almis personal blog

C’est La Vie

Heute habe ich 8 1/2 im Metrokino gesehen. Herrlich.

Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich in Erinnerung rufen, dass die absolut geniale und legendäre Tanzszene aus Pulp Fiction vermutlich auf 8 1/2 zurückgeht. Zumindest meiner Meinung nach. Wir erinnern uns: Mia Wallace (Uma Thurmann) und Vincent Vega (John Travolta) befinden sich in einem 50-Jahre-StyleCafe, wo ein Tanzwettbewerb ausgerufen wird. Mia will unbedingt die Trophäe gewinnen. Da ihr Ehemann Vincents’ Boss ist und ihm aufgetragen hat, alles zu tun was sie will, muss er tanzen – er sieht aber eh nicht unglücklich darüber aus.

Das war damals schon vorab die am meisten gehypte Szene von Pulp Fiction, weil John Travolta wieder aus der Versenkung auftauchte, der mit Saturday Night Fever und Grease bekannt geworden ist und hier quasi metamäßig eine kleine Reminszenz an seine Paraderollen liefert. Wobei er in Pulp Fiction einen Gangster spielt, was die Tanzeinlage noch interessanter macht. Das mag ich so an Tarantino, dass er so komplett absurde Momente in seine Filme einbaut und gegen das Klischee – welche Vorstellung haben wir von einem Gangster – arbeitet.

Travolta ist genial in dieser Rolle, genau wie Thurmann (und auch Samuel L. Jackson), die auch alle für den Oscar nominiert waren, den aber nur Tarantino (gemeinsam mit Roger Avery) für das Drehbuch bekommen hat.

Tanzszene aus “Pulp Fiction”

Sie tanzen jedenfalls zu C’est La Vie von Chuck Berry, da geht es um eine “teenage wedding” und das Leben danach, das sich die jungen Leute an Mittelklasse Wohlstand erarbeiten, zum Beispiel kaufen sie einen Kühlschrank und kleines, getuntes Auto. Lustig ist, dass es im Text heißt “the old folks wish them well”. So alt können die ja nicht sein, wenn das Ehepaar noch Teenager sind, harhar.

Jedenfalls ist die Inspiration für diesen Tanz, der ja total “original” aussieht, meiner Meinung nach ein Tanz aus 8 1/2, wo sich das Paar wirklich total ähnlich bewegt und einen verwandten Vibe vermittelt. Sogar die Frisur der Frauen ist gleich.

Tanzszene aus “8 1/2”

Ich war ganz geflasht als ich die Szene zum ersten mal gesehen habe und heute musste ich grinsen.

Freie Rede

Passend zum gestrigen Wahlsonntag kann man sich zum Beispiel anhören, was der Schauspieler Rowan Atkinson vor einigen Jahren über “free speech” gesagt hat, für die er sich nachhaltig ausgesprochen hat. Es ist sehr inspirierend, finde ich.

Heutzutage, so Atkinson, werde die freie Rede immer mehr beschnitten, weil man Beleidigungen vermeiden wolle. Das sei aber ein Fass ohne Boden, weil so viele Dinge heutzutage als Beleidigung interpretiert werden können und demzufolge es dann auch werden. Das Gefühl, jede vermeintliche Beleidigung verbieten zu müssen, ergäbe “a society of extraordinary authoritarian and controlling nature.”

Atkinson sagt weiter, viele Menschen, gerade die hochgebildeten und sich selbst als liberal empfindenden meinte, sie wären nicht intolerant. Sie wären nur “intolerant gegenüber Intoleranz.” Atkinson meint dazu, das klinge zwar im ersten Moment gut, aber wenn man ein bisschen drüber nachdenke, dann komme man zu dem Schluss: “It is a replacement of one kind of intolerance with another.” Seine Schlussfolgerung ist deshalb, Rede nicht zu beschränken, sondern im Gegenteil: viel mehr Rede zu erlauben.

In diesem Sinne wäre es vielleicht besser, sich mit Andersdenkenden auszutauschen und auseinanderzusetzen, als jegliche Gespräche von vorneherein abzulehnen.

