almis personal blog

Ma

Heute in der Früh bin ich in den Garten gefahren und habe den Podcast von Michel Friedman (zu dem ich ein zwiespältiges Verhältnis habe), Friedman im Gespräch gehört. Nämlich die Folge, wo er Lars Eidinger zu Gast hatte. Eidinger mag ich als Schauspieler sehr und er sagt auch interessante Dinge, die immer ein bisschen subversiv sind. Ich muss aber zugeben, dass Friedman auch halbwegs ok war, harhar.

Es ging viel um Sprache. Gemerkt habe ich mir spontan, dass Eidinger meinte, durch das Gesagte wird Wirklichkeit geschaffen, zum Beispiel in der Politik. Da ist es gar nicht mehr wichtig, ob es sich dabei um eine Lüge handelt. Das war schon bei Shakespears Richard III so.

In Japan, erklärte Eidinger dann, gibt es ein Wort für die Stille, für die Pause, für das “dazwischen” im Gespräch. Und das wird dort “Ma” genannt. In Japan wird ein Mensch höher geschätzt, der zuhören kann als jemand, der gut reden kann. Ich glaube, mich daran erinnern zu können, so etwas auch mal über Architektur, über freie Räume zwischen Gebäuden gelesen zu haben, und wie wichtig die sind, nicht nur als Leerstelle, sondern um eben zum Beispiel Häuser so richtig zur Geltung zu bringen.

Gasthund beim Sonnenbad

Themenwechsel, aber doch nicht so ganz. Angenehm warm war es heute im Garten. Und wieder habe ich das gespürt, was ich auch gestern schon gespürt habe, als ich während des Sommerregens auf den Balkon gegangen bin, nämlich dass mich bestimmte Wetterlagen und die dabei entstehenden Gerüche der Luft, die Art, wie der Wind geht, oder wie die Sonne meine Haut wärmt, immer wieder so sehr an jemanden erinnern, oder vielmehr, dass ich ihm bei der Begegnung mit diesen Phänomen auch ihm immer wieder begegne, so quasi metaphysisch. Ich tue mir schwer, es zu beschreiben, ich möchte es so gerne in Worte fassen, aber ich kann es noch nicht.

Vielleicht ist es auch so eine Art “Ma”, ein “dazwischen”, eine Stille, ein freier Raum, der auf etwas, jemanden, hinweist.

Frühstück Yppster

News aus der Rubrik Frühstück, heute das Yppster.

Dank der Verkehrsplanung der Stadt Wien frühstücke ich derzeit bevorzugt entlang der U6 harhar. Heute war ich mit P. im Yppster beim Yppenplatz, wie immer unbezahlte Werbung. Wie der Name und die direkte Umgebung zum Brunnenmarkt schon suggeriert, handelt es sich um eine Art gentrifiziertes Cafe und so sieht es von außen aus:

Wär an sich cool zum Draußensitzen, aber im heißesten Juli seit Menschengedanken wars immer noch zu frisch dafür

Ich kenne die Gegend praktisch gar nicht. Da musste ich auch an jemand denken, der immer sagte, du bist ja aus Wien, natürlich kennst du das nicht. Ich bin in einem Wien ohne Brunnenmarkt aufgewachsen harhar. Wir hatten den Viktor Adler Markt bitte.

P. hat sich für das Yppster Frühstück entschieden, was Biorührei mit Schafskäse und eine Menge Gemüse ist, ich habe die porchierten Eier cremig gewählt, was porchiertes Ei auch mit viel Gemüse ist, dazu gab es Pitabrot und so sah es aus, nämlich sehr chic:

Ein sehr gesundes Frühstück

Zu besprechen gab es neben der Matura ihres Sohnes (Kindergartenfreund vom Kind) auch brandaktuell die Begebenheit beim Coldplay Konzert und die hunderten Memes, die seitdem entstanden sind. Auf X schrieb jemand, Coldplay hätte es geschafft das Internet zu vereinen. Zwar in Schadenfreude, aber ok.

