almis personal blog

Bücher, Bücher, Bücher

Diese Woche waren wir mit der Klasse des Kindes noch in der (neuen) Bücherei in Floridsdorf. Sehr schön, leider (noch?) nicht klimatisiert.

Man kann dort jetzt aber rund um die Uhr Bücher zurückgeben mittels Automaten. Laut Page allerdings erst im Probebetrieb. Und man kann Bücher auch alle so ausleihen, halt während der Öffnungszeiten.

Mein Lieblingsregal:

Da ich dem Kind immer noch jeden Abend eine gute Stunde vorlese, komm ich jetzt in den Genuß auch jener Nöstlinger Bücher, für die ich dann schon zu alt war. Ich lese das immer so gerne vor, weil es wirklich witzig ist und das Kind ist derselben Meinung. Zeitlos in bestem Sinn!

Muss Botox?

Gestern hab ich einen bemerkenswerten Artikel in der Zeit gelesen. Bemerkenswert schwachsinnig, Entschuldigung. Wer reinschauen will, das geht hier.

Da schreibt eine Dozentin für Körperkultur über den Einsatz von Botox auf verteidigende Art und Weise. Soweit sogut, es bleibt ja jedem selbst überlassen, was er zur (scheinbaren) Optimierung seines Aussehens tun will. Aber die Gründe, weshalb eigentlich praktisch jede Frau ab 40 Botox verwenden muss oder sollte sind derart haarsträubend, dass es einem beim Lesen wirklich selbige aufstellt.

Die Autorin bemüht laufend Gemeinplätze, Dinge, die sie offenbar für gottgegeben und unhinterfragbar hält, beispielsweise: eine Frau ab vierzig holt keinen (Mann) mehr hinter dem Ofen hervor. Ihre sexuelle Anziehungskraft ist komplett dahin. Sie ist auf dem Weg in die Unsichtbarkeit. Für den Mann ab 40 gilt das naturgemäß nicht, denn Schönheit ist kein Wert, der für Männer besondere Signifikanz hat bzw über den verhandelt werden muss. Die Autorin zieht den Schluß: wenn ich als Frau auf der Bildfläche bleiben will, dann muss ich mich den Regeln der Oberflächlichkeit unterwerfen, dann kann ich aus diesem Spiel nicht aussteigen, und dafür sollte Verständnis da sein. Das ist ein beängstigendes Frauen- und auch Männerbild, dass die Autorin da beschwört und ich weigere mich, dieses Bild ernstzunehmen.

Ja, es kann nicht schaden, wenn man mit zunehmendem Alter auf einen Körper achtet und ihm gutes tut. Es kann nicht schaden, sich zu pflegen und sich nicht zu vernachlässigen. Das wird niemand in Abrede stellen und gilt für beide Geschlechter. Aber ist Botox & Co. für Frauen die Antwort darauf? Geht es nicht eher darum, sich gut zu fühlen, um das dann auch auszustrahlen? Verlieben wir uns in Menschen nur dann, wenn sie makellos aussehen, wenn sie “perfekte” Gesichter und Körper haben? Ich würde mal behaupten, wir finden Menschen attraktiv, die Ausstrahlung haben, die offen auf uns zugehen, uns anlächeln, mit uns in Beziehung treten und die interessante Dinge zu sagen haben, die uns zuhören. Und die auch ein entsprechendes Selbstbewusstsein haben, sich so anzunehmen wie sie sind. Diese Menschen finde zumindest ich schön, weil sie – auch wenn es platt klingt – auch innerlich schön sind.

Wenn jemand Botox verwenden will, bitte. Aber machen wir daraus keine Doktrin, erheben wir es nicht zu einem Dogma, ohne das wir in unserer oberflächlichen Gesellschaft nicht auskommen. Steigen wir lieber offensiv aus dem Spiel mit der Oberflächlichkeit aus und setzen wir ihm etwas anderes entgegen. Zum Beispiel Selbstironie und Souveränität. Das ist auch deutlich günstiger.

Ruhig Blut, zwei

Letzte Woche hatte das Kind eine Lesenacht in der Schule.

Es ist unpackbar heiß während man mit Trolley zur Schule schlurft. Man trifft einen Papa mit dessen Kind. Sein Kind ist bissl nervös, das eigene nicht. Dann trifft man die Nachbarin, die grad ihr Kind abgeliefert hat und die auf die Schule deutet und sagt: “Da drinnen hat es ca. 100 Grad” und man glaubt es sofort.

Zurück daheim hat man sich vorgestellt, einen relaxten Abend zu verbringen und mal fernsehen zu können, dann schaltet man VOX ein, um draufzukommen, dass es genau diese Woche Rizzoli und Isles nicht mehr spielt. Von was begleitet soll man jetzt die Bügelwäsche machen bitte? Also schaut man It’s complicated, eine 60 plus Romanze, in der sich die Protagonisten ein bisschen wie Teenies benehmen, lustig.