Favoriten

Am Dienstag war ich mit L. im Cinecenter und wir haben uns Favoriten angeschaut. Eigentlich wollten wir ins Votivkino, doch das war ausreserviert und auch unser Saal im Cine war letztendlich ausverkauft. Ich habe das Cine Kino noch nie so voll gesehen, wie an diesem Abend.

Favoriten ist die neue Dokumentation von Ruth Beckermann. Sie portraitiert darin eine Volksschulklasse in der Quellenstraße im 10. Bezirk. Über drei Jahre hat Beckermann Klasse begleitet, von 2020 bis 2023. Das war zwar teilweise in der Coronazeit, aber von Corona merkt man in dieser Doku glücklicherweise recht wenig, außer, dass immer irgendwo Masken herumkugeln.

Ich bin bei solchen “Sozialdokus” immer etwas skeptisch. Ich muss da an die Alltagsgeschichten von Elisabeth T. Spira denken, ihre Art der Befragung und des “Framings”. Für mich hat das oft etwas paternalistisches. Spira hat auch selbst einmal gesagt, sie muss quasi die Kronen Zeitung lesen, um sich auf das Niveau ihrer Darsteller zu begeben und das fand ich eine hm, schwierige Aussage. Bei den Alltagsgeschichten hatte ich auch immer ein Gefühl der Übersättigung. Wenn man selbst in Favoriten aufgewachsen ist, hat man eher die Sehnsucht nach Geschichten, die man nicht kennt, also vom Leben in Döbling zum Beispiel, harhar.

Ich muss allerdings sagen, Favoriten hat mich beeindruckt. Zunächst ist der Film extrem lustig. Man lacht eigentlich von der ersten Minute mit den Kindern, nicht über die Kinder, weil einfach so witzige und herzerwärmende Szenen entstehen. Alle paar Minuten sagten L. und ich: “Oh” und “Moiii”. Es war einfach süß und lieb. Denn, und das rechne ich Beckermann hoch an, sie mischt sich in ihre eigene Doku auch nicht ein. Es werden den Kindern keine Fragen gestellt, es werden keine Themen “abgearbeitet”, es ist wirklich fast durchgehend ein Portrait ohne irgendeinen Kommentar und darüber bin ich sehr froh.

Natürlich kann man zurecht sagen, sobald ich etwas beobachte, verändere ich die Dynamik. Das wird natürlich auch hier in gewisser Weise der Fall sein, allerdings denke ich, dass diese Gefahr bei Kindern weniger gegeben ist, weil sie wahrscheinlich die Kamera bald einmal vergessen, so wirkt es zumindest. So sehen wir die Kinder tanzen, wir sehen sie Rechenkönig spielen, Schularbeiten schreiben und auch weinen, wenn die Noten nicht wie erwartet ausfallen. Wir sehen einen Besuch der Moschee und einen im Stephansdom, wir sehen Konflikte, die die Lehrerin sehr feinfühlig moderiert, Referate, Gespräche über Streit und Krieg und über die eigene familiäre Situation. Wir sehen einen Elternsprechtag.

Natürlich sehen wir auch die Probleme, die es gibt. Oder sagen wir so, diese Klasse bräuchte eher fünf oder sechs Pädagoginnen und Pädagogen. Die Kinder bräuchten sehr viel (mehr) Förderung und Unterstützung, die meisten sind nämlich sehr interessiert und engagiert, aber es gibt Handicaps, sowie die kulturelllen Reibepunkte. Der Film bietet keine Lösung an, das wäre auch illusorisch. Aber er entlässt einem trotzdem mit einem positiven Gefühl und auch so etwas wie einer indifferenten Hoffnung und damit hatte ich ehrlicherweise gar nicht gerechnet.

The Fountainhead, 2

Bitte, jetzt ging es mir mit dem Buch The Fountainhead, das ich mir wegen Dauererwähnung in Zusammenhang mit Filmen bestellt habe, genauso wie damals mit Portrait of a Lady.

Unser Englischprofessor hat in der sechsten oder siebenten Klasse 20 verschiedene Romane vorgestellt und jeder durfte sich einen für einen Bookreport aussuchen, was ich persönlich super fand, nicht alle in der Klasse waren so begeistert harhar. Ich habe mich jedenfalls für Portrait of a Lady von Henry James entschieden, und der Professor damals so: “Wirklich? Bist du sicher?” Klar war ich sicher, es klang interessant.

