almis personal blog

Vom Wissen

Ein Kind wird dieses Semester eine Klassenreise mache. Eine Mutter befragt ihn zu Details.

Mutter: Wisst ihr jetzt schon, wann ihr genau fliegt?

Kind: Ja, wir wissen es.

Mutter: Und wann?

Kind: Weiß ich nicht.

Mutter: Ich habe geglaubt, ihr wisst es schon?

Kind: Ja, wir wissen es, aber ich weiß es nicht.

(Stille)

Mutter: Was ist das, erstes Semester Erkenntnistheorie?

Harhar.

P.S. Die Mutter weiß jedenfalls, dass sie (immer noch) nichts weiß.

Von Eltern und Jugendlichen

Gestern habe ich etwas in einem Forum gelesen, was mich ur aufgeregt hat. Ich hab dann gar nichts dazu gepostet, weil es mich so geärgert hat. Aber wozu habe ich meinen Blog. Harhar.

Es ging jedenfalls darum, dass eine Frau sich beschwert hat, dass ihr Kind, das bereits seit kurzem berufstätig ist, aber noch daheim lebt, sich weigert, einen Betrag xy im Monat zur Haushaltskasse beizutragen. Ich persönlich fand den von den Eltern festgelegten Betrag eher hoch und sehr “random”. Aber egal. Jedenfalls wollte sie Meinungen dazu haben. Und man kann hier ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, inwiefern das gerechtfertigt ist oder wie oder was.

Was aber nicht geht, meines Erachtens, war, wie viele Menschen auf eine für mich unerklärliche Art und Weise kommentiert haben: Dann hau das Kind doch raus. Dann soll es doch schauen wie es zurechtkommt. Geschieht dem Kind recht, etcetera. Ich mein ehrlich jetzt? Das ist doch (m)ein eigenes Kind und kein abstraktes Versuchsobjekt für Erziehungsglaubensätze.

Vielleicht bin ich ja eine Sozialromantikerin und ich mache bestimmt nicht alles richtig, aber im Idealfall kann ich mit meinem Kind doch reden, ich kann doch meinen Standpunkt darlegen, ich kann vielleicht gemeinsam schauen, was finanziell Sinn macht und möglich ist. Aber das beobachte ich immer wieder, dass Eltern so komplett “disconnected” über ihre halbwüchsigen Kinder bis junge Erwachsenen reden, als wären das irgendwelche Menschen, die zufällig bei ihnen wohnen. Was dazu führt, dass es mich nicht wundert, dass es so viele Familienkonflikte rund um die Pubertät des Nachwuchses gibt.

Zynischer Nachsatz – Und in zehn Jahren dann die Frage im Forum: Warum meldet sich mein Kind kaum mehr bei mir?

Die Ferien

Die Semesterferien waren auch nach der Ikono Ausstellung schön.

Einmal war ich mit M. beim superen Chinabuffet neben der der Messerverbotszone Reumannplatz. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Ich habe von ihr das Buch Hallo, du Schöne bekommen und gleich zu lesen begonnen.

Auch mit dem Kind war ich beim Asiaten – in der SCN. Danach haben uns Companion angesehen; wir waren -inkusive uns beiden – zu viert im Saal. Das Kind hat sich dann noch schnell Nachos gekauft und als er zurückkam hab ich zu ihm gesagt: “Jetzt hast du die woke Werbung versäumt”. Harhar. Companion ist übrigens natürlich wieder ein Horrorfilm, aber ein interessanter. Nachher sind wir durchs komplett verlassene und etwas gruselige SCN zur Straßenbahn gegangen, es ist schon ein bisschen in the middle of nowhere.

Außerdem habe ich Der Spatz im Kamin im Stadtkino gesehen, während das Kind beim Figlmüller war und You are cordially invited auf prime. Dazu werde ich sicher noch das eine oder andere schreiben. Bei letzterem war definitiv der Abspann am besten und das meine ich gar nicht böse. Ich finde, Reese Witherspoon und Will Ferell sollten öfter zusammen singen.

