almis personal blog

Neustart

Normalerweise ist der Jänner ja eher ein ereignisloser Monat, das neue Jahr ist noch nicht so richtig in Schwung und man selber auch nicht. 2022 bildet da für mich eine Ausnahme. Ich habe in diesem Jahr schon einige Dinge gemacht, die mich herausgefordert, die mir Angst gemacht, die mich belastet und dann auch wieder bestärkt haben. Kaum zu glauben, was alles in gerade mal drei Wochen passiert ist.

Jedenfalls weiß ich nicht: liegt es am Alter oder an der Pandemie, an der Politik, an dem, was man mittlerweile täglich in den Medien hört, an den Wechseljahren oder was auch immer, aber erstmals in fast 46 Jahren habe ich einen Zustand einer quasi allumfassenden Wurschtigkeit erreicht. Wo ich mich jahrelang andauernd in Frage gestellt habe, mir alles zu Herzen genommen, mir Sorgen gemacht, die Schuld oft bei mir gesucht und dann auch versucht habe, es allen Recht zu machen, hat mich dieses neue Jahr und Begleitumstände gelehrt: es geht sich nicht mehr aus. Ich höre damit jetzt auf. Es ist mir egal, wer was warum über mich denkt, ich höre auf, mich permanent zu rechtfertigen und zu entschuldigen, ich leb jetzt einfach mein Leben.

Es war natürlich nicht nur dieses neue Jahr, sehr viel habe ich auch bereits im letzten Jahr reflektiert, ich habe beruflich in Access Conciousness hineingeschnuppert, ich habe angefangen aufzuschreiben, was mich glücklich macht, wie ich schnell in einen Zustand innerer Zufriedenheit komme, ich habe Youtube Videos zu Persönlichkeitsentwicklung geschaut und ich habe Menschen kennengelernt, die mir neue Perspektiven gezeigt haben. Gleichzeitig hab ich mit Twitter (das ich mal geliebt habe) und den meisten anderen sozialen Medien aufgehört, ich habe aufgehört ORF (der mich langsam aber sicher wahnsinnig gemacht hat) anzuschauen, meinen generellen Medienkonsum beschränkt und vor allem hab ich einem Menschen geglaubt, der mir sagt, dass ich richtig bin so wie ich bin, und der in der Nacht meine Hand hält, wenn ich unruhig werde.

Fast 46 Jahre hab ich für diese Erkenntnisse gebraucht, das hat so gesehen eh relativ lange gedauert und ich bin mir auch sicher, dass ich in – sagen wir – zehn Jahren noch viel mehr über mich wissen und verstehen werde. Und ich bin sehr gespannt, was das sein wird. Einstweilen mache ich einfach weiter.

Anything for love

Meat Loaf ist gestorben.

Ja, das war eines der größten Rätsel der Musikgeschichte, was er denn genau meinte, im Text zu seinem größten Hit: I would do anything for love, but I won’t do that. Ok und was genau?

Damals 1993, als dieser Song veröffentlicht wurde, war gerade die große Zeit von MTV, man konnte rund um die Uhr Musikvideos schauen, was ich auch tat, wenn ich nicht gerade Mathematik lernte, weil es war leider auch die große Zeit meiner Mathematik Nachprüfung. Jedenfalls fragte sich der MTV Moderator, ich glaub, es war Hugo de Campos, was es denn wäre, was Meat Loaf nie machen würde: “Lose some weight, use a deodorant, stop driving the motorcycle in the house…?” Das fand ich ziemlich genial.

Aber jetzt 2022 wissen wir es leider immer noch nicht und Meat Loaf nimmt dieses Geheimnis mit ins Grab.

Disput

Heute fegte – quasi out of fthe blue – ein Schneesturm über Wien.

Ein Teenie wollte daraufhin mit seinem E-Roller durch die Gegend düsen, weil bei Schönwetter kann ja jeder. Eine Mutter wollte gerade mal fünf Minuten die Augen schließen, stattdessen musste sie eine halbe Stunde diskutieren, warum Rollerfahren bei Schnee und Glätte vielleicht gar keine so gute Idee wäre.

