almis personal blog

Parallelstraßen

Mein alter Wohnort in Favoriten hat mit dem neuen in Floridsdorf sehr wenig bis gar nichts gemein, aber gerade im Sommer fällt mir doch eine Parallele auf.

Die Straße An der oberen alten Donau, die ich regelmäßig befahre, erinnert mich mit ihrem anarchistischen Anspruch immer an die Quellenstraße im 10. Bezirk. Auf der Quellenstraße fährt die wohl berüchtigste Straßenbahnlinie Wiens, der 6er, zu jeder Tages- und Nachtzeit voll mit skurillen Fahrgästen. Aber nicht nur das, die Autos auf der Quellenstraße fahren ohne Rücksicht auf Verluste rückwärts aus Parklücken, Kinder laufen ohne Schauen auf die Straße, es wird quer über die Straße gestritten, der Geräuschpegel ist sehr hoch. An der oberen alten Donau gibt es zwar keine Straßenbahn, nur einen Bus, aber im Sommer ist das Gewusel ähnlich: da laufen die Kellner vom Birner mit allerhand Spesen quer über die Straße, Leute mit Rädern zuckeln vor einem, von rechts nähert sich jemand mit einer riesigen Luftmatratze und links im Augenwinkel sieht man einen Rollerfahrer sich zügig dem Zebrastreifen nähern, usw.

So unterschiedlich die Gegenden auch sind und die Menschen die man dort trifft, eines haben sie gemeinsam: Man muss mit dem Auto wirklich höllisch aufpassen und am besten im Schritttempo diese Straßen befahren.

Bücher, Bücher, Bücher, zwei

Ich habe letztens mit einer Freundin gesprochen, die auch gerne Nöstlinger vorliest und zwar gerade Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse.

Da hatte sie allerdings eine kurze Schrecksekunde, weil es in einem Absatz darum geht, dass es das Christkind gar nicht gibt. Aber wie sie sehr amüsant berichtete, liest sie immer ein bisschen quasi vor, was dann als nächstes kommt und hat diesen Absatz dann einfach übersprungen, weil sie nicht wollte, dass ihr Sohn auf diese Art und Weise erfährt, was Sache ist.

“Konrad” steht auch bei uns in Kürze auf dem Programm, aber ich brauch da keine Angst zu haben. Das Kind ist und war schon immer sehr skeptisch, prinzipiell, und auch was Dinge wie Christkind und Osterhase angeht. Er hat schon im Kindergarten, wenn ich ihm gesagt habe “Heute kommt der Nikolo zu euch” immer gefragt: “Der Echte?”. Alleine diese Frage zu beantworten erfordert schon eine ziemlich komplexe Erklärung. Und bei Weihnachten und Ostern sagte er seit jeher: “Du versteckst doch die Eier” bzw. “Du legst doch die Sachen unter den Baum.”

Ausflüchte oder ausweichende Erklärungen betrachtet er als das, was es ist: Ausflüchte und ausweichende Erklärungen. Aber es ist auch egal, die Magie dieser Dinge weiß er trotzdem zu schätzen.

Sommergewitter

Gestern Abend hab ich dem Kind vorgeschlagen, dass wir zur Abwechlung mal früh ins Bett gehen, also nach neun (*hust*) und dort noch ein Buch lesen. Wir lesen gerade Einen Vater hab ich auch von – wer könnte es anders sein – Christine Nöstlinger.

Es war grad sehr spannend, da wurde es draußen auch sehr spannend, dutzende Blitze und später ein Gewitter, das wir vom Gartenbalkon aus betrachteten – mit dem früh Schlafengehen wurde es natürlich wieder nichts…

In Sachen Naturphänomene wurde die Gewitternacht allerdings heute locker getoppt, als ein kleines Sommerunwetter anhob. Zuerst hat es nur getöpfelt, dann Sturm und anschließend Hagel. Sehr ausdauernd, mit beachtlichen Hagelkörnern:

Das Foto hab ich An inconventient truth genannt. Doppelbödig.

Der Garten sah ein bisschen weihnachtlich aus. Das Kind war hin und weg.

Aber sonst ist nix passiert, gsd.

Noch ein stupid Picture of feet:

Gefährliches Halbwissen

Wie ja bekannt, war ich in der Schule in Mathematik und alle naturwissenschaftlichen Fächern denkbar unbegabt. Das ging soweit, dass wir einmal einen Physik-Test zurückbekommen haben und unser Professor außer sich vor Freude war, dass ich nur um einen Punkt den Vierer verpasst habe. Ich glaube, das sagt alles.

