Die nächste Ablenkung für mich ist da und zwar in Form der Tage der deutschsprachigen Literatur, aka Ingeborg Bachmann Preis. Habe heute einiges verfolgt.
Den Anfang machte Hannes Stein, der Text gefiel mir nicht, aber er endete mit: “(…) nicht einmal ein Sterbenswort”. Was eventuell ein ganz toller versteckter Hinweis auf Ingeborg Bachmann selbst sein könnte, ihr Gedicht Ihr Worte endet sie nämlich genau so: “Kein Sterbenswort, ihr Worte!” Ich war etwas enttäuscht, dass in der Jury keiner darauf Bezug nahm. Bedeutet das, dass ich eine besonders schlaue Germanistin bin oder, dass ich etwas heillos überinterpretiere?
Sehr amüsant war der Text von Leon Engler Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Alleine bei dem Titel schrillen natürlich alle Alarmglocken und Schilder mit “Vorsicht Popliteratur” tauchen vor dem geistigen Auge auf, dazu Namen wie Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad Barre. Natürlich völlig zurecht. Das, was Engler da schreibt, ist Popliteratur in der Tradition der späten 90er.. Aber wie gesagt sehr unterhaltsam. Die Juroren diskutieren danach über den Text und sprechen über die Kant-Krise bei Kleist. Daraufhin komme ich mir gar nicht mehr wie eine schlaue Germanistin vor, denn in 15 Jahren Studium (alles in allem) habe ich niemals von der Kant Krise bei Kleist gehört. Aber der Begriff eignet sich ziemlich gut zum Angeben, finde ich.
Außerdem lese ich gerade viel Ratgeberliteratur und manches passt so gut auf meine Situation und meinen Charakter, zu meiner Lebensgeschichte, meinen Voraussetzungen, eben alles, was mich dahin geführt haben, wo ich jetzt eben bin, dass ich wirklich staunend davorsitze. Ich lese 70 Seiten eines Buches und es ist so als würde mir das Buch eine ganze Beziehung erklären. Es tut gut, alles besser zu verstehen was passiert ist und wie es passiert ist. Ihn, uns, aber vor allem mich selbst.