almis personal blog

Ferien im Bild, zwei

Alte Donau, 5. Februar 2023

Am Sonntag war es kalt und sonnig, so war ich eine Stunde spazieren.

Am Nachmittag war ich spontan mit L. im Kino, wo wir uns das wirklich sehr traurige (aber auch sehr gute) Close angesehen haben. Der belgische Kandidat für den Auslandsoscar. Der halbe Kinosaal hat nach Taschentüchern gesucht und sich dann geschnäuzt, nur ich hatte das Glück, dass ich so dringend aufs WC musste, dass ich dafür keine Kapazitäten mehr zur Verfügung hatte.

Filmcasino, 5. Februar 2023

Zeugnis

Der Sohn erzählt mir, dass sein Freund jetzt in den Ferien Computerverbot hat, weil sein Zuegnis so schlecht war.

Ich: “Was hat er denn für Noten?”

Er: “Zwei Vierer.”

Ich (nach einem kurzen Lachanfall): “Bitte soll ich seinen Eltern mein Zeugnis aus der 5. zeigen?”

Wir haben dann meine Mappe geholt und sind alle Zeugnisse bis zur achten Klasse durchgegangen. In der 8. war ich übrigens mit Abstand am besten, da hatte ich den Dreh dann raus.

Der Sohn: “Deine Zeugnisse sind sehr interessant”.

Harhar.

Ist schon ein komisches Gefühl, wenn das eigene Kind soviel bessere Note hat als man selbst. Aber in a good way.

Gedanken zu metoo

Nachdem der Fall Teichtmeister vor einigen Wochen extrem medial hochgekocht ist, herrscht nun seit einiger Zeit wieder ziemliche Stille. Zum Fall an sich möchte ich nichts sagen, aber zum (möglichen) Umgang damit, was seine Kollegen und Vorgesetzten betrifft.

Ich habe Corsage gesehen und fand den Film künstlerisch herausragend. Mir hat die Regisseurin Marie Kreutzer leidgetan und auch alle anderen Menschen, die an diesem Film in welcher Form auch immer beteiligt waren. Dann war Kreutzer in einer ORF 3 Diskussion zu Gast, wo sie gefragt wurde, ob sie etwas anders gemacht hätte, mit dem Wissen von heute. Denn Corsage wurde abgedreht, bevor besagte Hausdurchsuchung bei Teichtmeister stattgefunden hat. Aber es gab auch einen weiteren Darsteller, der bereits vor dem ersten Drehtag zu ihr gekommen wäre, und gesagt hatte, dass es gegen ihn Anschuldigen gibt (nicht in Richtung Kindesmissbrauch, sondern eine allgemeine metoo-Thematik). Kreutzer hätte das quasi auf sich beruhen lassen.

Sie rechtfertigt sich in dieser Diskussion damit, dass die Filmproduktion diverse – auch internationale – Partner hat, dass es Verträge gibt, dass sie nicht einfach einen Tag vor Drehbeginn einen Darsteller austauschen könne, aufgrund von Gerüchten, die er selbst bestreite, sie könne nicht jeden am Film beteiligten Menschen unter vorab-Verdacht stellen usw. Soweit, so für jeden auch nachvollziehbar. Aber jemand, der sich stark macht, für die Metoo-Bewegung, müsste nun reflektieren, was eine solche Aussage eigentlich bedeutet.

Denn: Wenn ich für mich all diese Dinge in Anspruch nehme (ich kann nicht jeden überwachen, ich kann nicht Urteil sprechen, wenn das kein Gericht gemacht hat etc.), dann muss ich das im Grunde auch allen anderen Produktionen zugestehen. Denn auch andere Produktionen haben diese äußerlichen Verpflichtungen, die Verantwortung für ein Ensemble, finanzielle Abhängigkeiten usw. Und im Grunde genommen kann ich dort auch nicht hineinschauen, wieviel oder wenig die Verantwortlichen anderer Produktionen gewusst haben, welche Zwänge dort bestanden haben etc, die ich dann aber von außen verurteile.

