almis personal blog

Drei Lebensweisheiten

Aus Anlass seines heutigen Geburtstages, drei Lebensweisheiten meines Papas, die mir immer in Erinnerung bleiben werden:

3. Vom Arbeiten ist noch niemand reich geworden.

2. Es gibt nicht gesund, es gibt nur schlecht untersucht.

Und Platz 1:

Dreimal umgezogen ist einmal abgebrannt.

Honorable mention:

Farben sind Zeichen einfachen Geistes

Harhar.

Sonntagstraum

Heute Nacht habe ich etwas so Schönes geträumt, praktisch das Einzige, was ich mir in meinem Leben wirklich wünschen würde, ansonsten ist alles gut. Aber es ist gleichzeitig so dermaßen unrealistisch, dass ich beim Aufwachen nicht einmal wirklich enttäuscht war, dass es nicht “echt” war. In “echt” wird das niemals passieren. Ich weiß das und es ist auch okay.

Am Ende des Traumes ist etwas geschehen, sodass ich im Grunde gar nicht mehr die Traumdeutung googeln musste. Ich schwebte mit einem rosa (!) Luftballon durch irgendein Gebäude und letztendlich platzte der Ballon. Ich mein, wie offensichtlich kann es sein, ein rosaroter Luftballon platzt, was will mir das nur sagen? harhar. Ich habe dann übrigens noch versucht, einen neuen Ballon zu bekommen, aber vergeblich.

Ich hatte in der Früh trotzdem ein glückliches und geborgenes Gefühl, weil es sich eben für ein paar Minuten real angefühlt hat. Und ich habe sogar vor Freude im Traum geweint, nicht nur, weil eben das eingetreten ist, sondern weil ich noch jemand anderen deswegen wiedergesehen habe – weniger kryptisch geht es hier leider nicht. Manchmal macht einen so etwas aber nicht traurig, sondern gibt einem irgendwie Kraft. Und so wars heute.

Arbeitsplatz

Heute kann ich hier nicht mehr präsentieren als meinen Arbeitsplatz für (heute) zehn Stunden harhar.

Übergroßer Monitor für altersbedingte Sehschwäche, meine Pinnwand voll Kinderzeichnungen, Cartoons, Arbeitsstichworten, Postkarten und Kinocontent.

Arbeiten mit meinem Transkriptionsprogramm, den Text musste ich natürlich aus Datenschutzgründen verfremden

Neben dem Keyboard: Ken Knoblo aus der Billa Vitaminstars Serie (aber das Stofftier wechselt täglich harhar), ein Zitat mit meiner Meinung zu Mathematik und viele Glückschweinderln.

So macht Arbeiten Spaß! (wirklich)

Ein Foto

Am Wochenende hat das Kind ein Foto von mir gemacht am Bahnhof Hetzendorf, es war dunkel und ich hatte meine “Schafsjacke” an. Wir hatten davor gut gegessen und auf dem Heimweg herumgeblödelt. Das Foto hat mir gefallen. Ich hatte das Gefühl, das bin wirklich ich auf dem Foto. Ich hab irgendwie jung und glücklich ausgesehen.

Die Hälfte vom Gesicht war zunächst komplett dunkel (wahrscheinlich deshalb der Eindruck harhar) und ich habe dem Kind gesagt, genau dafür brauchen wir KI, dass es den ganzen Schatten wegmacht. Letztendlich hab ich mich selbst damit herumgespielt, bis nur noch ein kleiner Schatten auf einem Teil des Gesichts lag, so als wäre mein Gesicht ein bisschen geteilt, in eine große helle Fläche und in eine kleine dunkle, und das finde ich passend. So fühle ich mich meistens. Immer nach dem Positiven suchend und nach einem Grund, mich zu freuen, aber trotzdem ist das Dunkel da, muss auch irgendwie sein, wahrscheinlich. Es ist vielleicht auch so, als wäre ich in einer Art Metamorphose, noch nicht dort, wo ich sein will, aber auch nicht mehr da, wo ich war. Ich teste es jetzt mal auf X.

Jemand sagte mir früher, perfekt ist, zehn Fehler am Tag zu machen, daran denke ich so oft. Insofern ist das Foto so perfekt wie es sein kann.

Woke ist over

Gestern erschien im Falter ein Artikel zum Thema “Woke ist tot”. Also wenn das jetzt schon der Falter schreibt, dann können wir vermutlich aufatmen, harhar.

In diesem recht differenziert verfassten Artikel wird darauf hingewiesen, dass “woke” an sich mal etwas gut gemeintes war, aber…Ja wir sind bedachter geworden und bis zu einem gewissen Punkt ist das auch gut, aber irgendwann ist es außer Kontrolle geraten. Jane Fonda hat mal bei einer Preisverleihung gesagt, was wäre schlecht daran woke zu sein, “It means, you care about others.” Genau das bedeutet woke aber, find ich, nicht. Denn einerseits kann man niemandem Empathie für irgendetwas oder irgendwen “verordnen”. Andererseits wird ja immer sehr genau differenziert, wofür Empathie angesagt ist und wofür nicht.