Hipper Innenraum vom Yppster

Gegenseitig upgedatet, haben wir dann das Lokal Richtung vielleicht doch mal wieder Sommerwochenende verlassen.

Vorkommnisse

In den letzten Tagen war viel los. Nicht alles kann ich hier genauer berichten, weil mich manches nur peripher betrifft (=angeht). Mein eigenes Seelenleben breite ich hier ja gerne aus, wie jeder weiß, harhar. Mir fällt dazu aber ein, und ich zitiere wirklich selten die Bibel: Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein.

Jedenfalls gab es auch noch weitere Fahrstunden und Führerscheinvorprüfungen – ja so etwas gibts heutzutage. Wenn man dort nämlich 95 Prozent erreicht, kann man die eigentliche Prüfung dann mal in den Sand setzen und darf nochmal gratis antreten.

Aber das Hauptthema der Woche: Wäsche waschen und Koffer bzw. Wanderrucksack packen bzw. zuschauen, in meinem Fall. Zelt im Garten aufbauen üben bzw. zuschauen, in meinem Fall. Die Gespräche drehen sich um Wasserfilter, Gamaschen, Zeltunterlagen, Kletterhandschuhe, Bunsenbrenner, Instantkakao und Hackschnitzel. Auch in Diskussion: das Buch How to shit in the woods (harhar, das heißt wirklich so). Als die vollgepackten Rucksäcke (jeweils circa 17 Kilo schwer) dann erstmals ausprobiert wurden, sagte jemand zu mir, ich würde total verständnislos dreinschauen, wie man sich sowas freiwillig antun könne. Und ich so: Ja ich habe leider kein Pokerface. Harhar.

Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Falls mein Blog in der nächsten Zeit irgendwann down sein sollte oder ich nichts mehr poste, wäre das nur den Umständen geschuldet. Ich habe nämlich vorübergehend auch keinen IT Support, sollte hier irgendwas zusammenbrechen, was ich nicht selbst wieder reparieren kann harhar. Ich hoffe es natürlich nicht. Jedenfalls habe ich dann nicht aufgehört zu schreiben – wie könnte ich, es dient meiner seelischen Balance; sondern mache in dem Fall nur gerade eine unfreiwillige Pause.

E-Bow the Letter

Apropos Patti Smith, auch wenns konstruiert klingt: ich habe in den letzten Tagen und Wochen immer wieder einen Song gehört, der gleichzeitig eh der einzige Song ist, den ich von ihr kenne, nämlich E-Bow the Letter. Eigentlich ist es ein REM Song, Smith singt hier die Backing Vocals und wurde von der Band als große Einflussgröße genannt.

Der Song war die erste Single aus dem REM Album New Adventures in Hi-Fi aus dem Jahr 1996 und als solche völlig ungeeignet. Weil sie ist ur lang, über fünf Minuten, sperrig und er hat halt auf keiner Ebene das Zeug zum Ohrwurm, was ja die erste Single schon immer haben sollte, wenn man nach den Pop-Markt-Gesetzmäßigkeiten geht. Das Video ist ebenfalls sehr Arthouse (verwackelt, unscharf, etc) und es geht viel ums (Weg)Fahren und unterwegs sein.

Ich mag E-Bow the Letter aber immer schon sehr gerne, weil der Song etwas tut, was ich total schätze. Und zwar, komplett unmusikwissenschaflich erklärt: Die Musik macht das eine, der Sänger (hier Michael Stipe) singt irgendwie daneben vorbei und in diesem Fall gibt es eben noch Patti Smith, die auch wiederum ihr eigenes Ding macht. Es ist niemals ein Zusammenspiel von mehreren Komponenten, sondern ein parallel geführter Alleingang, jeder könnte gefühlt auf einem anderen Planeten sitzen, wenn man so will, es ist aber trotzdem stimmig.