Uuund: es sieht so aus, als würde ich ein paar hundert Euro, die mir ein Auftraggeber noch schuldet (lange Geschichte), nach eineinhalb Jahren doch bekommen. Geld, das ich schon völlig abgeschrieben habe. Das ist schon eine schöne Überraschung.

Dazwischen hab ich gearbeitet, aber wegen der Ferien gab’s keine dringenden Deadlines.

Diese Woche hatte ich fast das Gefühl, mein Leben im Griff zu haben harhar.

Kinderserien

ORF.on hat über traurige Kinderserien geschrieben. Und eine wissenschaftliche (naja…) Expertise dazu abgegeben, wie sehr uns Kinder der 80ziger Jahre diese Produktionen traumatisiert haben. Fazit: Eh nicht so seihr.

So wurde ich jedenfalls an meine damalige Lieblingsserie Perrine erinnert. Ein Miseryporn für die junge Zielgruppe. Wirklich, dagegen war Heidi – die Serie, die natürlich auch in der ORF Kolumne vorkommt – zum Wohlfühlen. Schon im Titelsong heißt es: “(…) dann wein nicht mehr Perriiiine”.

Perrine verliert nämlich nacheinander beide Elternteile und setzt, begleitet von Esel und Hund, die Reise von Bosnien zu ihrem blinden Großvater nach Frankreich fort, der aber von ihr nichts wissen will. Irgendwann muss sie sogar den Esel verkaufen. Dysfunktionale Familienstruktur meets Klassismus/Rassismus (die Mutter war Halbinderin) meets Kinderarbeit. Perrine nimmt dann nämlich noch einen Job in der Firma ihres sehr reichen Großvaters an. Es war also alles in allem ziemlich schrecklich. Aber ich hab das ur gerne gesehen, gemeinsam mit meinem eigenen Opa und einer Tasse Tee plus Kuchen.

Obwohl das gemütlich war, war es ist aber auch wirklich so, dass die Serien in den 80-er schon sehr grausam sein konnten, wie gesagt es gab ja dann auch noch Heidi und Pinocchio und Marko -alles (halb) Waisen mit schwierigen Lebensgeschichten. Solche Tristesse und Problematik habe ich bei den Serien, die das Kind später sah, nicht erlebt.

Ich mein, was gab es da: Thomas die Lokomotive, die Angst vor einer schwierigen Kurve hatte. Ok, es war ein bisschen peinlich für Thomas, als er dann dort tatsächlich einmal entgleiste, er bekam rote Backen vor Scham, aber sonst ist eh nichts passiert. Es wurde nicht einmal “Menschen” verletzt. Am liebsten hatte ich die Serie Ben und Hollys kleines Königreich, die einen echt guten Humor hatte. Das schlimmste, was in dieser Serie passierte war, dass das Kindermädchen Nanny Plum manchmal Zauberunfälle hatte, in denen das kleine Königreich mit Gelee geflutet wurde (“Achtung, eine Geleefluuuut!”) Aber dann haben sie eben das Gelee aufgegessen. Problem gelöst, harhar.

Ikono

In allen Ferien gibt es einen Oma-Kind-Mum Ausflug. Freunde haben kürzlich etwas zur Ikono Ausstellung gepostet, worauf ich aufmerksam geworden bin und deshalb habe ich das als Semesterferien-Ausflug angeregt, was von allen Beteiligten einstimmig angenommen wurde. Unbezahlte Werbung.

Nachdem das Ikono Areal auf der Mariahilferstraße ist, bot es sich an, davor in die Pizzeria in der Barnabitenstraße zu gehen. In dieser Pizzeria war ich als junge Erwachsene häufig, jetzt aber schon circa 20 Jahre nicht mehr. Glücklicherweise hat sich nichts geändert. Es gibt immer noch sehr gute Lasagne und dünne, große Pizza. Alle waren zufrieden. Im Sommer wollen wir wieder hingehen, um den Gastgarten zu genießen.

