almis personal blog

Karwoche 2

Am Dienstag haben wir unseren tradtionellen Kultur-in-den-Ferien Ausflug mit der Oma gemacht. Diesmal ging es ins Fotoarsenal.

Davor waren wir allerdings noch Mittagessen beim Vapiano am Hauptbahnhof. Zuerst haben wir uns noch gefreut, dass Pasta-Dienstag ist – an diesem Tag kostet jede Pasta 9,90 (unbezahlte Werbung), aber nachdem wir gesehen haben, was im sehr großen Lokal los ist und, dass praktisch jeder außer dem Kind Pasta bestellt hat, war die Freude ein bisschen getrübt harhar. Hab mit dem Kind ewig auf die zwei Portionen gewartet, er hat sich geweigert, seine Pizza früher, ohne uns, zu essen. Aber sehr gut war es, wie immer.

Spagetthi Carbonara mit Parmesan, mhmmm

Danach haben wir den Bus gesucht, der ins Arsenal fährt (69A!), genauer gesagt bis zum Arsenalsteg, eine futuristisch anmutende Fußgängerbrücke, über die wir Gott sei Dank nicht gehen mussten. Wer selbst zur Fotoausstellung will: Es ist schon ein kleiner Spaziergang von der Bushaltestelle, aber es lohnt sich, finde ich. Es ist irgendwie ein “Niemandsland” – einige Firmenniederlassungen und die Probebühne von Burgtheater und Staatsoper sind dort. Ein bisschen einen spooky Atmosphäre herrscht auch, obwohl es hier eh auch Wohnungen gibt. Ich finde das interessant. So als wäre man versehentlich am Ende der Welt gelandet. Und ich habe wieder erkennt, welche Winkel der Stadt ich gar nicht so richtig kenne.

Die typischen Bauten im Arsenal – bisschen wie eine andere Welt

Die Ausstellung selbst war a) sehr günstig – für Jugendliche unter 19 gratis, für Senioren etcetera ermäßigt, aber auch für Menschen mit einer Jahreskarte (ich) hat es nur fünf Euro gekostet. Außerdem: b) sehr überschaubar und c) ziemlich ungeordnet. Am Anfang der Ausstellung sieht man das was man erwartet – ikonische Fotos, zum Beispiel von James Dean, dem Lama im Taxi, von Che Guevarra und Nixon. Ich stelle da immer gerne Fragen an das Kind, diesmal: Weißt du wer Nixon war? Und jedesmal antwortet die Oma. Harhar. Ich: Ja, ich weiß, dass du es weißt. Hier wird auch einiges zum Thema Fotografie erklärt. Diesen Teil fand ich sehr interessant.

Österreich ist frei
Das berühmte Lama im Taxi – und wie es ins Taxi hineingequetscht wurde
Dieses Bild nennt sich Köpfe im Maisfeld, und es hat mich irgendwie angesprochen

Ab der Mitte gibt es Ausstellungsräume von Einzelkünstlern, und da war mir einiges zu dings und einiges hab ich nicht verstanden. Es war so: riesiger Raum, eine Installation. Naja. Da ist man dann recht schnell durch. Aber wie die Oma meinte: Eh gut, wenn man nicht so überflutet wird mit Eindrücken. So kann man es auch sagen, hahar.

Danach gings wieder zurück zum Hauptbahnhof, Verabschiedung von Oma, ich auch schon müde, aber das Kind wollte zur Garage am Hof fahren, um fancy Autos zu schauen. Wir sind die drei Stöcke der Garage runter gegangen, aber das Kind hat sich mehr erwartet als einen Mc Laren Urus, einen Maserati und diverse Porsches. Wir sind dann noch eine Weile oben beim Ausgang gesessen, das Kind hat die Autos kommentiert, die raus und rein gefahren sind, ich die Fahrerinnen und Fahrer (a la: Botox, Midlife Crisis, die schießt gleich den Fiaker ab etc). Das Kind so: Heidi “judgt” wieder hart. Harhar, ja ich bin echt oarg Es war sehr lustig.

Die legendäre Parkgarage am Hof. Wenn man teure Autos sehen will, dann dort

Dann haben wir uns noch ein Langos am Ostermarkt gekauft und sind heimgefahren. Sehr nett war das.

Zurück

Das Kind ist zurück.

