Gerade sind die Filmfestspiele in Cannes zuende gegangen und Regisseurin Sofia Coppola hat als erst zweite Frau überhaupt den Preis als beste Regisseurin dort für The Beguiled erhalten. Aber darin hat sie Übung, schließlich hatte sie als erste Amerikanerin eine Oscar-Nominierung für beste Regie erhalten. Damals für Lost in Translation. Bekommen hat sie den Preis dann für das beste Drehbuch.
Von The Beguiled weiß man noch nicht viel, außer, dass ein Rezensent in seiner Besprechung vielsagend schrieb: “A fun potboiler that doesn’t find Coppola leaving her comfort zone so much als redecorating it with a fresh layer of soft-core scuzz.” Und was wäre die Komfortzone von Sofia Coppola? Ich würde sagen Frauenportraits aus einer jungen, frischen, unkonventionellen Perspektive – auch wenn diese Frauen nicht zwangsläufig im 21. Jahrhundert leben müssen. Coppola kann sehr gut Stimmungen entwerfen und transportieren. Optik und Musik sind dafür sehr wichtig.
Mein Lieblingsfilm von ihr ist immer noch Lost in Translation. Weil Coppola es hier schafft, die – erotische – Spannung zwischen der jungen und etwas orientierungslosen Charlotte (Scarlett Johansson) und Bob, einem Schauspieler im mittleren Alter, (Bill Murray) zu schildern, ohne den platonischen Charakter ihrer Beziehung dafür zu opfern. Es muss nicht mehr zwischen den beiden passieren, als eben geschieht, mit Worten und Körpersprache und eben der Stimmung, in der sich die beiden immer wieder begegnen, um zu sehen, was die beiden verbindet. Und dabei ist das doch viel mehr mehr als eine simple Affäre, die die beiden, obwohl anderweitig verheiratet, wohl auch quasi “nebenbei” haben könnten.
Charlotte will schreiben und ist sich nicht sicher, ob sie gut genug dafür ist (eventuell ein autobiografischer Schlenkerer von Mrs. Coppola). Das hat mich damals so sehr angesprochen, weil es mir auch so ging, ich wollte auch schreiben und ich wusste gleichzeitig, dass das kein vernünftiger Beruf ist. Bob tut etwas, das viele nicht tun würden, meistens wird ja mit den Augen gerollt, wenn man SchriftstellerIn sein möchte – er bestärkt und ermutigt sie. Und er singt für sie mit ungelenkter Stimme sehr intensiv das wunderschöne More than this von Roxy Music und anschließend haben sie quasi ihre Zigarette danach.
Ich mag Marie Antoinette und Somewhere von Sofia Coppola auch ganz gerne, auch wenn sie für mich nicht an den Charme von Lost in Translation heranreichen.