Mich hat Physik, wie auch Chemie und in Teilen Biologie einfach nicht interessiert. Heute denke ich aber manchmal, es wäre schon ganz praktisch, wenn ich mehr Ahnung davon hätte und nicht mit einer Art gefährlichem Halbwissen ausgestattet wäre.

Diese Woche nämlich stand ein Auto neben mir, als ich gerade auf die Donauuferautobahn abfahren wollte und der Fahrer gestikulierte und wollte mir wohl irgendwas mitteilen. Ich hatte keine Ahnung was er mir sagen wollte und überlegte fieberhaft. Ich hab seit ein paar Wochen ein neues Auto (keinen Neuwagen, einfach einen anderen als vorher) und mein Skoda hat immer gepiepst, wenn zb eine Tür offen war. Der Golf tut das nicht und tatsächlich merkte ich, als ich schon auf der Autobahn war, dass am Display angezeigt war, dass meine Fahrertür nicht richtig verschlossen war. Der Golf gibt also eher subtile Hinweise. Nun überlegte ich fieberhaft, ob ich die Tür in einer 60er Zone kurz öffnen und ordentlich schließen sollte, oder ob das physikalisch entweder gar nicht geht oder mir der Fahrtwind die Tür wegreißt. Besser wäre ja ein Stau gewesen, den ich auf fast jeder Fahrt mal habe, aber diesmal, richtig, natürlich nicht. Ich entschied mich dann, früher abzufahren und die Tür dann an einer Ampel gut zu verschließen.

Zweites Beispiel: das Kind hat den ferngesteuerten Hubschrauber wiederentdeckt und lässt ihm im Garten ausführlich fliegen. Wir haben einige Starkstromleitungen, natürlich recht weit oben und ich hab mich gefragt, ob die irgendwie gefährlich sind. Also nicht nur für den Hubschrauber, sondern auch für den Menschen, der die Fernbedienung hält, wenn der Hubschrauber oben in den Stromkreis kommt. Ich hoffe, man kann meinen Gedankengängen folgen. Ich habe dem Kind also den Rat gegeben, sobald der Hubschrauber sich anschickt, in die Starkstromleitung zu fliegen, die Fernbedienung zur Sicherheit weit weg von sich zu schmeißen. Das Kind ist eh kritisch genug, um meine Anordnungen ausführlich zu hinterfragen, gottseidank, harhar.

Ruhig Blut, zwei

Letzte Woche hatte das Kind eine Lesenacht in der Schule.

Es ist unpackbar heiß während man mit Trolley zur Schule schlurft. Man trifft einen Papa mit dessen Kind. Sein Kind ist bissl nervös, das eigene nicht. Dann trifft man die Nachbarin, die grad ihr Kind abgeliefert hat und die auf die Schule deutet und sagt: “Da drinnen hat es ca. 100 Grad” und man glaubt es sofort.

Zurück daheim hat man sich vorgestellt, einen relaxten Abend zu verbringen und mal fernsehen zu können, dann schaltet man VOX ein, um draufzukommen, dass es genau diese Woche Rizzoli und Isles nicht mehr spielt. Von was begleitet soll man jetzt die Bügelwäsche machen bitte? Also schaut man It’s complicated, eine 60 plus Romanze, in der sich die Protagonisten ein bisschen wie Teenies benehmen, lustig.

Dann geht man früh schlafen, weil man ist von der Hitze und allgemein hundemüde. Man wird sicher durchschlafen können, weil einen das Kind nicht 1-3 mal mit der Bekanntgabe  verschiedenster Informationen aufwecken wird. Um vier Uhr nachts wacht man auf, weil riesiges Gewitter und der heulender Sturm und hofft, das Kind liegt nicht gerade auch wach im Turnsaal. Und kann dann eineinhalb Stunden nicht mehr einschlafen.

In der Früh, unausgeschlafen as hell, whatsappt man mit einer anderen Mama, die ihr zweites Kind in die Schule bringt, zwecks Übernachtungsinfos, aber die hat auch nichts erfahren. Den ganzen Vormittag kann man sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren, nun vermisst man die Informationen des Kindes, bis man es endlich am Nachmittag rotäugig und sehr happy (das Kind, aber eigentlich auch die Mutter) abholt, weil es war natürlich alles super, wenn auch sehr durchwacht. Bei der Autofahrt in den Garten schläft das Kind, das normal niemals freiwillig schläft, bereits bei der Abfahrt auf die Donauuferautobahn ein. Und verschläft auch den ganzen Stau.