Ich hab jetzt recherchiert und Stipe hat den Song für den verstorbenen Schauspieler River Phoenix geschrieben, mit dem er befreundet war. Es ist ein frei assoziierender Brief und der “E-Bow” ist, habe ich auch erst jetzt herausgefunden, ein Zusatzgerät bei einer E-Gitarre, das die Saite in elektromagnetische Schwingungen versetzt und damit einen lang anhaltender Ton erzeugt. Also quasi ein Brief, der schwingt, vielleicht?

Der Text ist irrsinnig schwer zu dechiffrieren, man könnte sagen, Stipe philisophiert über Sucht und Ruhm und Sinn. Er erschuf hier die extrem strange, aber auch interessante Zeile: “This fame thing, I don’t get it. I wrap my hand in plastic to try to look through it” Diese Zeile spürt man eher, als man sie versteht. Er singt auch, sehr berührend: “I wear my own crown of sadness and sorrow” und er stellt fest: “Aluminum tastes like fear.” Alles irgendwie eigenartig, aber wirklich schön.

Der Wiener Kreis

Weil ich in der Nähe war, habe ich mir gleich die Ausstellung Orte des Wiener Kreises in der Wienbibliothek im Rathaus angesehen.

Ich dachte, das wird wieder so eine Mini-Ausstellung wie Karl Kraus vor einem Jahr, tatsächlich ist diese aber doch eine Spur umfangreicher und auch ansprechender gestaltet. Es gibt einen eigenen “Ausstellungsgang”, aka Kabinett, den man selbstständig abgehen kann, auch mit audiovisueller Unterstützung. Insofern empfehlenswert, wenn man in der Gegend ist und ein bisschen Zeit mitbringt.

Überraschend war für mich, hier auch die Musikerin Patti Smith zu sehen, die auf der Philosphenstiege der Hauptuni, wo Moritz Schlick, der Gründer des Wiener Kreises, 1936 erschossen wurde, eine Meditation ihm zu Ehren abgehalten. Eine Verbindung der beiden ist irgendwie skurill, die Google KI weiß gar nichts davon harhar, aber Smith hat tatsächlich sogar einen Kurzfilm über diese “Begegnung” mit Schlick gedreht.

Bei der Ausstellung werden, Nomen est Omen, die Orte porträtiert, an denen der Wiener Kreis tätig war. Es gibt in der Ausstellung dementsprechend verschiedene Sektionen wie unter anderem die Universität selbst, die Boltzmanngasse 6, wo das Mathematikinstut beheimatet war, das Kaffeehaus an sich (siehe auch Kaffeehausliteraten), die Privatwohnungen, das Palais Epstein und das Volksheim in Ottakring – alles Orte, an denen sich die Wissenschafter regelmäßig getroffen und ihre Gedanken ausgetauscht haben. Der Wiener Kreis wurde übrigens so genannt, um positive Assoziationen zum Beispiel zum “Wiener Walzer” zu evozieren.

Nebenbei wird auf vielen Schautafeln erklärt, worum es dem Wiener Kreis eigentlich ging, was aber schon eine recht komplexe Materie ist. Grundsätzlich verband die Teilnehmer “(…) der Versuch einer Verwissenschaftlichung der Philosophie mit den Mitteln der modernen Logik und das Bekenntnis zu den Werten der Aufklärung” (siehe wikipedia)

Viele, nicht alle, Protagonisten des Wiener Kreises wollten auch das Wissen quasi demokratisieren und unterstützen das Entstehen von Volksbildungsstätten und die Entwicklung von Volkshochschulen.

Der harte Kern des Wiener Kreises umfasste 19 Personen, interessant dabei war, dass auch Studenten und verhältnismäßige viele Frauen Teilnehmerinnen bei den Treffen waren.

