almis personal blog

ORF drei

Es ist tatsächlich Lockdown, ich schaue wieder ORF 3. Wobei sich das gestern so zugetragen hat, dass meine Mutter mich angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass zwei gute Theaterstücke sind, die sie am Abend – also gestern – anschauen wird.

Beim ersten Stück handelte es sich um Der Unbestechliche. Interessanterweise hab ich das Stück schon in einem anderen Lockdown gesehen. Und da habe ich festgestellt, dass Otto Schenk nicht in die Rolle des Dieners Theodor passt, denn: In diesem Hofmannsthal Stück geht es darum, dass der Baron Jaromir seine beiden (sic!) Geliebten auf sein Anwesen einlädt. Dort, wo er mit seiner Frau (sic!) Anna und seinen Kindern wohnt. Der sensible Theodor ist darüber nicht nur moralisch entrüstet, er fühlt auch sehr mit der doppelt betrogenen Anna mit. Er sieht sich außerstande, dem Baron weiterhin Diener zu sein, bleibt aber dann doch und versucht, die Dinge ins Reine zu bringen. Theodor ist eine Paraderolle von Josef Meinrad, der tatsächlich ganz hervorragend zu diesem Charakter passt. Meinrad nimmt man seine komische Verzweiflung ob der Situation und auch den moralischen Anspruch an seinen Dienstgeber total ab, während man bei Otto Schenk das Gefühl hat, dass es ihm eigentlich komplett wurscht ist, was der Baron macht und ihm nur selbst gerade etwas langweilig ist, weshalb er beginnt, sich in dieser Sache zu engagieren.

Das zweite Stück, das gestern gezeigt wurde, und das ich mir dann auch angeschaut habe, war Der falsche Jacobson. In diesem Stück geht es um Sarah Goldmann, die aus guter jüdischen Familie kommt und eben dieser Familie einen vorzeigbaren Schwiegersohn präsentieren wil. Und vorzeigbar heißt in diesem Zusammenhang: er muss auch Jude sein. Nachdem Sarah allerdings einen Goi als Freund hat, engagiert sie einen Schauspieler, der für einen Abend ihren Partner spielen muss. Weil dieser Jacobson heißt, denkt sie, er wäre jüdischer Abstammung und kommt zu spät dahinter, dass er nur einen schwedischen Vater hat. Nun muss er Schabbat mit ihnen feiern, bezieht aber sein Wissen über die jüdische Kultur großteils aus dem Musical Anatevka. Die Schauspieler gestern waren großartig, vor allem Gideon Singer, in seiner herrlich stoischen, aber total gutmütigen Art. Das war wirklich lustig, und zusätzlich hatte man noch die Möglichkeit, einige Dinge über jüdische Tradtionen zu lernen.

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