Ein süßes Barcelona Souvenier musste erstanden werden. Es ist mega-weich und kuschelig.

Nachdem ich fünf Tage den Herd nicht mal eingeschalten habe und auch nur einmal kurz beim Billa war, weil ich auf cool dauernd auswärts gegessen habe, habe ich am Samstag einen Großeinkauf gemacht und gleich drei verschiedenen Sachen gekocht, so wie Wäsche gewaschen. So beeilen hätte ich mich aber gar nicht müssen, weil das Kind erst um 17 Uhr aufgestanden ist. Harhar. Dann hat er drei Teller unterschiedliche Speisen gegessen, ich habe alle Fotos und Videos der Reise gezeigt bekommen und alle (naja…) Stories gehört. Die Begeisterung ist groß, das finde ich schön.

Heute sind wir dann vor sieben wegen des Formel 1 Rennens aufgestanden, das allerdings so fad war, dass das Kind gleich wieder eingeschlafen ist. Moderator Ernst Hausleitner: Um 13 Uhr haben wir noch eine Sendung, wo wir das Rennen analysieren. Sofern uns irgendwas zu analysieren einfällt. Harhar. Es ist halt wirklich absolut gar nichts passiert. Dann habe ich gebügelt und schon für morgen etwas vorgearbeitet.

Spazieren war ich auch, aber es war so schiach und kalt, dass ich kaum glauben konnte, dass ich am Freitag den ganzen Nachmittag mit meinem Laptop in der Sonne gesessen bin. Frühling in Wien…. Beim Heimkommen habe ich den Nachbarn getroffen, den ich oft im Kino sehe, und eine Weile über The Brutalist geredet. Ich angebermäßig: Ich hab den schon auf der Viennale gesehen harhar. Er war eh zurecht begeistert davon.

Und so klingt das unspektakuläre, aber cosy Wochenende aus, wie es meist ausklingt, mit noch etwas Lesen, einen Podcast hören und an jemand denken.

Serenity now!

Das Kind ist heute nach Barcelona geflogen.

Tagwoche um 3 Uhr früh, wohl die allerblödeste Zeit. Es gab eine Fahrgemeinschaft von allen, die zusammen mit ihm ein Zimmer teilen. Ich zum Kind: Kommt x eh pünktlich, der ist ja in der Schule auch immer zu spät. Kind: Ja, aber bei den wichtigen Sachen ist er pünktlich. Ahja. Harhar.

Um 3.30 Uhr, als das Kind dann abfuhr, hatte ich einen kurzen “Hilfe, mein Baby fliegt weg”-Anfall. Ich stehe dem Transportmittel Flugzeug und der Flugreise an sich immer etwas skeptisch und gestresst gegenüber. Das Kind: Ok, chill. Er konnte sich immer schon gut gegen diesen Glucken-Habitus meinerseits abgrenzen, bereits als Kleinkind.

Bin dann ewig wachgelegen, bin nur nochmal kurz eingeschlafen und habe dann mit dem Duschgel Gelassenheit (kein Scherz) geduscht. Das hat mich an die Seinfeld-Folge erinnert, wo Georges Vater, der immer total nervös, grantig und aufgebracht ist, bei George im Auto sitzt und “Serenity now!” brüllt. Sein Arzt, so sagt er, habe ihm eine Entspannungskassette gegeben, wo bei Bluthochdruck geraten werde, man solle als Mantra die Formel “Serenity now” benutzen. George: “Are you supposed to yell it?” Der Vater: “The man on the tape wasn’t specific.” Harhar.

Jedenfalls ist das Kind gut angekommen, das Wetter ist schön und ich bekomme regelmäßige unaufgefordert Updates zur Lage.

Adolescence Takes

Mir wurde von mehreren Seite die Serie Adolescence empfohlen, wo es um einen 13-jährigen Jungen geht, der sich “im Internet radikalisiert” und dann unter Mordverdacht gerät. Nachdem ich erst eine Folge gesehen habe, werde ich dazu an sich noch nichts schreiben.

Was mir aber fix schon jetzt schon ur am Orsch geht, sind die “Takes” die medial zu dieser Serie ausgepackt werden. Artikel wie: Kennen wir unsere Kinder wirklich? Und Hass der Kinder, Angst der Eltern oder Der Horror aller Teenager Eltern.

