Angeblich wird am Donnerstag der Literaturnobelpreis vergeben. Ganz sicher ist man sich da noch nicht, wenn man Medienberichten glauben mag. Warum auch immer da so ein Geheimnis drum gemacht wird, weiß ich nicht. Aber jedenfalls wird es in den nächsten Tagen soweit sein. Also mal wieder Zeit für Spekulationen über mögliche Gewinner.
Nachdem voriges Jahr Bob Dylan ausgezeichnet wurde, gehe ich mal nicht davon aus, dass es dieses Jahr wieder ein US-Amerikaner wird. Also wenig Chancen für den praktisch jedes Jahr genannten Autor Philipp Roth und wohl auch wenig für Paul Auster, der dieses Jahr immerhin mit 4 3 2 1 (s)ein Opus Magnum veröffentlich hat (das ich allerdings leider noch nicht geschafft habe zu lesen).
Wird heuer wieder jemand gewinnen, der praktisch aus der Welt gefallen ist und selbst bei Literaturwisenschaftern unterm Radar läuft wie Le Clezio 2008 oder Tomas Tranströmer 2011? Oder wird es politischer und ein Provokateur wie Michel Houellebecq etwa, der mit seinem Roman Unterwerfung das heiße Eisen Islamisierung in Europa gewohnt kontroversiell anpackt, hat Chancen auf den Preis? Oder doch diesmal wieder jemand aus Österreich, Peter Handke vielleicht, einfach um einen nahen Verwandten von mir zu schocken, wie damals bei Jelinek? Harhar.
Schön wäre ja, wenn jemand wie Zeruya Shalev den Preis bekäme, eine starke, feministische Autorin, mit einer sehr intensiven, atemlosen und eigenwilligen Sprache. Die vor allem über menschliche Beziehungen und Familienkonstellationen schreibt (Über die Ehe: “Man kommt einander näher, um sich voneinander zu entfernen, wozu also das Ganze”), schonungslos, aber nicht bitter, ehrlich, aber nicht ohne Hoffnung. Und voller eigenwilliger Poesie (“Als ich ein Kind war, hatte ich keinen Ehemann, ich schlief alleine ein und wachte alleine auf”). Das alles vor dem Hintergrund ihres Landes mit all seinen Herausforderungen. Spannend sind ihre Gedanken und was sie zu sagen hat, auch wenn sie den Preis dieses Jahr vermutlich nicht gewinnen wird.