Um 14 Uhr war der Ikono Termin gebucht. Das sollte man schon vorher online machen, denn es werden Timeslots vergeben und oft ist dann auch schon etwas ausgebucht. Die Tickets sind nicht gerade günstig, aber wenn man eine Stadt Wien Vorteilskarte hat (oder sie dafür bestellt), bekommt man minus 20 Prozent, was sich hier sehr auszahlt. Beim Empfang kann man seine Jacken abgeben. Die ganze Ausstellung dauert ungefähr eine Stunde.

Der erste Raum verkörpert den Stress und die Hektik des Lebens (und auch den Mief offensichtlich) Man muss sich durch gelbe, merkwürdig riechende Schläuche kämpfen.

Der Kampf mit dem Alltag

Danach per Rolltreppe direkt in die 80ziger:

Im ersten Stock sind viele verschiedene Räume, die visuell spannend und anregend gestaltet sind. Alte Medien wie Tamagochis oder Plattenspieler – ich zum Kind: “Kennst du eigentlich noch Kassetten?” Harhar. Und es gibt alte Spielkonsolen.

Das Schöne im Leben

Es gibt Räume mit hübschen Lampen, in denen man sich an das Schöne in seinem Leben erinnern soll. Räume, an denen man über seine Ziele reflektiert. Und Räume, in denen man mit silbernen Plastikdingern Ball spielen kann: ein Highlight für Oma und Kind! Ein Zimmer, in dem man einen Umhang anlegt und dann optisch mit der Tapete verschmilzt. Ein Zimmer mit Labyrinth – das hätte irgendwie noch klaustrophobischer sein können, finde ich, das hat mir zu wenig Angst gemacht. Harhar.

Und vielleicht das Hightlight: Ein Bällebad. Ich war zum ersten Mal in einem solchen und verstehe jetzt, wieso mein damals Kleinkind es gehasst hat. Wenn man drinnen liegt, ist es zwar entspannend, aber man kommt kaum wieder raus, es ist bisschen wie Treibsand. Aber schon auch irgendwie cool.

Das Bällebad

Jedenfalls wars ur lustig für alle Beteiligten. Und das beste: Man kann seine “Struggles” wirklich mal für eine Stunde vor der Türe lassen.

Heretic

Manchmal gelingt es mir, das Kind für einen Film zu begeistern, den ich sehen möchte. Leider sind die nonstop Kinos keine “fancy” Kinos wie es das Kind empfindet, aber gestern im de France war es dann doch anders. Weil das Kino gleich neben dem Ring liegt, und wir so vor dem Filmbeginn noch Autos beobachten konnten. Wir sahen Porsches und Lamborghinis und einen Ferrari. Ich zum Kind: “Das haben wir schon gemacht, als du vier warst, aber da gings mehr um die Autofarben.” harhar. Wie auch immer, er fand es dann im de France erstaunlich gemütlich und es gibt dort zwar keine Nachos, aber Popocorn.

Wir sahen Heretic, einen Horrorfilm ab 16 Jahren, mit Hugh Grant. Worum es geht, kann man eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Zwei junge Mormoninnen besuchen im Zuge ihrer Missionstätigkeit einen Mann in seinem Haus, um mit ihm über Religion zu sprechen, und dann passieren “Dinge”.

ACHTUNG KLEINE SPOILER MÖGLICH!!

Ich bin kein großer Horrorfilm-Fan, aber ich bin ein großer Fan von Schauspieler gegen ihren Typ besetzen. Da kommen oft erstaunlich supere Sachen heraus, wie zum Beispiel Leonardo di Caprio als exzentrischer Bösewicht in Django Unchained, Gwyneth Paltrow als depressive Künstlerin in The Royal Tenenbaums oder Tom Cruise als Guru in Magnolia. Das ist das auch das interessante, wenn man sich den Film mit einem 17-jährigen ansieht, dem die Hugh Grant-Persona nicht geläufig ist. Als ich ihm gesagt habe, dass “wir” Grant als netten, lustigen Rom-Com Typen kennen, meinte er, dass er hier eh auch nett und lustig war. Zu Beginn.