Oida.

Frei nach Karl Lagerfeld: Wer sich erst aufgrund einer aktuell gehypten TV-Serie darüber Gedanken macht, was sein halbwüchsiger Sohn den ganzen Tag eigentlich so macht und/oder sich ausschließlich via üblicher Panikberichterstattung dahingegend manipulieren lässt, zu überlegen, ob sein Kind vielleicht ein Gewaltverbrecher ist, der hat wirklich die Kontrolle über sein Leben verloren.

So, das musste raus, harhar.

F1 is back

Ich freue mich schon, wenn die Formel 1 Qualifyings und Rennen wieder am Nachmittag sind und nicht um vier Uhr früh. Wobei ich heute den Wecker versehentlich eine Stunde zu spät gestellt habe und umsonst aufgestanden bin.

Ich schaue ja, soweit möglich, alles mit dem Kind an (der den Wecker zwar richtig gestellt, ihn aber reflexartig abgedreht hat harhar), weil es ihm wichtig ist und Spaß macht, und mittlerweile kenne ich mich eh schon relativ gut aus. Teilweise ist es auch richtig spannend.

Mir gefallen die Rennen aber vor allem wegen dem witzigen Intro, dem oft schönen Licht, das auf der Strecke herrscht – gestern Shanghai in der satten Nachmittagssonne- und wegen dem lustig, zeitweise passiv-aggressiven Boxenfunk.

Vorige Woche habe ich mich sehr über Alexander Wurz amüsiert, der gemeinsam mit Ernst Hausleitner für den ORF kommentiert. Hausleitner erzählt so, dass Wurz ja 1998 in Argentinien die schnellste Rennrunde gefahren ist, und Wurz dann, ja und seitdem hat diese Zeit auch niemand unterboten. Kurze Pause. Nachsatz: Es war aber auch der letzte Grand Prix in Argentinien. Harhar, ich schätze solche Selbstironie ja sehr und davon verbreiten die beiden reichlich.

Aja und ich bin immer auf Verstappens Seite, dem großen Favoriten des Kindes. Allerdings mag das Kind praktisch jeden irgendwie und sagt, wenn jemand anderer gewinnt: “Dem gönn ich es heute eh auch” harhar.

Vom Wissen

Ein Kind wird dieses Semester eine Klassenreise mache. Eine Mutter befragt ihn zu Details.

Mutter: Wisst ihr jetzt schon, wann ihr genau fliegt?

Kind: Ja, wir wissen es.

Mutter: Und wann?

Kind: Weiß ich nicht.

Mutter: Ich habe geglaubt, ihr wisst es schon?

Kind: Ja, wir wissen es, aber ich weiß es nicht.

(Stille)

Mutter: Was ist das, erstes Semester Erkenntnistheorie?

Harhar.

P.S. Die Mutter weiß jedenfalls, dass sie (immer noch) nichts weiß.

Von Eltern und Jugendlichen

Gestern habe ich etwas in einem Forum gelesen, was mich ur aufgeregt hat. Ich hab dann gar nichts dazu gepostet, weil es mich so geärgert hat. Aber wozu habe ich meinen Blog. Harhar.

Es ging jedenfalls darum, dass eine Frau sich beschwert hat, dass ihr Kind, das bereits seit kurzem berufstätig ist, aber noch daheim lebt, sich weigert, einen Betrag xy im Monat zur Haushaltskasse beizutragen. Ich persönlich fand den von den Eltern festgelegten Betrag eher hoch und sehr “random”. Aber egal. Jedenfalls wollte sie Meinungen dazu haben. Und man kann hier ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, inwiefern das gerechtfertigt ist oder wie oder was.

Was aber nicht geht, meines Erachtens, war, wie viele Menschen auf eine für mich unerklärliche Art und Weise kommentiert haben: Dann hau das Kind doch raus. Dann soll es doch schauen wie es zurechtkommt. Geschieht dem Kind recht, etcetera. Ich mein ehrlich jetzt? Das ist doch (m)ein eigenes Kind und kein abstraktes Versuchsobjekt für Erziehungsglaubensätze.

