almis personal blog

Too late

Ich halte dem Kind aus aktuellem Anlass eine nicht-zu-spät-kommen Predigt.

Das klingt für ihn wahrscheinlich so wie in der Zeichentrickserie Peanuts alle Erwachsenen immer geklungen haben waowaowaowao. Ich halte meinen Predigtmodus selber nicht gerade für gehaltvoll oder auch nur wirksam, aber ich kann manchmal nicht anders.

Ein wesentlicher Bestandteil meiner Predigt ist die Geschichte, dass ich, die immerhin sogar 13 Jahre in der Schule verbracht hat, nur ein einziges Mal zu spät gekommen bin. Wobei “zu spät” in dem Fall heißt, dass ich beim Läuten in die Klasse gekommen bin, das war wohl in der sechsten oder beim ersten Durchgang in der siebenten Klasse und zwar deshalb, weil absolutes Schneechaos geherrscht hat und der Bus steckengeblieben ist, und uns nicht hat aussteigen lassen.

Selbst, so geht meine Predigt weiter, als ich für eine Englischschularbeit mein Buch vergessen hatte – es war eine Literaturschularbeit und wir sollten aus dem Buch zitieren, ich musste es also dabei haben – und erst bei fortgeschrittenem Schulweg draufgekommen und nochmal nachhause gelaufen bin (in normalem Tempo ein Weg von gut 20 Minuten), bin ich nicht zu spät gekommen.

Das Kind nickt gelangweilt meine Geschichten ab und sagt “Das hast du schon mal erzählt” und na ja. Zugegebenermaßen bin ich eine notorischer zu früh Kommende, so wie Guido Tartarotti, der im Glücklich geschieden Programm sagte: “VIel zu früh ist nicht das bessere pünktlich.” Ja. Eh. Aber trotzdem.

LD Gedanken

Gestern hab ich einen eher schiachen Adventkranz gekauft. Es gibt keine schönen, weil die Blumengeschäfte zu haben und so musste ich einen aus dem Supermarkt mitnehmen. Aber vielleicht ganz stimmig, gerade.

Dann war ich beim Müller. Dort habe ich mir Papier für den Drucker bestellt, im Glauben, dass man dort nicht “normal” einkaufen kann, sondern nur via click und collect. Der Müller darf ja als Drogerie offen haben, aber der Bereich für Spielzeug, Papier usw. würde ja – so meine Meinung – geschlossen sein müssen. Was erlebe ich beim Müller? Im gesamten Geschäftsbereich Menschen beim ausgelassenen Shoppen, ich (ich kann es nicht anders sagen) Trottel muss ewig bei der Kasse warten, bis meine Bestellung geholt wird. Wäre ich einfach zum Regal gegangen und hätte mir das Papier selbst genommen wäre ich zehnmal schneller gewesen.

Dann überquere ich den Franz Jonas Platz, gehe vorbei an Libro und Blumengeschäft, alles – natürlich – geschlossen. In einem Paralleluniversum macht das vielleicht (wie so vieles derzeit) Sinn, in meiner Welt eher nicht.

ORF drei

Es ist tatsächlich Lockdown, ich schaue wieder ORF 3. Wobei sich das gestern so zugetragen hat, dass meine Mutter mich angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass zwei gute Theaterstücke sind, die sie am Abend – also gestern – anschauen wird.

Beim ersten Stück handelte es sich um Der Unbestechliche. Interessanterweise hab ich das Stück schon in einem anderen Lockdown gesehen. Und da habe ich festgestellt, dass Otto Schenk nicht in die Rolle des Dieners Theodor passt, denn: In diesem Hofmannsthal Stück geht es darum, dass der Baron Jaromir seine beiden (sic!) Geliebten auf sein Anwesen einlädt. Dort, wo er mit seiner Frau (sic!) Anna und seinen Kindern wohnt. Der sensible Theodor ist darüber nicht nur moralisch entrüstet, er fühlt auch sehr mit der doppelt betrogenen Anna mit. Er sieht sich außerstande, dem Baron weiterhin Diener zu sein, bleibt aber dann doch und versucht, die Dinge ins Reine zu bringen. Theodor ist eine Paraderolle von Josef Meinrad, der tatsächlich ganz hervorragend zu diesem Charakter passt. Meinrad nimmt man seine komische Verzweiflung ob der Situation und auch den moralischen Anspruch an seinen Dienstgeber total ab, während man bei Otto Schenk das Gefühl hat, dass es ihm eigentlich komplett wurscht ist, was der Baron macht und ihm nur selbst gerade etwas langweilig ist, weshalb er beginnt, sich in dieser Sache zu engagieren.

