almis personal blog

An der Adria

Abgesehen von Kärnten und Südtirol waren wir auch wieder in Bibione.

Manche können ja diese trubelige Touristenorte an der Adria nicht leiden, aber ich liebe sie. Ich muss dazusagen, dass ich das erste mal mit 20 Jahren am Meer war, ich war ja davor immer mit meinen Großeltern die zwei Sommerferienmonate im Rosental – ich bin also gar nicht Lungomare-sozialisiert, und so genieße ich es, wenns laut ist und wuselig. Ich mag es auch gerade in der Hauptsaison dort zu sein, wenn die sala giochi voll sind, man sich bei manchen Pizzerien anstellen muss, um einen Platz zu kriegen (dort waren wir dann allerdings nicht) und um zehn Uhr abends Hochbetrieb beim Eissalon ist. Eigentlich ganz komisch, weil ich sonst eher gerne für mich alleine bin und bei zuvielen Menschen auf einem Fleck reißaus nehmen möchte.

In unserm Hotel, wo wir jetzt schon das dritte Mal waren, wurde der Gassenhauer Atemlos durch die Nacht als quasi Signature Song von Despacito abgelöst, eine deutliche Verbesserung wenn man mich fragt. Wobei Despacito ja lyrics-mäßig nicht ganz unumstritten ist, Matthias Strolz hat den Song auf “Frühstück bei mir” gewünscht und auf twitter wurde gefragt, warum, der hat doch so explizite Lyrics? Nun ich vermute, Strolz kann nicht spanisch, so wie ich auch nicht und hat keine Ahnung was gesungen wird, davon abgesehen hat er ja drei Kinder und Kinder lieben normalerweise den Fonsi-Song heiß.

Anyway, das war einige Tage meine Aussicht:

Und genauso wie das Kind liebe ich das Hotel. Wenn man dann noch echt nette Nachrichten aufs Handy kriegt, während man seinen Gedanken nachhängt, ist es perfekt.

Elternbashing once again

Weil es ja so wenige Artikel und Kommentare zum Thema Helikoptereltern gibt, hat die “Zeit” wieder mal einen gebracht. Und jedesmal lese ich ihn, lese die Kommentare drunter und ärgere mich.

Diesmal geht es – wieder mal – um Eltern am Spielplatz, die sich komplett falsch verhalten. Und – auch wieder mal – haben wir auch alle Klischees versammelt: Latte Macciato, Risotto, Hipsterbart. Eltern, die im Sandkasten miteinander Burgen bauen, sodass die Kinder keinen Platz mehr haben, Eltern, die auf Klettergerüsten klettern und Hoolahup Reifen schwingen. Kein Kind tut sich weh, niemand pinkelt oder wirft mit Sand, die Kinder sind deprimiert und gelähmt, weil ihre Eltern so peinlich sind. Seriously? Ich habe noch keinen solchen Spielplatz erlebt. Ja, das soll überspitzt sein, schon klar, aber ich finde es nur platt und verallgemeinernd. Und eben: Eltern bashend.

Es gibt offenbar nur zwei Sorten von Eltern: solche, die selbst in der Kindheit steckengeblieben sind und sich ihren Kindern anbiedern (?) – man könnte auch sagen, sich mit ihnen beschäftigen – und solche, die am Spielplatz auf ihr Handy starren und ihre Kinder “nicht sehen” und “sie nicht liebevoll begleiten”. Es ist so zum Haare raufen.

Ich denke mal, die meisten Eltern leben nicht in diesen Extremen. Sie klettern mal mit ihren Kindern, wenn die das wollen (auch sowas soll es geben!) und sie gerade Lust haben und dann lesen sie lieber Twitter, während die Kinder Blödsinnn machen. Sie verbringen aktiv Zeit mit dem Kind und dann sind sie auch wieder froh, wenn sie selber ihren Freiraum haben und tratschen können oder einfach mal in die Luft schauen und gar nichts tun. Aber gut, das wäre keinen Kommentar wert.