Vielleicht bin ich ja eine Sozialromantikerin und ich mache bestimmt nicht alles richtig, aber im Idealfall kann ich mit meinem Kind doch reden, ich kann doch meinen Standpunkt darlegen, ich kann vielleicht gemeinsam schauen, was finanziell Sinn macht und möglich ist. Aber das beobachte ich immer wieder, dass Eltern so komplett “disconnected” über ihre halbwüchsigen Kinder bis junge Erwachsenen reden, als wären das irgendwelche Menschen, die zufällig bei ihnen wohnen. Was dazu führt, dass es mich nicht wundert, dass es so viele Familienkonflikte rund um die Pubertät des Nachwuchses gibt.

Zynischer Nachsatz – Und in zehn Jahren dann die Frage im Forum: Warum meldet sich mein Kind kaum mehr bei mir?

Kinderserien

ORF.on hat über traurige Kinderserien geschrieben. Und eine wissenschaftliche (naja…) Expertise dazu abgegeben, wie sehr uns Kinder der 80ziger Jahre diese Produktionen traumatisiert haben. Fazit: Eh nicht so seihr.

So wurde ich jedenfalls an meine damalige Lieblingsserie Perrine erinnert. Ein Miseryporn für die junge Zielgruppe. Wirklich, dagegen war Heidi – die Serie, die natürlich auch in der ORF Kolumne vorkommt – zum Wohlfühlen. Schon im Titelsong heißt es: “(…) dann wein nicht mehr Perriiiine”.

Perrine verliert nämlich nacheinander beide Elternteile und setzt, begleitet von Esel und Hund, die Reise von Bosnien zu ihrem blinden Großvater nach Frankreich fort, der aber von ihr nichts wissen will. Irgendwann muss sie sogar den Esel verkaufen. Dysfunktionale Familienstruktur meets Klassismus/Rassismus (die Mutter war Halbinderin) meets Kinderarbeit. Perrine nimmt dann nämlich noch einen Job in der Firma ihres sehr reichen Großvaters an. Es war also alles in allem ziemlich schrecklich. Aber ich hab das ur gerne gesehen, gemeinsam mit meinem eigenen Opa und einer Tasse Tee plus Kuchen.

Obwohl das gemütlich war, war es ist aber auch wirklich so, dass die Serien in den 80-er schon sehr grausam sein konnten, wie gesagt es gab ja dann auch noch Heidi und Pinocchio und Marko -alles (halb) Waisen mit schwierigen Lebensgeschichten. Solche Tristesse und Problematik habe ich bei den Serien, die das Kind später sah, nicht erlebt.

Ich mein, was gab es da: Thomas die Lokomotive, die Angst vor einer schwierigen Kurve hatte. Ok, es war ein bisschen peinlich für Thomas, als er dann dort tatsächlich einmal entgleiste, er bekam rote Backen vor Scham, aber sonst ist eh nichts passiert. Es wurde nicht einmal “Menschen” verletzt. Am liebsten hatte ich die Serie Ben und Hollys kleines Königreich, die einen echt guten Humor hatte. Das schlimmste, was in dieser Serie passierte war, dass das Kindermädchen Nanny Plum manchmal Zauberunfälle hatte, in denen das kleine Königreich mit Gelee geflutet wurde (“Achtung, eine Geleefluuuut!”) Aber dann haben sie eben das Gelee aufgegessen. Problem gelöst, harhar.

Die Plazenta

Ich glaub, das wird einer meiner seltsameren Blogeinträge, siehe Titel, harhar.

Schuld daran ist We Live in Time, den ich gestern im Votivkino gesehen habe und der mich ordentlich mitgenommen hat; ich war dann emotional sehr verstört in Straßen- und Ubahn auf dem Heimweg. Ich empfehle ihn aber trotzdem, weil es wirklich ein schöner und sehr gut gespielter Film ist.

Jedenfalls schreibt Pia Reiser von fm4 zu diesem Film:

Aus Pia Reisers Review So viel Liebe, so wenig Zeit

Oh ja, genau dasselbe habe ich mir währenddessen auch gedacht. Denn ich persönlich habe davon überhaupt erst im Kreissaal erfahren, nachdem das Kind schon auf der Welt war. Mir wurde dieses Faktum eher beiläufig mitgeteilt und ich so: “Bitte was???” Ich habe wirklich geglaubt, das ist ein Scherz harhar. Gut, ich habe den Geburtsvorbereitungskurs nicht mehr erreicht, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich auch die 31 Jahre davor nichts darüber gehört hatte, weil es niemals irgendwer erwähnt hat und mir Filme zwar über Geburten erzählt hatten, da aber nur über “heißes Wasser und Tücher”. Was auch immer damit zu tun ist.