Dann geht man früh schlafen, weil man ist von der Hitze und allgemein hundemüde. Man wird sicher durchschlafen können, weil einen das Kind nicht 1-3 mal mit der Bekanntgabe  verschiedenster Informationen aufwecken wird. Um vier Uhr nachts wacht man auf, weil riesiges Gewitter und der heulender Sturm und hofft, das Kind liegt nicht gerade auch wach im Turnsaal. Und kann dann eineinhalb Stunden nicht mehr einschlafen.

In der Früh, unausgeschlafen as hell, whatsappt man mit einer anderen Mama, die ihr zweites Kind in die Schule bringt, zwecks Übernachtungsinfos, aber die hat auch nichts erfahren. Den ganzen Vormittag kann man sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren, nun vermisst man die Informationen des Kindes, bis man es endlich am Nachmittag rotäugig und sehr happy (das Kind, aber eigentlich auch die Mutter) abholt, weil es war natürlich alles super, wenn auch sehr durchwacht. Bei der Autofahrt in den Garten schläft das Kind, das normal niemals freiwillig schläft, bereits bei der Abfahrt auf die Donauuferautobahn ein. Und verschläft auch den ganzen Stau.

Fazit: Kinderlose Abende/Nächte sind eigentlich nie so entspannt wie man sie sich vorher ausmalt. Man sollte es eigentlich wissen. Aber als das Kind wieder wach ist, sagt es, es habe einen vermisst und trotzdem Spaß gehabt. Also doch irgendwie win/win.

Ruhig Blut

Aus der Rubrik first world problems: Heute vor der Ampel, dank Baustelle ein Fahrverbotsschild in “meine” Richtung.

Ich: “Oh mein Gott, warum hat mir das keiner gesagt, wie soll ich denn jetzt fahren?”

Meine Mutter von der Rückbank: “Geh bitte, was machst du wenn wirklich mal was Schlimmes ist?”

Ich: “Na was – komplett in Panik ausbrechen natürlich.”


P.S. Man könnte sich vielleicht doch mal ein Navi zulegen…

Die besten Filme?

Die Chefkritiker der New York Times haben eine Liste der 25 besten Filme des bisherigen Jahrtausend gekürt und die Liste ist sehr speziell wie ich finde.

Klar, solche Listen werden nie alle befriedigen und sollen wohl in erster Linie dazu anregen, selbst über seine Lieblingsfilme nachzudenken, aber diese Liste ist schon sehr, also, na ja. Ich gebe zu, ich kenne einiges gar nicht, beispielsweise die Nr. 1 There will be blood, weil ich Daniel Day Lewis nicht so besonders mag, aber Million Dollar Baby auf der drei? Für mich reiner Pain-Porn und auch solche Filme, die die Realität quasi halb dokumentarisch abzubilden versuchen, sind nicht gerade das, was ich von Kino erwarte.

Nr 7 ist gut, und zwar ist das Inside Out, eigentlich ein Kinderfilm, aber ein sehr intelligenter über die Macht der Gefühle. Nr. 8 dagegen – Boyhood von Richard Linklater – finde ich als Experiment gelungen – man begleitet eine Familie 12 Jahre lang und der Film wurde tatsächlich über 12 Jahre gedreht. Aber inhaltlich ist es für mich nicht viel anders als würde mir eine Nachbarin von ihren letzten 12 Lebensjahren erzählen. Nicht uninteressant, aber nix, was man nicht eh schon (öfters mal) gehört hat.

Nr. 10 ist der Hurt Locker, ein oscarprämierter (Anti)Kriegsfilm von Kate Bigelow und als solcher in Ordnung, wenn auch nicht wirklich mein Lieblingsgenre. Nr. 12 Inside Llewyn Davis hab ich leider nicht gesehen, der würde mich aber wirklich interessieren. Nr. 16 Munich von Spielberg, kann ich mich anschließen, fand ich damals im Kino hervorragend, Nr. 22 I’m not there – eine quasi Bob Dylan Biografie, in der diverse Darsteller (darunter auch Cate Blanchet) Dylan verkörpern, klang auf dem Papier wie ein Film, den ich lieben würde. Tatsächlich bin ich beim Sehen komplett rausgekippt und er hat sich mir gar nicht erschlossen.

Mein Lieblingsfilm dieser Liste ist eindeutig Platz 24 – Eternal Sunshine of the spotless mind. Eine Michel Gondry/Charlie Kaufmann Werk, mit der Prämisse, dass man sich eine gescheiterte Liebesbeziehung aus dem Gedächtnis streichen lassen könnte, um sich die Schmerzen zu ersparen. Zumindest versucht Jim Carrey (in einer seiner besten, ernsten, Rollen) das mit der Beziehung zu Kate Winslet (supercoole Indie-Frisur). Man sieht die beiden in romantischen Momenten auf Montauk, einem kleinen Dorf auf Long Island, und denkt an Max Frisch und Ingeborg Bachmann. Der Film ist innovativ, skurill, voll von orginellen Einfällen, die den Zuseher auch immer wieder herausfordern. So wie ich mir halt Kino vorstelle.