Naja und dann ging ich die Buchhandlung, bekam das Buch überreicht und es hatte an die 600 Seiten. Es war das natürlich mit Abstand das dickste Buch von allen, die anderen hatte so schmale 200 Seiten Bändchen.

So ähnlich ging es mir jetzt mit The Fountainhead auch, das hat 726 Seiten, hatte ich gar nicht erwartet, aber natürlich, deshalb wird es wohl auch Bibel (der Konservativen) genannt.

Aber gut, sowas schreckt mich nur kurz. Auf geht’s.

The Fountainhead

Gestern hab ich Veni Vidi Vici gesehen, den österreichischen Film von Daniel Hoesl und Julia Niemann, dem das Ayn Rand Zitat “The point is, who will stop me” vorangestellt ist. Dieses Zitat stammt aus dem Roman The Fountainhead. Anscheinend die “Kapitalismusbibel” ein Lieblingsbuch von Steve Jobs und Donald Trump, die Filme Megalopolis und The Brutalist, die bald anlaufen, sehen es ebenfalls als Inspirationsquelle und der ungute Kellner in Dirty Dancing hatte das Buch angeblich öfters bei sich. Das alles habe ich den letzten Tagen erfahren.

Das erinnert mich an die Sex and the City Folge, in der Carries Mac eingeht und alle ihre Texte weg sind. Jeder spricht daraufhin auf Sicherungskopien an. Carrie hat niemals Sicherungskopien gemacht. Als sie schließlich auch noch von Miranda danach gefragt wird, sagt sie: “Du hast das Wort Sicherungskopie mir gegenüber noch nie erwähnt! Anscheinend macht die ganze Welt jede Nacht Sicherungskopien und niemand spricht darüber.”

So ähnlich fühle ich mich gerade mit The Fountainhead. Vielleicht kennt es eh jeder in und auswendig, nur ich habe bis vor einer Woche nicht einmal gewusst, dass dieser Roman existiert. Aber da habe ich Abhilfe geschaffen, ich habe es mir nämlich sofort bestellt, jetzt will ich Bescheid wissen.

Tanzen in Serie

Auf Twitter habe ich kürzlich etwas zu der Serie The Perfect Couple mit u.a. Nicole Kidman und Liev Schreiber gelesen und zwar, dass das Intro eine Tanzszene ist.

Und als ich diese Tanzszene gesehen habe, hab ich mir gedacht, das ist doch ein Ripoff der Tanzszene der Serie The Affair, die ich vor ein paar Jahren gesehen habe. Beide Tanzszenen umfassen quasi den gesamten Seriencast, sie finden jeweils auf oder in Vorbereitung einer Hochzeit statt, sind sehr stylisch und alle Anwesenden tanzen die gleiche Choreografie.

Die Choreographie in The Affair ist allerdings etwas ausgefeilter, weil in einer Folge sogar dafür geprobt wird und der Vater Anweisungen wie “Fahrt auf dem Traktor” und “Tretet den Welpen” gibt.

The Affair – das war die Anweisung “Zeichnet eine Pizza in die Luft”
The Perfect Couple

Da findet in meinem Kopf jedenfalls immer gleich so viel Assoziations-Bling-Bling statt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

Erstens versuche ich immer selbst dann gleich, die Choreographie nachzuvollziehen oder zu tanzen, was mein Kind immer unangenehm findet harhar. Zweitens denke ich mir, ich wäre auch gern mal auf einer Feier, wo alle eine Choreographie tanzen müssen/dürfen. Drittens hatte Hauptdarsteller Liev Schreiber anscheinend richtig Spaß dabei und sagte, er fand es schade, dass er kaum beim Tanzen zu sehen sei. Viertens wollte Kidman zuerst gar nicht tanzen, weil sie der Überzeugung war, dass ihre Serienfigur sich weigern würde, bei so etwas mitzmachen (nachdem ich die Serie bereits zum Teil gesehen habe, muss ich ihr rechtgeben). Fünftens finde ich, dass auch Dakota Fanning so tanzt, wie es nicht zu ihrer Serienpersona passt. Sechstens ist die Tanzszene in The Affair meine mit Abstand liebste Szene in der gesamten fünf Staffel langen Serie. Und deshalb, sechstens, habe ich angefangen, The Perfect Couple anzusehen.