Morgen dann mehr zu We Live in Time. Es geht ans Eingemachte!

Heretic

Manchmal gelingt es mir, das Kind für einen Film zu begeistern, den ich sehen möchte. Leider sind die nonstop Kinos keine “fancy” Kinos wie es das Kind empfindet, aber gestern im de France war es dann doch anders. Weil das Kino gleich neben dem Ring liegt, und wir so vor dem Filmbeginn noch Autos beobachten konnten. Wir sahen Porsches und Lamborghinis und einen Ferrari. Ich zum Kind: “Das haben wir schon gemacht, als du vier warst, aber da gings mehr um die Autofarben.” harhar. Wie auch immer, er fand es dann im de France erstaunlich gemütlich und es gibt dort zwar keine Nachos, aber Popocorn.

Wir sahen Heretic, einen Horrorfilm ab 16 Jahren, mit Hugh Grant. Worum es geht, kann man eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Zwei junge Mormoninnen besuchen im Zuge ihrer Missionstätigkeit einen Mann in seinem Haus, um mit ihm über Religion zu sprechen, und dann passieren “Dinge”.

ACHTUNG KLEINE SPOILER MÖGLICH!!

Ich bin kein großer Horrorfilm-Fan, aber ich bin ein großer Fan von Schauspieler gegen ihren Typ besetzen. Da kommen oft erstaunlich supere Sachen heraus, wie zum Beispiel Leonardo di Caprio als exzentrischer Bösewicht in Django Unchained, Gwyneth Paltrow als depressive Künstlerin in The Royal Tenenbaums oder Tom Cruise als Guru in Magnolia. Das ist das auch das interessante, wenn man sich den Film mit einem 17-jährigen ansieht, dem die Hugh Grant-Persona nicht geläufig ist. Als ich ihm gesagt habe, dass “wir” Grant als netten, lustigen Rom-Com Typen kennen, meinte er, dass er hier eh auch nett und lustig war. Zu Beginn.

Und genau das ist auch das Erfolgsrezept des Mr. Reed, den Grant hier spielt. Denn würden zwei junge Frauen um die 20 ein verlassenes Haus betreten, wenn der Mann, der sie empfängt nicht absolut vertrauenswürdig erscheinen würde? Sie fragen ihn, ob eine Frau anwesend ist – sie dürfen das Haus nämlich nur dann betreten, wenn das der Fall ist – und Mr. Reed antwortet, seine Frau sei gerade in der Küche und würde einen Kuchen backen. Und warum sollten sie die Worte dieses jovialen, zuvorkommenden, auch ausgesprochen höflichen Mannes anzweifeln? Abgesehen davon, ist Mr. Reed tatsächlich merklich daran interessiert, über Religion zu sprechen, ja zu philosophieren.

Und dann kommt auch schon meine Lieblingsszene im Film, in dem Reed die drei Weltreligionen mittels jeweils eines Songs von Radiohead, The Hollies und Lana del Rey erklärt. So gut! Heretic ist nämlich tatsächlich nicht nur Horror, sondern über weite Strecken auch viel Monolog, oder wie es auf Social Media heißt, Mansplaining von Hugh Grant. Aber nicht nur Grant ist gut – als er kürzlich in einem Interview darauf angesprochen wurde, dass viele meinen, das wäre seine beste schauspielerische Leistung bis dato, antwortete er: “Well, that’s music to my ears, obviously” – auch Sister Barnes (Sophie Thatcher) und Sister Paxton (Chloe East) sind wirklich alles andere als bloße Sidekicks, was besonders wichtig ist, da man so umso intensiver mit ihnen mitfühlen kann.

Jedenfalls ist Heretic ein Film, bei dem sowohl Fans von intelligenten Dialogen als auch Horror (und nicht von der gemütlichen Sorte, es war wesentlich schlimmer, als ich es erwartet habe!) auf ihre Kosten kommen. Ich habe danach mit dem Kind noch länger über Religion und Glauben an sich diskutiert. Auch das bewirkt offensichtlich dieser Film.