Die Ausstellung wird sehr lebendig durch die Tagebuchaufzeichnungen einiger Teilnehmer wie Rudolf Carnap und Kurt Gödel, die über die Zusammenkünfte berichteten. Carnap notierte zum Beispiel: “Wittgenstein scharf gegen Popularisierung der Wissenschaft. Waismann dafür aufgrund seiner Volksheimerfahrung. Nachher beide gegen Okkultismus, Wittgenstein sehr heftig ” Und Gödel philosophierte: “Je mehr ich über Sprache nachdenke, desto mehr wundert es mich, dass die Menschen sich je verstehen”

Eine gewisse menschliche Note erhält das Ganze auch durch ein Zitat von Karl Popper, der dem Wiener Kreis nicht angehörte, allerdings, wie er sagte, nicht aus Ablehnung, sondern: “Tatsache ist einfach, daß Schlick mich nicht eingeladen hat, an dem Seminar teilzunehmen. Das war nämlich die Form, in der man Mitglied des Wiener Kreises wurde.” Irgendwie interessant, dass es in allen Gesellschaftschichten und quer durch die Bildungsniveaus Ressentiments und auch ein gewisses “Gatekeeping” gibt.

Letztendlich wurde der Wiener Kreis durch das Emporkommen der NSDAP und der Emigration vieler Proponenten langsam ausgehöhlt. Das Ende fand die Gruppe, wie gesagt, in der Ermordung von Moritz Schlick.

Funny Games

Ich habe bisher noch keinen Michael Haneke Film gesehen. Ich weiß, es ist arg, sich als Cineastin zu bezeichnen und Haneke zu boykottieren, weil man auf gewisse Weise Angst vor seinem Werk hat. Gestern habe ich es aber doch, mit viel Unwohlsein, endlich gewagt, weil im Arthouse Kanal gerade Funny Games läuft.

Funny Games erzählt die Geschichte einer gutsituierten österreichischen Familie, bestehend aus Mutter Anna (Susanne Lothar), Vater Georg (Ulrich Mühe) und dem Sohn Georg junior, genannt Schorschi (Stefan Clapczynski). Sie fahren mit dem Hund in ihr Landhaus, um ein paar unbeschwerte Sommertage zu verbringen, Golf zu spielen, und Ausfahrten mit dem Boot auf dem nahegelegenen See zu unternehmen. Die befreundeten Nachbarn, die sie beim Ankommen treffen, haben offensichtlich Besuch von zwei jungen Männern Peter und Paul. Peter (Frank Giering) kommt schon kurze Zeit später bei der Familie vorbei, um sich im Auftrag der Nachbarn Eier zu borgen, doch dabei handelt es sich nur um einen Vorwand, tatsächlich hat er ein ganz anderes Ansinnen…

ACHTUNG MASSIVE SPOILER

Nachdem ich jetzt also endlich diesen Film gesehen habe, habe ich eigentlich nur eine dringende, aber, wie ich finde, sehr sachliche und wohlreflektierte Verständnisfrage: Was soll dieser kranke Scheiß? Harhar.

Gut, der Fairness halber möchte ich sagen, dass man diese Frage auch Clockwork Orange von Stanley Kubrick stellen könnte. Einem Film, den ich extrem schätze (lieben kann man bei dem Thema kaum sagen), und, der meine unmittelbare Assoziation zu Funny Games war, weil es da wie dort um extrem gewalttätige Home-Invasions geht. Aber als ich Clockwork Orange zum ersten Mal gesehen habe, war ich erheblich jünger, habe, glaub ich, noch mehr ausgehalten und war von Beethoven abgelenkt (bei Haneke ist es Händel). Kubrick hat zwar einen ähnlichen Ansatz, macht aber aus der Problematik skrupellose, wahnsinnige, weiß gekleidete (!) junge Männer, die Gewaltorgien veranstalten, dann doch etwas völlig anderes. Clockwork Orange ist artifiziell überhöht und für mich auch irrsinnig ästhetisch. Der Film wirbelt die Frage nach Schuld und Sühne so komplett durcheinander, dass man am Ende erstmal nicht weiß, wo oben und unten ist.