Insofern ist es etwas schwierig, anderswo: “Metoo!” zu schreien, aber vor der eigenen Türe halt dann im Zweifel nicht zu kehren. Ich habe keine Lösung dafür, es ist und bleibt schwierig und das ist eben auch eine Erkenntnis. Ich tue mir aber ein bisschen schwer mit “anderswo”-Moralisten.

ESC: United by Music

Anbei die ESC Slogans seit 2011, als quasi eine neue Songcontest Zeitrechnung begann

2011 – Düsseldorf – Feel Your Heart Beat!

2012 – Baku – Light Your Fire!

2013 – Malmö – We Are One

2014 – Kopenhagen – #Join Us

2015 – Wien – Building Bridges

2016 – Stockholm – Come Together

2017 – Kiew – Celebrate Diversity

2018 – Lissabon – All Aboard!

2019 – Tel Aviv – Dare to Dream

2021 – Rotterdam – Open Up

2022 – Turin – The Sound of Beauty

uuuuund der neue:

2023 – Liverpool – United by Music

Dazu ist zu sagen: Ja. Eh lieb. Eh unspektakulär, non-offensiv und “mildly inspirational”, wie William Lee Adams von den ESC Beobachtern Wiwibloggs twittert.

Mein absoluter Hass-Slogan ist übrigens 2018, weil ich wirklich jedes einzelne Mal All ABROAD gelesen habe, all Aboard ist so ein Zungenbrecher. Und sehr gern hab ich Dare to Dream gehabt, liegt aber vielleicht auch dran, dass ich den ESC in Tel Aviv überhaupt ziemlich super fand.

Kurze Oscar Durchsage

Vor lauter Sundance komm ich fast gar nicht dazu – for a change – etwas zu den Oscars zu schreiben.

Bitte wieso schau ich mir seit Wochen potentielle Kandidaten an, wenn dann Avatar: The Way of Water und Top Gun Maverick nominiert wird? Harhar. Nein, Steven Spielberg hat das schon richtig erläutert, dass eben 2009 The Dark Knight nicht nominiert wurde, weil es eben nur fünf Plätze für “Best Film” gibt und das hatte viel Aufregung zur Folge. Deshalb wurde das 2010 auf (maximal) zehn erweitert, was ich gut finde, weil es die Diversität fördert. Ich habe nun aber tatsächlich nur The Banshees of Inisherin und Triangle of Sadness gesehen. Der derzeitige Favorit Everywhere everything all at once läuft ja schon seit längerem nicht mehr, wird aber vermutlich bald wieder irgendwo zu sehen sein. All Quiet on the Western Front ist jetzt nicht so wirklich mein Genre und Elvis hat mich auch nicht gereizt. TAR, Woman Talking und The Fabelmans werde ich mir aber auf alle Fälle noch anschauen, wenn sie dann anlaufen.

Mein (bisher) liebster Film des letzten Kinojahres – Aftersun – wurde in dieser Kategorie leider nicht nominiert, dafür gab es eine ziemlich überraschende Nominierung für Paul Mescal. Paul Mescal hat bisher noch nicht allzuviele Filme gedreht, aber er gilt irgendwie schon als Indie-Ikone, zumindest für mich, denn er hat in der Serie Normal People gespielt, die auf dem Buch von Sarah Rooney basiert, das ich liebe. Und in Lost Daughter, dem Film von Maggie Gyllenhaal, dessen Buch (von Elena Ferrante) ich auch gelesen habe. Und er hat ein Musikvideo unter der Regie von Phoebe Waller-Bridge (Fleabag) gedreht, noch cooler wirds nicht mehr. Und er war wirklich ganz großartig in seiner Verletzlichkeit in Aftersun.

