stand Up Comedian ist, schlecht schauspielt. Da hat sich Jerry quasi selbst verarscht.

Obwohl ich mag das, ich mag Jerry und seine Art des “nicht-schauspielens”. Und je mehr Seasons vergehen (Seinfeld hat insgesamt neun) umso weniger versucht Jerry sein eigenes Amüsement über die Dialoge und seine Kollegen verborgen zu halten, er grinst wirklich sehr oft, und das finde ich total sympathisch. Später habe ich mal gelesen, dass viele der Meinung sind, dass die eigentliche Hauptperson der Serie George wäre. Auch eine Theorie.

Nie, Nie, Nie, zwei

Mir hat an Nie, Nie, Nie sehr vieles gefallen.

Vor allem die Haltung, dass eben alles ok ist. Der Roman ist weder ein Plädoyer fürs Kinder haben, noch für Kinderlosigkeit. Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch und insofern darf man sich auch nicht erwarten, dass der Roman einem die Antwort gibt. Es gibt nur die indviduelle Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.

Formal fand ich schön, dass die Handlung immer wieder durch (nicht zu anstrengende) Zeitsprünge unterbrochen wird, aber auch durch Gespräche, Gedanken oder Impulse. Manchmal stehen auf einer Seite nur drei Sätze. Interessant, dass das Buch zwar ein Roman ist, aber auch eine collageartige Komponente hat – etwas, womit ich persönlich auch ein bisschen experimentiere. Und auch schön, dass der Roman stellenweise sehr verträumt-melancholisch ist, beispielsweise als Anniken der Protagonistin einmal folgendes schreibt:

All die Dummenheiten, die man mal gesagt hat, spielen irgendwann keine Rolle mehr, alles, was im Leben schiefgelaufen ist, wird unwichtig sein. Du wirst alles und jeden vergessen. Alle, die dich verletzt haben, werden sterben, aber auch alle, die du liebst.

Nie, Nie, Nie, Seite 95

Sehr poetisch schildert die Autorin auch, wie viel Chaos, Müdigkeit, Krankheiten, aber auch Mahlzeitenzubereitungen, Streitereien, Langeweile und Überforderung gleichzeitig auf einen zukommen werden; sie schafft es extrem gut, Stimmungsbilder zu entwerfen. Ich persönlich bin ja um einiges naiver an das Thema Mutterschaft herangegangen und habe viele Aspekte, die hier angesprochen und sehr lebensnah geschildert werden, überhaupt nicht bedacht. Vielleicht ist das aber auch in gewisser Weise besser so harhar.

Hier sei kurz auf den Film Kramer versus Kramer verwiesen, in dem sich Dustin Hofmann einmal eine Pro und Contra Liste zum Thema Kinderhaben macht und auf der Pro-Liste steht quasi nichts – im Gegensatz zur Kontra-Seite. In der nächsten Einstellung sieht man, wie er seinen Sohn im Arm hält. Kinderhaben kann man halt, wie auch manche andere Dinge, eben nicht einfach so “gegenrechnen”. Und auch das reflektiert die Protagonistin.

Jedenfalls eine große Empfehlung für dieses Buch. Für mich war Nie, Nie, Nie ein richtiger Pageturner. Leicht zu lesen, dennoch gleichzeitig sehr poetisch und, trotz des schwierigen Themas, ein Wohlfühlbuch.

Nie, Nie, Nie

Jetzt habe ich mir wieder mal mehrere Bücher aus der Bücherei geholt und begonnen habe ich mit einem Buch, das so weit wie möglich von meinen derzeitigen eigenen “Struggles” entfernt ist und stattdessen ein Thema hat, das ich nicht habe, auch nie hatte, nämlich den Wunsch, kein Kind zu bekommen. Dieses Buch heißt konsequenterweise Nie, Nie, Nie und wurde von Linn Strømsborg verfasst.

Strømsborg porträtiert darin eine 35-jährige Frau, die das durchlebt, was wahrscheinlich jede Mitte 20 bis Anfang 40 jährige kinderlose Frau ziemlich oft erlebt: sie wird laufend danach gefragt, wann sie denn nun endlich Kinder bekommt. Die Frage ist, denke ich, wirklich eine sexistische in dem Sinn, dass sie ähnlich alten Männern sicher erheblich seltener gestellt wird und die Frage, von Außenstehenden gestellt, ist praktisch immer heikel bis übergriffig, aus vielerlei ganz unterschiedlichen Gründen. Jedenfalls ist es so, dass die Protagonistin hier ziemlich sicher keine Kinder haben möchte. Zwar lässt sie sich die Option offen, diese Entscheidung eines Tages doch zu revidieren, aber so recht glaubt sie nicht daran, dass das tatsächlich passieren wird.

Der Entscheidungsprozess oder eher die Reflexion darüber, wie es dazu kam, steht im Zentrum des Romans:

Früher habe ich Beziehungen gescheut, weil ich Angst davor hatte, mich und wichtige Teile meines Lebens aufzugeben. Heute habe ich Angst davor, Kinder zu bekommen, weil ich dann den Rest von mir aufgeben müsste.