Das ist bei Haneke anders. Funny Games ist sehr naturalistisch, extrem langsam erzählt, und Fragen werden innerhalb dieses Settings im Prinzip nicht gestellt. Die Fragen gehen nach außen. Man kann Funny Games als Versuchsanordnung sehen, im Sinne von: Ist es nicht das, was wir als Zuseher im Kino sehen wollen, ungeschminkte Brutalität und Gewalt? Sollten wir, wären wir bei Verstand nicht aufspringen, unseren Unmut äußern und diesen Film schon im Ansatz boykottieren? Macht es uns nicht zu Komplizen der Täter, wenn wir einfach gar nichts tun, außer weiter zuzusehen? Auf dieser Ebene funktioniert Funny Games tatsächlich zumindest als Experiment ganz gut. Andererseits könnte man aber auch sagen, Haneke spielt sich als moralische Instanz auf, sein Film macht aber dann formal auch nichts anderes als das von ihm kritisierte.

Tatsächlich haben mir bei Funny Games die, eher seltenen, subtilen Elemente am besten gefallen. Gleich ganz zu Beginn etwa, als die Familie in ihrem Domizil ankommt und über den Zaun hinweg mit den Nachbarn redet. Die Nachbarn verhalten sich körpersprachlich und in ihrer Art zu sprechen so eigenartig, dass das auch für den Zuseher ganz merkwürdig erscheint. Anna und Georg artikulieren diese Beobachtung und suchen die Schuld gleich mal bei sich. Sind die Nachbarn sauer, haben sie selbst vielleicht etwas falsch gemacht? Tatsächlich, und das merkt man dann im weiteren Verlauf des Filmes, haben Peter und Paul einfach zu diesem Zeitpunkt die Nachbarn schon in ihrer Gewalt, tun das, was sie bald darauf mit Anna, Georg und Georg Junior machen werden, nämlich kranke “Spiele” spielen. Die Vorstellung finde ich jedenfalls extrem unangenehm, dass niemanden geholfen werden kann, obwohl die anderen ja noch “frei” waren. Und: Während Peter irgendwie ein Komplexler ist, der gefühlsmäßig in diese “Sache” irgendwie hineinstolpert, ist Paul (Arno Frisch) das personifizierte Böse und das macht er sehr gut.

Haneke hat zehn Jahre später eine US Version dieses Filmes gedreht, die offenbar Szene für Szene komplett gleich aufgebaut ist, nur eben mit amerikanischen Schauspielern, warum weiß ich nicht.

Zum Abschluss eine Überlegung, die ein letterboxd User angestellt hat, und sie ist nicht ganz unberechtigt: “Has Michael Haneke ever experienced a positive emotion in his life?” Harhar.

Privileg

Letztens saß ich eine Stunde auf einer Parkbank am Rennweg, weil ich warten musste. Und ich ließ alle Gefühle und Assoziationen zu diesem Ort, vielmehr dieser Gegend geschehen.

Daran musste ich auch denken. Aber es war nicht dunkel. Es war ganz hell.

Frühstück Interspar

Ein weiterer Bericht aus der beliebten Rubrik Frühstücken mit Almi. Diesmal: Beim Interspar mit M. Obwohl wir beide ein gewisses Rewe Naheverhältnis haben harhar. Unbezahlte Werbung.

Der Interspar bietet in manchen seiner Filialen ein Frühstücksbuffet an, in der Regel von 8.00 bis 10.30 Uhr. Man sollte vorher recherchieren, denn wir wollten eigentlich in die Niederhofstraße gehen – wie üblich zieht auf der Fahrt dahin mein Leben an mir vorbei – dort gibt es zwar Frühstück, aber nur ein kleines. Also sind wir nach Alt Erlaa weitergefahren, wo es viel Platz zum Sitzen gibt und wo es gemütlich ist. Auch draußen könnte man Frühstücken, aber es herrschte gerade wieder mal Höllensommer und es war zu kühl dafür.