Auf der Liste fehlt mir aber zum Beispiel irgendwas von Quentin Tarantino (bevorzugt Inglorious Basterds), Christopher Nolan (zb Inception), Wes Anderson (The Royal Tenenbaums!), Pedro Almodovar oder David Fincher (vom mir aus The Social Network).

Noch mehr Musik

Letztes Wochenende gings wieder in den Garten und ich höre eigentlich nur im Auto Radio. Daran mag es liegen, dass das Kind alle Songs kennt und ich keinen. Oder fast keinen. Immerhin den belgischen ESC-Beitrag City Lights, der offenbar auch im österreichischen Kommerzradio läuft, hab ich identifiziert, nachdem das Kind mich darauf hingewiesen hat.

Bei der Rückfahrt lief es dann etwas anders, da stand ich auf der Tangente im von Coldplay induzierten Stau, da die ein Konzert im Praterstadion gaben, und im Radio lief praktisch auf allen Sendern Coldplay und jeder Moderator gab seinen Senf zu der Band ab.

Ich war eine zeitlang ein großer Coldplay-Fan, das war, als sie gerade die Platte X&Y herausgebracht haben und mir leichtem Paranoiker mit Lyrics wie “Every step that you take, could be your biggest mistake” quasi aus der Seele sprachen. Harhar. Die letzten Platten von Coldplay kenne ich aber nur oberflächlich. Mein Leben hat sich seit 2005 sehr verändert und Coldplay haben sich vielleicht etwas weniger verändert, oder: anders als ich.

Ach ja und noch was Musikalisches am Wochenende: mein Großcousin hat als Dragqueen (ich hoffe, das nennt man so) die Eröffnungsperformance aus Cabaret von Conchita Wurst als einer der Background Dancer/Singer unterstützt. Ich finde das echt super und ich bin stolz auf ihn, (ich hoffe, das kann man so sagen ohne, dass es überheblich klingt) dass er das tut, was er liebt. Und ich glaube für jemanden wie ihn war und ist das, was Conchita verkörpert und erreicht hat, eine ganz elementare Sache.

Don’t look back in anger

Heute wurde bekannt, dass Oasis-Mastermind Noel Gallagher alle zukünftigen Tantiemen für seinen Song Don’t look back in anger den Opfern des Terroranschlags in Manchester bzw. deren Hinterbliebenen spenden wird. Eigentlich wollte er das ja mehr geheim machen, aber nach massiver Kritik, da er beim Manchester Benefizkonzert nicht dabei war, wurde es jetzt doch öffentlich. Und das ist natürlich grandios.

Bei Don’t look back in anger handelt es sich – zumindest meiner Meinung nach – um den besten Oasis Song überhaupt. Während der Hochblüte des Britpop, als diskutiert wurde, welche Band nun besser wäre Blur oder Oasis hab ich mich immer für Pulp oder Suede entschieden. Harhar. Aber ich liebte Live forever von Oasis und das (What’s the story)Morning Glory Album mochte ich auch sehr gern, auf dem ja der oben genannte Song enthalten ist. Wobei der Albumtitel bei weitem nicht so gut ist wie der des 1. Albums (Definitely maybe). Davon fühlte ich mich als Teenagerin sehr angesprochen.

Was muss man zu Don’t look back in anger wissen? Erstmal, dass es nicht Liam singt, der das sonst meistens tut, sondern sein ihm nicht gerade in großer Einigkeit zugetaner Bruder Noel (der ja sonst eher die Texte schrieb und Gitarre spielte). Und ich hab echt nichts dagegen, dann ich war nie ein Fan von Liams Attitude, sich halb schief vor ein Mikro zu stellen und dann (ebenso) halb gelangweilt den jeweiligen Song zu performen.

Das Video ist offenbar irgendeinem feuchten Traum der Band als ganzes geschuldet, besuchen sie doch ein Haus, in dem nur weiß gekleidete Frauen zu leben scheinen und lungern dann dort am Pool herum und machen Musik. Zielsetzung: “I wanna start a revolution from my bed.” Aus feministischer Sicht ist das na ja, schon ein bisschen ein “Male gaze”-Ding, die Frauen im Video sind sehr passiv, abgesehen davon, dass sie manchmal ein bisschen in die Kamera singen, natürlich den Text von Männern, und extrem traurig sind, als die Band wieder abfährt, so als wäre ihnen nun ihr Lebenssinn genommen. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel rein. Harhar. Der Schauspieler Patrick McNee (Mit Schirm, Charme und Melone) als Chauffeur bringt immerhin ein bisschen Seriosität in das Ganze.

Don’t look back in anger wurde – zumindest vom Libro Magazin (und die müssen es wohl wissen!) – als Statement für die damals neue UK Regierung unter Labour mit Tony Blair rezipiert. Heute, und besonders natürlich nach der Tantiemenspende, gilt der Titel eher als Anti-Terror Song, jedenfalls hat er eine gewisse Aufbruchstimmung, eine Mischung aus Trotzigkeit und Melancholie, siehe letzte Songzeile:

“We don’t look back in anger, I heard you say – at least not today”.

In Anbetracht des aktuellen Bezugs kriegt man schon einen kleinen Kloß im Hals.