Ein kleines, wenn auch banales Beispiel. Bei mir im Stiegenhaus liegt seit Tagen das Buch Nur ein toter Mann ist ein guter Mann von Gaby Hauptmann in der Bücher-Tausch-Ecke. Jetzt stellen wir uns einmal vor, ein männlicher Autor hätte ein Buch namens Nur eine tote Frau ist eine gute Frau geschrieben. Stimmt, es geht nicht. Es ist unvorstellbar, dass irgendein Verlag in unseren Breiten heute ein Buch mit so einem Titel publizieren würde, egal wie ironisch es auch gemeint wäre, denn es würde heute immer zutiefst misogyn wahrgenommen werden und der Verlag hätte einen 1a Shitstorm am Hals.

Und das ist ein Problem an der Wokeness, dass da einerseits oft eine große Überempfindlichkeit herrscht, andererseits aber dann auch wieder eine Kaltschnäuzigkeit in der anderen Richtung. Diese Doppelstandards halt ich echt schwer aus. Die Welt ist außerdem nicht so schwarz und weiß, dass es reicht, sich einen Button für oder gegen irgendwas ans Revers zu heften. Ganz viele Dinge sind dafür viel zu komplex.

Hilfreich ist es natürlich immer, sensibel durch die Welt zu gehen, und niemand mit Absicht zu verletzen. Dennoch wird es uns hin und wieder passieren und auch wir werden von anderen verletzt werden. Aber können wir diesen Zustand der permanenten “Angerührtheit”, wie man in Wien sagt, irgendwie hinter uns lassen? Oder wie es in After the Hunt hieß, als eine Figur zur anderen sagt, das Gespräch mache sie gerade “uncomfortable” und die andere antwortet: “Not every conversation is supposed to make you feel comfortable.”

Wie die Schauspielerin Keira Knightley letztens in einem Interview meinte: “We are living in a period of time right now, where we have to figure out how we live together. And we all got very different opinions. I hope that we can all find respect.”

So ist es.

Über Charaktere

Man kann Charaktere in Erzählungen und Romanen sehr konventionell beschreiben, über äußere Merkmale wie Körpergröße oder Haarfarbe oder auch über Charaktereigenschaften wie Großzügigkeit oder Arroganz. Aber das ist halt auch wenig originell und lässt die Person, die man beschreiben will, jetzt nicht unbedingt sehr plastisch erscheinen, wenn man nur so Gemeinplätze widergibt. Besser ist es, hier möglichst detailliert zu werden, weil man da so viel mehr transportieren kann.

Letztens hat mir zum Beispiel jemand erzählt, dass bei einem Treffen die Stimmung sofort in den Keller ging, als eine gewisse Person auftauchte und da dachte ich mir, das wäre doch auch eine schöne Beschreibung. Jemand hat das Talent, und es ist eines, die ganze Luft aus einer Feier herauszulassen, die ganze Energie zu ziehen. Die Begabung, einen Satz zu sagen, mit dem sich jeder im Raum sofort unwohl fühlt.

Schön kann man es auch über Essgewohnheiten machen. Einen Menschen zu beschreiben, der, wenn er sein Schnitzel serviert bekommt, nicht gleich anfängt zu essen, wie wohl die meisten. Sondern, der das Schnitzel zuerst mal klein schneidet und ausgiebig salzt und dabei lustige Sachen erzählt. Ich kannte so jemanden. Oder mein Opa, der immer zuerst die ganze Suppe gegessen und sich die Suppeneinlage, Nudeln, Frittaten oder Backerbsen, aufgehoben hat. Sogar angeboten hat, mir diese Einlagen zu schenken. Das habe ich immer abgelehnt, weil ich dachte, da isst er nur die bloße Suppe und dann hat am Ende nichts davon. Es gibt auch Menschen, die in Lokalen den Tisch immer auf ihren Vornamen reservieren, als hätten sie gar keinen Nachnamen.

Jeder Mensch hat so viele kleine Eigenheiten, die ihn irgendwie liebenswert oder besonders machen. Ein Mensch, der auf seiner Musik Playliste, jeden Song etwa 15 Sekunden spielt und dann zum nächsten skippt. Ein Mensch, der unliebsame Leute in seiner Umgebung mit verschiedenen Schimpfwörtern (“Der Trottel”, “Der Arsch”) bezeichnet. So viel zum Thema liebeswert harhar. Ein Mensch, der dauernd einen Spruch zur jeweiligen Situation hat wie “Dreimal umgezogen ist einmal abgebrannt” oder “Durch Arbeit ist noch niemand reich geworden.” Und schließlich ein Mensch, der gerne zur U-Bahn gelaufen ist, die Stiegen oder die Rolltreppe hinunter, egal ob die Ubahn schon da war oder nicht. Schön.