Die Hitze-Landkarte

Gestern beim Lesen eines Artikels auf orf.on musste ich mich wieder einmal sehr wundern.

Vorab gesagt, ich bin wirklich keine Statistikerin und sicher nicht die Person, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte, wenn es speziell um Fragen der Logik geht, aber was orf.on gestern zum Thema Österreichs Hitze-Landkarte veröffentlicht hat, ließ mich misstrauisch werden.

Quelle: orf.on

Anscheinend haben “Forschende” eine Karte erstellt, in der angegeben soll, wie belastend Hitze an bestimmten Orten in Österreich ist. Dabei wurden die Parameter vergangene Hitzetage und Anzahl der Menschen über 65 Jahre zusammengeworfen und demzufolge besonders gefährliche und weniger gefährliche Orte definiert. Echt? Die Hitzebelastung an sich wird größer, wenn viele ältere Menschen in der Umgebung wohnen und vice versa? Oder was will mir diese Karte sagen?

Nachdem ich mir bei solchen Themen nicht ganz vertraue, habe ich einen tatächlich mit diesen Dingen kundigen Menschen gefragt, der mir recht gab. Zitat: Das ist so wie wenn ich sage, die Gefahr eines Schwimmbeckens steigt mit der Anzahl der Nichtschwimmer im Bad. Harhar.

Ich weiß schon, dass der orf diese Karte nicht gemacht hat, aber ist es zuviel verlangt, dass Wissenschaftsredakteure sich damit kritisch auseinandersetzen, was hier überhaupt ausgesagt wird bzw. ausgesagt werden soll? Oder fällt das schon unter Wissenschaftsskepsis?

Die “Forschenden” haben übrigens auch festgestellt, dass Grünflächen in Städten die Hitzeauswirkungen verringern. No shit, Sherlock!

The Village, eins

Im letzten fm4 Filmpodcast ging es unter anderem um The Village von M. Night Shyamalan, weil seine Tochter Ishana gerade ihren ersten Film herausgebrach hat, er heißt The Watchers und er dürfte stilistisch und ideentechnisch sehr in der Tradition der Werke ihres Vaters stehen.

Jedenfalls ist The Village 2004 sehr kontroversiell aufgenommen worden und es gibt eine irrsinnig geniale, recht böse Rezension dazu von meinem Lieblingsfilmkritiker Roger Ebert, die ich manchmal einfach so nochmal lese, weil sie mich immer aufheitert. Und so habe ich mir gedacht, ich sehe mir den Film auch nochmal an. Shyamlan gilt ja als ein Proponent des Plottwists (man könnte auch One Trick Pony sagen) und das kommt auch bei The Village zum Tragen.

Heute werde ich noch nichts substantielles zu dem Film spoilern, nur Roger Eberts Kritik dazu ein bisschen erläutern.

Bei The Village geht es um das Dorf Covington, irgendwo in den USA. Die Lebensweise, die Kleidung und das Mindset sowie ein Grabstein deuten auf Ende des 19. Jahrhunderts hin. Das Dorf wird von einem Wald umschlossen, den die Bewohner nicht betreten, weil er von den “Those We Do Not Speak Of”, wie sie die Kreaturen dort nennen, beherrscht wird. Die Dorfbewohner schrecken vor ihnen zurück, und besuchen auch nicht “the towns”, die außerhalb liegen und gewisse Annehmlichkeiten wie beispielsweise bessere medizinische Versorgung bieten würde. Die Farbe rot wird ebenso vermieden. Am Beginn des Films ist ein Kind gestorben, weil es nur unzureichend behandelt werden konnte, weshalb Bewohner Lucius Hunt (Joaquin Phoenix) vor den Ältestenrat unter Führung von Edward Walker (William Hurt) tritt und darum bittet, in “the towns” gehen zu dürfen, um dort Medikamente zu besorgen…

Roger Ebert macht die Schwierigkeiten von Filmkritiken generell klar und bei diesem Film im besonderen. Als Rezensent kann man oft über viele Aspekte des Films nicht schreiben, weil man sonst zuviel verraten würden. Es liest sich hier sehr witzig:

Something terrible happens to somebody. I dare not reveal what, and to which, and by whom. Edward Walker decides reluctantly to send someone to “the towns” to bring back medicine for whoever was injured.

