almis personal blog

LIZVC 56

Ich hab eigentlich keine geistigen und emotionalen Kapazitäten mehr für die US-Wahl. Zuviele andere Themen.

Aber weil wir es gerade eh nicht so lustig haben, ein wirklich amüsanter Tweet, der daran erinnert, dass Al Gore fast einmal Floridsdorf gewonnen hat:

Gestern hab ich noch eine wirklich gut gemachte Doku über Donald Trump und Joe Biden gesehen – ihre Lebensläufe sind ja denkbar unterschiedlich, erklären aber ganz gut ihr Auftreten und ihr “Mindset”. Trump hat sich – aufgrund einer dysfunktionalen Familienstruktur – Bestätigung und Zuwendung immer von außen holen müssen und liebte es von Kindheit an, sich mit anderen zu messen. Selbst mit seiner ersten Frau Ivana trat er in einen Konkurrenzkampf, wenn sie ihm zu erfolgreich wurde. Wenn sie allerdings Misserfolge zu verzeichnen hatte, ertrug er das aber auch schlecht.

Bidens Leben hingegen ist von schweren Schicksalsschlägen geprägt. So starb seine erste Frau und seine einjährige Tochter 1972 bei einem Autounfall und er wurde zum allererziehenden Vater von zwei Söhnen. 2015 schließlich starb sein ältester Sohn an einem Gehirntumor. Was ihn zum empathischen Redner, beispielsweise auf dem Begräbnis eines erschossenen Polizisten machte. Er wird aber auch als jemand charakterisiert, der nicht immer für geglückte Formulierungen bekannt war; ich wusste zum Beispiel nicht mehr, dass er Barack Obama anfangs folgendermaßen charakterisierte: “I mean, you got the first mainstream African-American who is articulate and bright and clean and a nice-looking guy. ” Dass er später dessen Vizepräsident wurde zeigt aber, dass mit dieser Aussage das letzte Wort nicht geprochen war.

LIZVC 47

Heute vor sechs Jahren, am allerersten Schultag vom Kind, hat es so geschüttet, dass wir mit dem Auto hinfahren musste, sonst wären wir komplett durchnässt angekommen. So stellt man sich das eigentlich nicht vor.

Sechs Jahre später und mit Beginn der dritten Klasse Gymnasium, hörte der Regen früher auf. In der Früh schrieb ich Denk-an-dich Grüße an alle meine Freundinnen, die Mamas mit Kindern sind, und heute in eine (neue) Schule kamen, oder in den Kindergarten, und an meine Freundin, die erstmals als Klassenvorständin eine Klasse übernimmt.

Jeder Schul(neu)anfang wird von einer gewissen Melancholie begleitet, auch schon ohne Corona, wie schnell die Jahre vergehen, wenn auch die Tage manchmal dahinschleichen. Ich habe heute einen Papa getroffen, den ich seit besagtem ersten Schultag kenne, weil sein Kind mit meinem in die Klasse ging. Er hat sich getrennt und als ich ihn frage, wie es ihm geht, sagt er: “Geht schon.” Und die Leichtigkeit ist weg, die er früher immer ausgestrahlt hat, ganz oft haben wir uns am Schulweg getroffen, als wir die Kinder gebracht haben und abgeholt, ganz oft haben wir geplaudert, und es war immer nett, er war voller Lebensfreude. Die Lebensfreude, sie ist verschwunden, aber ich hoffe, das war nur eine Momentaufnahme. Mir geht das sehr nahe, wieso frag ich mich, geht mir alles viel näher seit dem ersten Schultag, vor sechs Jahren? Auch in meinem Lebens ist viel passiert.

Das Kind jedenfalls, das Kind ist zufrieden, abgesehen von den Kleinkram-Motzereien, er kommt mir strahlend entgegen.

Sommergeräusche/ Abschiedsgeräusche

Wenn ich im Sommer nicht im Garten bin, sondern in der Wohnung, wie jetzt gerade und eine Menge Urlaubswäsche wasche, dann kann ich am Balkon Sommergeräusche hören. Manche Sommergeräusche sind bei näherer Betrachtung eigentlich Abschiedsgeräusche. Wie ich das meine?

Also beispielsweise höre ich sehr oft das Geräusch von Rollwagerln, die gezogen oder geschoben werden, das ergibt ein doch auffälliges Holpern, an unserem Kopfsteinpflaster-Gehweg. Und solange ich nicht vom Schreiben aufschaue – so wie John Boy Walton damals in Unsere kleine Farm in Erwartung eines Radiogerätes – kann ich nicht wissen: ist das jemand, der auszieht und seine Möbel auf derartige Weise transportiert oder sind das Menschen, die auf Urlaub fahren und ihre Trolleys nachziehen.