Eltern sein ist echt oft ein sehr schwieriger Job. Gerade am Anfang, wenn man von nichts Ahnung hat und das Gefühl, seine Umgebung beobachtet eine mit Argusaugen. Soll man die Kids sich gegenseitig hauen lassen oder soll man einschreiten und wenn ja, wann und wie? Tu ich das wegen der Kinder, tu ich das wegen der strafende Blicke von anderen Eltern, was wird von mir erwartet, was ist pädagogisch “richtig”? Das ist oft nicht einfach und eine Gratwanderung.

Letztes Jahr ist beispielsweise beim Kind und einem Freund etwas vorgefallen und ich hab ein ganzes Wochenende überlegt, wie ich darauf reagiere, was ich tue. Ich bin mir bis heute – Monate später und die Sache ist mittlerweile sowas von Schnee von gestern und war auch nicht so wild – nicht sicher, ob ich “richtig” reagiert habe. Ich denke immer noch darüber nach, obwohl es eigentlich nicht mehr von Bedeutung ist. Ok, das mag auch was helikopterhaftes haben, harhar. Aber ja, man reflektiert sich, man versucht Dinge, man macht als Elter natürlich auch Fehler, man lernt dazu, man macht sich auch mal lächerlich und zum Affen. Und dennoch würde ich meinen, dass die meisten das Beste versuchen und damit meine ich nicht glucken hoch 10.

Und es ist so deprimierend, dann wieder so einen platten, viel zu kurz greifenden, pauschalisierenden, “früher war alles besser” Kommentar zu lesen. Und singulär vorkommende Versatzstücke zusammenstoppeln, um seine eigene Mission, Eltern zu verurteilen und zu verunsichern, erfüllen zu können.

Evolution

Zurück aus dem Urlaub mit der Evolution “unserer” Katze in Kärnten.

Vor zwei Jahren war er noch ein neurologisch gehandicapptes Babykätzchen, um dessen Wohlergehen wir uns sehr sorgten, zumal er kaum gerade gehen konnte und immer wieder umfiel. Wir hatten Angst, dass das Leben am Bauernhof zu gefährlich für ihn sein würde.

Letztes Jahr trafen wir ihn wieder, er hatte sich erstaunlich gut entwickelt, seine Probleme bei der Fortbewegung waren geringer geworden. Und dieses Jahr war er schon ein richtiger erwachsener Kater. Das Kind hängt sehr an ihm und es ist so schön, diese positive Entwicklung zu sehen:

Parallelstraßen

Mein alter Wohnort in Favoriten hat mit dem neuen in Floridsdorf sehr wenig bis gar nichts gemein, aber gerade im Sommer fällt mir doch eine Parallele auf.

Die Straße An der oberen alten Donau, die ich regelmäßig befahre, erinnert mich mit ihrem anarchistischen Anspruch immer an die Quellenstraße im 10. Bezirk. Auf der Quellenstraße fährt die wohl berüchtigste Straßenbahnlinie Wiens, der 6er, zu jeder Tages- und Nachtzeit voll mit skurillen Fahrgästen. Aber nicht nur das, die Autos auf der Quellenstraße fahren ohne Rücksicht auf Verluste rückwärts aus Parklücken, Kinder laufen ohne Schauen auf die Straße, es wird quer über die Straße gestritten, der Geräuschpegel ist sehr hoch. An der oberen alten Donau gibt es zwar keine Straßenbahn, nur einen Bus, aber im Sommer ist das Gewusel ähnlich: da laufen die Kellner vom Birner mit allerhand Spesen quer über die Straße, Leute mit Rädern zuckeln vor einem, von rechts nähert sich jemand mit einer riesigen Luftmatratze und links im Augenwinkel sieht man einen Rollerfahrer sich zügig dem Zebrastreifen nähern, usw.