Die Highlights: Es ist so unfair, wieso muss sich ein 14-jähriger was von einer Frau im vorgerückten Alter sagen lassen, es ist doch sein Leben und seine Entscheidungen und eigentlich müsste er gar nicht fragen, sondern könnte einfach gehen bzw fahren. Und nie wird ihm was erlaubt und es ist eigentlich gegen die Menschenrechte. Danach noch Geplänkel darüber, dass man beiderseits den dringenden Wunsch verspürte, der Teenie würde bald 18 werden und könnte sich dann eigenverantwortlich den Hals brechen.

Also immerhin noch einen Konsens erzielt, harhar.

Song Intros

Der kanadische Musikjournalist Eric Alper hat wieder eine interessante Frage gestellt und zwar:

Hier geht es also nicht um die Opening Lyrics, sondern um die Musik selbst. Als erstes fällt mir da sofort Map of Problematique von Muse ein. Dieses gut 50 Sekunden lange Intro, ist quasi sowas wie ein Song im Song. Speziell der Anfang erinnert mich sehr an Depeche Mode. Wenn Matt Bellamy dann zu singen anfängt, ist das zwar gut, aber besser als das Intro kann der Song eigentlich nicht mehr werden.

Ganz toll find ich auch das – eher kurze – Intro von All Along the Watchtower von Jimi Hendrix. Im Gymnasium habe ich mal ein Referat über Hendrix gehalten, bei dem mich die Hälfte der Klasse verständnislos angeschaut hat, die andere Hälfte total begeistert drüber war und natürlich wesentlich bessere Hendrix-Kenner als ich, die dann mit mir Fachgespräche führen wollten, zu denen ich nicht wirklich imstande war. Ich hatte halt damals einen Gitarristen als Freund.

Das Intro zu Something happened on the way to heaven ist tatsächlich das beste an diesem Phil Collins Song, so richtig episch, man denkt, nun kommt wohl großartiges auf einen zu, aber dann wirds doch eher eine Standard-Radio Nummer, von denen Collins schon bessere geschrieben hat, meiner Ansicht nach. Im Gegensatz zu Papa don’t preach von Madonna. Das Intro dazu ist sehr gut, aber der ganze Song mit seiner “Ungeplante Schwangerschaft, aber ich steh dazu”-Attitüde ist ein Kult Klassiker, der in der Popkultur tatsächlich oft zitiert wurde, beispielsweise in der Serie Friends, als Rachel Phoebe bittet, dabei zu sein, wenn sie ihrem Vater sagt, dass sie schwanger ist und sie Rachel fragt, warum sie es ihm denn noch nicht gesagt hätte. Rachel antwortet: “Because I know he’s gonna flip out and I hate it when he gets angry.” Und Phoebe dann: “Rachel, this is all so Papa don’t preach

Ok, zurück zu guten Song-Intros. Da fällt mir noch Suburbia von den Pet Shop Boys ein, weil es so gut die Stimmung von Vorstädten, mit dem Hundegebell und der allgemeinen Unruhe, inmitten der Tristesse gut einfängt. Ich liebe auch das Intro von My Sweet Lord von George Harrison bzw. den Beatles. Der Song ist sehr repetitiv und religiös verbrämt, was sicher nicht jedermans Sache ist, aber gegen das Intro kann man nichts haben. Und als letztes für heute will ich noch Sweet Child of Mine von Guns N’ Roses erwähnen. Ich bin wirklich gar kein Guns N’ Roses Fan, aber das Intro find ich wirklich sehr schön – bis dann Axl zu singen anfängt, harhar.

Jänner!

Der Jänner ist fast noch ereignisärmer als der November und schier endlos. Auf Twitter hat vor Jahren mal jemand geschrieben: Genießt den Jänner, er dauert so lange wie dann gefühlt das restliche Jahr harhar. Ich mag ihn aber gerne.

Donaufeld im Morgengrauen

Mein Samstagsritual ist einkaufen bei Billa plus – ich glaube, noch niemals hat ein Rebranding bei mir so gut funktioniert – damit verbunden ein langer Spaziergang im Donaufeld, danach bisschen Bürokram, Badewanne, interessante Youtube Videos schauen.

Dabei sah ich was Gutes von der Politikwissenschafterin Ulrike Guérot, zum doch relativ aktuellen Thema, mit wem darf man demonstrieren gehen. Guérot sagt: ” Enzensberger hat schon in den 80er-Jahren gesagt, Beifall von der falschen Seite ist nicht nur das falsche Argument, es ist das totalitäre Argument. Warum? Wenn ich nichts sagen darf, was die AfD sagt, oder etwas sage, was die AfD auch sagt, dann sozusagen unter dem Verdacht steht, dass man gleich AfD ist. Dann lässt man sich von anderen aufzwingen, was man zu denken hat.” Guérot sagt für mich oft sehr nachvollziehbare Dinge.

Am Abend dann zum wiederholten Mal vom Schottentor ausgehend die ganze Innenstadt mit M. durchquert, bis zum Rochusmarkt. Einen Swing Kitchen Burger gegessen, der tatsächlich vegan ist, aber zumindest beim ersten Mal wie ein “echter” Burger schmeckt, fast ist mir die Tomate wie Speck vorgekommen, was man sich alles einreden kann harhar, und dann noch beim DO&CO einen Kaiserschmarren to go erstanden und einen Capuccino getrunken. Am Kohlmarkt ist alles noch ganz golden und die rote Zone in der Rotenturmstraße ist ebenfalls noch aktuell, obwohl Weihnachten vorbei ist. Ich finde das gut, schließlich ist Jänner auch der (zumindest gefühlt) dunkelste Monat.

Time for Gold am Kohlmarkt
Time for Red auf der Rotenturmstraße

Weil ab heute ja wieder Schule ist, was tägliches Aufstehen um halb sieben bedeutet, sind wir am Sonntag extra lang im Bett geblieben. Danach war ich Zeitungen holen (auch so ein Ritual), während er das Frühstück macht und ab 14 Uhr wurde dann eben gefrühstückt – oder eher gebruncht. Mit Lachs und Ei und Kaffee und Saft und Marmelade. Und mit meinem Weihnachtsgeschenk, um noch ein kleines bisschen stilvoller Obst zu essen.

Und dann nochmal ein Bummel durch die Stadt.

AJLT – und weiter gehts

Nach mittlerweile fünf Folgen And Just Like That sagt die IMDB Bewertung 5,4 – was doch ziemlich schlecht ist. Ich finde aber, es wird doch besser als die ersten beiden Folgen befürchten ließen.

SPOILER!

Allerdings ist das Altersthema immer noch allgegenwärtig, die Serie umgibt nach wie vor eine leicht geriatrische Aura. Letztens war Carrie ihre Hüfte operieren. Zwar aufgrund eines angeborenes Leidens, aber wie Miranda sagt: “Hip as an adjective is young, but hip as a noun is kind of old.” Woraufhin Anthony bemerkt: “If we are being honest: hip as an adjective is knocking on the nursery door too.”

Nach der OP ist Carrie fast bewegungsunfähig und muss zur Toilette gebracht werden. Während Charlotte sie also dahin schleppt, sagt sie zu ihr – Achtung Metaebene! – “This is a very special episode of Friends – The One where they lower her to the toilet” Harhar, das war schon witzig.

Meine subtile Lieblingsszene der Folge ist aber die, in der Charlotte und Harry die Schule ihrer Tochter verlassen, wo Rose sich gerade als non-binär deklariert hat, weswegen die Goldenblatts dort ein sehr “wokes” Gespräch mit Lehrerin und Schulpsychologin hatten. Und während sie so durch die Gänge gehen, hört man eine Klasse Life on Mars von David Bowie in einer Chorversion singen: And the stars look very different, today…

New years day

Der gestrige Neujahrstag gestaltete sich als sehr guter Start ins neue Jahr.

Um 0.30 bin ich mit der S-Bahn von Floridsdorf losgefahren und nachdem ich dasselbe auch die Jahre zuvor gemacht habe kann ich sagen: Im Jahr 2020 war soviel los beim Praterstern, dass es mir fast nicht mehr gelungen ist, in Wien Mitte auszusteigen. Im Jahr 2021 war ich alleine im Zug, ich glaube, es war damals die Gastro komplett geschlossen. Und heuer sind am Praterstern zumindest eine Handvoll Menschen zugestiegen. Aber nicht weiter der Rede wert. Von Wien Mitte aus sind wir dann in die Herrengasse weitergefahren und durch die Innenstadt wieder zurück nach Wien Mitte gebummelt. Auch in der Stadt war für eine Silvesternacht nicht wahnsinnig viel los, gerade vorm Stephansdom etwas mehr, aber in den Seitengassen war man ganz alleine.

Nach dem Ausschlafen gab es dann einen späten Brunch mit selbstgemachten Brötchen, sogar die Mayo war selbst hergestellt und es war soo gut. Dazu noch etwas Sekt.

Am Abend, als ich wieder in Flodo war, hab ich mir The Lost Daughter angeschaut. Das dazugehörige Buch von Elena Ferrante hab ich bereits gelesen, als ich gehört hatte, dass Maggie Gyllenhaal die Regie zu der Verfilmung geführt hat und, dass diese auf Netflix laufen wird. Das ist ja immer heikel bei Literaturverfilmungen, wenn man zuerst das Buch liest, aber umgekehrt ist es auch doof, aber nun behaupte ich mal kühn, dass es bei diesem Werk tatsächlich egal ist. Die Verfilmung ist ausgesprochen gut, sehr nah am Buch, aber gleichzeitig sehr eigenständig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass auch das Buch nicht unbeding sehr viele Antworten gibt.

Mehr dazu dann bald in meiner Jänner Kolumne für Uncut.

Aber eines möchte ich dem Presse Rezensenten Andrey Arnold schon jetzt ausrichten: Leda, die Protagonistin, ist 48 Jahre alt. Er bezeichnet ihre Krise als “Selbstfindung im Alter“. Vielleicht liegt es daran, dass ich nur etwas mehr als zwei Jahre jünger bin, aber lieber Herr Arnold: WTF?!

To whom it may concern

Ein ganzes Jahr pauschal als gut oder schlecht zu klassifizieren, das ist mir immer schon schwer gefallen, weil es das Leben in seinen vielfältigen Facetten einfach nicht abbildet. Schwierige Jahre “auf dem Papier” sind für einen persönlich nicht immer (nur) solche.

Ich habe hier am Blog versucht, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen als den offensichtlichen, denn ich bin der Meinung, dass die fortwährende Konzentration auf Bedrohungsszenarien die vielleicht, eventuell – man weiß es nicht so genau – eintreffen werden, einen langfristig krank oder zumindest unglücklich macht. Und die Zeit, in der man sich sorgt, die gibt einem niemand wieder. Ich kann das auch deshalb so sagen, weil ich vor vielen Jahren tatsächlich eine Therapie wegen Angstzuständen gemacht habe. Übersteigerte Angst – das sage ich ganz bewusst als jemand, der ganz und gar nicht frei davon war und manchmal auch noch ist – ist niemals ein guter Begleiter oder Ratgeber und sollte auch nicht zum bestimmenden Faktor im eigenen Leben werden.

Desweiteren halte ich es auch und gerade jetzt für wichtig, zu sich und seinen eigenen Werten und Überzeugungen zu stehen, zu seiner persönlichen Freiheit im Denken und im Handeln. Das gilt für jede Meinung, es steht mir nicht zu andere Ansichten zu be- oder gar abzuwerten. Ich habe meinen Medienkonsum stark eingeschränkt, auch den Konsum der sozialen Medien, weil ich das Gefühl hatte, dass wir auf eine gesellschaftliche Entwicklung zusteuern, in der andere uns sagen, was wir zu denken, zu fühlen, wie wir zu handeln haben.Das lässt sich nicht mit meiner Auffassung von Demokratie im großen und Selbstbestimmung im kleineren Sinn vereinbaren. Ich möchte jedem Menschen unvoreingenommen begegnen und Dinge, die mich nichts angehen auch als solche behandeln: als Dinge, die mich nichts angehen. Ich würde mir das auch mir gegenüber erwarten. Niemand sollte in einen Zustand gelangen, in dem er sich permanent rechtfertigen muss, in keine Richtung.

Das gesagt habend, hoffe ich, dass wir 2022 die Monothematik unserer Zeit hinter uns lassen können, und uns auch mal wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Das Jahr hat mich persönlich viel gelehrt, was ich alles nicht brauche. Und was mir fehlen würde, wäre es nicht mehr da. Vor allem, dass (für mich) nichts tröstlicher ist, als eine innige Umarmung und dass mich nichts mehr heilt, als die Nähe eines Menschen, dem ich alles sagen kann und der mich so nimmt wie ich bin. Ich wünsche jedem, dass er so einen Menschen hat. Für 2022 und immer.