Zugegebenermaßen ist es öfter letzteres, immerhin haben wir Juli, und es ist ein ständiges Abreisen und wieder heimkommen; aber es wird doch auch wieder reichlich ausgezogen, für immer, hier bei uns. Schon wieder eine Familie aus der “Stammbelegschaft”, also den Menschen, die von Beginn an hier wohnen, in diesem Fall sogar eine Eigentumswohnung besessen haben, was ja nach “gekommen, um zu bleiben”, klingt. Aber nun haben sie es sich anders überlegt, und ziehen anderswohin, um dort zu bleiben, vielleicht zumindest. Und ich muss aufpassen, dass das kein sentimentaler “the times, they are changing” Text wird.

Eine Familie mit drei Kindern zieht aus, mit denen ich anfangs doch relativ viel zu tun hatte. Denn wenn man einzieht, in so ein offenes Haus, wir übrigens im Hochsommer 2013, wo sich alle andauernd im Hof treffen und nichts von der sonstigen Anonymität der Großtsadt zu merken ist, denkt man, das sind alles potentielle neue Freunde, mit denen man viel teilen wird. Und das ist auch so, viele Nachmittage lang. Aber letztendlich werden die Kinder größer und wir alle sind nicht mehr sooft im Hof, und plötzlich lebe nicht nur ich ein völlig anderes Leben als ich das 2013 vermutet hätte, sondern die anderen offenbar auch.

Im Hochsommer ist es ist zu heiß für trübe Gedanken, das macht Abschiede vielleicht einfacher.

Dog day afternoon

Als wir vor sechs Jahren nach Floridsdorf gezogen sind, haben wir recht bald alle Kinder und Eltern im Haus kennengelernt, weil wir im Sommer umgezogen sind und da Hochsaison im Hof war.

Ich kann mich noch genau erinnern, als wir eine liebe Nachbarin von der anderen Stiege das erste Mal gesehen haben, mit ihren kleinen Töchtern und ihrem Hund Phoebe und sie erzählt hat, dass Phoebe schon etwas betagt wäre und nicht mehr so kann. In den folgenden zwei, drei Sommern meinte sie öfters, es wäre dann wohl der letzte Sommer, den der Hund erleben würde. Die Hitze mache ihm zu schaffen. Sie war immer so treusorgend um ihn, das fand ich schön, er war ein richtiges Familienmitglied. Dann wurden die Kinder älter, ihre und meines, und die Zusammenkünfte seltener, aber der Hund lebte immer noch ganz gut. Wir sahen ihn ab und zu.

Anfang Juni dieses Jahr kam mir vormittags plötzlich aus dem nichts heraus der Gedanke, ob wohl Phoebe noch lebt. Und abends, als ich mit dem Kind in den Garten gefahren bin, fragt er mich von der Rückbank: “Lebt die Phoebe eigentlich noch?”. Das war spooky. Ich hab dann gemeint, wieso er gerade jetzt drauf kommt, da sagte er, er hätte beim Vorbeifahren einen Hund gesehen, der so aussieht wie sie. Jedenfalls hab ich ihm versprochen, dass ich die Nachbarin frage, wenn ich sie wieder sehe. Und das war heute der Fall.

Und, noch spookier – Phoebe ist Anfang Juni gestorben. Also zwei, drei Tage vor dem Gespräch vom Kind und mir, ich hab im Kalender nachgesehen. Sie war natürlich alt, fast 17 Jahre, am Ende ist es steil bergab gegangen mit ihr; ich habe der Nachbarin gesagt, sie hatte ein gutes Leben bei ihnen. Es ist traurig, aber natürlich auch irgendwie eine Erlösung, so abgedroschen das auch klingt.

Und da dachte ich dann drüber nach, was sich alles geändert hat, seit wir hier eingezogen sind. Die wuseligen Klein- und Vorschulkinder haben laaange Beine bekommen und sind jetzt alle prä-pubertär. Im Hof sind viele andere wuselige Klein- und Vorschulkinder, unsere gehen jetzt schon alleine zur alten Donau schwimmen und streifen mit ihren Rollern in der Gegend herum und machen die Türen zu ihren Kinderzimmern gerne zu. Wir sehen sie nicht mehr so oft und auch wir Eltern sehen uns nur noch unregelmäßig, es sind einige ausgezogen und neue eingezogen, das ist der Lauf des Lebens. Wir haben andere Gedanken als noch 2013, wir leben andere Leben, die (kleine) Welt hat sich verändert und wir uns mit ihr. So ist das Leben und es ist gut so.

Schulbeginn

Die Schule hat wieder begonnen, diesmal neu: Gymnasium, und ich bin immer dankbar, dass das Kind da nicht soviel von mir hat.