Das war nur ein kleines Brainstorming meinerseits. Folgt mir für weitere Profi-Schreib-Tipps harhar.

Am Konsulat

Heute war ich am italienischen Konsulat. 18 Jahre habe ich Zeit gehabt, eine Bestätigung zu beantragen, die ich bis morgen brauche, perfektes Timing also.

Als ich zum Konsulat fahre, kommen die üblichen Assoziationen und Konnotationen, die ich zu dieser Gegend habe und wahrscheinlich immer haben werde. Sie sind groß und manchmal überwältigend. Sie sind aber auch schön. Ich muss mich zwingen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich gehe die Ungargasse hinauf, wo die Behörde liegt, als eine Art verwunschener Ort. Wenn man den kleinen Hof betritt, hat man das Gefühl, die Herbstblätter, die da am Boden liegen, gehören gar nicht mehr zu Wien und die Bäume auch nicht. Das Betreten des Gebäudes ist mit einer Art Ritual verbunden und als ich drinnen bin, sage ich “Buon Giorno”, weiß aber gar nicht, ob sich Italiener untereinander tatsächlich so begrüßen oder anders. Mit “Salve” oder so, aber wenn ich “Salve” sagen würde, hätte ich das Gefühl, dass ich das Passwort eines Geheimbundes nenne, zu dem ich nicht gehöre, harhar.

Behördengänge verursachen mir ein gewisses Unwohlsein und ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Ich habe immer den Eindruck, ein Dokument vergessen zu haben oder irgendwas nicht rechtzeitig eingereicht. Ich stelle mich prinzipiell auf unangenehme Kreuzverhöre mit anklagenden Fragen ein, und hier kommt noch die andere Sprache dazu, vor lauter Aufregung habe ich das Gefühl, nicht mal mehr zu wissen, was “Dienstag” auf Italienisch heißt. Kafka in a nutshell.

Und dann ist eh alles ganz easy. Ich erinnere mich zwar doch noch daran, was “Staatsbürgerschaftsnachweis” heißt, muss aber nur wenig Italienisch sprechen und alle sind ur lieb und bemüht. Nach einer halben Stunde bin ich fertig und komme mir vor, als hätte ich gerade den Nibelungenschatz gehoben oder so. Na ja, so kommt man auch zu seinen kleinen Alltags-Erfolgserlebnissen.

Ich gehe die Ungargasse wieder hinunter und diesmal lasse alle Gefühle zu. Sie sind groß und überwältigend. Und wirklich schön.

Reminiszenz

Heute vor 18 Jahren war ein schrecklicher Tag. Er gehört fix, frei nach High Fidelity, zu den fünf schlimmsten Tagen meines ganzen Lebens.

In Schwangerschaftswoche 24 plus fünf Tage kam ich ins Krankenhaus Brixen, wo mir der Arzt sagte, mein Kind würde wohl bald auf die Welt kommen und er sei “an der Grenze zur Lebensfähigkeit”. Ich war in einem solchen Schockzustand, dass ich nicht mal die Lungenreifungsspritze spürte, die man mir gab und meinte, sie wäre sehr schmerzhaft. Ich durfte nicht mehr aufstehen, “für die restliche Schwangerschaft”, wie es hieß. Die “restliche Schwangerschaft” dauerte dann immerhin noch sechs Tage.

Jemand sagte zu mir, ich müsse jetzt stark sein und ich antwortete dann so etwas wie: Das bin ich aber nicht. Ein Pfleger legte mir die Hand auf die Schulter und meinte: “Es wird alles gutgehen. Und wenn nicht, dann schaffen Sie es auch. ” Komischerweise empfinde ich das bis heute als extrem tröstlich.

Ja und dann wurde ich nach Bozen geflogen und alles weitere kann man in meinem Buch nachlesen. Spoiler: Es geht eh gut aus. Harhar.

Obwohl das nur der Anfang einer sehr schwierigen Zeit war, ist mir dieser Tag trotzdem als am ärgsten in Erinnerung, weil die Erschütterung und das nicht-begreifen-wollen so groß war. Weil sich in mir alles dagegen sträubte, zu akzeptieren, dass sich rein gar nichts mehr an dieser absoluten Sch… Situation ändern lässt, dass ich gefangen war, in einem Albtraum aus Hilflosigkeit und Verzweiflung. Oder wie John Lennon es etwas poetischer formulierte: Life is what happens to you while you’re busy making other plans.