Das zweite Stück, das gestern gezeigt wurde, und das ich mir dann auch angeschaut habe, war Der falsche Jacobson. In diesem Stück geht es um Sarah Goldmann, die aus guter jüdischen Familie kommt und eben dieser Familie einen vorzeigbaren Schwiegersohn präsentieren wil. Und vorzeigbar heißt in diesem Zusammenhang: er muss auch Jude sein. Nachdem Sarah allerdings einen Goi als Freund hat, engagiert sie einen Schauspieler, der für einen Abend ihren Partner spielen muss. Weil dieser Jacobson heißt, denkt sie, er wäre jüdischer Abstammung und kommt zu spät dahinter, dass er nur einen schwedischen Vater hat. Nun muss er Schabbat mit ihnen feiern, bezieht aber sein Wissen über die jüdische Kultur großteils aus dem Musical Anatevka. Die Schauspieler gestern waren großartig, vor allem Gideon Singer, in seiner herrlich stoischen, aber total gutmütigen Art. Das war wirklich lustig, und zusätzlich hatte man noch die Möglichkeit, einige Dinge über jüdische Tradtionen zu lernen.

Der erste Schnee

Aus der Rubrik: Woran man Pubertierende erkennt, Teil 324.

Wenn man, sagen wir mal, einen Vierjährigen zuhause hat, dann reicht es schon, wenn die erste Schneeflocke den Boden berührt. Auch wenn es draußen noch stockdunkel ist: Der Vierjährige wird hinaus in den Schnee wollen, zur Not auch ohne Jacke, Mütze & Handschuhe sowieso nicht, zu keinem Zeitpunkt; er wird ewig im Schnee wühlen, Schneebälle formen, mit Schneebällen herumschießen, er wird nicht eher ruhen, bis er eine rote Nase und blaue Lippen hat und seine Beine zu zwei Eiszapfen geworden sind, seine Finger sich nicht mehr bewegen lassen.

Wenn ein Vierzehnjähriger am Tag des ersten Schnees von der Schule nachhause kommt, dann motzt er seiner am Balkon stehenden Mutter zu: “Es ist fu**ing kalt.”

Die Mutter, topmotiviert und beseelt: “Aber es schneiiiit”

Teenie: “Ach nee, hätt ich jetzt nicht gedacht.”

Der Zauber kommt sicher wieder zurück. Irgendwann.

LD Nummer fünf (glaub ich)

Ich hab auf Instagram gelesen, dass jemand seit heute mehr Lockdowns erlebt hat als Beziehungen. Na ja auf dem Stand war ich schon Ende des letztes Jahres harhar #bewegtevergangenheit #not

Die Schule probiert gerade das Schrödingers Kind. Das Kind soll also gleichzeitig in der Schule wie auch zuhause sein. Wer das für eine maßlose Übertreibung empfindet, hat die Pressekonferenz unseres Bildungsministers nicht gesehen, an dessen Ende der Teenie mich gefragt hat: “Also ist jetzt Schule oder nicht?”, was ich im Brustton der Überzeugung mit: “Ich habe absolut keine Ahung” beantworten konnte. Schularbeiten und Tests soll es, laut Fassmann, nicht geben. Mein Kind hat morgen einen Test, und kommende Woche auch, äh okaaay.

Ich selbst habe ein ziemliches großes Projekt, das ungefähr bis Februar laufen wird und zwei kleinere “nebenbei”, also beschäftigt werde ich ganz gut sein, in den nächsten Wochen und Monaten, das ist immerhin anders als speziell im Lockdown Nr. 1, als ich fast zu putzen anfangen musste, weil alle Projekte abgesagt wurde. Hab mich dann aber doch fürs Backen entschieden.

The Affair Finale

Ich stand der Serie The Affair ja recht ambivalent gegenüber – alle fünf Staffeln lang.

SPOILERALERT!!!

Bei Staffel drei wollte ich sogar aufhören, weil die Serie in eine Richtung abbog, die ich gar nicht mochte. Zuviel Katastrophen, Drogenkonsum, Halluzinationen. Ich hab aber dann doch weitergeschaut und die vierte Staffel war dann tatsächlich die beste. Die fünfte war auch nicht schlecht. Und am allerbesten war das Finale.

Serienfinali sind ja immer eine große Sache. Wenn sie gut sind, können sie so beeindrucken, dass sie einem noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich habs eh schon öfter erzählt, aber ich kann Finale von Six Feet Under, also die letzten sieben, acht Minuten, auch heute noch nicht anschauen, ohne dass mir dabei die Tränen über die Wangen laufen. Das passierte mir bei The Affair jetzt nicht in diesem Ausmaß, aber es ist schon auch sehr rührend. Dazu haben sich die Serienmacher auch etwas lustiges ausgedacht – einen Flashmob für eine Hochzeit, mit einigen der ProtagonistInnen der Serie.