Roger Ebert in seinem Review zu “The Village”

Roger Ebert gibt The Village nur einen Stern und schreibt weiters, dass es sich in dem Film um die 1890er Jahre handeln würde, es aber auch sehr an die Amish erinnert: “Everyone speaks as if they had studied Friendly Persuasion. (…) Here is a village that desperately needs an East Village.” Er macht sich über die Bezeichnung für die “Bedroher” lustig: “They are known as The Those We Do Not Speak Of (except when we want to end a designation with a preposition).” Und später im Film, als eine Bewohnerin den Wald betritt, und dabei einen gelben Kapuzenumhang (wir erinnern uns, rot ist ungünstig) trägt: “She wears her yellow riding hood, and it takes us a superhuman effort to keep from thinking about Grandmother’s House.”

Ebert erläutert in weiterer Folge, der Plottwist wäre so enttäuschend, dass er am liebsten den ganzen Film nie gesehen hätte: “It is about one step up the ladder of narrative originality from It Was All a Dream.” In Kürze schreibe ich dann, was ich zu dem Film sage, ich würde ihm nicht nur einen Stern geben, ich fand den Plottwist tatsächlich ganz gut, aber er hat schon recht, dass The Village prinzipiell einige Probleme hat.

Untertanen

Ich habe ja einen eher niedrigen Blutdruck und bin deshalb froh, dass ich jede Woche im Falter mindestens einen Artikel finde, über den ich mich aufregen kann.

Diesmal war es das Interview mit Solmaz Khorsand, die ein essayistisches Werk namens “Untertan” geschrieben hat, dass sich mit gesellschaftlichem “Mitläufertum” beschäftigt. Jetzt ist es anscheinend wieder ok, Einspruch gegen Dinge zu erheben die behauptet werden, in den letzten Jahren war ja Diskurs an sich eher nicht so gefragt.

Aber keine Angst, Solmaz Khorsand erklärt uns ohnehin, wann es in Ordnung ist, in der Gruppe mitzulaufen und wann nicht; gutes (bzw. schlechtes) Mitläufertum ist hier sehr ideologisch geprägt. Ich bin immer wieder verblüfft, wie eindeutig schwarz/weiß manche Menschen das Leben zu sehen imstande sind.

Und dann Rebellion auf quasi Zuruf hm. Dieses Konstrukt erscheint mir nicht ganz zu Ende gedacht, um es vorsichtig zu sagen.

Nichtsnutzig

Die Journalistin Elfriede Hammerl hat in ihrer neuen Profil-Kolumne übers Erben geschrieben und festgestellt: “Während nichtsnutzige Erbinnen und Erben auf Wohlwollen stoßen, wird Marlene Engelhorn verhöhnt.” Auf Twitter haben zahlreiche User gegen diese Wortwahl protestiert, worauf Hammerl geantwortet hat, sie haben ja nicht alle ErbInnen gemeint, sondern nur “die nichtsnutzigen” (sic!). Dazu kann ich nur sagen: “When you find yourself in a hole, stop digging.”

Ich finde es ja schon lustig, dass uns einige Journalisten immer wieder auf “Hate Speech” aufmerksam machen, selbst aber dann mit Begriffen wie Schwurbler, Schädling, Nichtsnutz, Leugner usw. hantieren.

Es erinnert mich ans Gymnasium, als ich gerade die 7. Klasse wiederholte, und mir meine Tischnachbarin erzählte, dass ihre Mutter ein Mädchen aus der Parallelklasse als “gescheiterte Existenz” bezeichnen würde. Ich war total schockiert von der Ausdrucksweise. Ich finde nicht, dass man irgendjemand so klassifizieren sollte, aber schon gar keine 16-jährige, die vielleicht einmal mit einer Zigarette vor der Schule gestanden ist. Als Repetentin war ich da wohl erst recht eine gescheiterte Existenz, harhar.

Das sind Begriffe, die ich wirklich äußerst problematisch finde.