So unterschiedlich die Gegenden auch sind und die Menschen die man dort trifft, eines haben sie gemeinsam: Man muss mit dem Auto wirklich höllisch aufpassen und am besten im Schritttempo diese Straßen befahren.

Despicable Me 3

Nachdem das Sommerwetter grad pausiert, war ich gestern mit dem Kind im Kino.

Obwohl die Kritiken zum Film eher gemischt waren und ich Fortsetzungen sowieso nicht besonders mag (wobei der 2. Teil hier auch gut war), war ich angenehm überrascht. Auch die 3. Episode von Ich einfach unverbesserlich ist m.E. sehenswert.

Dankenswerterweise sind die Minions wieder das, was sie auch vor ihrem filmischen spin off waren: Sidekicks. Und als solche funktionieren sie gut. Neu dabei ist der Zwillingsbruder von Gru, Tru und der Bösewicht Balthazar Brett, ein Kinderstar aus den 1980er Jahren, der auch in eben diesen steckengeblieben ist. Was besonders für die Älteren im Publikum witzig ist, weil sehr häufig achtziger Jahre Musik gespielt wird, zu denen Brett – stilecht mit Overall und Schulterpolstern – gerne seine Tanzfights durchführt, etwa zu Into the Groove, von Madonna. Auch sonst gibt’s immer wieder versteckte kleine Gags, die vielleicht eher die Erwachsenen ansprechen, wie zb als die Minions im Meer tauchen und dabei Clownfische verjagen. Oder ein Filmplakat, das auf den neuen Zeichtrickfilm “Onions” hinweist.

Natürlich kann man dem Film vorwerfen, dass die grundsätzliche Frage: soll Gru nach einer beruflichen Veränderung wieder der Familientradition folgen und erneut zum Schurken werden, relativ oberflächlich abgehandelt wird. Man blickt nicht in eine zerissene Seele und sieht seine Dämonen darum kämpfen, die Oberhand zu gewinnen. Es stört aber an einem verregneten Sommernachmittag auch nicht wirklich. Vielleicht mag ich Gru und seine Adoptivmädels einfach als Figuren auch zu gerne, als dass ich hier besonders kritisch wäre. Den Rest an Zweifel vertreibt dann Take on me…

P.S. Dem Kind hat es auch gefallen.

Bücher, Bücher, Bücher, zwei

Ich habe letztens mit einer Freundin gesprochen, die auch gerne Nöstlinger vorliest und zwar gerade Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse.

Da hatte sie allerdings eine kurze Schrecksekunde, weil es in einem Absatz darum geht, dass es das Christkind gar nicht gibt. Aber wie sie sehr amüsant berichtete, liest sie immer ein bisschen quasi vor, was dann als nächstes kommt und hat diesen Absatz dann einfach übersprungen, weil sie nicht wollte, dass ihr Sohn auf diese Art und Weise erfährt, was Sache ist.

“Konrad” steht auch bei uns in Kürze auf dem Programm, aber ich brauch da keine Angst zu haben. Das Kind ist und war schon immer sehr skeptisch, prinzipiell, und auch was Dinge wie Christkind und Osterhase angeht. Er hat schon im Kindergarten, wenn ich ihm gesagt habe “Heute kommt der Nikolo zu euch” immer gefragt: “Der Echte?”. Alleine diese Frage zu beantworten erfordert schon eine ziemlich komplexe Erklärung. Und bei Weihnachten und Ostern sagte er seit jeher: “Du versteckst doch die Eier” bzw. “Du legst doch die Sachen unter den Baum.”

Ausflüchte oder ausweichende Erklärungen betrachtet er als das, was es ist: Ausflüchte und ausweichende Erklärungen. Aber es ist auch egal, die Magie dieser Dinge weiß er trotzdem zu schätzen.

Enigma

Wem ist eigentlich eingefallen, die Tage der deutschsprachigen Literatur in die Sommerferien (zumindest der östlichen Bundesländer) zu legen?