Fazit: Kinderlose Abende/Nächte sind eigentlich nie so entspannt wie man sie sich vorher ausmalt. Man sollte es eigentlich wissen. Aber als das Kind wieder wach ist, sagt es, es habe einen vermisst und trotzdem Spaß gehabt. Also doch irgendwie win/win.

Ruhig Blut

Aus der Rubrik first world problems: Heute vor der Ampel, dank Baustelle ein Fahrverbotsschild in “meine” Richtung.

Ich: “Oh mein Gott, warum hat mir das keiner gesagt, wie soll ich denn jetzt fahren?”

Meine Mutter von der Rückbank: “Geh bitte, was machst du wenn wirklich mal was Schlimmes ist?”

Ich: “Na was – komplett in Panik ausbrechen natürlich.”


P.S. Man könnte sich vielleicht doch mal ein Navi zulegen…

Fidget Spinner

Jetzt haben wir also den nächsten Hype nach Pokeman Go und Pokemon Sammelkarten im Haus, den Fidget Spinner. Vor einer Woche hatte ich noch nicht mal eine Ahnung, dass es sowas gibt und nun ist im Haushalt praktisch nur noch die Rede davon. Sowas müsste man erfinden!

Das Kind wollte welche bei Amazon bestellen, was wir auch gemacht haben, aber die Lieferzeit (aus China) ist lange und dann hatten schon etliche aus seinem Freundeskreis einen, also begann die Recherche, welche Geschäfte in Wien diese Spinner führen. Es ist eh witzig, im Moment gibt es die angeblich nicht bei Müller, sondern nur zb in Handyzubehör Läden und Tech-Pop-up-Stores. In einigen Wochen bekommt man sie wahrscheinlich dann sogar beim Ströck, harhar. Jedenfalls hab ich via google ein Geschäft am Mexikoplatz ausfindig gemacht, das diese Spinner führen. Und das Kind, das nie nach der Schule irgendwohin einkaufen gehen will, ist also bei Hitze bereitwillig mit mir S-Bahn und Bus gefahren, um sich selbst einen Spinner auszusuchen.

Im 2. Bezirk kenne ich mich kaum aus, den Mexikoplatz kennt man natürlich, aber es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, in welche andere Welt man teilweise eintaucht, wenn man ein Wiener Grätzel besucht, dass einem gar nicht vertraut ist. Der Mexikoplatz gilt oder galt zumindest früher als Ort des Schwarzmarktes und ich bin eigentlich sehr mit dem rauhen Favoritner Street-Life vertraut, aber das Street-Life im zweiten ist ein vollkommen anderes, mir komplett fremdes. Es ist fast abenteuerlich, mit dem Kind unbekannte Gegenden in Wien zu erkunden, wo die Frucade beim Imbissstand spottbillig ist und majestätische Bäume Schatten spenden. Jedenfalls haben wir das Geschäft gefunden und das Kind hat die Spinner prüfend betrachtet, wie auch etliche andere Kunden. Auch das ist für mich faszierend, auf was man da alles achten muss.

Jedenfalls haben wir dann einen silbernen gekauft und auf der Heimfahrt verfolgten uns diverse gierige Blicke von Halbwüchsigen. Daheim ging dann die Diskussion unter den Kindern los, ob der nun gefälscht ist oder nicht (?) und, dass man den aufmachen und das Kugellager ölen muss, damit sich die Dinger länger drehen. Dann hat der Spinner geklemmt und seine Leistung war vermindert, was eine mittlere Krise ausgelöst hat. Man ist ganz schön beschäftigt mit so einem Ding, dabei soll es eigentlich entstressend wirken, das kann ich derzeit noch nicht behaupten. Meine naive Frage, warum es denn nicht reicht, dass sie sich diese Dinger 20 Sekunden drehen, wurde mit Stirnrunzeln beantwortet. Auch mein Einwurf, dann könne man sich ja auch einen Ventilator kaufen, wurde eher nicht wirklich ernst genommen.

Aber es ist das Privileg der Jugend, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihre Eltern nicht nachvollziehen können, das muss so sein.