no country for old man wurde 2008 mit vier oscars ausgezeichnet und zwar für das beste adaptierte drehbuch, den besten nebendarsteller (jarvier bardem), die beste regie und den besten film. der coen-brüder film straft menschen lügen, die meinen, nur ganz bestimmte, oscar-typische filme hätten das zeug dazu, als film des jahres auserkoren zu werden.
no country for old men ist alles andere als einer der typischen oscarfilme und das aus mehreren gründen. zunächst einmal ist der film sehr brutal. und zwar nicht auf eine kathartische art und weise, insofern, als diese gewalt einem höheren zweck dient oder die protagonisten irgendwas daraus lernen, sondern einfach so. die motive des killers anton chigurh (bardem) bleiben im verborgenen, er ist keine verlorene seele, die mordet, um etwas zu kompensieren, oder weil er so eine schwere kindheit hatte (vielleicht hatte er die, aber es spielt im film keine rolle), auf diese figur kann keine der herkömmlichen lesarten angewendet werden. die gewalt wird aber auch nicht ästhetisiert und zur kunst erhoben, sie ist rauh, unmittelbar und nicht stilisiert.
weiters ist der film relativ nüchtern erzählt: es gibt weder eine lovestory, noch sonstige leidenschaften oder großen emotionen. trotz der allgegenwart von gewalt erzählt der film auch nicht von hass. das land – schauplatz ist das gebiet um den rio grande – ist genauso karg, erbarmungslos und gleichgültig. selbst bei schußwechsel auf offener straße sind die kontrahenden immer allein. es scheint keine öffentlichkeit zu geben, die sich für derartige vorfälle interessiert, ein land eben, das nicht für ältere herrschaften geeignet ist.
der für die coen brüder so typische schräge humor fehlt über weite strecken, nur in einzelnen szenen blitzt er auf, ist aber auch dann viel dünkler als man ihn etwa aus werken wie fargo kennt, in dem sich die schwangere kommissarin (frances mcdormand) nach der rückkehr von diversen mordschauplätzen zu ihrem mann ins bett kuschelt. darüberhinaus passt sich no country for old man niemals den sehergewohnheiten des durchschnittszusehers an, obwohl der film linear erzählt wird. dafür wechseln die perspektiven in einer mitunter irritierenden weise. eine schlüsselszene des films – im mainstream kino wahrscheinlich der sorgfältig vorbereitete dramaturgische höhepunkt – findet in abwesenheit des zusehers statt. als würde man sich beim wm-finale gerade ein bier holen und das entscheidende tor verpassen.
der film ist hochkarätig besetzt: die zweitwichtigste rolle, neben javier bardem (1. spanischer oscarpreisträger ever), spielt tommy lee jones; er verkörpert einen sheriff, der sich eigentlich zu alt fühlt, um flüchtende zu jagen. er ist wahrscheinlich der einzige protagonist, der so etwas wie empathie und warmherzigkeit vermittelt. aber damit wirkt er auch wie ein fremdkörper, der da nicht hingehört und nicht hineinpasst. josh brolin und woody harrelson runden das gelungene ensemble ab.
die coen brüder haben nach dem oscar gewinn gesagt: "we’re really thrilled to have received it, and we’re very thankful to
all of you out there for letting us continue to play in our corner of
the sandbox, so thank you very much." well spoken!
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