Im Zuge der Hebammenproteste in Deutschland wurde von einer Hebamme die Idee geboren (sic!), Geburtstsberichte zu sammeln, in denen Frauen darüber schreiben, wie ihr Kind zur Welt gekommen ist. Allerdings nur dann, wenn es wirklich selbstgeboren ist, dh. ohne Kaiserschnitt, PDA, Dammschnitt, Wehenmittel usw.
Das ist ja gut und schön und ich kann mir vorstellen, was die Idee dahinter ist, nämlich die Gesellschaft ein stückweit wachzurütteln, den Geburtsvorgang an sich nicht zu pathologisieren. Soweit ok. Hier liegt sicherlich einiges im Argen. Allerdings ist das Leben nun mal leider kein Wunschkonzert. Genausowenig wie man eine Schwangerschaft erzwingen kann (auch wenn man sich eine solche sehnlichst wünscht), so kann man sich die Wunschgeburt für sich wählen.
Die meisten Frauen, die ich näher kenne, wünsch(t)en sich eine spontane Geburt und viele wollen das auch ohne Schmerzmittel hinkriegen. Das ist klarerweise die Idealvorstellung. Oft verläuft eben alles anders als “geplant”. Das Baby liegt falsch rum, die Geburt dauert zu lange, die Wehen sind nicht effektiv, man hält nach Stunden die Schmerzen nicht mehr aus etc. Wenn ich scharf nachdenke, fällt mir nur eine Freundin ein, die vermutlich ihre Geschichte posten würde können, weil ihr Kind es so eilig hatte, dass es fast im Rettungsauto zur Welt gekommen ist.
Ich selbst falle auch raus. Ich bekam Wehenverstärker (trotz vorhandener Wehen, weil es schnell gehen musste) und einen Dammschnitt. Auf beides hätte ich durchaus gerne verzichtet, aber… es ist wie es ist. Und deshalb haben wir unsere Kinder nicht selbstgeboren? Oh doch, das haben wir. Im übrigens sind auch Kaiserschnittgeburten nicht ohne. Ich habe von mehr als einer Frau gehört, dass sie in den folgenden Tagen vor Schmerzen geweint haben. Nein, das ist alles kein Spaziergang und niemand macht es sich “leicht”.
Davon abgesehen: die Geburt ist zwar ein Erlebnis, das eine Frau wohl ihr Leben lang nicht vergisst, es ist aber auch “nur” ein Anfangspunkt. Eine gute Mutter macht viel mehr aus als die Umstände der Geburt, auf die sie nicht in allen Punken Einfluss hat. Und eine Aktion wie selbstgeboren, so nobel die Motive auch sein mögen, trennt mehr als sie uns Frauen und Mütter eint. Leider.