Noah erklärt bei der Probe: “Zeichnet eine Pizza in die Luft! Fahrt auf dem Traktor! Ja und jetzt tretet den Welpen, tretet den Welpen.” Haha, das erinnert mich so an die Zeit, als ich noch Jazzdance gemacht habe, da hatten wir auch solche Umschreibungen als quasi Handlungsanweisungen, gell Irene?

Und Noah dann weiter – und da musste ich wirklich lachen: “Eure Schwester wünscht sich einen Flashdance für die Hochzeit”. Stacey: “Flashmob.” Noah: “Flashmob“. An der Szene kann man erkennen 1) wann das Ganze ungefähr gedreht wurde 2) Wie alt Noah ungefähr ist, 3) Wie alt Stacey ungefähr ist

Die ganze Szene ist so witzig und mitreißend, ich krieg immer gute Laune, wenn ich Leuten beim Tanzen zusehe. Und dann später sieht man den fertigen Flashmob bei der Hochzeit aufgeführt, alle chic gekleidet und voller Energie. Und dazu noch einen ganz tollen Song, Half of the Moon, mit wunderschönen Lyrics. Das sind zwei wirklich, wirklich gute Szenen. Allein dafür hat sich die Serie schon gelohnt.

November, ganz generell

Viele Menschen mögen den November so als Monat gar nicht. Und derzeit ist der November auch besonders “novembrig”.

Es ist grau, es ist düster, es niesel-regnet, es ist feucht und unwirtlich. Es gibt nix besonders in diesem Monat, der (oft) goldene Oktober-Herbst ist vorbei, Weihnachten noch zu weit weg und jetzt mit Halb Lockdown und so weiter ist die Stimmung sowieso allgemein eher gedrückt.

Aber ich hab den November nach wie vor gern. Einmal am Tag mache ich eine große Runde draußen, wo ich zum entfernesten Supermarkt einkaufen gehen, übers Donaufeld, da bin ich eine gute Stunde unterwegs, meistens gleich in der Früh. Dann arbeite ich, beschäftige mich mit Schulzeugs (bin nicht direkt böse, dass diese Woche Geschichte auf dem Programm steht und nicht Mathe…), am frühen Abend lese ich oder schreibe oder schaue eine Serie. Danach arbeite ich nochmal bis relativ spät am Abend. Ich habe gerade einen so großen Arbeitsauftrag bekommen, dass ich alleine damit bis mindestens Jänner gut beschäftigt bin. Im Bett höre ich meinen Lieblingspodcast bis ich einschlafe.

Tja mehr mache ich derzeit nicht, außer am Wochenende jemand treffen und jemanden im Arm halten und im Arm gehalten werden und dann stundenlang frühstücken und Kaffeeee trinken, wie jemand sagt, Kaffeeee genauso lange gesprochen, wie man ihn trinkt und miteinander redet und Kipferl isst und Lachs und Ei und sich geborgen fühlt, in diesem grauen November.

Mir wurde schon gesagt, dass ich genügsam bin, aber das find ich gar nicht. Ich hab alles was ich brauche.

Novemberwerktage

Ich schaue jetzt The Affair auf Prime, Jahre zu spät natürlich. Und so ganz weiß ich auch jetzt nicht, was ich davon halten soll. Wie immer hat mich das Thema interessiert – zwei verheiratete Menschen beginnen eine – Nomen est Omen – Affäre miteinander, aber tatsächlich ist The Affair wohl am ehesten eine Adult-soapopera, die sich als psychologische Betrachtung tarnt, mit Perspektivenwechsel und Zeitsprüngen ist sie schon recht sophisticated, dazu eine Sexzene so alle zehn Minuten, aber nicht nur ein bisschen knutschen, sondern schon so richtig. Sonst gehts leider ein bisschen in die Desparte Houswives Richtung, was die Plot Logik und die Kumulation an Katastrophen betrifft, das mag ich ja nicht so gerne, und wirklich sympathisch ist mir auch keine einzige der Hauptfiguren, aber na ja, es ist November, die Abende sind lang.

Die Tage sind leider nicht lange genug, für die lauernde Mathematik Schularbeit. Heute habe ich meinen (eigentlich) Arbeitstag dazu verwendet, um alles über Bruchterme zu erfahren, was ich eigentlich nie wissen wollte. Und alles verstehe ich immer noch nicht, trotz großräumiger Google Recherchen, Lektüre diverser Mathematik-Bücher und Konsulation kundigeren Menschen. Ich kann mich wieder erinnern, was ich an Mathe immer so gehasst wenig gemocht habe, dieses Gefühl auf Zahlen zu schauen und nicht die leiseste Ahnung davon zu haben, was ich mit diesen Zahlen anstellen soll. Dieses watteweiche Gefühl im Kopf, dass mir alles entgleitet, was ich jemals davon gewusst habe. Und das soll ich dann noch einem anderen Menschen erklären? Gottseidank ist dieser andere Mensch etwas schneller von Begriff als ich.