Das Buffet kostet mit einem Heißgetränk 11,90 Euro, was sehr fair ist, weil die Auswahl ist wirklich ziemlich groß, im Prinzip wie bei einem Hotel. Diverser Schinken, Käse, Tomaten, Gurken, Eier in jeder Form, Speck, mehere Marmeladen, Aufstrich, Butter, Honig, Früchte, Müsli, Säfte, diverses Gebäck. Da wurde ich fast nostalgisch, denn mein letzter Urlaub/Hotelaufenthalt ist schon viele Jahre her und auch wenn mir Reisen nicht abgeht, fand ich beim Frühstücksbuffet zu sitzen und Leute zu beobachten, während ich mir Croissant um Croissant gegönnt habe, schon immer super, harhar.

Die schon etwas reduzierte Auswahl an Obst, Müsli, Fruchtsalat und frischgepresster Orangensaft

Nun bin ich ja eine ziemlich lausige Frühstücksbloggerin, weil ich nämlich zwei Stunden angeregt mit M. plaudere, anstatt zu Dokumentationszwecken irgendwelche Fotos zu machen. Habe ich um 10.25 dann noch schnell nachgeholt.

Wir sind dann noch bis nach 12 Uhr – unter dem Eindruck diverser Essensgerüche – einfach sitzen geblieben, da gehts dann erst richtig los, weil es bei Interspar auch ein Mittagsmenü gibt, das offenbar sehr beliebt ist.

Fein wars!

22 Bahnen

Der Roman 22 Bahnen der deutschen Autorin Caroline Wahl wurde 2023 medial enorm gefeiert, ich habe von einigen Menschen sehr positives darüber gehört und auf Amazon gibt es hunderte begeisterte Leserrezensionen. Ich glaube, da ist es ok, wenn ich sage: Das Buch hat mir jetzt gar nicht einmal so gut gefallen. Aber wie Philipp Tingler bei den TDDL sagte, Literaturkritik muss mehr leisten als die eigene Befindlichkeit über einen Text zum Ausdruck zu bringen und so möchte ich das hier versuchen.

22 Bahnen handelt von der jungen Frau Tilda, einer Mathematikstudentin und ihrer zehnjährigen Schwester Ida. Tilda ist die Ersatzmutter von Ida, da die wirkliche Mutter schwer alkohlkrank ist und sich nicht nur nicht um ihr Kind kümmert, sie gefährdet ihre kleinere Tochter auch mit ihrem mitunter aggressivem Verhalten und ist, qua Sucht, generell ziemlich verantwortungslos: Stichwort Topf auf dem eingeschalteten Herd vergessen. Tilda, die nebenbei an der Supermarktkassa arbeitet und zum Frustabbau Schwimmen geht (22 Bahnen!) sorgt dafür, dass Ida überlebt. Nebenbei gibt es noch den Russen Viktor, der Tilda interessiert und seine eigene tragische Lebensgeschichte im Gepäck hat…

Also erstmal: Das ist mir einfach too much. One tragic event at a time! Harhar. Ich finde, es wird auch zu beliebig, wenn man parallel mit mehreren Personen mitfühlen soll. Zumal das Zentrum der Tragödie, die suchtkranke Mutter, für sich schon nicht besonders gut ausgearbeitet ist. Es werden eine Menge an Alkohliker-Klischees abgearbeitet, die auch Menschen geläufig sind, die mit Alkoholismus noch wenig in Berührung gekommen sind, und das macht mich misstrauisch, weil die Autorin, die sich eines solch großes Themas annimmt, mehr darüber wissen sollte als ich. Es fehlt außerdem die ganze Hintergrundgeschichte. Wieso hat sich das alles so entwickelt? Was für ein Mensch ist diese Mutter? Warum hat sie diese Wahl getroffen? Ich verstehe zwar, dass Tilda sie auf gewisse Weise hasst, aber auch das ist mir zu eindimensional. Es ist für mich immer wesentlich interessanter, wenn Texte die Ambivalenz einer Situation wiedergeben und nicht nur auf die offensichtlichen Reflexe rekurrieren.

