gerade fertiggelesen: lichtjahre von james salter. minimale spoiler – nicht mehr als der klappentext ohnehin verrät – können folgen.
lichtjahre ist kein wissenschaftliches werk, dennoch beschreibt die astronomische definition den plot des romans ziemlich genau. ein lichtjahr ist demnach "eine strecke, die eine elektromagnetische welle wie das licht in einem julianischen jahr im vakuum zurücklegt." die ehe von viri und nedra, einem gutsituierten ehepaar aus new york, durchlebt eine reihe von solchen lichtjahren. ihr leben besteht aus opulenten abendessen mit freunden, landpartien, weinverkostungen, viel zeit am meer und auf reisen, familiärer idylle mit kindern und hund. aber nach dem goethe’schen motto "nichts ist so schwer zu ertragen wie eine reihe von guten tagen" scheitert ihre beziehung schließlich gleichermaßen an langeweile wie auch an perspektivenlosigkeit – wenn nicht sogar an der sinnfrage.
der roman ist eine aneinanderreihung von alltagsepisoden des paares. begegnungen mit anderen – oft interessanten und verschrobenen personen – bringen witz und ironie in die lektüre. es passiert – sieht man von affären ab – nichts sonderlich spektakuläres, salter ist nicht john irving. salter ist aber ein sehr präziser beobachter, dem es gelingt, athmosphäre zu erzeugen. seine sätze sind oft wunderschön poetisch: "er liebte die einzelheiten ihres lebens" oder "der tag war bereits erfüllt von einem flachen italienischen licht, als würden die türen eines theaters am morgen geöffnet."
hat man keiner sensationellen handlung zu folgen, liegt der fokus auf der sprache, auf formulierungen. was nicht heißen soll, dass man sich in dem fall einer sehr stark manierierten sprache bedienen muss oder sollte. es ist nicht nötig, diffuse wortneuschöpfungen vorzunehmen, um auf sich aufmerksam zu machen (wie etwa robert schneider in die luftgängerin darüber sollte ich vielleicht auch mal bloggen). salter bleibt schlicht und berührend: "es gab momente, in denen sie alles zu offenbaren schien". oder "das leben besteht aus wetter. das leben besteht aus mahlzeiten." oder: "sie war immer sehr schnell freundlich, schnell und leicht oder überhaupt nicht." oder auch: "man wird zwischen dem, was man nicht tun kann, und dem, was man tun muss, zerrieben."
ich mochte es so sehr, dass ich mir als zweites buch von salter letzte nacht bestellt habe.