Und genau das ist auch das Erfolgsrezept des Mr. Reed, den Grant hier spielt. Denn würden zwei junge Frauen um die 20 ein verlassenes Haus betreten, wenn der Mann, der sie empfängt nicht absolut vertrauenswürdig erscheinen würde? Sie fragen ihn, ob eine Frau anwesend ist – sie dürfen das Haus nämlich nur dann betreten, wenn das der Fall ist – und Mr. Reed antwortet, seine Frau sei gerade in der Küche und würde einen Kuchen backen. Und warum sollten sie die Worte dieses jovialen, zuvorkommenden, auch ausgesprochen höflichen Mannes anzweifeln? Abgesehen davon, ist Mr. Reed tatsächlich merklich daran interessiert, über Religion zu sprechen, ja zu philosophieren.

Und dann kommt auch schon meine Lieblingsszene im Film, in dem Reed die drei Weltreligionen mittels jeweils eines Songs von Radiohead, The Hollies und Lana del Rey erklärt. So gut! Heretic ist nämlich tatsächlich nicht nur Horror, sondern über weite Strecken auch viel Monolog, oder wie es auf Social Media heißt, Mansplaining von Hugh Grant. Aber nicht nur Grant ist gut – als er kürzlich in einem Interview darauf angesprochen wurde, dass viele meinen, das wäre seine beste schauspielerische Leistung bis dato, antwortete er: “Well, that’s music to my ears, obviously” – auch Sister Barnes (Sophie Thatcher) und Sister Paxton (Chloe East) sind wirklich alles andere als bloße Sidekicks, was besonders wichtig ist, da man so umso intensiver mit ihnen mitfühlen kann.

Jedenfalls ist Heretic ein Film, bei dem sowohl Fans von intelligenten Dialogen als auch Horror (und nicht von der gemütlichen Sorte, es war wesentlich schlimmer, als ich es erwartet habe!) auf ihre Kosten kommen. Ich habe danach mit dem Kind noch länger über Religion und Glauben an sich diskutiert. Auch das bewirkt offensichtlich dieser Film.

Bye Stammlokal

Am Freitag haben L. und ich uns vom Hidden Kitchen Park verabschiedet. Das ist bereits unser zweite Stammlokal, das schließt.

Während der Kindergartenzeit unserer Kinder waren wir öfters im T-Centro. Dort gab es ein günstiges und supergutes Pasta-Mittagsmenü und der Kellner hat uns dann manchmal noch auf einen Cappuccino eingeladen. Das war so ein Zeitpunkt zum Durchatmen und ruhig da sitzen, zwischen Arbeit und Kinder abholen, Kraft sammeln. Vor dem Weg durch das T-Center Areal, wo uns vier Kinder im Klein(st)kindalter davonliefen oder später mit den Rollern davondüsten, zwischen diesen riesigen Betonsäulen, wo auch Autos kreuz und quer fuhren, neben dem lauten Rennweg. Manchmal lachten die Kinder und manchmal weinten sie, sie trotzten und stritten sich, es war heiß, es war eiskalt, es gab Schnee, Starkregen. Vor dem Autohaus gegenüber wurde mit Kieselsteinen geschmissen, bis das Autohaus dezent die Kieselsteine entfernte. harhar. Bis zur Schnelllbahn brauchen wir schon auch mal 45 Minuten.

Nachdem das erstaunlicherweise alle überlebt hatten, verließen L. und ich das T-Centro mit dem Schulbeginn der Ältesten und wechselten vom Mittagessen zum Frühstücken ins Hidden City Park, gleich bei Wien Mitte.

Der vorletzte Tag des Hidden Kitchen Park

Manchmal saßen andere Frauen bei uns, mit ihren Themen, die manchmal andere waren als unsere. Auch hier gab es Cappuccino und für mich jedes Mal “Pink Egg Florentine”, das ist getoastetes Schwarzbrot mit rote Rüben Sauce, Ei und Lachs. L. aß gerne das Priscilla Porrige mit weichem Ei und manchmal tranken wir noch einen frischgepressten Orangensaft und wenn wir ganz arg waren, dann gab es ein “böses” Croissant mit circa tausend Kalorien. Nach dem Frühstück bummelten wir noch ein bisschen durch die Mall, sahen uns die Bücher bei Thalia an oder gingen im Frühling im Stadtpark spazieren. Das Hidden Kitchen war ein Fixpunkt, ein Anker, wenn das Leben schön war, und auch, wenn einmal nicht so schön war.