Bei den Damen gabs auch eine Überraschung, auf die man in den sozialen Netzwerken schon “gewartet” hatte, denn es gab eine Kampagne für die Schauspieler Andrea Risebourough, deren kleiner To Leslie einfach gar kein Marketing hatte und nirgendswo aufgeschienen ist. Aber vor einigen Wochen haben Stars wie Kate Winslet, Jane Fonda, Gwneyth Paltrow und andere dieser Preisklasse getwittert, wie super Risebourough in der Rolle nicht sei. Daraus wurde dann ein Meme, wo u.a. Papst Franziskus sie ebenfalls lobt und zum Schluss: “God has called Andrea Riseborough’s performance in To Leslie ‘the greatest display of acting of all time’ ”. Das war schon sehr lustig. Ob sie wirklich aufgrund dieser Mobilmachung gewählt wurde, kann man natürlich nicht sagen, ich musste spontan an die Nominierung (und letztendlich Gewinn) von Hilary Swank für Boys don’t cry (mit seiner Transgender-Thematik seiner Zeit um Jahre voraus), denken, der war auch sehr klein und ein Underdog, hatte aber doch schon ein paar Nominierungen mehr im Vorfeld gehabt. Geschadet hat diese Kampagne in keinem Fall.

Alle Nominierungen sind hier.

Sundance Festival – gesamt

Ach schön ist es um diese Jahreszeit in Utah…

An der oberen alten Donau, 22.1.2023

Also ich bin natürlich nicht live vor Ort bei Sundance, sondern online und jetzt kommen praktisch täglich neue Berichte vom Festival und Reviews; einen guten Überblick darüber gibt es auf folgender Uncut-Seite. Weil ich die einzige Akkreditierung habe, schaue ich viele Filme derzeit und es ist toll.

Ach ja und in Wien hat es am Wochenende tatsächlich viel geschneit, war so gar nicht zu erwarten.

Growing up

Der Moment, in dem nicht du deinem Kind schreibst, ob es sich nicht für den Mathe-Förderkurs anmelden möchte (obwohl es nicht “notwendig” wäre)

Der Moment, in dem dein Kind dir schreibt, dass er sich für den Mathe-Förderkurs angemeldet hat (obwohl es nicht “notwendig” wäre), aber kann ja nicht schaden.

Das ist vermutlich dieses Erwachsen-werden.

ESC auf Discord

Aus der Rubrik: Mein Kind erklärt mir das Internet. Plus: Die ESC Vorausscheidungs Saison kommt in volle Blüte.

Gestern hab ich mir Discord installiert bzw. habe meinen Sohn um Hilfe gebeten. Eigentlich brauche ich Discord nur, weil dort die ESC-Vorentscheide gestreamt werden bzw. Links zu den Streams online gestellt werden und das wollte ich nutzen. Das Kind: “Bitte wie machst du das, das geht ganz anders.” Ja, glaub ich sofort. Na jedenfalls öffnen sich bei Discord gefühlt 25 Fenster und es ist alles mega unübersichtlich für eine ältere Person wie mich, aber ich habe es dann geschafft, mir den belgischen Vorentscheid Eurosong anzusehen. Gewonnen hat ein gewisser Gustaph mit Because of you. Das tut jetzt niemandem weh und ist ganz unterhaltsam, wird den ESC aber nicht gewinnen, da lehn ich mich mal weit aus dem Fenster. Harhar.

Es ist jetzt aber auch nicht das artsy Bond-Lied, das Belgien in den letzten Jahren gern zum ESC geschickt hat. Sehr lustig fand ich in dem Zusammenhang die Besprechung des Lost Songs von 2020 im Songcheck, damals wollten Hooverphonic mit Release me antreten:

Marcel Stober mit der Analyse: “Ja. Bei Belgien hatte ich große Angst, als Hooverphonic als erster Act überhaupt für 2020 bekannt gegeben worden, weil ich befürchtet habe, uhh, es wird Belgien wie Belgien immer ist, es wird eine Bond Nummer, die ist irgendwie ganz nett, aber sie bleibt nicht genug hängen, um ins Finale zu kommen, und es ist genau so geworden! Es ist exakt so.”

Als Hooverphonic dann 2021 mit einer anderen Sängerin tatsächlich angetreten sind, sind sie ins Finale gekommen, letztendlich aber auf Platz 19 gelandet. Ich fand The Wrong Place aber super und habe ihn in meiner verstörende Videos Rubrik gefeatured.