Nie, Nie, Nie, Seite 56

Die Protagonistin befasst sich damit, warum ihre Großmütter Kinder bekommen haben (Spoiler: nicht immer aus “hehren” Motiven) und warum ihre eigene Mutter sie bekommen hat, was zu fein beobachteten Szenen voller familiärer Dysfunktionalität führt. Demgegenüber gibt es aber auch harmonische, fast poetische Momente. Mit großer Wucht trifft die Protagonistin dann die Schwangerschaft ihrer besten Freundin Anniken. “Ach du Scheiße”, ist ihr erster Kommentar. Anniken wollte doch auch “keine von jenen” werden, die aufs Land ziehen und alle ihre Interessen aufgeben.

Schlussendlich muss sie sich aber auch vor allem damit auseinandersetzen, dass ihr Freund Philipp (“Er ist mein Mensch”) einen sehr starken Kinderwunsch hat. Und hierbei gibt es nun einmal keinen Kompromiss. Wirft man die Liebe weg oder seinen Lebensplan?

to be continued…

A Hug

Das Internet liefert immer wieder Gedankenanstöße, die ich gerne sammle und speichere und ab und zu, wenn ich ein bisschen traurig oder nachdenklich bin, durchlese.

Heute habe ich das hier gefunden:

Das gefällt mir, weil es irgendwie Geborgenheit vermittelt. Und, weil ich diese Hoffnung auch manchmal habe. Dass er es spürt.

The Second Act

Gestern habe ich mir The Second Act von Quentin Dupieux angesehen. Ein Film, der bereits bei der Viennale lief. Dupieux hat wohl schon einige sonderbare Filme gedreht, was ich ja ganz gerne mag, aber ich habe bisher keinen davon gesehen. Und nach The Second Act bin ich auch nicht sicher, ob ich etwas davon nachholen will, sorry, harhar.

Der Inhalt des Films wird damit umrissen, dass David (Louis Garrel) von Florence (Lea Seydoux) umschwärmt wird, an der er aber kein Interesse hat und deshalb versucht, sie seinem Freund Willy (Raphaël Quenard) schmackhaft zu machen. Das Ganze gipfelt in einem Zusammentreffen,bei dem auch der Vater von Florence (Vincent Lindon) anwesend ist. Aber das ist nur eine Facette dieses Filmes…

!!! ACHTUNG INHALTSSPOILER FOLGEN !!!

Oben geschilderter Plot ist nämlich nur der Film im Film. Denn tatsächlich sind die vier genannten Protagonisten Schauspieler, die in einem Film spielen, der das angesprochene Thema hat. Das wird ziemlich schnell klar, da die vierte Wand gebrochen wird, und die Schauspieler zum Publikum sprechen. Aha denkt man sich als Zuseherin, hier können wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und bei Dreharbeiten dabei sein, was ich ja als Cineastin immer sehr interessant finde. Aber das ist es dann irgendwie auch nicht. Denn die Hintergrundarbeit (Drehbuch und Regie) bei dem Film wird von einer KI ausgeführt, die nur mittels Tablet in Erscheinung tritt.

Ok, denkt man sich, das ist am Puls der Zeit, Fragestellungen zu neuen Technolgien, zu prekärer Beschäftigung, sowie Kunst und Kommerz, ebenso wie Dialoge, die sich um Cancel-Culture, Transsexualität und Wokeness drehen. Aber das Ganze ist, ich kanns nicht anders sagen, auch ziemlich blutleer. Die Charaktere der Schauspieler vermischen sich mit denen der Privatpersonen, doch viel mehr als Platitüden kommen dabei meines Erachtens nicht heraus. Ich habe ja die Vermutung, dass die Metaebene hier vor allem deshalb existiert, um dem Film eine Relevanz zu geben, die das Drehbuch, das mir eher lieblos und oberflächlich gefertigt erscheint, für mich nicht hat.

Ja, es gibt ein paar recht amüsante Szenen (in einem Review hab ich sehr passend “somewhat funny” gelesen), aber alles in allem führt das für mich nirgendwohin. Ich mag Metaebenen in Filmen an sich schon ganz gerne, wenn sie dosiert eingesetzt werden und der Film auch ohne sie etwas zu sagen hat und für sich stehen kann. Aber das ist hier nicht der Fall. Ich habe nur darauf gewartet, dass Vincent Lindon auch noch seine früherere Beziehung zu Caroline von Monaco erwähnt. Tja, und speaking of Lindon – die allesamt sehr guten Schauspieler sind hier ziemlich, naja verschwendet ist zu viel gesagt, sie retten vielmehr das, was zu retten ist.

The Second Act wurde innerhalb von zwei Wochen irgendwo am Land im winterlich-trüben Frankreich gedreht, und sieht auch nach Low Budget in jeder Beziehung aus. Dabei hätte man aus der Grundidee vieles machen können. Ein bisschen schade.