Nun ist das in dieser Form vorbei, weil sich das Leben immer wieder ändert, ob man will oder nicht. Die Kinder sind fast erwachsen. Irgendwann verschwinden Lokale eben, so wie die Matchboxautos aus den Handtaschen verschwinden und der Sand von den Förmchen für die Sandkiste, wie Zusammenhänge und Vorstellungen verschwinden, genau wie die schönsten Samstagabende, die bis zum Sonntagabend dauern. Manches bemerkt man kaum, wenn es geht, über anderes kommt man schwer hinweg.

Nach dem Frühstück haben wir zufällig M. getroffen, die mit ihrer Klasse im Village Kino war, und das war schön, weil wir ein Lokal verabschiedet haben, aber sich zwei meiner Freundinnen kennengelernt haben. Ab März gibt es im Hidden Kitchen im ersten Bezirk auch Frühstück, das werden wir uns auf alle Fälle ansehen. Aber treffen werden wir uns ohnehin weiterhin und reden. Über die neuesten Themen. Über das Leben und uns.

Nie, Nie, Nie, zwei

Mir hat an Nie, Nie, Nie sehr vieles gefallen.

Vor allem die Haltung, dass eben alles ok ist. Der Roman ist weder ein Plädoyer fürs Kinder haben, noch für Kinderlosigkeit. Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch und insofern darf man sich auch nicht erwarten, dass der Roman einem die Antwort gibt. Es gibt nur die indviduelle Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.

Formal fand ich schön, dass die Handlung immer wieder durch (nicht zu anstrengende) Zeitsprünge unterbrochen wird, aber auch durch Gespräche, Gedanken oder Impulse. Manchmal stehen auf einer Seite nur drei Sätze. Interessant, dass das Buch zwar ein Roman ist, aber auch eine collageartige Komponente hat – etwas, womit ich persönlich auch ein bisschen experimentiere. Und auch schön, dass der Roman stellenweise sehr verträumt-melancholisch ist, beispielsweise als Anniken der Protagonistin einmal folgendes schreibt:

All die Dummenheiten, die man mal gesagt hat, spielen irgendwann keine Rolle mehr, alles, was im Leben schiefgelaufen ist, wird unwichtig sein. Du wirst alles und jeden vergessen. Alle, die dich verletzt haben, werden sterben, aber auch alle, die du liebst.

Nie, Nie, Nie, Seite 95

Sehr poetisch schildert die Autorin auch, wie viel Chaos, Müdigkeit, Krankheiten, aber auch Mahlzeitenzubereitungen, Streitereien, Langeweile und Überforderung gleichzeitig auf einen zukommen werden; sie schafft es extrem gut, Stimmungsbilder zu entwerfen. Ich persönlich bin ja um einiges naiver an das Thema Mutterschaft herangegangen und habe viele Aspekte, die hier angesprochen und sehr lebensnah geschildert werden, überhaupt nicht bedacht. Vielleicht ist das aber auch in gewisser Weise besser so harhar.

Hier sei kurz auf den Film Kramer versus Kramer verwiesen, in dem sich Dustin Hofmann einmal eine Pro und Contra Liste zum Thema Kinderhaben macht und auf der Pro-Liste steht quasi nichts – im Gegensatz zur Kontra-Seite. In der nächsten Einstellung sieht man, wie er seinen Sohn im Arm hält. Kinderhaben kann man halt, wie auch manche andere Dinge, eben nicht einfach so “gegenrechnen”. Und auch das reflektiert die Protagonistin.

Jedenfalls eine große Empfehlung für dieses Buch. Für mich war Nie, Nie, Nie ein richtiger Pageturner. Leicht zu lesen, dennoch gleichzeitig sehr poetisch und, trotz des schwierigen Themas, ein Wohlfühlbuch.