Als Studentin hab ich mir immer alle Lesungen angeschaut, das war toll, v.a. die Jurydiskussionen waren oft sehr amüsant. Als ich ein Baby und Kleinkind hatte, hab ich kaum mehr was gesehen, in den letzten Jahren hab ich zumindest am Abend manches nachgeschaut. Aber in den Ferien fehlt mir Freizeit (und auch Ruhe) dafür und so weiß ich nur, wer gewonnen hat und mehr nicht. Vielleicht schau ich mir das in meiner Pension dann mal live an, harhar.

Auf der Uni hatten wir einen tollen Lektor, der ein großer Bachmann-Fan war und der er es auch geschafft hat, nicht jede Lyrik komplett tot zu analysieren, das war nämlich oft das Problem auf der Germanistik, Texte komplett ausweiden zu müssen und nicht einfach ihre Schönheit auf einen wirken zu lassen. Bei diesem Lektor gelang es einem dann auch, sich wieder daran zu erinnern, warum man dieses Studienfach gewählt hat und warum man Sprache und Literatur so liebt. Er tat das auch und hat leider nie einen Lehrstuhl am Institut erhalten. Ich glaube, er war ein bisschen zu wenig angepasst.

Mein Lieblingsgedicht:  

Enigma
für Hans Werner Henze aus der Zeit der ARIOSI

Nichts mehr wird kommen.

Frühling wird nicht mehr werden.
Tausendjährige Kalender sagen es voraus.

Aber auch Sommer und weiterhin, was so gute Namen
wie ,sommerlich‘ hat –

es wird nichts mehr kommen.

Du sollst ja nicht weinen,
sagt eine Musik.

Sonst
sagt
niemand
etwas.

(c) Ingeborg Bachmann


 

Flanieren in Wien

Zu den Lieblingsbeschäftigungen im Sommer – neben Garten und Pool – zählen Streifzüge durch die Umgebung mit dem Roller.

Heute waren Kind und ich in Hetzendorf und haben uns fast verlaufen, weil ich vorher nur ungefähr geschaut habe, wie wir gehen müssen. Das finden wir beide immer total lustig und spannend, so als wäre man in einer fremden Stadt, wenn man Gassen entdeckt, die man noch nie gesehen hat und vertraute Orte in der Ferne aus einem ganz anderen Blickwinkel sieht. Hetzendorf ist ein interessantes Grätzel, weil es einerseits sehr dörflich wirkt, mit vielen kleinen Einfamilienhäusern, wo aber andererseits davor der eine oder andere Jaguar parkt und Schloß Hetzendorf mit der hippen Modeschule gleich um die Ecke ist. Der Beamte auf der Post hatte auch diese gewisse nasale Ausdrucksweise, die man in Floridsdorf oder gar in Favoriten wohl niemals zu hören bekommen würde.

Zu Ferienanfang waren wir mit Freunden in der Seestadt. Das ist dann wieder eine ganz andere “Baustelle”, im wahrsten Sinn des Wortes, liegt auch komplett am anderen Ende der Stadt. Ich habe mich bei unserm Rundgang echt lange gefragt, ob ich gerne dort wohnen wollen würde, würde ich jetzt umziehen wollen oder müssen. Wie die Frau eines Freundes aus Deutschland aber treffenderweise sagte: “Es ist ja ganz nett, aber mit Wien hat es nichts mehr zu tun.” Das fand ich sehr zutreffend. Und oft haben Menschen, die nicht ihr ganzes Leben in Wien verbracht haben, wohl auch einen anderen Blick darauf.

Der See:

Der “Hauptplatz” mit interessantem Denkanstoß (dahinter liegt, passenderweise, die Schule):

Das hat mich an das Oscar Wilde Denkmal in Dublin erinnert, an dem der Spruch (wohlgemerkt gegenüber einer Uni) zu lesen war: Nothing that is worth knowing can be taught.

Die Retrowürfeluhr, für etwas mehr Historie in einem neuen Stadtteil: