gestern in willkommen österreich: die jugend hat immer weniger interesse an literatur, nur noch wenige lesen regelmäßig bücher. nun versuchen andere medien, die jugendliche für literatur zu begeistern – deshalb gibt es den neuen roman von daniel kehlmann ab sofort als klingelton.
das fand ich hübsch. christina stürmer und detlev buck waren amüsante und sympathische gäste. im gegensatz zu elizabeth t. spira in der letzten woche. ihre alltagsgeschichten – porträts über den "österreichischen kleinen mann" – genießen hierzulande fast kultstatus, auch unter manchen publizisten gelten sie als gelungene milieustudien. und sind tatsächlich zuweilen unfreiwillig amüsant, denn die menschen produzieren sich gerne vor ihrer kamera. oft angetrunken. singend. oft natürlich unreflektiert. und dementsprechend politisch unkorrekt bis manchmal jenseitig. spira gibt vor, dinge nur abzubilden. nicht bewusst menschen auszuwählen, um sie "vorzuführen".
im talk mit grissemann und stermann sieht man allerdings die annahme, dass es sich bei ihrer herangehensweise um billigen voyeurismus handelt, bestätigt. grissemann stellt als böser bulle die richtigen, subtilen, fragen, die gleichzeitig seine meinung über spiras arbeit relativ gut widerspiegeln. spira bemerkt das anscheinend nicht. natürlich, so spira, müsse sie die furchtbare kronen zeitung lesen, um zu wissen, was die leute, die sie interviewt ihr am nächsten tag erzählen werden. was nichts anderes heißt, als dass sie sich sehr weit von ihrem niveau herablassen muss, um die schicht der menschen zu erreichen, die ihre zielgruppe sind. also von wegen jeder könne vorkommen. selbstverständlich könne sie bei vielen ihrer interviewpartner schwer unterscheiden, ob sie nun angetrunken oder geisteskrank seien.
keine frage, differenzierte milieustudien zu drehen ist eine schwierige sache. allerdings sollte man als sendungsverantwortlicher zumindest versuchen, eine gewisse sachlich-ernsthafte haltung den menschen gegenüber einzunehmen, die man porträtieren will. ansonsten muss die frage erlaubt sein, was die sendereihe denn nun tatsächlich mit "volksbildung" (hierfür wurde spira ausgezeichnet) zu tun hat. dann nennt man das ding doch besser bei einem anderen, passenderen, namen.