Nie, Nie, Nie

Jetzt habe ich mir wieder mal mehrere Bücher aus der Bücherei geholt und begonnen habe ich mit einem Buch, das so weit wie möglich von meinen derzeitigen eigenen “Struggles” entfernt ist und stattdessen ein Thema hat, das ich nicht habe, auch nie hatte, nämlich den Wunsch, kein Kind zu bekommen. Dieses Buch heißt konsequenterweise Nie, Nie, Nie und wurde von Linn Strømsborg verfasst.

Strømsborg porträtiert darin eine 35-jährige Frau, die das durchlebt, was wahrscheinlich jede Mitte 20 bis Anfang 40 jährige kinderlose Frau ziemlich oft erlebt: sie wird laufend danach gefragt, wann sie denn nun endlich Kinder bekommt. Die Frage ist, denke ich, wirklich eine sexistische in dem Sinn, dass sie ähnlich alten Männern sicher erheblich seltener gestellt wird und die Frage, von Außenstehenden gestellt, ist praktisch immer heikel bis übergriffig, aus vielerlei ganz unterschiedlichen Gründen. Jedenfalls ist es so, dass die Protagonistin hier ziemlich sicher keine Kinder haben möchte. Zwar lässt sie sich die Option offen, diese Entscheidung eines Tages doch zu revidieren, aber so recht glaubt sie nicht daran, dass das tatsächlich passieren wird.

Der Entscheidungsprozess oder eher die Reflexion darüber, wie es dazu kam, steht im Zentrum des Romans:

Früher habe ich Beziehungen gescheut, weil ich Angst davor hatte, mich und wichtige Teile meines Lebens aufzugeben. Heute habe ich Angst davor, Kinder zu bekommen, weil ich dann den Rest von mir aufgeben müsste.

Nie, Nie, Nie, Seite 56

Die Protagonistin befasst sich damit, warum ihre Großmütter Kinder bekommen haben (Spoiler: nicht immer aus “hehren” Motiven) und warum ihre eigene Mutter sie bekommen hat, was zu fein beobachteten Szenen voller familiärer Dysfunktionalität führt. Demgegenüber gibt es aber auch harmonische, fast poetische Momente. Mit großer Wucht trifft die Protagonistin dann die Schwangerschaft ihrer besten Freundin Anniken. “Ach du Scheiße”, ist ihr erster Kommentar. Anniken wollte doch auch “keine von jenen” werden, die aufs Land ziehen und alle ihre Interessen aufgeben.

Schlussendlich muss sie sich aber auch vor allem damit auseinandersetzen, dass ihr Freund Philipp (“Er ist mein Mensch”) einen sehr starken Kinderwunsch hat. Und hierbei gibt es nun einmal keinen Kompromiss. Wirft man die Liebe weg oder seinen Lebensplan?

to be continued…

(Miss)Erfolg

Heute hatte ich sowohl ein Erfolgs- wie auch ein Misserfolgserlebnis.

Das Erfolgserlebnis war, dass ich im Jänner ein Vorstellungsgespräch haben werde. Ja ich weiß, ich bin selbstständig, aber ich suche immer wieder nach neuen Auftraggebern, als Backup sozusagen, man weiß ja nie. Normalerweise gibt es dazu aber nur Mails oder Telefonate und vielleicht mal eine Probearbeit. Diesmal ein richtiges Gespräch, ich weiß gar nicht, wann ich das zuletzt hatte. Jedenfalls freue ich mich irgendwie darauf und weil noch ein Monat Zeit bis dahin ist, brauche ich noch nicht nervös zu sein.

Das Misserfolgserlebnis war, dass das Kind wollte, dass ich ihn Physik abprüfe. Ich so: “Physik? Echt jetzt? Ich kann dir aber nichts erklären.” Kind so jaja und schickt mir seine online Kärtchen mit den Prüfungsfragen. Also man klickt auf das Kärtchen und auf der einen Seite steht die Frage, auf der anderen die Antwort, aber halt nur so in Stichworten und ohne Fragezeichen. Ich schaue ein Kärtchen an und drehe es um, drehe es wieder um. Das Kind so: “Du weißt nicht, was die Frage ist und was die Antwort, stimmts?” Harhar, wie peinlich!