Die Beziehung der beiden Schwestern zueinander ist für mich das Kernelement des Romans und der Teil, der noch am besten funktioniert. Allerdings gibt es auch da die typischen Coming of Age Roman Tropen: Das kleine, künstlerisch-begabte, altkluge Mädchen hier, die wilde, emotional beschädigte, aber kämpferische, junge Frau dort. Und dann schauen sie sich auch noch gemeinsam Die Tribute von Panem an, was – minus der Abstraktionsebene – ein direktes Vorbild für 22 Bahnen zu sein scheint. Viktor wiederum ist (natürlich, Russe, er hat die ganze Dostojewski Schwere im Rücken!) emotional unzugänglich, wenn es darauf ankommt aber dann doch auch warmherzig und pragmatisch-anteilnehmend, und das ist mir einfach auch zu sehr Retter-in-der-Not und Märchenprinz. Das würde ich zumindest ein bisschen ironisieren, wäre ich die Autorin.

Auch auf sprachlicher Ebene konnte ich persönlich nicht anknüpfen, es ist halt recht flapsig-rotzig geschrieben und dafür bin ich zu alt. Ziemlich gut hat mir aber ein erzählerischer Kniff gefallen, bei dem immer aufgezählt wird, was vor Tilda so am Supermarktkassenband liegt und wie Tilda die Produkte analysiert und auf die Person rückschließt, die diese Sachen eben gerade gekauft hat. Das hatte für mich mehr Tiefgang als praktisch alles andere in diesem Roman. Schließlich kam mir der Gedanke, dass 22 Bahnen im Grunde ein okayes Jugendbuch wäre oder ist, das einfach über Gebühr zur Offenbarung der neuen deutschen Literaturszene hochgejazzt wurde und dem dieser Ballast, meiner Meinung nach, nicht guttut.

Und ja, that’s it. Bin jetzt auf den Film gespannt.

Teamchefs

Stell dir vor, du bist 20 Jahre Red Bull Team Teamchef, hast sechs Konstrukteurs- und acht Fahrertitel gewonnen, dein Team hat 124 Rennsiege zu Buche stehen, du warst der Boss von Sebastian Vettel und Max Verstappen, die mit deinem Team mehrfach Weltmeister wurden etcetera und der Hollywood Reporter macht nach deiner doch ziemlich überraschenden Kündigung das daraus:

Also 1) Ehemann, 2) Star einer Dokuserie, 3) Beiläufige Erwährung deines eigentlichen Jobs. Ich frage mich, ist das ironisch gemeint, so auf die Art, deine Frau ist trotzdem der Weltstar oder ist das die Aufzählung in absteigender Form, nach den Komponenten, für die Horner eben bei einem US-amerikanischen Publikum bekannt ist?

Eine Freundin schrieb mir dann: “Ich mochte den eh nie. Und du?” Es kommt selten vor, aber ich hab da echt keine Meinung. Harhar.

Ich mag als Teamchef Toto Wolff gern, der jedesmal zwei Stunden extrem stoisch das jeweilige Rennen verfolgt, egal was passiert. Manchmal zuckt er aber auch aus und schmeißt sein Headset auf den Boden, vor Wut. Und ich mag sein Englisch mit diesem echt breiten Wienerisch drinnen. Hab mal zum Kind gesagt, dass Wolff genauso Englisch spricht wie ich, also vom Akzent her, und das Kind darauf: “Der spricht schlechter als du!”, harhar na dann.