Er ist viel offener und im positiven Sinn aufgeregter, er erwartet immer, dass etwas gutes passiert, wenn eine Veränderung bevorsteht, auch wenn er durchaus etwas sentimental auch auf das Vergangene zurückschaut und wie er das macht, weiß ich auch nicht.

Ich hingegen entwickle mich immer zu jemand aus meiner Vergangenheit, der gesagt hat: “Oh bist du schon wieder gewachsen, man erkennt dich gar nicht mehr.” Ich beobachte das, wie ich das bei den Nachbarskindern denke, der kleine M., der gerade mal ein Jahr war, als wir hier eingezogen sind und mit dessen Mutter ich eine Weile viel Zeit verbracht habe, der ist jetzt in die Volksschule gekommen. Und die ganzen kleinen Mitschüler des Kindes, die gehen jetzt also auch ins Gymnasium und sehen so erwachsen aus.

Das ganze ist aber definitiv eine Frage der Perspektive, denn während sich die Erstklasser im Gymnasium groß vorkommen, kommen Siebentklassler vorbei und sagen zu ihnen, “Oh na ihr seids süß”. Und da sind sie dann auch wieder die Kleinsten.

Summer thoughts, vier

Die Zeit jetzt, der Spätsommer, ist eigentlich meine Lieblingsjahreszeit. Weil er so bittersüß ist.

Man weiß, der Zenit ist überschritten. Es wird noch ein paar heiße Tage geben, aber sie werden sich nach Abschied anfühlen, weil man schon diese gewisse Kühle des Herbstes in der Luft spürt. In der Früh wird es später hell, am Abend früher dunkel. Die Stadt füllt sich wieder, weil nach und nach alle aus dem Urlaub zurückkommen. Bald beginnt die Schule und damit der Alltag. Wenn auch ein neuer Alltag, weil Gymnasium.

Wenn ich an so einem Spätsommernachmittag auf dem Sofa liege und die Geräusche von draußen höre, das Kindergeschrei, einen Hubschrauber, hin und wieder ein Auto oder einen LKW, da denke ich mir jedesmal, weiß man alleine aufgrund der Geräusche, dass es 2018 ist? Sind das andere Geräusche als vor dreißig Jahren, als ich auf dem Sofa lag? Kreischen die Kinder anders, die Maschinen, die Fahrzeuge, klingt es heute “moderner” als früher? Spüre ich hier, wenn ich die Augen zumache, dass ich nicht mehr 10 Jahre alt bin, sondern 42, dass mein Kind jetzt 10 ist, oder kann ich das alles ausblenden, wenn ich nur auf die Geräusche achte? Sowas kann mich echt lange beschäftigen.

Was auf jeden Fall anders ist, ich höre viel weniger Straßenlärm, weil ich viel ländlicher wohne als früher, dafür das dumpfe Aufschlagen von Tennisbällen, weil Tennisplatz next door.

Schwimmen…

Heuer hab ich noch gar kein Foto von unserem Pool im Garten gepostet, kein Wunder, dass hier Tarffic-mäßig nix weitergeht. Also bitte, Pool mit Besuchskind:

Und wenn wir zwischendurch mal in Floridsdorf sind, kann man auch zur alten Donau schwimmen gehen:

Ice, Ice…

Vielleicht liegt es daran, dass ich eine “Zugroaste” bin, aber wenn ich das sehe…

…verstehe ich das nicht ganz:

(click to enlarge)

Aber als native FloridsdorferIn bricht man wahrscheinlich schon routinemäßig als Kind mehrfach durch die fragile Eisschicht der alten Donau und wird dadurch abgehärtet?

A break

Dieses Wochenende hatte ich – nach sieben Wochen Sommerferien und Kind quasi rundum die Uhr bei mir – mal frei und war zwei Tage alleine.

Am meisten hab ich mich ehrlich gesagt darauf gefreut, mal 48 Stunden nicht reden zu müssen. Harhar. Keine Dinge checken, nicht überlegen, was man kochen soll oder wie den Tag gestalten. Ok, ich hatte auch was zu arbeiten, weil nächste Woche eine Projektdeadline ist, aber wenn man den ganzen Tag Zeit hat, kann man sich das gut einteilen. Und man kann den ganzen Sonntag über eine Frage von Guido Tartarotti auf twitter grübeln:

Wem mehr einfällt als mir, kann ihm gern schreiben!

Natürlich bin ich trotzdem jeden Tag vor sieben aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, aber so hat man wenigstens was von Tag. Man kann am Sofa liegen, in die Badewanne gehen, wann und solange man will, man kann lesen, schreiben und Musik hören. Und vor allem alles in seinem Tempo machen. Man kann eine Runde in der Hood drehen, um an die frische Luft zu kommen.

Beim Spaziergang ist mir aufgefallen, dass ich schon recht erschöpft war. Aber die Spätsommer Impressionen haben gut getan!

#altedonau