Aus der Rubrik: Filme, die meine Mama liebt. Etwas mit Agenten, wo aber nur ein bisschen geschossen, sondern eher “psychologisiert” wird. In diesem Fall: Die drei Tage des Condor, zu sehen auf Prime, auf dem Arthouse Kanal, den ich abonniert habe und liebe (unbezahlte Werbung)
Joseph Turner (Robert Redford), Codename Condor, ist Mitarbeiter in der Literaturabteilung (!) des CIA, die sich damit befasst, internationale Romane, Erzählungen, Artikel nach bestimmten Gesichtspunkten auszuwerten, nämlich danach, ob sie Strategien enthalten, die für den Geheimdienst von Nutzen sein können. Eines Tages geht Turner das Mittagessen für alle holen und als er an seinen Arbeitsplatz zurückkommt, macht er eine schreckliche Entdeckung…
ACHTUNG WIE IMMER EINIGE SPOILER
…seine Arbeitskollegen wurden in seiner Abwesenheit allesamt erschossen. Ich schwöre, das ist die beste Agentenfilm Prämisse, die man sich vorstellen kann. Weil als Zuschauer kriegt man sofort extreme Paranoia, die einen auch bis zum Ende nicht mehr verlässt. Denn eines ist klar, “sie” – wer auch immer “sie” sind – wollen natürlich auch Turner töten.
Und weil das ein Film von Sydney Pollak ist, ein Film des “New Hollywood”, einer filmischen Schaffensperiode, die gesellschaftskritisch ist und die bisherigen Genres modernisiert oder dekonsturiert, die ambivalente “Helden” ins Zentrum stellt, geht es hier nicht darum, dass Gut gegen Böse kämpft; sondern (vermeintlich) Gut gegen (vermeintlich) Gut, sofern man einen Geheimdienst als gut sehen möchte und da beginnen schon die Probleme. Nach ein paar Szenen und flotten Wendungen ist Turner klar; das war ein Inside Job. Weil genau er etwas aufgedeckt hat, was er nicht aufdecken sollte. Und das macht den Film natürlich auch enorm hoffnunglos, denn wohin soll sich Turner nun wenden? Von wem kann er sich Hilfe erwarten? Ist sein Überleben überhaupt noch eine Option?
Was mir bei diesem Film sofort aufgefallen ist, ist das handwerkliche Geschick von Regisseur Pollak. Denn wie er es schafft, in den wenigen Anfangszenen im Büro zu erreichen, dass man eine Verbindung zu den Angestellten dort aufbaut, die ja bald danach erschossen werden, was uns Zuschauern ja möglichst nicht wurscht sein soll, das ist schon erstklassig. Abgesehen davon wird auch Turner sofort und ganz nebenbei charakterisiert. Er kommt zu spät, “schon wieder”, trotzdem mögen ihn alle, sie lächeln nachsichtig über ihn, er ist beliebt. Turner sieht alles ein bisschen lockerer, er verlässt das Gebäude regelmäßig durch den Hintereingang, was streng verboten ist. Botschaft: Er hat ein entspanntes Verhältnis zu (für ihn sinnlosen) Regeln. In einem beiläufigen Dialog erfahren wir auch sofort, dass er Schwierigkeiten damit hat, niemand erzählen zu dürfen, was seine tatsächliche Tätigkeit ist. Das alles passiert in den ersten vielleicht zehn Minuten und zwar ohne, dass uns ein Voice Over Erzähler oder irgendwelche patscherten Monologe das vermitteln müssen. So wie es im Film auch sein sollte: Show, don’t tell.
Ich mochte auch sehr die Besetzung, ich mein Redford eh klar, aber auch Faye Dunaway, die er zu einer Komplizin wider Willen macht und Max von Sydow als Auftragsmörder mit Prinzipien. Eine Figur, die fast gar nicht fassbar ist und der man sich trotzdem (oder deswegen) kaum entziehen kann. Und: Bitte wie cool ist die Arbeit in dieser Literaturabteilung? Also abgesehen von dem extrem hohen Berufsrisiko, das damit verbunden ist. Aber den Job an sich stelle ich mir super vor, harhar.
Und weil wir hier einen New Hollywood Film sehen, bleibt das Ende vage.







